In einer Depesche an den Orden des heiligen Golgari in Punin

  • Jason schaute nachdenklich den letzten Buchstaben an. Er hatte Stunden gebraucht, die Worte auch nur ansatzweise leserlich auf Papier zu bringen. Aber vielleicht war es auch der Inhalt. Nachdenklich las er nochmals den Text durch, bevor er ihn in ein Couvert packte und mit etwas Kerzenwachs versiegelte.



    An
    Baron Isonzo von Phexhilf-Rabenstein,
    Orden des heiligen Golgari,
    Komtur des Ordenshaus Punin


    Ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass Knappe Havor von Taon in Ausübung seiner Pflichten magischen Effekten ausgesetzt war, die zu Veränderungen seines Körpers und Geistes geführt haben.


    Glücklicherweise konnten wir anerkannte Experten auf dem Gebiet der Heilkunst hinzuziehen, die sich sofort um Knappe Havor von Taons Zustand kümmerten. Leider erwiesen sich die Effekte allerdings als irreversibel. Eine Linderung oder gar Heilung muss ausgeschlossen werden. Dementsprechend kann Knappe Havor von Taon seinen Dienst nicht weiter ausführen. Die Experten empfehlen, dass er die restliche Zeit, die der Herr ihm auf Dere zugesteht zurückgezogen in Kontemplation leben möge.


    Dahingehend hat er gestern am Schrein der Marbo zu Boron gebeten, um im Gespräch mit dem Herren seinen Frieden zu finden. Ausgehend von seinen Berichten gehe ich davon aus, dass sein Name vom Herren persönlich aus der Liste der Aktiven gestrichen wurde. Meine Gedanken und Gebete sind bei ihm.


    Mit hochachtungsvollen Grüßen,
    Bruder Jason Androvor Orden zur Sanften Ruhe

  • Jason hüpfte auf dem rechten Fuss, während er versuchte, mit dem linken in den fadenscheinigen Socken zu schlüpfen. Ein ganzes Silberstück.. Wucher.. Was das wieder an Streit mit dem Ordenshaus bedeuten würde, es als Spesen erstattet zu bekommen. Aber nun ja, die Botschaft musste dieses mal schnell in die Heimat.


    Die Golgariten hatten sicherlich schon bemerkt, dass Havors Name von der Liste gestrichen worden war... und lieber wollte Jason die Erklärungshoheit haben, als dass ein langsam eintreffender Brief auf eine vorgefasste Meinung stiess.


    Mit ärgerlichem Gesichtsausdruck drückte Jason das etwas merkwürdig riechende Silberstück dem Kutscher in die Hand. Der Kutscher sah es leicht angeekelt an, zuckte dann aber mit den Schultern, nahm den Brief und warf ihn in den Postsack zu den anderen Schriftstücken.


    Er wollte sich gerade auf den Kutschbock schwingen, als Jasons Stimme von unten erklang: "Ich fürchte ich benötige noch eine Quittung .."

  • Havor war die ganze Sache immer noch nicht geheuer. Er hatte während der Akademie die merkwürdigsten Erfahrungen gemacht, konnte sich freuen, so viel Hilfe und Unterstützung erfahren zu dürfen und die allgemeine Freundlichkeit der Bewohner ließ ihm sein Herz warm werden.


    Besonders nachdem er seine alte Berufung abgelegt und seine Hexerfähigkeiten zu Tage getreten waren, wurde ihm nach und nach bewußt, daß sein Leben nun eine komplett andere Richtung einschlagen würde.


    Dies führte zu großer Ratlosigkeit und innerer Zerrissenheit während des Sonnabends bei der Akademie, die ihn aus der Bahn zu werfen schien.


    Doch nach langer und vor allem reiflicher Überlegung und Rücksprache bei Cornelius und Bruder Jason überlegte er sich, direkt den Draht zu seiner Gottheit herzustellen und um Freigabe seiner Selbst zu ersuchen, was ihm auch gelingen sollte. Zumindest ist es daß, was er nach den ganzen Ereignissen und dem anstrengenden Tag mitgenommen hatte.


    Doch es bleibt die bange Frage, ob die Ordenskommandantur denn auch wirklich besänftigt wäre und eben nicht auf die Idee kämen, ihn mit allen Mitteln nach Hause holen zu wollen. So beruhigte ihn doch die Aussage Bruder Jasons, einen offiziellen Brief schreiben zu wollen ungemein...