Das Meer - Zwischen Magonien und anderswo...

  • "Es freut mich zuhören das du nicht gleich abreisen musst."


    Damorg wirkte nachdenklich, hatte bereits ganz verdrängt gehabt worüber sie auf Deck gesprochen hatten.


    "Das werden wir wohl.... Aber Dort gibt es Türen die man schließen kann und große Wälder. Außerdem haben sich einige bestimmt schon ihren Teil bei deinem letzten Besuch gedacht."

  • "Wenn ich direkt abreisen würde, sähe das ja fast wieder nach einer meiner berühmten Fluchten aus" , gibt sie lächelnd zu, doch das Gefühl, das über ihre Züge huscht, kann man bestenfalls als gequält bezeichnen. Die Skrupel, die sie eine kleine Weile hatte zurückschieben können, sind nun ganz deutlich in ihrem Gesicht zu sehen. Als er erwähnt, dass ihr Verhalten wohl doch aufgefallen sein könnte, erbleicht sie. "Was meinst Du damit - wer hat sich seinen Teil gedacht?" Sie stößt einige Worte in einer fremden Sprache aus und es klingt verdächtig nach einem Fluch.

  • "Gerion hat uns alleine im Wald gesehen, einem Gardisten kommen nicht viele Dinge in den Kpf , wenn er einen Mann und eine Frau alleine im Wald trifft. Miriel hat uns im Tempel gesehen, du erinnerst dich an die Frau am Laya Schrein? Sie ist Priesterin der Lächelnden. Sie kann Gesten und Verhalten wie ein Buch lesen. Desweiteren kann sich das jeder Bewohner in Renascan denken ,der etwas Grips in der Birne hat. Ich hatte noch nie etwas mit einer Frau zu tun, die nicht in irgendeiner Form etwas mit der Garde oder dem Tempel zu tun hat. Und selbst dann sind es nicht viele, geschweige denn das ich mich mit dir in meiner wenigen Zeit getroffen habe, die mir neben meinen Aufgaben noch bleibt."


    Damorg erzählt das ganze nüchtern ohne eine Wertung mit seiner Stimme abzugeben, dann zuckt er mit seinen Schultern.

  • Alanis lässt die Schultern nach unten sacken.


    "Verdammt. Dann hätten wir es gleich am schwarzen Brett im Zaunkönig aushängen können, oder vielmehr ich." Schuldbewußt blickt sie ihn an und fährt sich durch die Haare, was die Symmetrie ihres Zopfes endgültig ruiniert. In einer fahrigen Geste streicht sie sich zwei Strähnen hinter die Ohren. "Entschuldige, ich habe da einfach nicht nachgedacht. Ich bin daran gewöhnt, mich recht frei in einem Kreis von Menschen zu bewegen, die es nicht stört, was ich in meiner freien Zeit tue - und die mir daraus auch keinen Strick daraus drehen würden. Mein Fehler, anzunehmen, dass es bei Dir ähnlich wäre. Herrjeh, ich bin so dämlich -." Es klingt ehrliche Betrübnis in ihrer Stimme mit.

  • "Es ist nicht deine Schuld. Ich habe genau gewusst was ich getan habe. Ich hätte hätte es verhindern können, wenn ich es gewollt hätte."


    Damorg rückt ein Stück näher zu Alanis und wirft ihr einen fragenden Blick zu.


    "Was ändert das schon für mich?"

  • Alanis räuspert ihre Stimme frei, die auf einmal zu kippen droht. "Was wäre die schlimmste Konsequenz, die daraus für Dich entstehen würde, wenn wir -? Und eine Antwort, die Waschweiber enthält, lasse ich dieses Mal nicht gelten." Prüfend blickt sie ihn an, hat durchaus gemerkt, daß er ihr näher gekommen ist. Zerrissenheit spiegelt sich in ihrer Körperhaltung, sie ballt ihre rechte Hand im Schoß, damit sie sie nicht ausstreckt, um ihn zu berühren.

  • "Es wird bald neue Kapal Priester geben, wenn mit dem Bau des Tempels begonnen wird. Damit kann ich einen großen Teil meiner Verpflichtungen abgeben. Die Garde wird zu mir halten da bin ich mir sicher. Was ein paar Bauern und Handwerker von mir halten ist egal. In Renascan ist alles etwas anderes als auf der Insel. Du wirst zum Beispiel auf der ganzen Insel keinen Tempel finden in dem alle Fünf beheimatet sind, in Renascan schon. Warum sollte es also keinen Kapal Priester geben, der sich in eine Frau verliebt?"


    Er nahm mit beiden Händen ihre Faust und öffnete sie sanft, dann streichelte er über ihren Handrücken.

  • Alanis schluckt schwer, als er von Verliebtheit redet und schaut zur Seite. Als er ihre Hand nimmt, werden plötzlich ihre Augen feucht, was sie selbst ein wenig überrascht, da sie sich doch fest vorgenommen hat, eine sachliche Unterhaltung zu führen.


    "Das ist mit Abstand das Unglaublichste, was je irgendein Mann für mich zu riskieren bereit war."

  • "Schau mich bitte an."


    Die Worte klangen nicht wie eine Forderung, sondern genauso wie sie gemeint waren, als eine Bitte.


    "Ich würde auch noch mehr riskieren, wenn es sein müsste, doch dazu muss ich wissen ob du das überhaupt möchtest."

  • Alanis Blick, der sich mit Damorgs kreuzt, wirkt traurig und ein wenig gehetzt, so als habe man sie in eine Ecke getrieben, aus der es kein Entrinnen mehr gab. Sie atmet tief und zittrig durch.


    "Ich weiß nicht, was ich will" , gibt sie zu und es klingt reichlich kläglich. "Mein Bauchgefühl sagt mir, daß ich keine Minute warten und alle Zweifel über Bord werfen sollte, was Dich und mich angeht. Ich habe Dich sehr, sehr gern und ich glaube, ich könnte Dich wahrscheinlich so lieb gewinnen, wie Du mich offensichtlich hast." Sie lässt den Kopf hängen und starrt auf die Tischplatte. "Und andererseits erzählt mir mein Verstand, daß das Risiko, das Du eingehen willst, zu groß ist. Vor allem für jemanden wie mich-." Sie macht eine alles umfassende Geste, so als versuche sie all die Dinge zu bezeichnen, die er eben noch nicht über sie weiß oder jene Dinge, die ihm im Glanze einer Verliebtheit vielleicht nicht auffallen mochten. "Ich könnte mir selbst niemals verzeihen, Dich in unsäglichen Probleme gestürzt und einer ganzen Siedlung einen Priester genommen zu haben, wenn es am Ende für mich dann doch nicht mehr ist als mit Dir ins Bett zu gehen. "


    Die letzten Worte klingen harsch, aber ihnen wird die Spitze von dem leichten Zittern von Alanis Hand genommen, die immer noch in Damorgs Händen ruht.

  • "Entscheiden wir als Priester nicht immer aus dem Bauch heraus? Für jemanden wie dich, was meinst du damit? Du bist du und das ist gut so, du bist nicht irgend jemand. Wenn es dir nur ums Bett gegangen wäre, hättest du dir längst nehmen können was du wolltest. Aber wenn die Zweifel so stark an die nagen...."


    Damorg hält inne bevor sich seine Stimme überschlagen kann. Die Augen schließt er, damit keine Träne ihren Weg finden kann. Er versucht zu schlucke, aber er kann nicht, seine Kehle ist trocken wie Staub.

  • Unangenehmes Schweigen breitet sich in dem kleinen, schwankenden Raum aus. Alanis starrt eine Weile blicklos auf Damorgs Profil und ringt mit sich, ihren Gefühlen und Zweifeln und vor allem mit einer Antwort, die sie ihm schuldig ist.


    "Zweifel", sagt sie schließlich leise. "Sie sind dafür da, dass man sie besiegt. Aber ihre Mahnung sollte man nicht so einfach in den Wind schlagen." Sie seufzt wieder. "Ich hatte vorhin Unrecht damit, dass es Deine Entscheidung ist, was passieren wird. Ich wollte damit die Verantwortung von mir schieben und das war nicht sonderlich nett von mir. Und das ist der Punkt, auf den ich hinaus will. Ich bin kein netter Mensch. Du weißt doch gar nichts über mich. Wie ich gelebt habe. Wen ich kenne und liebe."


    Noch immer hat sie sich seinem Griff nicht entzogen.

  • Er öffnet seine Augen und eine Träne findet ihren Weg über seine Wange.


    "Aber du hast selbst gesagt das du an die Vergebung glaubst. Und ja ,ich kenne dich nur wie du jetzt bist und weiß nicht viel von deiner Vergangenheit. Würde das etwas ändern? Bin ich ein netter Mensch? Ist das wichtig?"

  • Alanis löst sich aus seinem Griff, aber nur, um mit dem Daumen ihrer Hand in einer vorsichtigen und federleichten Geste die Feuchtigkeit von seiner Wange zu streichen.


    "Ich weiß nur, dass Du mir wichtig bist. Ich will Dir nicht wehtun, denn dafür bedeutest Du mir zu viel." Ihr Lächeln ist schief und bitter. "Hat man Dir in Deinem Kloster nicht beigebracht, dass man sein Herz nicht an so vergängliche Dinge wie Liebe hängen soll?", fragt sie kummervoll.

  • "Hast du dich immer an das gehalten was man dir beigebracht oder gesagt hat, ich glaube nicht."


    Er musste schmunzeln, ob wegen des kleinen Witzes, oder der bizzaren Situation wusste er selbst nicht.


    "Aber egal was wir jetzt machen, es wird nicht leicht und es wird wehtun."

  • Alanis muss ungewollt auch schwach lächeln, als sie an zahlreiche Situationen denken muss, in denen sie natürlich nicht so gehandelt hat, wie sie es hätte tun sollen und wie es ihr beigebracht worden war.


    "Du hast Recht."Sie lacht leise auf und es klingt ein wenig seltsam, weil ihr die Rührung die Luft abzuschnüren droht. "Das ist ein gutes Argument dafür, noch einmal mehr darauf zu verzichten, das zu tun, was ich tun sollte, oder?"


    Sie blickt ihn fragend an, zu verwirrt und zu aufgeregt, um noch irgendetwas Vernünftiges herauszubringen.

  • "Und was solltest du tun?"


    Damorg erwiderte ihren Blick, aber anstelle der Antworten die siie dort wohl erhoffte zu finden, fand sie nur noch mehr Fragen.


    "Ich glaube wir sind gerade beide nicht im Stande klare Gedanken zu fassen, geschweige denn sie zu formulieren."


    Seine Stimme klingt dabei leicht belegt. Seine Worte sind nur noch ein Flüstern.

  • "Tja, was sollte ich tun? Ich sollte meinen Verstand benutzen, weil er mir sagt, daß Vernunft weniger wehtun wird. Aber Du hast schon Recht damit, dass ich meistens eher auf meinen Bauch höre."


    Alanis überwindet sich sichtlich und rutscht auf der Bank nah zu Damorg heran. Ein Lächeln blüht auf ihrem Gesicht auf, es ist schüchtern und fragend.


    "Wir sind erwachsen, aller Argumente und Gegenargumente sind auf dem Tisch, wir sind unglücklich und wir wissen immer noch keine Lösung. Daher schlage ich vor, Du küsst mich einfach, bevor es die nächsten Glasen schlägt und die gesamten Offiziere hereinkommen und ihnen die Augen ausfallen."

  • Damorg musste lächeln. Dann legte er ihr den linken Arm um die Schulter.


    "Bist du dir sicher?"


    Ohne eine Antwort abzuwarten legte er seine rechte Hand auf ihre Wange und gab ihr einen Kuss. Und wieder hoffte er das dieser Moment nicht enden würde.

  • Nach dem Kuss ist Alanis ein wenig außer Atem, kichert kurz wie ein sehr junges Mädchen und lehnt sich schließlich gegen seine Schulter, um Halt zu finden und die Nähe, die sie beide geteilt haben, nicht vollends zu verlieren. Sie greift dazu nach seiner Hand, verschlingt ihre Finger mit den seinen und atmet tief aus, so als könnte mit der Luft all die Unsicherheit, die sie ausstrahlt, fortgleiten lassen.


    "Was ist schon sicher?" , fragt sie leise und lächelt vor sich hin. Und dann, unvermittelt: "Du musst irgendwann mal nach Dargaras kommen. Dort schaut niemand seltsam, wenn zwei Menschen, die nicht verheiratet sind, zusammen sind."