Rundführung eines Agrarmagiers

  • "Wer oder was bestimmt, dass die Elfen generell herrschen sollen?"
    Sie hat wieder diesen sachlichen Ton angenommen, obwohl sie einen sanfteren Anklang hat, nun, wo sie mit ihm alleine ist.

  • "Nein, Wes."
    Sie schüttelt den Kopf.
    "Es gibt so zahlreiche Götter... sie alle haben unterschiedliche Domänen, Aufgaben, Interessen.." Sie winkt ab und schüttelt den Kopf leicht.
    "Du siehst euch Menschen in einem zu falschen Bild. Viele glauben von den Elfen, dass sie die Grausamen seien, die Herrschsüchtigen, diejenigen, die so viele Kriege geführt haben, wegen denen sie verdammt wurden. Aber dabei vergisst du eins: Wir haben viele unterschiedliche Völkerschaften, so auch wie ihr Menschen. Dort wo ich geboren wurde, gibt es vier große Elfenvölker: Uns, die Sonnenelfen und die Waldelfen. Nun, so ungerne ich sie zu unseren Verwandten zähle, aber auch die Drow. Und diese vier Völker haben nur eine Gemeinsamkeit: Sie sind Elfen und langlebig. Aber ihr Menschen.. von euch gibt es nicht nur vier oder zehn Völkerschaften, es sind hunderte. Wenn nicht gar tausende. Hier in den Mittellanden mögt ihr vielleicht eine Handelssprache teilen, aber es gibt so viele andere Länder, Kontinente und Inseln, in denen das, was hier richtig ist, wohl falsch wäre und anders herum.
    Die Fischerin macht eine kurze Pause um zu sehen, ob er ihr noch folgt.
    "Ihr Menschen lebt kürzer. Empfindet intensiver.. und nehmt auch intensiver war. Aber selbst das variiert von Volk zu Volk!"
    Eine kurze Geste, sie hebt die Schultern und seufzt leise auf. "Eure Kriege sind anders als unsere. Ihr führt sie leidenschaftlicher. Aber dafür habt ihr auch all die anderen Gefühle so viel intensiver. Nur bei den Faunen habe ich so viel reine empfundene Freude gesehen wie bei euch Menschen. Aber bei euch ist sie intensiver, denn sie ist auf einen kürzeren Zeitraum konzentriert."
    Ihre recht kalte Hand greift nun nach seiner und drückt sie kurz.
    "Menschen sind nicht von grund auf schlecht oder gut. Ihr werdet geboren als neutrale Wesen. Wäre es nicht so, müssten eure Götter euch tatsächlich verflucht haben.. aber das haben sie nicht, denn nennt ihr jene die ihr anbetet nicht gütig und weise? Das reine Böse kommt mit dem Dämonen, den dunklen Göttern und anderen Wesenheiten dieser Art. Aber ohne den Einfluss eben jener könnte ein Mensch niemals gänzlich ins Böse abgleiten. Er wäre zerrissen und würde Taten begehen, die für den einen als schlecht erscheinen, für den anderen jedoch normal sind. Wo der eine schlichte Freundlichkeit sieht, kann es für den nächsten schon die größte Güte sein. "
    Ihre Hand zieht sich von seiner zurück.
    "Eine der Stärken der Menschen ist die Hoffnung. Wenn ihr so bitter über diejenigen denkt die eurer Art sind, werdet ihr ihnen irgendwann nicht mehr helfen können."

  • "Die Drow, ach ja, die gibt es ja auch noch, wobei es kann gut ohne ein böse geben.
    Nun gut."


    Wes überlegt einen Moment über das was Ivoreth zu ihm gesagt hat.


    "Wisst Ihr ich erlebe so oft das von Menschenhand ausgelöste Leid. Die hungernden Kinder, wenn sie den noch nicht tot auf der Strasse liegen. Mütter und Frauen die um Ihre Söhne und Männer trauern,
    Verletzte die ohne Ziel umher irren. Soviel Leid und dann sehe ich Euch. Ihr lebt hier in Harmonie mit der Natur, so wie es sein soll. Warum also sollten die Elben nicht dafür Sorgen das es bei den Menschen ebenso ist? Das es keine Kriege und kein Leid mehr gibt?"


    Wes wirkt verzweifelt.


    "Die Welt sowie sie ist kann doch nicht so bleiben! Wir müssen mehr tun als bisher! Es reicht einfach nicht im Kampf gegen die Finsternis, zuwenige stehen auf. Ich habe das Gefühl alles ist aussichtslos! Meine Freunde, der Thalion, die Alanis, Martog, einfach alle, sie kämpfen an allen Fronten und ich helfe Ihnen so gut ich kann, doch es ist nicht genug.
    Es ist nie genug. Werden wir also untergehen im Leid und Elend."


    Deprimiert schaut Wes nur noch zu Boden.

  • "Weil sie kein Vertrauen in sich selber haben, so wie ihr. Wenn man sich machtlos fühlt, gibt es zwei Reaktionen: Man versucht die Macht zu erlangen oder nimmt es so hin. Hin und wieder versperren eure intensiven Gefühle euch den Weg. Aber ich möchte euch ein Gegenbeispiel nennen: An den Orten die ich bisher gesehen habe, fanden sich immer Menschen, die trotz all des Elends noch lachten, in Tavernen gingen und sich unterhielten, Freude empfanden, Hochzeiten feierten. Was ist mit diesem Teil? ist er nicht auch erstrebenswert?"
    Den Kopf zur Seite neigend sieht sie dem Magus fest in die Augen.
    "Unsere Lebensweise ist für uns gut. Ich denke nicht, dass es euch Menschen weiterhelfen würde, dass wir über euch herrschen. Wir haben andere Götter, andere Lebenskonzepte, andere Lebenszyklen. Es gibt einen Ort, an dem es zu funktionieren scheint: Tivall. Dort regiert ein Elf, doch leben dort ansonsten nahezu nur noch Hobbits. Rosalie stammt von dort. Aber auch die Halblinge leben etwas länger als die Menschen.."

  • "Es gibt noch einen Ort, ausser meiner Heimat an der ich Freude wirklich empfinden kann. Das ist die Baronie Schattenthal. Dort hat man mich aufgenommen und ich kann es selber nicht beschreiben, dort erfreue ich mich an den einfachen Dingen. Leider ist dieses Gefühl weg sobald ich in die weite Welt ziehe."


    "Wer weiß wie Eure Lebensweise auf uns wirken würde, wer weiß"


    Wes scheint immernoch sehr traurig zu sein.

  • "Wahrscheinlich würdet ihr es für ein Paradies halten. Mein Dorf liegt direkt am Meer, an einer Steilklippe, die fast direkt in ein Flussdelta abfällt, in dem viele Mangroven wachsen. Es ist ein schöner Ort, aber dort gibt es viele Gefahren. Es ist ein gutes Leben. Unsere Häuser beschäftigen sich mit den Wissenschaften, Kunst, Magie. Jedes Kind lernt etwas davon. Aber wir haben die Zeit um all diese Dinge zu tun. Wir kennen keine Armut. Aber wir kennen auch kein Geld. Dafür gibt es Pflicht, Loyalität und Glaube. Aber es ist ein jedem von uns gegeben, von Anfang an. Denn die Göttin hat uns so gemacht, wie wir nun sind. Sie hat uns verändert. Dementsprechend halte ich uns, die Kinder des Nachthimmels und der Sternenschwestern, nicht gerade für repräsentativ für all die anderen Elfenvölker."

  • "Krone der Schöpfung?" wiederholt sie mit einem irritierten Tonfall und überlegt, was die Formulierung bedeuten könnte.
    "Nein. Ich denke nicht. Denn das würde bedeuten, dass alle Elfenvölker von ein und denselben Göttern geschaffen wurden. Aber das ist nicht der Fall."
    Sie seufzt leise auf, weil Wes trauriger Gesichtsausdruck einfach nicht schwinden mag.
    "Ihr Menschen müsst euch selber regieren. Elfen sind nicht dazu da, über euch zu bestimmen. Viele Elfenvölker ziehen sich sogar zurück weil sie glauben, eure Zeit sei gekommen. Eins ist sicher: Sowohl eure als auch unsere Völker können voneinander lernen. Deswegen gibt es diese Siedlung, hier in Amonlonde. Aber die letzten Monate haben gezeigt, das nur wenige mit uns als Volk sprechen wollen. Sie sind nur an den Individuen interessiert und leiten daraus häufig falsche Tatsachen ab. Und so ist es bei euch Menschen: Nur weil du mehr böse als gute Menschen gesehen hast, heißt es nicht, dass es nicht auch ausgeglichen sein kann. Oder sogar mehr gute gibt."

  • Zuerst bleibt die Fischerin sitzen und beobachtet mit leicht gerunzelter Stirn die plötzliche Wandlung des Agrarmagiers von einem Zweifelnden in ein Häuflein Elend. Sie lässt ihm die ersten Sekunden voller Trauer und Schluchzen, aber dann streckt sie ihm langsam eine Hand mit der Innenfläche nach oben hin.

  • Sanft ergreift sie sein Handgelenk und drückt es. Mit der anderen Hand nimmt sie ein Stofftaschentuch hervor und reicht es ihm, damit er sich die Tränen abtrocknen kann.
    "Entschuldigt euch nicht für etwas, das nicht eure Schuld ist."
    Sie lächelt.

  • "Zwingt euch nicht dazu, sie verarbeiten zu wollen. Die Zeit wird Lösung bringen und eure Familie und Freunde werden euch sicherlich gerne zuhören."
    Sie reicht ihm ein zweites Stofftuch.

  • "Meine Freunde will ich nicht damit belasten. Die habe doch genug andere Sorgen, Sie sollen sich nicht um mich auch noch Sorgen machen. Vielleicht finde ich irgendwann mal in Schattenthal Hilfe, vielleicht auch nicht."


    Wes nimmt das zweite Tuch dankbar an und trocknet damit sein Gesicht.

  • "Dabei gibt es allerdings eine Schwierigkeit, Wes. Nur dem Sprechenden kann geholfen werden."
    Sie steht auf und schüttet etwas Wasser aus einer Kanne in eine Schale hinein, die sie ihm bringt.
    "Das soll heißen: Wenn ihr nicht um Hilfe bittet, kann es sein, dass niemand merkt wie es in eurem Inneren aussieht. ... Hier, wascht euch das Gesicht."

  • "Aber könnten diejenigen, die wissen wie es ist zu leiden, euch nicht auch viel eher Rat geben? Das ist es, worin Freundschaft besteht: Sich gegenseitig zu stützen und ehrlich zueinander zu sein. So ist es zumindestens bei uns. Und so habe ich es auch bisher bei euch Menschen beobachtet."
    Sie hält ihm weiterhin die Schale fest.

  • "Ja so ist es, aber auch rücksichtsnahme und aufpassen auf den anderen. Na ich weiß noch nicht was ich da mache und wie ich es mache. Ich muss sehen was sich ergibt. Als nächstes werde ich mich wohl in Richtung Schattenthal orientieren."


    Er macht eine kurze Pause.


    "Im moment ist mein Leben nicht das Beste."