Der Tempel der fünf Gottheiten (2)

  • Ein einfaches, etwas größeres, zweistöckiges Holzgebäude am südwestlichen Ende der Oberstadt.


    Jede der 5 Gottheiten besitzt einen abgegrenzten Bereich im inneren des Hauses, zudem gibt es eine Anzahl von weiteren, kleinen Räumlichkeiten, die für die Priester vorgesehen sind.


    Zum gesamten Stadtplan von Renascân

  • Der kleine Kerl schnappte sich den Apfel und blieb krümelnd dicht neben Enril hocken. Seine Schüchternheit vom Anfang war gewichen und er schien Enril als netten Zeitgenossen eingestuft zu haben.


    "Das bedaure ich sehr. Doch muss man es Euch hoch anrechnen, dass Ihr Euch dafür bereit erklärt."


    Miriel schaute hoch und zwinkerte Enril verschmitzt zu.


    "Ich werde Euch etwas vom Kuchen einpacken. So ganz leer sollt Ihr ja doch nicht ausgehen."


    Dann holte sie sich mit einer Geste die Aufmerksamkeit des Waschbären und zeigte auf die Krümel, die er um sich herum verteilt hatte. Gehorsam sammelte das possierliche Tierchen das Apfelstückchen auf und hinterließ doch einen überraschend sauberen Boden.

  • "Danke, das wäre wirklich nett. Ich mag Kuchen sehr gern. Ich war schon am überlegen selbst mal einen für die Priesterschaft und die Besucher zu backen aber ich befürchte unserer Tempelküche war für solcherlei Genuss zu lange in Männerhand als das ich dort alle Zutaten finden könnte." Sie zwinkerte Miriel zu als sie von den Männern sprach.
    "Der Kleine ist wirklich gut erzogen, ich bin beeindruckt..." immernoch ruhte ihr Blick auf dem kleinen Waschbären und man könnte meinen das Tier hätte für Enril einen Sonnenstrahl in den tristen Wintertag gezaubert.
    "Kennt ihr euch auch etwas mit Pflanzen aus Miriel? Ich habe ein paar Samen und Zwiebeln aus Magonien mitgebracht - für das Frühjahr... Doch ich weis nicht ob sie sich mit der einheimischen Flora vertragen würden. Die Zwiebeln kann man ja im Topf ziehen aber bei den Samen bin ich mir unsicher..."

    Tasogare Sasori Ito Sonea


    Träumer des Traumes
    Mahou Tsukatai und Botschafterin des San-ji zu Sekai
    Bewahrerin der Universität der 5 Wege zu Mitrasperas

  • Die Tür öffnet sich und eine junge Frau betritt den Tempel. Um ihre Schultern liegt ein weiter Mantel, ihr Hals ist geschützt von einem Lederkragen und darunter einem Schal. Mit einer routiniert wirkenden Bewegung streift sie das Barett vom Kopf. Leise klirrt das Kettenhemd, als sie die Tür schließt. Kurz bleibt sie stehen und nickt den beiden Frauen höflich zu, jedoch ohne eine Spur des Lächelns.


    Schweigend lässt sie den Mantel von ihren Schultern gleiten und nimmt sich das Schwertgehänge ab. Mit einer fließenden Bewegung zieht sie das Schwert und geht die paar Schritte zur Feuerschale Kapals. Als sie zwei Scheite nachgelegt hat, kniet sie sich hin und legt die Klinge vor sich auf die Knie. Leise atmet sie ein und wieder aus und schließt die Augen. Der Widerschein des Feuers bricht sich in dem kalten Metall der Klinge und wird ein wenig vom Kettenhemd reflektiert.


    Wie so oft in den letzten Wochen seit ihrer Rückkehr aus Tal Ankir suchte sie im Tempel die Ruhe, die sie woanders nicht finden konnte. Manchmal glückte es ihr sich in die Meditation zu versetzen, die ihr früher recht leicht gefallen war. Aber jetzt tauchten oft Bilder vor ihrem geistigen Auge auf, die da eigentlich nicht sein sollten und ihr doch dieses Glücksgefühl brachten. Sie fühlte sich schuldig dabei. Damorg hatte ihr gesagt, dass es sicherlich von den Göttern gebilligt war. Und sie glaubte daran, wollte daran glauben und hielt verzweifelt daran fest.


    Sanft streicht sie mit den Fingern der Rechten über die Klinge, die ihr so oft so gute Dienste geleistet hat.


    Sie spürte das leise Atmen neben ihr und die Wärme eines zweiten Körpers, der sich zu ihrer Linken niedergelassen hatte. Die Linke, der Schildarm. War er ein Schild? Aus dem Augenwinkel glaubte sie Weiß zu sehen. Ein Schild für sie selbst oder sollte sie der Schild für andere sein? Die Nähe umfing sie und wirkte beruhigend. Und doch blieb da dieses kleine Bisschen Schuld, das nicht weichen wollte.

  • Miriel lachte vergnügt. "Pflanzen? Ich?"


    Sie krauselte die Nase und schüttelte den Kopf "Bei mir gehen alle Pflanzen ein. Ich brauche sie nur anzuschauen und sie verwelken."


    Immer noch grinsend zwinkerte sie Enril zu.


    "Mit so etwas könntet Ihr bei Dragion Glück haben. Er könnte sich damit auskennen."


    Als die Kriegerin rein kam, nickte sie ihr freundlich zu und lächelte. Wenig überrascht sah sie, dass sie zum Kapalschrein ging.

  • Auch Enril nickte Ashaba zu. Dann wandte sie sich wieder Miriel zu. "Wer ist Dragion und wo kann ich ihn finden?"

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  • Überrascht hielt Miriel inne.


    "Dragion ist Ellyrispriester hier." erklärte sie "Habt Ihr ihn noch nie getroffen? Nun, manchmal möchte man meinen, die Liebliche habe ihn geküsst, denn er hat ein sonniges Gemüt und lacht viel. Aber er hat sein Leben Ellyris verschrieben."


    Der Waschbär hatte die letzten Krümel aufgesammelt und versuchte gerade sein Bestes wieder in die Tasche zu kommen. Mühsam zog er die Kante zu sich heran und hangelte sich daran entlang. Dann tauchte sein Oberkörper in die Tasche wobei der Rest aber noch nach draußen hing. Etwas haltlos ruderte er mit dem buschigen Schwanz bis er mit einem "Hmpf"-artigen Geräusch komplett rein plumpste. Kurz wackelte die Tasche. Dann lugten wieder die zwei Augen über den Rand.


    "Habt Ihr heute schon eine Karte gehabt?" fragte sie dann unwillkürlich und griff schonnach ihrer Tasche.

  • "Oh!" meinte sie überrascht. "Der einzige andere Priester den ich bisher getroffen habe, war Damorg. Ansonsten hört man hier hin uns wieder einige Namen, von denen ich jedoch die wenigsten zuordnen kann." Sie sah interessiert auf die Karten. "Ähm nein... wozu sind diese Karten gut?"

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  • "Ah, dann kennt man diesen Brauch bei Euch nicht?"


    Sie wühlte in der Tasche bis sie fand was sie suchte. Etwas pikiert schaute der Waschbär der Hand nach, die ihn einfach durch die Gegend geschoben hatte. In den Händen hielt Miriel einen Stapel abgegriffener Karten. Die Rückseite war mit einem aufwendigen Muster bemalt. Von der Vorderseite sah man grade noch nichts. Sie fächerte das Blatt auf.


    "Zieht eine. Einfach irgendeine. Die Freundliche gewährt uns manchmal einen Einblick in unseren Tag. Es ist nicht viel und man sollte sich auch nicht darauf ausruhen. Doch seht es als eine Art Leitsatz, der Euch zu dieser Stunde durch Euer Leben geleiten kann."

  • "Eine interessante Methode..." lächelte sie. Dann ließ sie ihre Hand über den Karten schweben, schloss kurz die Augen und machte sich daran eine Karte zu ziehen. Kurz bevor sie eine Karte berührte hielt sie inne und ihre Finge wählten eine andere...




    [OT: Normales Tarot? Große oder Kleine? ;) ]

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  • Auf der Karte war ein Jüngling zu sehen, der mit großer Leichtigkeit ein Schwert schwang. Seine Haare wehten kühn im Wind. Seine Augen waren in weite Ferne gen Horizont gerichtet, wo sich auf einem Hügel eine Stadt erahnen ließ. Über seinem Kopf kreiste in großer Höhe ein Greifvogel.


    "Oh, der Bube der Schwerter. Sieh einer an. Ihr bringt viel Energie mit Euch. Und das ist gut. Nur diese Energie kann auch recht schnell ins Negative umschlagen, wenn Ihr dieselbe auch von anderen erwartet. Ehrlichkeit und Neugier sind gut. Doch auch diese beiden Eigenschaften sollte man in Maßen genießen. Manchmal ist es besser zu schweigen und zu lächeln."


    Sie zwinkerte Enril zu. Mit einer geübten Bewegung schob sie den Fächer der Karten wieder zusammen. Dann ging sie spontan auf Enril zu und schloß die etwas größere Frau in einer warmen Umarmung in die Arme.


    "Eure Energie können wir hier gut gebrauchen. Seid willkommen in Renascân."

  • Enril hatte ob der Beschreibung schmunzeln müssen, da war schon was dran. Als Miriel sie spontan umarmte blieb sie kurz verdutzt stehen, dann jedoch erwiderte sie die Umarmung liebevoll und murmelte leise in Miriels Haar: "Ja... hier ist es wirklich anders. Das kann ein gutes zu hause werden." dann etwas lauter. "Danke."

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  • "Es ist vieles anders, an das man sich gewöhnen muss. Allein das geteilte Gotteshaus."


    In gespielter Entrüstung warf sie die Arme in die Luft.


    "Aber sind wir doch einmal ehrlich: Wann in unserem Leben bekommen wir die Gelegenheit derart viel zu lernen wie hier? Über die anderen Götter. Über die Provinzen und ihre Bewohner und natürlich über die neuen Dinge, die fast schon täglich eingeschifft werden. Diese Arangen solltet ihr probieren!"


    Genießerisch verdrehte sie die Augen.

  • "Arangen." bestätigte Miriel. Dann simulierte sie eine etwa faustgroße Kugel mit ihren Händen.


    "Etwa so groß und leuchtend orange. Manchmal haben sie noch grünes Blattwerk dran. Sie sind wunderbar frisch und süß. Man kann sie essen oder ihren Saft trinken. Soweit ich weiß kommen sie irgendwo aus dem Süden. Ihr solltet sie versuchen! Die Tedenheim hat sie zwar nicht oft und sie sind recht schnell ausverkauft, aber manchmal hat man doch Glück und ergattert noch ein oder zwei."


    Dann grinste sie verschwörerisch.


    "Manche haben Kerne und neulich habe ich welche davon eingepflanzt."


    Schon seit Wochen schneite es oder war zumindest viel zu kalt, als dass irgendetwas hätte austreiben können. Miriel verstand leider gar nichts vom Anbau von Obst und Gemüse.

  • "Ohhhhhhh... aber Miriel, du kannst doch keine Frucht aus dem Süden hier bei uns einpflanzen und sie dann draußen lassen. Die vertragen den Schnee nicht!" ruhiger fuhr sie fort. "Wenn du nochmal Kerne hast, darf ich es dann mal versuchen?" sie lächelte. "Die Frucht klingt sehr interessant... apropro essen und kochen. Ich habe habe mal wieder Lust so richtig zu kochen. Ente in Pflaumensoße oder sowas..." sie seufzte bei dem gedanken daran.

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  • Leise kicherte Miriel


    "Naja, einen Versuch wars wert. Und Ente in Pflaumensoße hört sich wunderbar an."


    seufzte sie.


    "Ich könnte mich an einer süßen Nachspeise versuchen derweil. Ob Damorg...?"


    schelmisch grinste sie bei dem Gedanken daran, wie Enril und sie mit Damorg in der kleinen Küche des Tempels saßen und gemeinsam kochten.

  • Nach einem langweiligen Tagdienst kehrte Gerion noch schlammbesudelt und mit verschneiter Gugel in den Tempel ein. Es war einige zeit vergangen, seit er die Ruhe fand hier einzukehren. Also begab er sich nach und nach in die verschiedenen Gebetsnieschen und bat jene Gottheit um vergeben für die Verfehlungen die er geleistet hatte. Zuletzt blieb er am Schrein der Akestera und suchte dort ehe er auch nur zu denken, sprechen oder irgend etwas zu tun begann, suchte er nach der Ruhe die ihn damals umfangen hat und nach Antworten auf das was er zu begleichen hatte.


    Denn seit diesem Tag wuchs ein Gefühl in ihm, dass er immer klarar zu deuten wusste, Schuld. Und auch wenn er sie sich nur einredete, dann musste auch er diese irgendwann los werden.


    Die Frage war nur wie.

  • "Damorg könnte für ein ordentliches Feuer sorgen." schmunzelte die Priesterin. "Aber ich glaube, wir sollten das im Auge behalten und umsetzen. Weist du wo man hier am besten einkauft, ich glaube es ist nicht das Wetter für Markt... oder?"

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