Das Haus von Glanwen

  • Zwischen Ober- und Unterstadt schmiegt sich dort, wo die Steigung des direkten Verbindungsweges am größten ist, eine Straße serpentinenartig an den Hang: Die Kleine bzw. die Große Spange.


    Am höher gelegenen Teil wurde vor geraumer Zeit ein Grundstück abgesteckt, das mittlerweile zu einem Haus geworden ist. Das Haus von Glanwen!


    Gesamter Stadtplan von Renascân

  • "Na, was ist denn hier los?", fragte der Architekt, der sich eben noch über den Bauplan und die Zeichnungen gebeugt hatte.


    Die Arbeiter, die eben dabei waren, den Mörtel anzurühren, um sich an die zweite Etage des Hauses zu wagen, hielten inne, als einige Gestalten, offenbar Magier, den Schauplatz des Geschehens, also die Baustelle betraten.


    Die vorderste Gestalt hob die Kapuze an und das blonde lange Haar der Bauherrin selbst wurde sichtbar. Sie lächelte und reichte dem Architekten die Hand.


    "Seid gegrüsst, Meister. Ich habe euch Verstärkung mitgebracht. Dies hier sind Magier des Herzogs Patela zu Nevenburg, der sie mir freundlicherweise als Begleitschutz und als Helfer beim Hausbau zugeteilt hat!"


    Sie entrollt ein Pergament mit dem Siegel Nevenburgs versehen.


    Glanwen wartete ruhig auf des Architekten Reaktion.

  • "Magier???"


    Der Architekt schaute Glanwen entgeistert an.


    "Ja, was soll ich denn mit denen?"


    Magie war noch recht neu in Magonien und wurde immer noch mit Skepsis betrachtet. Die paar Magier, die ihm bisher hier in Renascân begegnet waren, würden sich ganz bestimmt nicht auf seiner Baustelle die Finger schmutzig machen wollen. Er sah absolut keinen Zweck für Magier auf einem Bauplatz. Was machten Magier schon? Labern und etwas heilen und Feuer und - jedenfalls nichts Nützliches. Von Nevenburg hatte er auch noch nie etwas gehört.



    "Verzeiht, Frau Menelir, ich freue mich, Euch zu sehen!"


    Er hüstelte verlegen und zuppelte am Verschluss seines Umhangs.


    "Versteht mich bitte nicht falsch, aber ich, ähm, nun ja... vielleicht wären die werten Herren in der hiesigen Akademie besser aufgehoben. Meine Männer sind fleißige, starke Arbeiter, wir liegen gut in der Zeit..."


    Er hoffte, die Arbeitgeberin nicht verärgert zu haben. Und doch, beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, was er mit diesen Magiern anfangen sollte. Ratlos kratze er sich am Kopf.

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Sie lächelte. "Hm... die Herren hatten sich bereiterklärt, die Steine... nun, mit Magischer Zauberkraft aneinanderzubinden... etwas, dass eure Arbeiter nicht vermögen. Auch werden sie sich um Schutzzauber um das Haus kümmern. Aber ich wollte keinesfalls eure bemühungen unterbrechen." Sie wendete sich zu den Herren um, "Der Herr Architekt hat Recht. ich denke, fürs erste seid ihr in der Akademie besser aufgehoben. Ich werde euch rufen lassen, wenn der hausbau vollendet ist. Dann werdet ihr euren Teil beitragen können."
    Sie wendet sich wieder an den Architekten und schaut ihn fragend an. "Wäre dies zu eurer Zufriedenheit?", ihr Lächeln ist offen und freundlich.

  • Der Baumeister schluckte. Steine mit magischer Zauberkraft aneinander binden? Das konnte er sich nicht vorstellen. Er hatte schon viele Häuser gebaut. Das ging sehr gut ohne Magie. Wahrscheinlich noch besser, jawoll! Schutzzauber... das hörte sich allerdings sinnvoll an, auch wenn er davon nichts verstand. Er hatte Gerüchte gehört, dass die Akademie mit Zauberei geschützt sei, aber er verstand eben nichts davon und wollte es auch gar nicht. Magie war ihm suspekt. Deshalb war er auch sehr froh über den Kompromiss der Arbeitgeberin. Er strahlte und nickte.


    "Ja, Frau Menelir. Das ist ein sehr guter Plan. Wo kann ich euch finden, wenn wir fertig sind?"

  • Der Baumeister strahlte. Sein Gesicht hatte in dem Moment fast etwas von einem kleinen Jungen, obwohl er sicherlich schon über 40 Sommer gesehen hatte.


    "Ihr werdet nicht enttäuscht sein, Frau Menelir! Ich werde Nachricht schicken, sobald wir fertig sind."



    Damit drehte er sich um und spornte seine Leute erneut an. Die Betriebsamkeit, die mit dem Eintreffen der Fremden abgeebt war, war nun wieder im vollen Gange.

  • "Alle Himmel nochmal, wie sieht es denn hier aus? Hier ist ja noch nichts, aber auch GARnichts vorbereitet", eine Stimme, hell wie Glockenläuten klingt durch die leeren hellen Räume, die in der letzten Zeit hier aus dem Boden gewachsen waren.


    Goldener Glitzerstaub weht über die Parkettdielen, heftet sich an die Wände, die in schöner Aprikosenfarbe, der Farbe des Sonnenuntergangs gehalten sind. Die grünen Ranken, die außen am Haus entlanglaufen, verleihen dem Haus einen sanften Touch von Natur und Wald.


    Zwei kleine Feen schwirren durch die Räume, besehen sich die schönen Glastüren hinaus in den noch wilden Garten, die Schiebetüren, die die einzelnen Räume trennen, die Wendeltreppe, deren Geländer mit Efeuranken verziert wurden, besichtigen auch die oberen Räume, das Haus scheint von innen größer als es von auß0en aussieht.
    "Wir sollten anfangen", meint der erste Fey schließlich.
    Der Zweite, Kleinere nickt und antwortet leise: "Damit sie wenigstens hier wieder zur Ruhe kommen mag."

  • "Komm Tin, lass uns anfangen einzurichten!"
    "Aber wie denn, Fin, wenn wir nicht mal wissen, wo was hinsoll. Und vor allem... womit einrichten?"
    "Und was dann?"
    "Lass uns den Korb abgeben und Sonea Guten Tag sagen!"
    Fin nickte und folgte seinem Bruder durch die Räume zu einem weißen Korb, der dort stand, liebevoll gepackt und wartend...

  • --------------> von der Anlegestelle kommend.


    Sie sah das anheimelnde grüne Dach schon, als sie die Straße entlangging. Die Efeuranken, die sich, mittlerweile gut erblüht, um die einzelnen Balken rankten. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. Der Efeu würde Schatten spenden . Man musste ihn nur etwas im Auge behalten.


    Sie öffnete das filigrane Gartentor, das in den, noch verwilderten Garten wies, um den sie sich als nächstes würde kümmern müssen. Ihre Füße berührten das hohe Gras, sie roch den Duft der Wildblumen, sah Bienen beim Fliegen zu und für einen Moment vergaß sie völlig ihre Müdigkeit, und dass da ein noch völlig leeres Haus stand, das eingerichtet werden wollte.


    Dann aber hörte sie feinen Glöckchenklang und zwei kleine Feen schwirrten auf sie zu. "Sanyasala, Glanwen!", riefen sie in vertrauter Sprache und Glanwen lächelte, als sie Fin und Tin, das berühmt-berüchtigte Zwillingspärchen des ganzen Aventurischen Sommerhofes erkannte. Gemeinsam mit ihnen, betrat sie das Haus... nur um sogleich in Staunen zu verfallen:


    "Wer hat denn hier schon... hier ist ja schon einiges geschehen?", verwundert stellte sie ihren Rucksack und die Laute ab.
    "Das war Sonea!", platzte Fin lauthals heraus und Tin zog seinen Bruder am rechten Ohr. "Jetzt halt dich mal zurück. Ja, es war in der Tat Lady Sonea, die ihrer Schwester ein kleines Willkommensgeschenk machen wollte."
    "Ach wie lieb von ihr!", Glanwen lächelte und begann gemeinsam mit den Feen, ihren Rundgang durch die Räume.

  • Inwzischen hatte sich einiges verändert, seitdem die Herrin des hauses einige Wochen wieder zuhause war.


    Die unteren vier Räume, die Küche, der Salon, das Wohnimmer und das Gästezimmer waren eingerichtet, es duftete nach Tee und Gebäck, denn die Hausherrin buk sehr gern. Das Gästezimmer war verschlossen, das Türschloss war sehr sehr merkwürdig aufgebaut und nur eingeladene Gäste würden hier Zutritt finden.


    In den oberen drei Räumen war noch nicht alles fertig. Lindains Zimmer war noch leer, er sollte sich selbst aussuchen, wie er es haben wollte. Das Musikzimmer jedoch und das Schlafzimmer der Hausherrin waren fertig und die Böden glitzerten, Pflanzen im Musikzimmer ließen den Betrachter innehalten.


    Durch die hohen Fenster konnte man sehen, dass die ersten Pflanzen im Garten bereits sprossen...

  • Glanwen unternahm einige Nachmittage später einen Spaziergang.
    Jetzt wollte sie die Örtlichkeiten endlich genauer in Augenschein nehmen.


    So schloss sie die Tür, schlenderte durch den wachsenden Garten und die Straße hinunter...



    >>>>>>>>>>>> Der Dorfplatz von Renascân

  • ---------------->Vom Zaunkönig


    Glanwen öffnete die Haustür und schloss sie hinter sich wieder.


    "Injalah? Fin? Tin? Ist irgendjemand da?"


    Einige Räume weiter klingelte es und das vertraute Flügelschlagen der Zwillingsbrüder und Fin und Tin kamen herangeschwirrt.


    "Himmelslied, Himmelslied!"
    "Ihr seid ja wieder da!", riefen die beiden im Chor und ließen sich auf Glanwens Schultern nieder.
    Glanwen seufzte leise und nickte.


    "Ja, ich bin wieder zuhause. Sagt, ihr beiden, wo ist Injalah?"
    "Draußen, im Garten, bei den Blumen...", erwiderte Fin und lächelte.
    Glanwen nickte und öffnete die Terassentür und trat einige Schritte in den Garten hinaus.


    "Injalah? Bist du da?"
    Ein dunkler Lockenkopf kam hinter einem Baumschößling hervor und Augenblicke später wurde ein Junge sichtbar, der an die sechzehn Sommer alt schien.
    "Der Tee ist bereits fertig, Lady Himmelslied."