Die Küche 8

  • "Hm", macht Kassandra. "Ich geh mal nicht davon aus, daß du Bürgerin Amonlondes werden möchtest. Also wird das möglicherweise etwas mehr kosten, aber sowas wie eine 'Handelsniederlassung' - oder wie die Mondelben, eine Botschaft, wäre vielleicht möglich. Doch das ist dann tatsächlich eine Sache, die der Rat entscheiden könnte."
    Sie schnitzt an einer Kartoffel herum.
    "Du könntest natürlich auch zu unseren Nachbarn gehen und sie fragen ob du deine Flüchtlinge drüben unterbringen kannst. Du willst ja wahrscheinlich nicht bauen, Bauvorhaben auf der anderen Flußseite bereiten dem Rat Bauchschmerzen..."

  • "Hm, dann geht mal lieber in deckung, denn ich hab spielzeug dabei. Also wirds gleich wohl rabaukig." Grinsend schiebt sie die Tür auf und kommt mit großem, tuchbedecktem Korb herein.

  • Den Korb über den Kopf haltend fischt sie Spielzeuge heraus und verteilt sie an die Kinder. Puppen mit beweglichen Gliedmaßen, ein Vogel, dessen Flügel sich auf und ab bewegen, wenn man ihn schnell genug durch die Luft bewegt, ein Huhn zum Schieben, dass dabei regelmäßig mit dem Schnabel auf den Boden pickt und einige Kuschelhäschen mit weichem Fell.
    Als alle Kinder versorgt sind beugt Vittoria sich zu ihnen runter. "Nicht vergessen, wenn ihr Ideen habt, was ihr mal gerne hättet - laßt es mich wissen, ja!"

  • Die Kinder sind fast zu beschäftigt mit dem Bewundern ihrer neuen Spielzeuge als daß sie Vittoria auch nur hören könnten.
    Ellemir schmunzelt.
    "Ancale hätte gerne einen lebensgroßen Drachen der fliegen und feuerspucken kann", meint sie trocken.
    Der Junge schaut von seinem Spielzeug auf. "Kannst du sowas?", fragt er Vittoria.

  • Die Tür der Küche schiebt sich auf und es ertönt ein halblautes Krächzen, dann tappt etwas zur Sitzbank und dann hüpft das Greifenküken auf die Bank.


    Nachdem sie mit ihren kleinen Fügel geschlagen hat und ihre Federn vorne einmal gesträubt hat, setzt sie sich auf ihr Löwenhinterteil, legt den Schwanz um ihre Vorderkrallen und schaut sich das Spektakel an.


    Neugierig beäugt sie die Spielsachen und bei der Anblick des Kuschelhasens seufzt sie sehnsüchtig.

  • Bei Ellemirs Worten hat Vittoria gelächelt, bei Ancales Frage aufgelacht und den Kopf geschüttelt. "Drachenhaut ist zu teuer Ancale. Lebensgroß wäre unbezahlbar." Das klingt völlig ernst, aber in ihren Augen blitzt es schelmisch.
    Als das Greifenküken hereinkommt, schaut Vittoria sehr überrascht. "Ein neuer Hausgast, Ellemir?"

  • Sie tritt näher an Ellemir heran. "Sag mal, wenn ich Dauerbesuch hab bei mir, sollte ich den dann irgendwo anmelden? Könnte sein, dass die drei dauerhaft bleiben - naja, eigentlich ist das sogar ziemlich sicher." Sie verzieht das Gesicht. "Die ohne einen Dreifachmord wieder loszuwerden ist fast unmöglich." Das klingt nur ganz wenig scherzhaft, vielmehr besorgt.

  • "Ich war mit ihrer Mutter befreundet. Vor zwei Wochen standen die drei Kleinen vor unserer Hütte, mit allem drum und dran und total verheult. Jemand hat ihr Zuhause niedergebrannt, und ihre Mutter war noch drin." Sie zuckt die Schultern. "Da konnte ich sie ja natürlich nicht wegschicken."

  • "Oh, das klingt ja furchtbar", sagt Ellemir mitleidig. "Brauchst du Hilfe mit den Kindern?"
    Sie schneidet ein kleines Stückchen Fleisch vom unfertigen Braten ab und reicht es dem Greifenjungen.
    "Oh, das ist übrigens Tuia."

  • Vittoria lächelt das Greifenjunge an. "Nein, die drei sind pflegeleicht und total in meine Jungs vernarrt, das hilft auch. Über den ersten Schock sind sie glaub ich hinweg. Bisher hab ich verhindern können, dass sie hier ihre Bäume pflanzen, weil ich noch nach Verwandten suche, bei denen sie vielleicht leben können. Das wär auf die Dauer wahrscheinlich besser für sie als unter Menschen aufzuwachsen."