Das Meer - Zwischen Magonien und anderswo...

  • Alanis stützt wieder das Kinn in die Hand und schenkt ihm ein schiefes Lächeln. Das Thema macht sie sichtlich verlegen, während sie spricht, irrt ihr Blick ein wenig an ihm vorbei.


    "Ich denke wir beide sind uns darüber im Klaren, dass eine Änderung eine unglaublich dumme Idee ist - wenngleich eine schöne Idee."

  • "Eine Änderung wovon?"


    Damorg war klar anzumerken das schlechte Laune sich in ihm breit machte, darüber das sie beide immer wieder um die ganzen Sache drumrum redeten.
    Die Worte kamen lauter aus seinem Mund als er beabsichtigt hatte.

  • Alanis weicht einen Schritt zurück und wird blass, dann schießt flammende Röte in ihre Wangen. Sollte sie doch etwas missverstanden haben -? Abwehrend hebt sie die Hände.


    "Ich - vergiss, was ich gesagt habe. Wenn ich Dich in irgendeiner Weise missverstanden haben sollte, was Deine Absichten angeht-."


    Sie gerät ins Stottern.


    "Ich wollte Dir nicht zu nahe treten."

  • "Nein hast du nicht."


    Diese Worte kamen recht eindringlich fast wütetnd aus seinem Mund und erst jetzt wurde ihm klar was er eben getan hatte. Er warf einen kurzen Blick zu den Seeleuten, deren Aufmerksamkeit sie mittlerweile fast vollständig gewonnen hatten. Dann fuhr er mit gedämpfter, freundlicher fast entschuldigender Stimmer fort.


    "Nein hast du nicht, du hast sie richtig verstanden. Und du hast das ausgesprochen wozu mir die ganze Zeit der Mut gefehlt hat."

  • "Oh." Ein Schaf hätte in diesem Moment intelligenter geschaut als Alanis. Als sie Damorgs Blick auf die Seeleute folgt, blinzelt sie kurz, reißt sich zusammen und rückt wieder in die alte Gesprächsposition neben ihm zurück, so als sei rein gar nichts geschehen. Mit den Händen kühlt sie indes ihre brennenden Wangen und schaut hinunter in die See, die sich am Schiff entlang in schaumigen Wellen bricht. "Nun", sagt sie dann in vollkommen neutralem Tonfall. "Dann ist das ja geklärt. - Hm, naja, eigentlich klärt das gar nichts." Dann gehen ihr allerdings die Worte aus und sie blickt fragend zu ihm.

  • "Immerhin ist es nun ausgesprochen."


    Sein Hals schnürrte ihm die Luft ab. Ein Kampf mit einem blutrünstigen Ork, der ihm die Beine zertrümmert wäre ihm in diesem Moment lieber gewesen.
    Er schaute ihr in die Augen ,aber kein weiteres Wort folgte.

  • Schweigen legt sich über sie. Alanis gelingt es dieses Mal, den Blick nicht abzuwenden, obwohl Verlegenheit und große Zweifel an dem, was sie gerade tut, in ihr wüten. Sie lächelt Damorg an, doch es ist neben einem großen Maß an Zuneigung auch Ernst in ihren Augen.


    "In 25 Tagen" , wiederholt sie dann leise mit einer Stimme, die in ihren Ohren seltsam fremd klingt. Seit wann ist sie so schüchtern und gehemmt in diesen Dingen? "Es ist Deine Entscheidung."

  • Alanis seufzt leise und lehnt sich wieder an die Reling, mit der rechten Hand die steifen Finger an der Linken massierend. Man merkt, daß sie mit den Worten ringt.


    "Ich bin in meiner Lebensführung frei, Du nicht", gibt sie zu bedenken, beißt sich in einer Verlegenheitsgeste kurz auf die Unterlippe und setzt dann hinzu: "Wie Du schon sagtest - Priester werden nun einmal beobachtet. - Oder irre ich mich in meiner Einschätzung und sehe schwärzer, als ich es eigentlich tun sollte?"

  • "Natürlich kennt man mich in Renascan und obwohl ich Priester bin habe ich noch die Freiheit über mich selbst zu entscheiden. Das Schlimmste was ich oder wir ertragen müssten wäre wohl das Geschwätz der Waschweiber."


    Damorg zwinkerte, er war sich durchaus bewusst das es noch anderen Konsequenzen nach sich ziehen würde als nur das Geschwätz in der Siedlung, aber daran wollte er gerade nicht denken.

  • "Du hast damals auch auf das Geschwätz der Schankmaiden gehört, als es um die Frage ging, ob ich verheiratet bin oder nicht" , bringt sie Damorg in Erinnerung und schmunzelt leicht. Man sieht ihr an der Nasenspitze an, daß seine Erwiderung auf ihre vorgetragenen Zweifel sie nicht vollends überzeugt hat. "Im Endeffekt ist es eine Frage der Moral. Und ein Priester ist nun einmal Ausdruck der Moral, die in seinem Glauben gelebt wird. Dein Glauben erlaubt Ehefrauen und verdammt den Gang zu den Huren. In welche Kategorie würde ich fallen und wie würdest Du mich letztendlich doch rechtfertigen können?" Sie lächelt sanft.

  • Damorg machte große Augen.


    "Du eine Hure? Bezahle ich dich? Und hast du vor nach einem Tag gleich wieder zu verschwinden?"


    Damorg lächelte, aber er konnte seine Unsicherheit nicht überspielen. Alanis Frage hatte gesessen.

  • "Du weißt, wie ich das gemeint habe, Damorg" , erwidert sie, vielleicht einen Hauch kühler als noch zuvor. "Gerade wir als Priester wissen, dass die Menschen, denen wir die Botschaft unseres Glaubens vermitteln, zu gerne die Welt in Schwarz und Weiss sehen. Und sie sehen auch uns auf diese Art." Der abweisende Ausdruck auf ihrem Gesicht verflüchtigt sich wieder und macht Niedergeschlagenheit Platz. Sie blickt wieder hinaus auf's Meer, wo die Umrisse von Magonien endgültig verschwunden sind und der unendlichen Weite der Ozeans Platz gemacht haben. "Und was das Verschwinden angeht - damit könntest Du sogar Recht haben. Abgesehen von der Tatsache, dass jeder von uns jederzeit sein Leben verlieren kann -."

  • "Ich weiß das du viel auf Reisen bist und ich dich nicht halten könnte, selbst wenn ich wollte. Das unsere Leben häufig in Gefahr sind weiß ich auch, das haben wir in den letzten Monaten nur zu deutlich gesehen."


    Damorg schlug mit der rechten Faust auf die Reling vor sich, so dass das Holz knackte. Wäre seine Hand nicht taub, wäre wohl noch ein Schmerzensfluch gefolgt. So presste er nur zwischen den Zähnen hervor.


    "Ich weiß das alles, aber was soll ich machen."


    Er starrte zu den Wellen, welche sich an den Wänden des Schiffs brachen. Die Tränen standen ihm in den Augen.

  • Ein Matrose schlurfte mit einem Putzeimer samt Schrubber heran und begann, in der Nähe der beiden das Deck zu säubern. Der Bursche war, soweit man sehen konnte, ganz gut bei Kräften, hatte aber eine etwas blasse Gesichtsfarbe. Mit einer stoischen Ruhe tat er seinen Dienst, und auch wenn man nicht zu ihm sah, so konnte man doch das Geräusch des über Holz scheuernden Schrubbers schwer überhören


    "Alles dreckig..." hörte man ihn murmeln

  • Alanis zuckt bei seinem Ausbruch erschrocken zusammen und sie weicht wieder ein wenig von Damorg zurück. Ein Schatten legt sich auf ihr Gesicht. Ihre Hand schießt vor und legt sich auf seine auf der Reling.


    "Mach so etwas nicht wieder" , sagt sie sehr, sehr leise, damit die Seeleute sie nicht hören, und sie hat Stahl in der Stimme. Ihre Hand verschwindet wieder von seiner."Es hat mir wirklich gereicht, Dich abgestochen oder halb aufgefressen aus einem Keller kriechen zu sehen. Das hier war unnötig."


    Sie lässt die Augen gen Horizont schweifen, dann lässt sie den Blick über Deck gleiten, wobei er auch kurz auf dem blassen Schwabbergasten in ihrer Nähe ruhen bleibt.


    "Hast Du Dich verletzt?" , fragt sie und unterdrückt den Impuls, selbst nachsehen zu wollen.

  • Er tastete die Hand kurz ab und legte sie dann wieder auf dei Reling.


    "Ich glaube nicht."


    sagte er ruhig fast etwas beleidigt wie ein kleines Kind.


    "Entschuldige bitte, aber diese Hilflosigkeit macht mich wütend."

  • Alanis verbeißt sich eine scharfe Antwort, als ein kleiner Schauer über ihren Rücken kriecht. Sie hebt den Blick zu den Segeln, die sich unter jäh auffrischenden Windböen aufblähen, dann schaut sie wieder zum Horizont hinter dem Bug des Schiffes, wo sich dunkle Wolken zusammenballen, wo vor ein paar Momenten noch fast klare Sicht gewesen war. Herbstwetter sich tückisch auf See, wie sie weiß und ein Hauch von Panik gleitet über ihr Gesicht.


    "Es frischt auf" , sagt sie unnötigerweise und zieht die Schultern zusammen. "Ich hole meinen Mantel von unten. Kommst Du mit?"


    Hinter ihnen scheucht der Maat ein Mann mehr in die Takelage, um mehr Tuch zu setzen und die kräfitigen ablandigen Winde zu nutzen.

  • Er nickte nur kurz und setzte sich dann in Bewegung, Richtung Treppenabgang. Diese Wetter noch einer der Gründe warum er Seefahrten nicht leiden konnte. Seine Schritte waren langsam, er fühlte sich einfach nicht wohl.

  • Alanis Schritte sind aufgrund des stärker werdenden Rollen des Schiffes auch nicht sonderlich sicher. Der heckseitige Niedergang, der sogar ein kleines Geländer aufweist, führt sie hinunter ins Zwischendeck, in das nur durch den Treppenzugang Licht fällt. Das Zwischendeck selbst ist bis auf die abgetrennte Ecke für die Reisenden, in der man hinter den stoffernen Trennwänden, die mit Holzlatten beschwert sind, einige Hängematten erahnen kann, leer. Die Hängematten der Mannschaften hängen noch in den Finkennetzen an der Reling des Schiffes, um auszulüften und im Deck Platz für das Backen und Banken der Mannschaft zu machen.


    In Alanis Hand erscheint auf eine gemurmelte Bitte hin eine kleine, bläulich kalt schimmernde Flamme, als sie durch den leeren, düsteren Raum geht und in ihrem winzigen Bereich verschwindet, um wenig später, eingehüllt in ihren dunkelgrünen Lodenmantel, wieder aufzutauchen, zwei kleine Beutel in der Hand, von dem sie einen an Damorg weiterreicht.


    "Dein Gesichtsausdruck sagt mir, dass Du auch seekrank bist. Hier. Kau das, wenn es zu schlimm wird. Das ist Ingwer, das wirkt immer."