Der Tempel Kapals

  • Einige Wochen später schlendert Alanis eines Mittags durch die sonnenbeschienenen Gassen, in deren Schatten jedoch schon der Herbst mit seiner Kühle lauert. Sie hat sich ein Schultertuch umgelegt und lächelt leicht vor sich hin, beim Gedanken an ihr Haus. Bei der Baustelle angekommen, auf der nun ein respektables Gotteshaus steht, wirft sie erst einmal einen vorsichtigen Blick in den Innenraum des Tempels.

  • Zwischen den Mauern hallten die Laute von Meiseln und Hämmern die Stein bearbeiteten. Einige der Arneiter waren damit bescheftigt, einfache Ornamente an den Säulen anzubringen, während andere bereits Steinquader behauten, die wohl einmal die Bänke des Temepels werden sollten. Nur noch wenige Arbeiter waren auf dem Dach zu Werke. Sie schlossen gerade die letzten Löcher, durch die noch Sonnenstrahlen in das Innere fielen.
    Damorg war gerade dabei eine Runde zu laufen um sich ein Bild der Lage zu machen.

  • Alanis tritt ein, unbefangener dieses Mal, und legt den Kopf in den Nacken, um zum Dach hinauf zu blicken. Dann steuert sie auf Damorg zu, den ein oder anderen Arbeiter umrundend. Ihre grünen Rocken streichen an den Steinquadern vorbei, die sie passiert.

  • Als Damorg die Priesterin sieht beendet er das Gespräch mit einem der Arbeiter, durch zwei kurze Worte und einer Geste mit seiner Hand. Zwei Schritte führen ihn ein wenig abseits des Mannes, der bereits wieder seiner Arbeit nachgeht, dort wartet er bis Alanis bei ihm angekommen ist.

  • Alanis schenkt ihm ein Lächeln, als sie näher tritt, wenngleich dieses Lächeln in der Öffentlichkeit wohl niemals so echt und so zärtlich sein wird wie wenn sie beide unter sich sind.


    "Gut, dass das Dach fertig ist, bevor es noch mehr regnet", sagt sie, eher allgemein gehalten, und deutet zur Decke hinauf. "Jetzt, nach dem Fest, kann es ja weitergehen mit den Bauarbeiten. - Und, wie war das Fest bei Dir?" Neugierig blickt sie ihn an.

  • Er begrüßte sie ebenfalls mit einem Lächeln, welches villeicht sogar mehr als Freundschaft erahnen lassen könnte, für einen guten Beobachter. Außerdem deutete er eine leichte Verbeugung an.


    "So ist es, alles läuft nach Plan und die Arbeiter sind gut ausgeruht."


    Er räusperte sich leicht.


    "Es war recht ereignisreich, möchte ich meinen. Einige Freunde und Bekannte haben dem Fest beigewohnt und Sonea die Fee hatte es sogar geschafft mich für wenige Augenblicke auf die Tanzfläche zu schleifen. Aber unter höchster Anwendung von GEwalt und einiger Hilde möchte ich anmerken."

  • "Nein bin ich nicht und wie gesagt es waren nur wenige Augenblicke. Abgesehn davon hat es vier Personen gebraucht die mich von einem Baum wegzerren mussten."


    Er musste selbst ein wenig grinsen, als er das Bild vor Augen hatte.


    "Und sonst gibt es auch noch die ein oder andere kleine Geschichte die zu erzählen wäre, aber das wäre hier wohl der falsche Ort dafür."

  • Eine Augenbraue wandert nach oben und ein Blick trifft Damorg, den er wohl nicht zu deuten wissen wird. Es ist der Blick, der Ehemännern bevorsteht, die Nachts zur vierten Stunde nach Hause kommen, die Schuhe ausziehen, auf Strümpfen durch den Flur schleichen - und dann doch das knarrende Bodenbrett erwischen.


    "Hast Du was kapal-ungefälliges angestellt?", fragt sie leise und kann nicht verhindern, dass sie amüsiert klingt.

  • Damorg zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht kurz. Eine Antwort blieb er zunächst schuldig.


    "Du hattest einen ruhigen Dienst im Hospital nehme ich an?"

  • Alanis verschränkt die Arme und legt den Kopf leicht schief.


    "Herrlich ruhig, vielen Dank. Beim Lernen verletzen sich die Leute nicht so leicht", klingt es ruhig zurück. Zu ruhig? Ein kleiner Fuß beginnt, unter dem Rocksaum zu tappen. "Ich wollte auch nur vorbeischauen und dann auf den Markt, um Lebensmittel für meinen Keller zu besorgen. Ich denke man sieht sich später noch einmal?"


    Fragend blickt sie ihn an.

  • "Von mir aus gerne. Im Zaunkönig vielleicht?"


    Er warf ihr einen fragenden Blick zurück. Ganz beiläufig und schon fast zu leise warf er dann noch einen Satz hinterher.


    "Die Reise nach Montealur wird sich übrigens noch ein wenig verzögern. Der Sergant schickt mich mit Gerion und einer neuen Gardistin zu einem Vorposten, auf dem scheinbar etwas nicht rund zu laufen scheint. Es wird sich dabei um nicht mehr als zwei Tage handeln."

  • Alanis Augen weiten sich kurz. Was - bei den Elementen - mochte er angestellt haben, dass er es ihr an einem öffentlichen Ort sagen wollte? Sie schluckt kurz trocken.


    "Ja, meinetwegen, Zaunkönig. Ich bin heute Abend da." Sie wirkt irritiert, nickt ihm zu und dreht sich um. Das mit der Verzögerung der Abreise bekommt sie noch mit, kommentiert es aber nicht weiter, als sie durch den Tempel davon geht.

  • "Bis heute Abend." Sagt er ihr noch hinterher, nachdem er einen Moment gezögert hatte, weil ebenfalls etwas irritiert war. Dann drehte er sich wieder um und ging seinen Aufgaben nach. Wenn er zurück war von seinen Reisen, wollte er das der Tempel für den Winter bereit war.

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

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  • Alanis macht sich auf den Weg auf den Markt und kauft dort einige Vorräte für den Winter ein, die sie von einem Lieferjungen zu ihrem Haus bringen lässt. Sie selbst geht natürlich auch mit hinunter und verbringt den Rest des Tages damit, die Regale im Keller zu befüllen. Gegen Abend macht sie sich auf den Weg in den"Zaunkönig".

  • Mit eiligen Schritten, die noch das Tempo ihres Waldlaufes in sich trug, lief Lira auf das Portal des Tempels zu. Ihr langer Zopf schwang auf dem Rücken ihres schweißnassen Hemdes hin und her, ihre mit Sommersprossen geschmückten Wangen waren gerötet, doch ihr Atem ging nicht sonderlich schnell.


    Ohne Probleme drückte sie die schwere Tür auf und trat ein. Tief atmete sie durch, dann ging sie mit federnden Schritten durch den Innenraum, auf die Feuerschale zu, der immer ihr erster Blick galt. Sie kniete in einer fließenden Bewegung nieder, neigte das Haupt und sprach ein kurzes Gebet. Erst dann legte sie zwei Scheite Holz auf und maß die Größe des Holzstapels noch einmal mit einem prüfenden Blick, bevor sie sich wieder erhob.

  • Einige Zeit später trat Lira aus ihrem Zimmer. Das schweißfeuchte Hemd und die Hose aus arg mitgenommenem Leder hatte sie gegen eine kurze, dunkelgraue Tunika aus dünner Wolle und eine weite Hose in derselben Farbe getauscht. Energisch band sie ihre Haare zu einem Zopf zusammen, als sie nach einem letzten prüfenden Blick den Tempel verließ, um sich zu Gorwin zu gesellen, der in der kleinen Schmiede stand, die an den Tempel angeschlossen war.


    Das metallische Ping Ping Ping des Hammers, der das Werkstück traf und bis in ihr Rückrat vibrierte, war für die Novinzin ein wohlbekanntes Geräusch und so zögert sie nicht, zu Gorwin hinüberzugehen. Der ältere Priester warf ihr unter buschigen, fast weißen Augenbrauen einen Blick zu und nickte mit dem Kopf an die Wand, wo an einem Haken eine weitere Schürze aus Leder hing.


    "Kannst das Feuer schüren", murmelte er wortkarg und Lira machte sich daran, seine Wünsche umzusetzen. Bald schon betätigte sie den Blasebalg, während Gorwin an dem Türbeschlag arbeitete, den er für das große Portal anfertigen wollte.


    So verging für die beiden Priester der Vormittag, bis Gorwin Lira schließlich zunickte und den Hammer sinken ließ. Mit der Zange gab er das Werkstück in das Wasserfass zum Abkühlen. Es zischte und dampfte, eine Wolke hellen Rauchs stieg nach oben.


    Gorwin machte sich nun daran, das Resultat seiner Arbeit am Portal anzupassen, während Lira die Gelegenheit der offenen Tür nutzt und sich darum kümmerte, den Innenraum des Tempels zu fegen, eine undankbare Aufgabe, die sie jedoch ohne Murren erledigte - zum einen, weil Gorwin eh nicht darauf eingehen würde und zum Anderen, weil sich sich ihres Status als Novizin sehr bewußt sein.


    Den Besten in den kräftigen, aber schmalen Händen, wirbelte sie den letzten Baustaub auf und kehrte ihn zur Tür hinaus. Das Gesicht vor Konzentration verzogen, ließ sie die Gedanken schweifen. Der Kestor hatte sie wirklich überrascht - der war doch höchstens 5 Jahre älter als sie selbst. Wie konnte er nur so schnell zu Amt und Würden gekommen sein? Ein Kriegsheld war er wegen seines jungen Alters sicherlich nicht, nicht so wie Gorwin, der, wenn er die Zähne mal auseinanderbekam, hin und wieder mal einen Brocken fallen ließ, der erahnen ließ, welche großen Schlachten er alle gesehen hatte.


    Sie stellt ihre Tätigkeit ein, als der Boden so sauber ist, dass man davon essen könnte - wenn man es wollen würde - und brachte den Besen zurück in die Küche, um sich dort dann um den Abwasch zu kümmern, damit sie zur Abendandacht mit der Hausarbeit fertig war. Wie stets erfüllte sie die Aufgaben mit aller Sorgfalt, doch in ihrem Innersten brannte der Wunsch, sich schnell von derartigen Pflichten zu lösen und - ja, nun, was eigentlich zu tun? Renascân war ruhig und friedlich. Wie sollte sie sich hier bewähren? Unzufrieden warf sie den Spüllappen mit etwas mehr Schwung als nötig in das Spülbecken und bewirkte lediglich, dass sie sich durchnässte.


    Lira seufzte leise.

  • Damorg der in den letzten Tagen immer nur die nötigste Zeit im neuen Tempel verbracht hatte, kam mit langen Schritten in die Richtung des Portals gelaufen. Als er Growin bei der Arbeit erblickte schlich sich ein mehr als zufriedenes Schmunzeln in sein Gesicht. Als er an dem Priester vorbei ging, grüßte er ihn freundlich mit einer kurzen Geste.


    "Den Fünfen zum Gruß, Growin."


    Doch seine Neugier trieb ihn weiter in den Temepel, er wollte sehen ob es Fortschritte gab. Den sauberen Boden nahm er wohlwollend wahr, war am gestrigen Tag nicht zu übersehen, dass es sich noch um eine Baustelle handelte, so konnte man nun daran zweifeln. Seine Schritte führten ihn weiter in die Küche, in der er Lira bei ihrer Arbeit sah.


    "Grüße dich."


    BEi seinen Worten lehnte er sich bereits an den Türrahmen.

  • Lira zuckte nicht zusammen, sie hatte schon gehört, dass sich jemand näherte. Sie streifte einige Wassertropfen von ihrer Tunika und wandte sich um.


    "Guten Tag", sagte sie höflich, wenngleich nicht sonderlich herzlich. Sie zögerte ein wenig, da sie begriff, dass eine pure Begrüßung und ein Fortsetzen ihrer Arbeit wohl als unhöflich gelten würden und setzte hinzu: "Das Portal wird heute Abend endgültig fertig werden. Und der Dachdecker lässt Euch ausrichten, dass er morgen früh die letzten Schindeln auf den Turm legt."

  • Damorg nickte freundlich und ging dann zu dem Tisch, an dem sich bereits einige Hocker befanden. Dort nahm er Platz.


    "Ich danke dir für die Nachricht."


    Er schwieg kurz und musterte die junge Novizin erneut.


    "Und wie geht es dir hier? Du bist immer fleißig bei der Arbeit, das sehe ich, aber wie fühlst du dich?"


    In der Stimme des Priesters war ehrliches Intresse und Neugier zu hören.