Faune und andere Katastrophen

  • Ivoreth schließt die Augen für einen Moment und drückt die Lippen aufeinander, um nicht laut zu lachen.
    Ein leises Kichern entringt sich ihr dann doch, sie schüttelt den Kopf und holt mit einem tiefen Seufzen Luft.
    "Dimi, Dimi, Dimi...."


    Sie kommen ganz gut voran, der Weg vom Hafen zur Stadt ist viel befahren. Schon jetzt kann der Faun viele Menschen sehen, das eine oder andere Mal ganz besonders prachtvolle Exemplare mit ausgefallenen Hüten oder bunter Kleidung.
    Aber sie reisen an der Stadt vorbei, weiter Richtung Norden.

  • Als ein besonders buntes und behutetes Exemplar an ihnen vorübergezogen ist, wendet sich Demetrios erstaunt zu seiner Mondelfischen Begleitung.


    "Sind DAS da Menschen?" fragt er verwundert und deutet auf denjenigen. "Ich dachte immer Menschen wären wie Dachse, nur eben ein bisschen größer."

  • Ein Nicken bestätigt seine Vermutung: "Das ist ein Mensch. Ein männlicher Mensch. Mit einem sehr.. eindrucksvollen Hut."
    Auf die Aussage mit den Dachsen muss sie grinsen.
    "Du meinst wie diese reißende Bestie, die versuchte dir das Herz aus dem Leib zu reißen, als du von Rosalie zurück gekommen bist?"
    Dachse waren ihnen beiden unbekannt, bis sie in Tivall angekommen sind.
    "Aber.. ja.. manche von ihnen riechen wie Dachse. Und sind auch genauso leicht reizbar."

  • "Genau wie die!" bemüht sich Demetrios eifrig, ihre Vorstellung zu untermauern. "Aber Glücklicherweise war ich ja schne... ähm stärker als der Dachs, ohja!"


    Dann überlegt er eine Weile. "Also, wenn das ein männlicher Mensch war, dann müssen die weiblichen ja auch so in etwa aussehen, oder? Und wer kocht von den beiden?"

  • "Soweit ich weiß meistens die Weibchen. Und sie sehen meistens noch viel bunter aus."
    Mit gewissen Ausnahmen, aber die wird Demetrios auch noch kennenlernen dürfen.
    "Sie mögen Musik."

  • "Hmmmmmmm..." macht Demetrios und überlegt wohl erstmal eine Weile, bevor er wieder etwas sagt. Sicherlich ein denkwürdiger Moment.


    "Naja, vielleicht ist das ja wie bei Nyphen. Die sind im Frühling ja auch manchmal ganz schön bunt." befindet er, irgend etwas positives lässt sich bestimmt an diesen Menschen finden.


    "Magst du sie?" fragt er dann frei heraus.

  • "Einige Exemplare sind durchaus eine angenehme Gesellschaft."
    So sachlich und kühl diese Aussage klingen mag, ist es doch ein großes Zugeständnis.


    "Allerdings gibt es wiederum welche, denen du eher aus dem Weg gehen solltest. Das wirst du dann zu gegebener Zeit hoffentlich früh genug bemerken."



    Die Ponys trotten langsam voran, ab und zu schüttelt eines seine Mähne aus. Es sind pummlige, kräftige Tiere, die viel von der erhabenen Eleganz manches Reittieres vermissen lassen. Aber sie sollen einen Karren ziehen und nicht gut aussehen.
    Und so bewegen sie sich an der Stadt Amonlonde vorbei wiederum in Richtung Wald.

  • Es sieht so aus, als würde Demetrios eine gute Weile zum angestrengten Nachdenken benötigen, zumindest wenn man nach dem Ausdruck in seinem Gesicht geht, aber wie es nunmal so ist, hält dieser Zustand nicht sonderlich lange an.
    "Ivy? Was reimt sich eigentlich auf Mensch?" platzt es dann aus ihm heraus, weil er wohl noch kein passendes Pendant dazu gefunden hat. "Du sagst mir dann einfach, welche nett sind und welche nicht." Zumindest ist das für ihn die einfachste Lösung.


    Mittlerweile hat er schließlich schon gelernt... oder viel eher erfahren, dass es da bei Mondelfen auch unglaublich große Unterschiede gibt, die ihm nicht zuletzt ein paar Nächte in einer ziemlich engen und noch dazu bewachten Schiffskajüte eingebracht haben.


    Ob diese Ponys wohl Pasteten bekommen? Vielleicht sollte ich sowas auch mal versuchen. Schießt es ihm durch den Kopf, bevor ihm auffällt, dass es ja fast schon an Arbeit grenzt einen Karren zu ziehen.

  • Diese Frage irritiert sie für einen Moment. Normalerweise würde sie so etwas eher zu den Indorysts abschieben, schließlich gehört sie nicht gerade zur lyrisch fähigsten Person innerhalb dieser Botschaftssiedlung. Aber immerhin die wissenschaftliche Seite der Menschensprache ist ihr vertrauter - und mittlerweile klappt es auch besser mit der Umgangssprache. Den Kursen sei dank.
    Aber trotzdem muss sie einige Zeit angestrengt nachdenken. Angestrengt runzelt sie die Stirn, um dann zu dem Schluss zu kommen:
    "In der menschlichen Handelssprache der Mittellande... da reimt sich keines auf Mensch. Zumindestens keine ich kein Wort in der Hochsprache. Vielleicht gibt es eines in den vielen Dialekten. Auf Menschlein reimt sich auf jeden Fall einiges. Aber ich glaube, das hören sie nicht gerne, weil es eine Verniedlichung oder Verkleinerung ist."


    Sie denkt noch einmal zur Kontrolle darüber nach. "In anderen Sprachen fiele mir schon eher eines ein."

  • "Gibt es denn keine kleine, niedliche Menschen?" wundert sich Demetrios. "So wie Hobbits... Ach, ich glaube Menschen sind _wirklich_ so wie Eichhörnchen, nicht nur zahlenmäßig."


    Wieder wird er ein bisschen unruhiger, denn sein Magen knurrt jetzt schon laut vernehmlich. "Wie weit ist es denn noch?"

  • "Nicht mehr weit."


    Sie muss sowohl wegen dieser Aussage als auch der Feststellung, dass Menschen und Eichhörnchen sich gar nicht so unähnlich seien, schmunzeln.
    "Es gibt auch kleine Menschen. Allerdings wachsen sie aus diesem Stadium heraus. Du erinnerst dich an die Kinder in unserem Dorf? Ich glaube, Menschenkinder darf man Menschlein nennen. Unterhalte dich mit Endúneath sowohl über die Reimmöglichkeiten als auch über die Theorie der Artverwandtschaft von Mensch und Eichhorn. Hast du ihn eigentlich kennen gelernt?"

  • Demetrios nickt verständnisvoll (oder zumindest scheint es so).
    "Also Menschen wachsen wie Mondelfen? Aber warum gibt es dann so viele davon?"
    Aus seiner Sicht brauchen die Mondelfen immer ewig.


    Endúneath? Hmmm... Nein, noch nie gehört oder gesehen glaub ich. Ist er denn Meisterdichter und Meistermensch?"

  • "Nein." Sie muss wieder lachen. "Endúneath ist Wächternovize der Dei Ithil, zur Zeit aber noch Mitglied des Hauses Indoryst. Wenn jemand Erfahrung mit Lyrik hat, dann er."


    Sie lenkt das Gefährt in den Wald hinein, auf eine doch noch recht gut befahren wirkende Straße.


    "Menschen leben nicht so lange. Ich glaube, diejenigen die ein friedliches Leben ohne Krankheit führen, werden sechszig bis siebzig Jahre alt. Manche vielleicht auch älter. Sie sind häufiger dazu in der Lage, Kinder zu bekommen.. und ich glaube eine sichere Art der Geburtenkontrolle ist ihnen nicht bekannt."

  • "Ihr und eure komischen Häuser... ich hab nie verstanden, was da jetzt wirklich hinter steckt." murmelt der Faun halblaut mehr zu sich als zu Ivoreth gewandt. "Dann werd ich ihn mal fragen, aber erst _nach_ den Pasteten."


    "Und die Kinder sind dann kleine Menschen, richtig?"

  • Ivoreth ignoriert die Aussage zu den Häusern mit einem stillen Lächeln. Inzwischen wird es noch dunkler durch die Bäume, welche das Mondlicht davon abhalten vom Schnee reflektiert zu werden.
    "Kinder sind noch nicht fertige Exemplare einer Art. Egal ob von Menschen, Faunen oder anderen."

  • Fast unterbricht er sie, weil ihm ein Gedankenblitz gekommen ist. "Oooooh ja, ich verstehe! Das ist wie bei Kühen: am Anfang sind das auch noch Kälber, aber man wartet meistens bis sie groß sind, Milch geben und so weiter. Und dann sind sie dann fertig."


    Im immer dunkler werdenden Wald schärfen sich auch die Sinne des Fauns, er gehört normalerweise nicht zu den Wesen, die die Dunkelheit unbedingt bevorzugen, aber die Aussicht auf Pastete macht einiges wieder wett und bringt ihn dazu höchst absonderliche Dinge zu tun, wie einen Karren zu beladen und im äußersten Fall sogar zu schweigen.

  • Einen Moment lang sieht sie ihn befremdet an. Kühe. Diese eigenartigen Tiere mit den riesigen Augen und der weichen nassen Schnauze, die ganz gerne arglose Wanderer anfallen, die über ihre Weiden gehen. Zumindestens wurden sie ihr so von Rosalie beschrieben.
    "So wie neu geborene Hîn Meneldu, die wachsen und älter werden", versucht sie den Gedankengang des Faunes etwas in geordnetere Bahnen zu lenken, bevor er dann unter Menschen auf die Idee kommt, diese mit Kühen zu vergleichen.

    Parchlim?
    "Ich knüpfe Netze und schwinge kein Schwert!"

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  • Demetrios würde dieser Beschreibung dann wohl noch ein '... und hin und wieder sind manche teile von Kühen unglaublich lecker.' hinzufügen.


    "Ja, aber ihr braucht immer so ewig um groß und erwachsen zu werden, mal ganz davon abgesehen, dass ich noch _nie_ einen erwachsenen Mondelfen gesehen hab. keiner von euch hatte bisher einen Kochlöffel."

  • Die Fischerin hebt die Brauen: "Hattest du nicht damals gesagt, für meinen Bratfisch hätte ich einen Kochlöffel verdient...?"
    Die Frage ist nicht ernst gemeint, sie neckt ihn aber ganz gerne damit.


    "Menschen brauchen nicht so lange zum groß werden. Sei beruhigt. Wahrscheinlich wirst du genug sehen, die dann auf einmal schon laufen können, obwohl du sie doch erst vor ein paar Monaten gesehen hast, wie sie unbeholfen dahingekrochen sind."

  • "Jaaaa... schon. Aber so ein Kochlöffel ist eben was ganz besonderes. Den bekommt man ja erst, wenn man erwachsen ist." erklärt er widerum. "Auch wenn dein Bratfisch natürlich was ganz besonderes ist."
    Die Gedanken des Fauns schweifen ab zu köstlich gebratenem Fisch und ihm läuft das Wasser im Mund zusammen. "Iiiiiivy, ich hab Hunger!"