Ein Haus im südwestlichen Stadtteil

  • Das Haus, das Thiran und Anna in Amonlonde bezogen haben besteht aus zwei Stockwerken.
    Das untere Stockwerk enthält nur einen einzigen Raum, eine große Wohnküche, aus der eine steile Stiege ins obere Geschoß führt, das in zwei Schlafzimmer und einen weiteren kleinen Raum aufgeteilt ist.
    Obwohl das Haus klein ist wirkt es nicht ärmlich und die häufige Anwesenheit eines Elben ist deutlich an vielen kleinen Details zu erkennen.
    Ein kleiner Garten gehört zum Grundstück, ein Schuppen für Brennholz und Nutztiere, der im Moment leersteht, und ein gefaßter Brunnen.

  • In einem alten Apfelbaum im Garten hängt eine Art Korbwiege, in der im Moment die kleine Alina liegt und vom Wind und hin und wieder von ihrer Mutter geschaukelt wird.
    In einer Ecke des Gartens kümmern ein paar Pflanzen, die Anna zwischendurch mit wenig Hingabe und noch weniger Überzeugung gießt. Vielleicht ist auch der Platz, an dem die Küchenkräuter wachsen nicht unbedingt der Richtige...
    Ansonsten macht die Magierin einen recht zufriedenen Eindruck.

  • An der Türe des Hauses ist ein lautes Klopfen zu vernehmen, dann tritt Silia ein und schaut sich um.


    Als sie in der Wohnküche niemanden entdeckt geht sie in den Garten.
    Die letzten Tage haben ihr gut getan, sie sieht gefasster aus und ein wenig ihrer Ruhe scheint zurück gekehrt zu sein.

  • Silia lacht leise
    "Wie sollte jemand, der es schafft in seinem eigenen Körper neues Leben heranwachsen zu lassen, bis es reif für diese Welt ist nicht eine Neigung zur Heilung haben?"


    Sie hockt sich vor Anna und hält ihr ihren Arm hin.
    "Nehmt meinen Arm und fühlt ihn wie er jetzt ist, spürt ihn, wie ihr die Flamme gespürt habt."

  • Immer noch skeptisch und ein wenig linkisch nimmt Anna Silias Arm und versucht mit gerunzelter Stirn den Anweisungen nachzukommen. Andere Personen zu berühren, mal abgesehen von Thiran und ihrer Tochter, fällt ihr nicht unbedingt leicht.
    Und den Arm fühlen wie das Feuer?
    "Es ist... ein Arm...", sagt sie irgendwann etwas hilflos.

  • Die Elbe nickt und muss schmunzeln
    "Gut erkannt. Aber das meinte ich nicht. Ihr solltet versuchen tiefer zu fühlen. Wahrzunehmen was unter der Haut ist. Was ihr nicht sehen, sondern nur spüren könnt."

  • Anna versucht also, die Muskeln, Blutgefäße und Knochen unter der Haut zu visualisieren- und mit einem Mal, ungebeten, schieben sich Bilder von anatomischen Details aus einer anderen Ausbildung in ihre Gedanken.
    Rasch schiebt sie die Vorstellung von grauer Haut, zerfasernden Muskeln, deutlich sichtbaren Knochen von sich.
    Nein, dieser Arm ist warm und lebendig, Blut pulsiert durch ihn hindurch. Winzige Impulse befehlen den Muskeln, ihn zu bewegen.
    Verbunden mit einem Körper, der ihn versorgt.
    Anna folgt in Gedanken dem Blutstrom durch viele Verästelungen zurück zum Herzen, in die Lunge, in andere Körperteile.
    Sie merkt nicht, da sie die Augen geschlossen hat und was um sie vorgeht nimmt sie nicht mehr wahr.

  • Anna versinkt so sehr in das Strömen des Blutes durch Silias Körper, daß ihre Gedanken ein Teil davon werden. Den Schnitt bemerkt sie erst einmal gar nicht, ihre Gedanken wandern gerade durch einen anderen Teil des Körpers.
    Nach und nach erfaßt sie das System als Ganzes und schließlich wird ihr bewußt, daß irgendwo etwas nicht stimmt.
    Das friedliche Gefühl, mit dem sie sich von dem Strom des Blutes hat tragen lassen weicht Unruhe. Hat sie den Riß aufgetan? Ist es ihre Schuld, daß dort, wo sie ihn berührt, jetzt Blut entweicht? Ist ihr die Magie mal wieder entglitten?
    Irgendwo in ihrem Hinterkopf lauert das Wissen, daß es eine Form gibt, in der diesem Körper eine Verletzung nichts mehr ausmacht. Wenn der Blutstrom zum Stillstand kommt kann auch nichts mehr auslaufen, oder?
    Doch dieser Gedanke hat irgendwo einen Fehler und der liegt nicht nur darin, daß sie keine Ahnung hat, wie sie diesen Zustand für diesen Körper herstellen soll.
    Der Blutstrom zu diesem Riß stockt bereits und als sie das feststellt versucht sie diesen Effekt zu unterstützen. Wenn sie nur wüßte, wie das geht...

  • "Erinnert euch wie der Arm sich anfühlte, als er ganz war. Ermutigt eure Magie den gesunden Zustand herbei zu führen. Der Körper weis wie er sein müsste, ihr könnt ihm die Kraft der Heilung geben."
    dringt Silias leise Stimme an Annas Ohr

  • Der Körper weiß wie er sein müßte? Warum? Und Wo?
    Auf der Suche nach diesem Wissen läßt Anna sich immer tiefer sinken. Und stellt tatsächlich fest, daß eine Vorstellung eines vollständigen Körpers existiert, die sich völlig von dem unterscheidet, was sie geglaubt hat zu finden.
    Wie das nun mit Magie herbeiführen? Die ersten sorgfältig dosierten Versuche verlaufen im Sand und Anna runzelt angestrengt die Stirn.
    Sollte das wirklich so viel Kraft kosten, einen einfachen Riß in der Haut zu schließen?
    Nach kurzem Zögern läßt sie der Magie einfach freien Lauf.

  • Die Elbe wartet ruhig und betrachtet mit einem leichten Lächeln wie Anna sich konzentriert.
    Als sich die ersten Reaktionen zeigen und die Wunde beginnt zu verheilen, will sie die Verbindung schon unterbrechen, doch dann spürt sie plötzlich etwas...


    Sie kann sich nicht mehr bewegen, wie heiße Lava breitet sich die Berührung Annas auf ihrer Haut aus und sie kann sich nicht mehr bewegen. Sie spürt wie sich die Glut ausbreitet, ihre Körper füllt und Bereiche berührt, die sie verloren geglaubt hat, die nicht mehr existieren sollten. Ihr Körper erstarrt und ihr Geist kehrt sich nach Innen. Folgt dem Weg, den die wilde Magie nimmt und ein Teil ihres Verstandes versucht zu verhindern das es passiert. Es gab Gründe dafür, dass ihr die Magie genommen wurde, sie würde ohne sie leben. Doch sie wusste, dass sie sich gegen die Wilde Magie nicht wehren konnte, das sie es im Grunde nicht einmal wollte.


    Die Welt um sie herum versinkt in Dunkelheit, der Schrei der sich ihr entringen will ist stumm und dann verstummt auch das Geräusch ihres angestrengten Atems für sie.


    Die Starre der Elbe ist beendet und sie sinkt bewußtlos zu Boden.

  • Erst zufrieden, doch dann mit wachsender Unruhe spürt Anna, wie die Magie sich verströmt. Immer mehr Kraft fühlt sie in Silias Körper fließen, bis es ihrem eigenen Körper schwerfällt, das Herz weiter schlagen zu lassen, die Lungen mit einem weiteren Atemzug zu füllen.
    Heiß durchfährt sie der Schreck: Das Kind!
    Verzweifelt jetzt versucht sie den Strom aufzuhalten, der sie verläßt, doch sie kämpft vergeblich dagegen an und alles um sie herum wird schwarz.

  • Thiran geht pfeifend die Straße herunter auf dem Weg nach hause. Seine Schritte sind beschwingt, denn seine Verhandlungen mit einer der Tavernen war erfolgreich und er würde dort nun regelmäßig arbeiten können.


    Seine gute Laune ändert sich schlagartig, als er einen seltsames Gefühl spürt. Er braucht einige Sekunden, bevor er einordnen kann woher es kommt.. Anna! Etwas war mit ihr nicht in Ordnung!


    Mit einem unflätigen Fluch, die Bedeutung desses was er gerade spürte ignorierend, schiebt er die Tasche mit der Harfe auf seinen Rücken und rennt los. Wenn ihr bloß nichts passiert war. Sie wollte zu hause geblieben sein und irgendwie konnte er auch spüren, dass sie dort noch war, aber was war geschehen? Sie hatte etwas davon gesagt, dass sie sich mit Liadana treffen...
    bei dem Gedanken stolperte er, nur um danach noch schneller zu rennen.


    Als er in die Straße einbiegt, in der ihr Haus liegt, kann er schon die Scherben der Fensterscheiben auf der Straße liegen sehen.

  • Schon von der Straße aus kann er Alina im Garten weinen hören.
    Das Haus, das er durchqueren muß um in den Garten zu gelangen, sieht aus wie nach einem Erdbeben. Kein Stück Glas ist heile geblieben, Keramik liegt auf dem Boden, eine Wand weist einen durchgehenden Riß vom Boden bis zur Decke auf.
    Im Garten liegen Anna und Liadana in einem Kreis verbrannter Erde. Die Korbwiege hängt bedrohlich schief. Die dem Kreis mit den beiden Frauen darin zugewandte Seite des Apfelbaumes und der Hauswand ist schwarz verkohlt.