Tear'asels Zelt II

  • "Das ist doch genau das, was ich nicht gesagt habe. Ich behaupte nicht, dass andere Gesellschaften nicht bestehen können. Ich behaupte, und das aus Erfahrungswerten, dass Gesellschaften wie du sie schätzt unter den Bedingungen, wie sie uns entgegen stehen, nicht bestehen. Jede Gesellschaft, die nicht völlig erstarrt ist, passt sich ihrer Umgebung in dem Maße an, wie sie ihre Umgebung nicht an sich anpassen kann. So wie ihr lebt, ist für Eure Umgebung vermutlich richtig, sonst würdet ihr es nicht mehr tun und das habe ich nie in Zweifel gestellt. Auch wenn ich mir sicher bin dass ihr gerade jetzt im Umbruch seid.
    Aber deine Art über uns zu sprechen, deine Argumentation... ja, sie ist schwer von der der anderen zu unterscheiden. Aber ich glaube nicht, dass das allein von meiner Unfähigkeit zur Differenzierung, sondern auch von der Ähnlichkeit der Argumente herrührt und die ich zum Großteil so nicht hinnehmen kann.
    "
    *Und wer sagt dir, dass ich Teile der Welt, die du die deine nennst, nicht längst kenne?*

  • "Ich weiß was die anderen über euch denken aber ich weiß auch, dass sie euer Volk nicht so intensiv verfolgen können und wollen, wie ich das gerade tue... aber manchmal ist es eben schwer, damit umzugehen, die Feinheiten auszumachen, die die für mich negativen Seiten eurer Zivilisation aufwiegen und wir sind jetzt schon sehr lange Seite an Seite, ein wenig länger noch, als diese Siedlung hier in Amonlonde Bestand hat. Du sagst deine Welt hat in vielen Dingen einen ganze eigenen Zauber, der die Schönheit eures Volkes vermittelt."


    Sie sieht ihn wieder an.


    "Warum zeigst du ihn mir nicht...lass mich teilhaben, an deinen Gefühlen, wenn du sie siehst... zwischen den Dingen, die mir nicht gefallen."


    *weil du es mich nicht erkennen lässt.*

  • Kurz blickt sie zu seiner HAnd, doch ohne sie vorerst zu ergreifen, sieht sie wieder in seine Züge.


    "Das ist es nicht, es ist ein Teil des Weges, den wir beide bestreiten sollten, ohne lapidares Schulterzucken oder solch einen Satz von dir," sie macht ihrem Unmut mit leicht verkühltem Unterton Luft.


    "Bei den Seldarine, seit wann bist du nur so...," murmelt sie leise und setzt sich wieder auf. "Ist dir das denn gar nicht wichtig?"

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  • "Ich bin nicht jeder...für dich, hoffte ich," leiser erwidernd. Ihre Hände setzt sie in ihrem Schoß ab. Einen winzigen Moment errinnert sie sich an die Zeit, bevor so vieles... mit offiziellerem Charakter zwischen ihnen stand und vergräbt sie auch gleich wieder, weil sie keinen Bestand mehr haben. Selbst jetzt ging es um ihn und um sein Volk aber sie würde nichts weiter mehr sagen... manche Dinge sollten sich wie von selbstverständlich ergeben, taten sie das nicht... auch darüber wollte sie nicht weiter nachdenken - im Augenblick.


    Etwas gedankenversunken reicht sie ihm dann ihre Hand.

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  • Er nickt. "Und deswegen sitzen wir hier."
    Damit nimmt er sachte ihr Hand in die seine und schließt die Augen.


    Es sind weit mehr als Bilder die sie erreichen, es sind kleine Geschichten, Eindrücke und auch, ihrer Bitte entsprechend, Gefühle.


    Es beginnt, auch wenn die Zeit und Reihenfolge beständig an Relevanz verlieren, in einem dichten Wald. Hunderte Schritt hoch ragen hier manche Bäume empor und es ist nicht zu verkennen, dass manche der Echadith hier ihre Meister- oder eher Großmeisterstücke abgelegt haben. Zwischen massiven, Hauptstraßen ähnlichen Ästen, die in der dritten Dimension als Wege dienen, spannen sich auch filigranere Konstrukte, Pfaden gleich, teils gar offensichtlich ohne nähere Bedeutung. Ein unüberschaubares Netz, in dem nichts einfacher scheint als sich darin zu verlaufen, spannt sich zwischen den gewaltigen Stämmen, in deren Standfläche ganze Menschendörfer Platz finden würden.
    Diese Strukturen wachsen bis zu einem Mittelpunkt immer weiter - ein Mittelpunkt der von einer gewaltigen, einem Baum ähnlichen Entität gebildet wird, die unverkennbare Ähnlichkeit mit dem ivor galadhremmen Estel Haerons hat - bis auf die Tatsache dass sie wohl hundertmal größer ist. Überragt wird sie lediglich von fünf in regelmäßigen Abständen plazierten Bäumen, von denen einer eine alles andere als gering dimensionierte Magnolienblüte an seiner Spitze trägt, die das ganze wirken lässt als wären die Giganten darum herum lediglich Grashalme auf einer Blumenwiese.


    Doch dieser Eindruck schwindet rasch, als die nächsten Szenen in einem der fünf Baumriesen stattfinden. Man befindet sich wohl relativ nah an der Krone, wenn nicht gar in der Krone selbst. Mit kaum zu beschreibender Präzision wurde hier geformt, alles scheint von einer solchen Kunstfertigkeit zu sein dass man sämtlichen Gegenständen jegliche Funktionalität absprechen und in eine Kunstsammlung stellen möchte. Und doch scheint auch hier alles seinem Gang zu gehen. Mondelbenkinder wuseln hier und dort umher, als dachte niemand auch nur im Traum daran in eine tödliche Tiefe stürzen zu können. Was zunächst unbedarft und völlig spielerisch und frei wirkt erhält jedoch schnell eine gewisse Strenge, die wiederum allerdings keine Bedrängnis, sondern lediglich Ehrfurcht gegenüber den erhabenen und würdevollen älteren Wesenheiten entgegen auslöst.


    Endúneath übermittelt weniger Geschichten als lediglich die entstandenen Eindrücke, doch schlüpft ab und zu eine Szene durch. Das Spiel mit den Kindern, die wie Geschwister sind, das Band zwischen den tatsächlichen Geschwistern, die beeindruckende Würde der Eltern und darüber hinaus die über alles erhabene Gestalt seiner Großmutter, aber auch ihre Skepsis ihm gegenüber. Doch nirgendwo findet sich Furcht, Traurigkeit, oder sonstige wirklich negative Gefühle.


    Irgendwo und irgendwann taucht Endúneaths erstes Instrument auf, eine kleine Flöte. Die ersten Stücke, und alles und in jeder Hinsicht alles übertönend, das erste Mal dass er einem der großen Werke der Indoryst lauschen darf. Der Wunsch selbst einmal soetwas großes wirken zu können, Besuche der Akademie mit ihren für die sonstige Architektur ungewöhnlichen Steinkonstruktionen, ein Ort der nach Perfektion strebt um nach Perfektion strebende Klänge aufzunehmen.


    Der Unterricht an der Akadmie der Tel'Alan, der alte Geschichtenerzähler von dem sie soviel lernen, aber auch harter Unterricht der ihre Fertigkeiten prüft. Der Stolz später an der Akademie des eigenen Hauses unterrichtet werden zu dürfen, unzählige Stunden des aufmerksamen Lernens mit Shaifëa, das Lächeln einer blinden Elbin, ein Name - Fénaëra. Eine Zeit voller Strenge, aber auch voller Freude über das Erreichte. Kein Bruchteil eines Moments des Bedauerns.


    Letztlich legt sich ein unheilvoller Schatten über die Szenerie, doch bevor er alles zu verschlingen versucht beendet er die Verbindung.

  • Sie lauscht, sie betrachtet die Eindrücke, verharrt an den einen mehr an den anderen weniger, doch nimmt von allem etwas auf, Gefühle... Interpretationen, so manches Gedankengut. Sie wirkt dabei weder überschwenglich, noch desinteressiert, Neugierde ist es die sie durch die Bilder treibt und irgendwann versteht sie die sich harmonisch einwebenden Bilder, die nicht nur Teile der Gesellschaft der Mondelben widerspiegeln, sondern persönliche Erinnerungen von Endúenath selbst sind.


    Der Schatten am Ende... sie kennt ihn... sie kennt ihn auch aus ihrer Welt aber eher noch, von dem was Endúenath ihr auf der Akademie in Amonlonde anvertraut hatte.


    Als er die Verbindung löst und sich ihre Augen geklärt haben, sieht sie ihn ruhig an. Ihre klaren türkisfarbenen Augen bringen nur zum Ausdruck, dass sie dankbar ist, wenn gleich ihre Hände, die die seinen nicht loslassen, auch wenn sie sie nicht mit Druck festhalten würden, zeigen, dass sie noch immer darüber sinniert.

  • "Warum diese Bilder?" fragt sie leise nach einiger Zeit und ohne ihre Hände von den seinen zu lösen. Er fühlt, dass ihre Frage nicht darauf abzielt, dass er nun antwortet, worüber sie zuvorsprachen, es scheint eher auf etwas persönlicheres zu zielen.

  • Doch das lässt sich nicht vermeiden.
    "Du wolltest Gefühle und Eindrücke. Also habe ich dir das gegeben, was ich darin sehe. Sonst hätte auch sera Shinoriel diese Dinge zeigen können, auf objektiver Ebene vermutlich sogar bedeutend... vollständiger."

  • "Mae," sie nickt sachte und lässt es dabei bewenden. "Ich werde diese Bilder und Gefühle in mir verankern, so gut ich kann und sie mit den Zeiten aufwiegen da du dein Innerstes zum Wohle deines Volkes zurücknehmen musst und es willst. Das wird es mir einfacher machen, gewisse Dinge zu akzeptieren."


    Ihre Worte sind ehrlich und die nächsten Augenblicke vergehen ihrerseits völlig schweigsam und regungslos. Einen Moment nur verkrampfen sich ihre Hände, gerade da, als sie völlig in sich gekehrt zu sein scheint. Er spürt für den Bruchteil einer Sekunde, ihr Tam, irgendwo zwischen den Scherben. Etwas beginnt, dann endet es. Schließlich hebt sie ihren Blick wieder und sieht ihn an, kurz heftiger ein und ausatmend.

  • "Also verstehst du, dass die Opfer einzelner in Kauf genommen werden können, dies mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen?" Sein Blick verrät dass er noch nicht ganz überzeugt von ihrer Reaktion ist.

  • "Das ist nichts, was sich mir erst jetzt erschließt. Diese Wahrheit und ist sie auch manchmal bitter, ist etwas dass ich schon länger, als du lebst mit mir herumtrage."


    Erst nach diesen Worten sieht sie ihn wieder an, zuvor war ihr Blick auf etwas unsichtbares im Nirgendwo gerichtet.


    "Aber diese Philosophie, dieses Muss.. ist bedeutend einfacher zu ertragen, betrifft es nur einem selbst, damit kommt man irgendwann klar, irgendwie...weniger einfach erträglich ist sie jedoch, tritt sie bei jemandem auf, der einem viel bedeutet, selbst wenn dieser sagt, das es manchmal am Tage so ist, in der Nacht ganz anders."

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  • "Und doch wirst du es so akzeptieren müssen, denn es ist mein Wille dass es so ist wie es ist. Und davon wird mich niemand so leicht abbringen können, auch wenn einige das nicht akzeptieren zu scheinen wollen. Aber sag, warum stellst du mir dann Fragen auf die du die Antwort längst weißt?"

  • "Du sagst das so leicht dahin, akzeptiere es... nimm es hin... ja werde ich, jeder Kampf dagegen ist sinnlos, das ist begriffen."


    Sie legt ihre Hände wieder in ihren Schoß zurück.


    "Durch das Warum... längst," flüstert sie anfügend.


    "Nur weil ich Antworten weiß...bedeutet das nicht, dass ich ihre Wahrheit auch fühle. Nur weil ich Dinge verstehe, bedeutet das nicht das ich sie in allen Facetten auch akzeptieren kann."


    Diese Worte richten sich noch an ihn, dann scheint sie sich in sich selbst zu flüchten.


    "Zu begreifen heisst nicht, das es aufhört zu schmerzen... solange es schmerzt, weiß ich, das es wichtig ist... die Wege, die wir beschreiten...gehen wir nicht allein, manchmal lassen wir Dinge am Wegesrand zurück...nicht weil sie unwichtig geworden sind, sondern weil andere Dinge noch wichtiger geworden sind. Manchmal begreifen wir zu spät, dass wir sie hätten nicht zurücklassen müssen... manchmal begreifen die, die zurückgelassen werden, dass sie hätten noch ein wenig mitgehen müssen."

  • "Niemand ist gefeit davor, falsche Entscheidungen zu treffen. Aber viele Entscheidungen kann uns niemand abnehmen, also treffen wir die, die wir für am wenigsten falsch halten. Manche nennen das schlichtweg Leben."
    In der Aussage ist kein Hohn auszumachen.

  • "Mach dir die Mühe, dich auf mehr einzulassen, auch wenn es manchmal dann noch schwerer scheint... es ist die Mühe manchmal wert... Lektionen, die wir...die wir leben...immer wieder lernen."


    Wieder richtet sie sich nicht direkt an ihn auch wenn die Worte ihn durchaus betreffen können. Dann sieht sie ihn wieder direkt an.


    "Einige Entscheidungen müssen wir alleine treffen... aber es ist gut zu wissen, dass wir ihre Konsequenzen anhand, jener die uns umgeben nicht alleine tragen müssen. Wenn ein anderes Herz den Schmerz, der aus diesen Entscheidiungen hervorgeht auffängt, dann ist es einfacher zu etragen, steinige Wege zu gehen."

  • "Was meinst du mit... auf mehr einlassen?" So richtig etwas anzufangen scheint er offensichtlich nicht zu können. "Aber das, was du sagst, lernen wir von klein auf. Es gibt nie ein alleine abseits der Entscheidungen. Da ist immer eine Gemeinschaft, sei es die Familie, die Generation, das Dorf oder das Haus. Niemand ist allein oder wird allein gelassen."

  • "Ein Effekt, den ich verlernte, ehe ich ihn seit ich unter anderen als mein eigenes Volk wandele, wieder erlernte und noch erlerne."


    Ihr Blick wandert durch das Zelt. Sie atmet durch.


    "Was ich eher meinte, war ich selbst... lässt du mich soweit an dich heran...?"