Die Anlegestelle von Renascân (2)

  • Dorian ist zunächst so in Gedanken, dass er die beiden Kinder nicht bemerkt.


    Als dann das Gemurmel los geht, bleibt er stehen und schaut die beiden Jungen an. Ohne Anstalten zu machen, in das geschehen eingreifen zu wollen schaut er den beiden streitenden Kindern zu.

  • Schließlich fassen sich beide Buben ein Herz und gehen gemeinsam auf Dorian zu. Ja, ganz klar, die beiden hat er in Erinnerung, wenn auch nicht in guter. Ebenso wie den Stoffball.


    "Herr Gardist, wir...wir..."


    "...wir müssen da was..."


    "...melden."


    "Da ist was...also..."


    "...nicht mehr ganz so..."


    "Aber wir wollten's nicht! Das war keine Absicht!"


    "Ganz ehrlich!"


    "Der Ball ist da rein, weil der Brendel..."


    "Aber der Laurin hat gesagt..."


    "Und jetzt...naja..."


    "Wir glauben, es ist kaputt."


    "Ziemlich."


    "Ja."

  • Die Buben schauen sich kurz an, dann mach Laurin eine Schritt nach vorne und reicht den Ball an Dorian


    "Es war wirklich keine Absicht."


    "Echt nicht."


    "Wir wollten ihn nur aus dem Schuppen rausholen."


    "Dem Zeug ist auch nix passiert."


    "Ja, die Fässer mit dem Tee haben nix abgekriegt. Ehrlich."



    Der andere Junge verdrehte die Augen, als das Wort 'Tee' fiel.

  • "Hmmmmmmmmmmm...."


    "Also...."


    "Wir haben...also..."


    "Schiffe gucken war langweilig, weil nur Fischerboote da waren."


    "Also waren wir in da weiter hinten."


    "Und haben Ball gespielt.


    "Genau. Ball gespielt."


    "Und dann hat er gesagt, dass er den Ball an mir vorbei kriegt."


    "Und er hat gesagt, dass ich das nicht schaffe."


    "Ja."


    "Und ich, dass ich es doch schaffe."


    "Und dann ist der Ball in den Schuppen geflogen."


    "Weil da über der Tür ein offenes Fenster war."


    "Und da war er dann drin."


    "Und da drin...also..."


    "Dann haben wir..."


    "Weil die Tür ja zu war..."


    "Und nicht offen..."


    "Dann haben wir da diesen Turm gebaut."


    "Aus Sachen. Damit wir zu dem Ball können."


    "Durch das Fenster."


    "Zum Ball."


    "Wir wollten da drin auch nix anderes. Ehrlich."


    "Den Kisten ist nix passiert. Und den Fässern auch nicht."


    "Ja, dem Tee in den Fässern ist sicher nichts passiert!"


    "Naja...den Fässern nicht."


    "Nur die Tür ist...weil..."


    "Der Turm ist umgekippt...und..."


    "Die Tür war dann...äh...offen..."


    "Weil der Turm mit ihm direkt drauf...und so..."


    "Aber es war keine Absicht!"


    "Echt nicht! Ganz ganz ehrlich, Herr Gardist."


    "Ja."

  • Welcher Schuppen? Was für ein Turm? Was für Tee? Ich verstehe überhaupt nichts. Ihr führt mich jetzt zu der Stelle, an der ihr irgendwas angestellt habt.


    Dorian stemmt die Hände in die Seiten und deutet mit einem Kopfnicken an, dass die beiden Jungs vorausgehen sollen.

  • Die beiden Buben machten höchst unglückliche Gesichter, dann nickten sie und führten Dorian in den Norden der Unterstadt, in eine der hinteren Gassen. Sie sagten nicht besonders viel, aber wenn, dann beteuerten sie, dass es keine Absicht gewesen sein.


    ---> weiter Die Unterstadt am Hafen

  • Es war schon später Nachmittag, als an der Anlegestelle zwei mit Gardisten und Milizionären besetzte Ruderboote eintrafen. Am Pier wurden sie bereits von dem Sergeanten Lubos Pokorny, begleitet von zwei Gardisten und zwei Milizionären, erwartet.


    Die Boote machten fest und der Korporal Gallus Mahler sprang als erstes an Land, um mit finsterem Gesichtsausdruck auf den Sergeanten zuzugehen. Nur kurz drehte er sich um


    "Boote sichern, Material an Land bringen und alles zurück zum Wachgebäude. Appell in einer Stunde." gab er nach hinten weiter, worauf die Männer und Frauen taten wie ihnen gehießen - erstaunlich still. Fast wortlos. Keiner von ihnen hatte auch nur ein Lächeln auf dem Gesicht.


    "Formlose Meldung, Korporal!", sprach der Sergeant Gallus an "Wie sieht's aus, Gallus?"


    Der Korporal verzog den Mund, dann nickte er
    "Wir haben's. Wir haben das Boot."


    Die Augen des Sergeanten weiteten sich "Bei den Göttern! Und? Wo?"


    "In der Bucht von Lodur, am Strand. Scheinbar angespült, festgemacht war es jedenfalls nicht. Völlig unversehrt. Sogar die Ruder waren noch dran. Aber leer."


    "Und Konrad?"


    Der Korporal schüttelte langsam den Kopf


    "Keine Spur. Tut mir leid. Wir haben die Insel durchkämmt, zwei volle Tage. Nichts."


    "Die Küste? Die anderen Inseln?"


    "Einmal außenrum. Auch nichts. Wir haben das Boot dort gelassen, wir haben's vertäut. Auch Proviant und Wasser haben wir da gelassen. Und Material für ein Feuer. Falls er vielleicht doch..."


    "Glaubst du dran? Ernsthaft?"


    Wieder ein langsames Kopfschütteln


    "Ernsthaft? Nein. Wir haben alles durchsucht. Er ist nicht dort. Ohne die Krücken wäre er sowieso nicht weit gekommen. Und schwimmen? Das weißt du so gut wie ich. Keine Chance."


    Eine Zeit lang standen die Männer schweigend da. Dann klopfte der Sergeant seinem Korporal auf die Schulter.


    "Komm. Er war ein guter Mann. Wir wissen das."


    "Das war er."


    "Ja. Sehen wir's ein. Geben wir die Meldung weiter."


    Beide schauten hinaus aufs Meer, in Richtung der nördlichsten der Friedensinseln, der Insel Lodur


    "Die Götter mögen seiner Seele gnädig sein."

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Die Asalto Ehilos legte still schweigend an.
    Alle waren geschaft und die Seemänner wollten nur noch an Land.
    Ihren wohl verdienten Landgang bekommen. Das würde aber noch ein Paar Stunden dauern.


    Tauron ging mit Hinrich von Board. Vor her hatte Tauron sich noch von Feleya verabschiedet


    Hinrich und Tauron verschwanden im Kontor Van Daiks


    Die des Nachtens herum schlichen, bekomen noch ein paar fetzen des Gesprächs zwischen Hinrich und Tauron mit. So etwas wie, Ausschlafen, Bad einlassen, Zaunkönig, wir gehen einen Trinken Hinrich.

  • [17.04.]


    Nachdem Alexandre vom Zaunkönig zurückgekehrt und beim ersten Morgennebel weitergereist war, stach nun auch die Protecteur gegen Mittag mit neuen Befehlen in See

    Jean - Michel de Sarday
    Chevalier d´Arisent
    Magistrat des Hofes von Tir Thalessay


    Wir sind Schatten , Schemen der Nacht
    Wir sind Geister , die unerkannte Macht

  • Sanft schaukelt die Brigg „Kalypso“ auf den Wellen und drückt gegen das Pier. Taue fliegen vom Schiff aus auf den Anleger hinüber, wo sie von herbei eilenden Hafenarbeitern um die Poller gelegt und mit einem Palsteg gesichert werden. Bei so vielen kundigen Händen dauert es nicht lange, bis eine Planke von Deck auf das Pier hinüber wandert und gesichert wird. Auf dem Schiff wird schon der Seilzug betätigt und die Luken schlagen auf, um die Ladung schnellstens zu löschen. In dem Trubel fast unbemerkt verlässt ein vertikal herausgeforderter Mann das Schiff …


    Einige Minuten bleibt Askir noch auf dem Pier stehen, bis sich sein Gleichgewichtssinn wieder an das feste Land gewöhnt hat. Es wird wohl noch mindestens ein paar Stunden dauern, bis seine Beine nicht weiterhin versuchen werden den Seegang auszugleichen. So begibt er sich in einem leicht torkelnden Gang über das Pier in Richtung Unterstadt

    "Das sicherste Mittel, arm zu bleiben, ist ein ehrlicher Mensch zu sein." (Napoleon)

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  • An einem anderen Tag... und von einem anderen Schiff aus betritt Tear nach langer Reise und immer noch erschöpft von der Expedition die Anlegestelle von Renascân.


    Glücklich wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, scharren diese ein wenig über den Kai, ehe sie sich ein wenig suchend Richtung Stadt umsieht und das eine oder andere Mal von den unterschiedlichen Gerüchen am Hafen angezogen stehen bleibt und schnuppert.

  • "Mama? Mama!" Eine gehetzt wirkende Frau, an deren Hand ein vierjähriger Junge klebt - kleben wohl im wahrsten Sinn des Wortes, denn über seine freie Hand, seinen Mund und die Wangen verteilt sich eine Zuckerstange oder das, was von ihr übrig ist- , ignoriert die drängelnde Stimme ihres Sohnes. Aber nicht sehr lange. "Mensch Mamaaaa! Schau ma! Die sieht aber komisch aus!"


    Ein Zuckerstangenrest deutet auf Tear'asel. Die Mutter schaut verdutzt in die Richtung der Elbin, sie blinzelt kurz. Dann scheint sie zu erschrecken und zieht ihren Sohn schnell in eine andere Richtung davon. Ihr eigentliches Ziel scheint vergessen. Ob es das Aufblitzen eines spitzen Ohres unter den dunklen Haaren war, was sie erschreckt hat? Oder irgendetwas Anderes?

  • Jedes andere schmächtige Mädchen mit großen Augen und dunklen Haaren hätte verloren ausgesehen dort am Kai. Tias Arme waren gebräunt und kräftig, aber dürr. Der Wind zerzauste ihr langes Haar, das zu einem unordentlichen Knoten gebändigt war. Eben hatte sie noch Kisten mit Fisch aus dem kleinen Boot ihrer Mutter gehievt. Jetzt wischte sie sich mit dem schmutzigen Ärmel ihres Kleides über die Nase und beobachtete Tear.
    Ganz offen, ohne wirkliches Staunen. Vielmehr schien eine entschlossene Sehnsucht in ihrem Blick zu liegen, ein Versprechen, keine Bitte, kein Flehen. Einfach nur eine Bestätigung dessen, was schon so lange in ihrer Zukunft lag.

  • Tears Augenbraue hatte sich einen Moment gehoben, als sie das illustre Pärchen vorbeilaufen sieht aber letztlich hatte sich ihr Blick einzig und allein auf die Zuckerstange fixiert. Klebrig oder nicht schien sie in Form und Farbgebung durchaus anziehend auf die Wildelbe zu wirken.


    "Du hast ja keine Ahnung, wie komisch ich sein kann, Menschenwelpe," erwidert sie murmelnd und malt sich in Gedanken aus wie dieses Süssigkeit wohl schmecken würde.


    Letztlich steht der Entschluss fest, einen dieser Läden, wie Menschen es nannten, aufzusuchen, um sich dort so eine Süssigkeit zu besorgen. Tear entschließt sich diesen Weg zu gehen, es erscheint diplomatischer, als dem Menschenkind die seine zu entwenden, um zu probieren.


    Sie will ihren Weg schon aufnehmen, als sich die Haare im Nacken leicht aufstellen. Wie automatisch fährt ihr Kopf herum und dann liegen ihre unnatürlich blauen Augen direkt in Tias Blick.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Unerschrocken erwiderte Tia den Blick. Sie lächelte nicht, verzog keine Miene und bemühte sich auch nicht, sonderlich freundlich oder grimmig dreinzuschauen.


    "Tia!"


    schimpfte eine Stimme von weiter unten und eine weitere Kiste reckte sich dem Mädchen entgegen. Den Blick von Tear zunächst haltend, beugte sie sich runter um die Kiste in Empfang zu nehmen. Dann unterbrach sie doch den Blickkontakt und schloß für einen kurzen, für einen Menschen wohl kaum wahrzunehmenden Moment die Augen. Sie umfasste die Streben der Kiste und stellte sie auf die bereits wartenden.

  • Tear betrachtet die nun weiter arbeitende Frau und wirkt nachdenklich, ohne dass sich das jedoch auf ihren Zügen wiederspiegelt. Dann summt etwas an ihrem Ohr vorbei und der sofortige Blick nach dem Ruhestörer wechselt von leicht verärgert in verspielt um. Doch ehe sie das Insekt vor sich her pusten kann ist dieses schon weiter.


    Den Gurt ihrer Schwerter prüfend festigend geht sie schließlich weiter, doch das Aussehen und die aufnehmbaren Einzelheit der seltsam unberührt drein blickenden Person festigt sie in ihrem Hinterkopf...


    Normalerweise traf sie auf Menschen, die ihr irritiert, manchmal ängstlich, meistens jedoch mit dieser typisch abgeneigten Art und Weise entgegen kamen. Dieser entschlossene... und bemüht emotionslose Blick jedoch reizte ihre Neugierde. Sie würde sich vielleicht später darum kümmern... jetzt aber hatte der Wolf in ihr eine nahrhaftere Beute im inneren Auge und so spaziert sie ein wenig tänzelnd in die Richtung, aus der Junge und Mutter kamen,um einen Laden zu erwischen, der Süssigkeiten anbietet.

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • Tia legte eine Hand auf die kalte Haut des Fisches und strich leicht über die schleimigen Schuppen. Ihre Augen hatte sie niedergeschlagen, betrachtete seltsam entfernt das Tun der Hände, als wären es nicht die eigenen. Noch einen letzten Blick erlaubt sie sich der Fremden hinterher. Etwas in ihr hatte angeschlagen. Und dieses Etwas umfasste jetzt ihr Herz mit einem eisernen Ring und drückte zu. Erbarmungslos.
    Sie wollte nicht heiraten. Sie wollte nicht verlassen werden. Nicht schon wieder. Sie wollte nicht werden wie ihre Mutter und sie wollte keine Kinder haben. Niemals.
    Mit einem wütenden Ruck nahm sie den Henkel des Karrens auf, auf dem die Kisten standen und zerrte ihn an der Kaimauer entlang in Richtung der kleinen Kate, die sie mit ihrer Mutter bewohnte. Einige stumme Tränen bahnten sich ihren Weg durch ihr schmutziges Gesicht und hinterließen eine Ahnung von allzu heller Haut.

  • Bedauerlicherweise hatte die Elbe schon nach kurzer Zeit des Suchens am Hafen den Eindruck, dass es hier so etwas wie gesehene Süssigkeiten nicht geben würde.


    Mochte sich das eine oder andere Lager oder ein Fischhändler hier seinen Platz gesucht haben, Zuckerstangen hatten nicht direkt etwas mit Wasser und Schiffen zu tun. Ein leises Brummen verließ ihre Kehle und unbefriedigt und noch viel Zeit bis zum eigentlichen Grund ihres Hierseins veranlasste sie mit mißmutiger Laune wieder zum Kai zurück zu kehren und sich an einer weniger stark frequentierten Stelle jedoch unweit des Treibens von Ent- und Beladen der Schiffe niederzulassen.


    Unter ihren Beinen schwappte das Hafenwasser an die Mauern und der Geruch von Fisch und Algen tanzte um ihre empfindliche Nase. Nicht lange und der ihr Blick auf die glitzernden Wellen, die Gicht hin und hertrugen, verliert sich.


    Das Gefühl... frischen warmen Blutes, dass ihre Haut benetzte... das Geräusch das die geöffnete Kehle hinterlies, als sie hinter ihrem besiegten Gegner gestanden hatte. Das Prinzip von Jäger und Gejagte, dass sich zu ihren Gunsten erfüllt hatte, stellten die Haare an ihren Unterarmen auf... doch viel intensiver als das... waren diese wilden ungezügelten Augen des Kriegers, der ihrem Opfer zugesehen hatte, mit diesem alles verschlingendem Blick eines Räubers und mit einem Lächeln eines Siegers auf den Lippen.


    Wieder knurrte sie leise... soviel Leidenschaft... rausgelassen wie das Heulen eines Wolfes, der pure Instinkt... alles in ihr hatte vibriert nach mehr... mehr Blut, mehr Gefühle des Gegenübers, mehr Tote zwischen ihnen beiden... um sie erneut herauszukitzeln.