Somnio aeterna_02

  • "Keine." Kahri sieht nicht auf, als Koussis-Bas sie anspricht. "Nach der kurzen Zeit ist das nicht verwunderlich." Sie kommt mühelos auf die Beine und tritt ans Fenster heran. Ihr Blick wandert durch die schneedurchwobene Nacht.


    "Schließt bitte die Türe hinter euch."

  • Die Tür fällt leise in's Schloss, so sachte wie draußen der Schnee fällt. Das Zimmer ist still, bis auf die mühevolle Atemzüge der Verletzten.


    "Ihr habt Fragen." Koussis-Bas bleibt an der Tür stehen, eine Schulter dagegen gelehnt.

  • Die schwarzhaarige Frau sieht über ihre Schulter zurück auf den Mann. "Das ist mir nicht zu verübeln, nicht wahr?"


    Sie wendet und gießt sich etwas Wasser ein, dass sie dabei den Krug des Kriegers wählt, scheint sie nicht im Geringsten zu stören.


    "Ihr kommt in mein Haus...dank Vater Zufall und bringt einen Mann hierher, wegen dem meine Mädchen gleich... wischen müssen. Ich denke ich erfahre die Geschichte besser von euch und ausführlich, ehe ich mich selbst darum kümmern muss."

  • Er lacht plötzlich auf, so als habe ihn etwas an dem, was sie sagt, amüsiert, doch sein Blick ist durchdringend und man merkt ihm an, dass er sich bewußt ist, wie bitterernst die Situation ist.


    "Nein, es ist Euch nicht zu verübeln. Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Meine Herrin kam her, um diesen Mann zu treffen, weil er Informationen für uns haben sollte. Er ist - erwar recht bekannt dafür, immer die Ohren offenzuhalten, aber sich aus dem größten Ärger herauszuhalten. Er ist mehr als großzügig entlohnt worden - dass er versuchen würde, die Herrin zu töten, konnten wir nicht erwarten."

  • Sie dreht sich vom Fenster herum und lehnt sich an den Rahmen. Ein kurzer Moment der Stille vergeht. "Wann bekomme ich zu hören, was ich hören möchte und mir nicht schon unlängst, anhand des Offensichtlichen zusammenreimen kann?"


    Kurz reibt sie sich über die linke Schläfe, während sie in ihrer rechten den Krug Wasser balanciert. "Natürlich müsst ihr mir rein gar nichts erzählen aber das die Tötung nicht gelang und der Attentäter verschwunden ist... wird sich über früher oder später herum sprechen. Der Mann war nicht schlecht, in dem was er tat... also wird man irgendwann zu fragen beginnen... welches kleine Raubtier war besser als er."

  • Koussis-Bas seufzt kurz, ein erschöpft klingender Laut, obwohl sich keine Müdigkeit in seiner Gestalt zeigt. Sorgenfalten fressen sich in seine Stirn und verraten sein Alter, das wohl zwischen den dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr liegen muss.


    "Der Mann meiner Herrin ist oft in den Schatten gewesen, um sich hier den üblichen Freuden hinzugeben. Ich habe ihn einige Male begleitet, aber nicht überallhin. Eines Abends kam er schwerverwundet nach Hause und starb. Ich suche schon eine ganze Weile nach Aufschluss, wo er sich aufgehalten hat und wer ihn gesehen haben könnte. Der Informant meldete sich bei uns und wir gingen auf das Treffen ein. Er beschrieb uns, wie wir hierher kommen würden. Dann geschah, was geschehen ist."

  • Die grünen Augen der Schwarzhaarigen blitzen kurz auf.


    "Er hat euch hierher verwiesen?"


    Sie schüttelt kurz ihren Kopf. "Ungewöhnlich... da mir dieser Mann nicht bekannt ist aber nicht unmöglich, er könnte von Dritten hierher geleitet worden sein."


    "Wie ist euch das Treffen erschienen? Wollte er Aufschluss geben, feilschte er... hattet ihr das Gefühl er wollte auf das Geschäft eingehen? Was löste den Mordversuch genau aus?"

  • Der große Mann verschränkt die Arme vor der Brust und ruft sich den Gang des Gespräches noch einmal vor Augen.


    "Er machte das Geschäft mit der Selberverständlichkeit eines Mannes, der seinen Preis kennt. Seine Unverschämtheit strömte aus jeder seiner Poren - aber das kam mir nicht ungewöhnlich vor, denn wir waren die Bittsteller in dieser Situation." Koussis-Bas rollt mit den Schultern, um seine Muskeln ein wenig zu lockern. "Er ging auf das Geschäft ein und gab uns den Namen von drei Bordellen. Ich gehe nämlich davon aus, dass der Mann meiner Herrin in seiner Todesnacht in einem war, das er öferts frequentierte. Nichts deutete indes darauf hin, dass es zu einem Mord kommen sollte." Für einen Moment schweigt er und senkt leicht den Kopf. "Aber wir waren sehr aufmerksam während des Gespräches. Er hat wohl erst eine Möglichkeit gesehen, als ich kurz abgelenkt war."

  • Kahri lächelte kurz...


    "Wagen wir einen kurzen Ausflug in die Psyche eines Menschen... Der Mann handelte in keinem Augenblick im Affekt. Er neigt...neigte nicht zu spontanen Gefühlsausbrüchen, die einen unvorbereiten Angriff rechtfertigen. Ganz im Gegenteil, selbst als ich mich mit ihm ... unterhielt... zog er es vor zu schweigen und keine übermäßigen Emotionen zu zeigen... abgesehen davon, das man, ist der Schmerz nur groß genug, immer schreit." Letzteres lässt sie so beiläufig einfließen wie der Genuß eines guten Weines zu einem noch besseren Essen. "Er entschied sich dazu seine Zunge abzubeissen und an ihr zu ersticken, was meines Erachtens einen großen Aufwand als Selbstbeherrschung und Willensstärke zeigt."


    Sie drehte sich wieder um und öffnete das Fenster einen Spalt breit, so dass die Frau auf dem Bett frischen Sauerstoff bekam und sie sich ein Tabakkraut anstecken konnte, dessen feiner Vanillerauch schnell abzog.


    "Aber das ist noch nicht alles... wäre an seiner Stelle gewesen, ich hätte die größere Gefahr von euch beiden zuerst eliminiert, dann die weniger große, um eine größtmögliche Chance zur Flucht zu erhalten. Instinktives Verhalten. Stattdessen zog er es vor direkt euren Schützling zu töten... zu töten, nicht zu verletzen... jemand der die Kontrolle verliert, um einer Situation zu entgegen, der zielt nicht und schon gar nicht so präzise, dass er das Herz perforiert."


    "Er hatte den Auftrag euch zu töten, war nicht mehr als eine ausführende Kraft. Es gibt hunderte Orte in den Schatten, die geeigneter gewesen wären, als dieser hier. Dieser hier wurde gewählt und jemand gab ihm eine Bedeutung."


    Über ihre letzten Sätze wirkt sie wenig glücklich.

  • Koussis-Bas musterte Kahri eine ganze Weile und denkt über ihre Worte nach. Schließlich neigt er leicht den Kopf, um ihr Recht zu geben.


    "Wer immer also diesen Ort gewählt hat, wollte sowohl Euch provozieren als auch meine Herrin töten. Es sieht wohl so aus, als hätten wir einen gemeinsamen Feind."Er stößt sich von der Tür ab und geht zum Bett hinüber, um sich dort wieder schwer auf den Stuhl fallen zu lassen, der dort steht. Der Riese wirkt plötzlich erschöpft und beugt sich über das schlafende Mädchen, um nach ihrem Atem zu lauschen. "Also war der Aufenthaltsort meines Herren in seiner Todesnacht so delikat, dass es sich dafür lohnt, Handlanger zu bezahlen, um die Nachforschungen zu verhindern."

  • "Es wird sich noch herausstellen, ob wir einen gemeinsamen Feind haben...denn wenn die Hure Zufall es gut mit mir meint, war der Ort hier tatsächlich nur aus banalen Gründen gewählt."


    Noch während sie das sagt, kommt ihr Elashims Gesicht in die Gedanken und sein kaltes Lächeln. Die Tücke der Shariten sickerte durch sich jede bietende Ritze. Schnell streift sie sich eine Locke hinters Ohr und zieht wieder an dem Tabak, ehe sich sein Rauch aus dem geöffneten Fenster verflüchtigt. Sie würde Irush bald davon erzählen... einerseits um ihm eine Gelegenheit zur Jagd zu bieten und zum anderen, um die Erfolgschancen zu erhöhen - die sich mit dem Einsatz ihres Geliebten um ein vielfaches potenzieren würden.


    Ihr Blick gleitet wieder zu der schlafenden Frau und dem ermüdet wirkenden Krieger hinüber. Auf der anderen Seite und eben weil Shar so tückisch war... wer sagte, dass sie beide nicht auch Teil ihrer Intrige waren, Marionetten, die trotz aller Eigenständigkeit von Elashims Fäden wie Marionetten in die richtige Spielposition gerückt worden waren...


    Für Shar war der Tod eines ihrer Diener für ein großes Spiel, für das Rache der Preis war... nur ein geringfügies Übel... wenn sie es überhaupt als ein Übel sah.


    Abwarten...


    Ein müdes Lächeln folgt.


    "Ich glaube ihr werdet mir ein wenig mehr über euch erzählen müssen mein Herr... wir wollen sehen wie sich die Puzzlestücke in einanderfügen.... doch zuvor," sie hebt ihren Kopf und sieht in Richtung Türe.


    "Maket?"


    "Ja Herrin?"... diesmal hatte man keine Glöckchen gehört aber die Stimme der jungen Blonden war so dicht neben der Türe, das man eigentlich...


    "Bereite uns eine Kanne meines Lieblingstees vor und bring sie hinauf... es wird länger dauern. Sorge du dafür, dass der Schankraum gesäubert wird, vor allem entfernt alles Spuren, die Rückschlüsse auf den Zwischenfall im Separée geben könnten und vor allem im Keller."


    "Ja Herrin." und dann hörte man das Glöckchenklingeln, als Maket den Flur zurück und die Treppe nach unten geht.

  • Als Kahri den Wunsch äußert, noch mehr zu hören und damit, bleiben zu wollen, steht er wieder auf und stellt ihr den Stuhl hinüber, damit sie am Tisch sitzen könnte, wenn sie wollte. Zwar erwartet er es nicht - sie scheint nicht der Typ Mensch zu sein, der sich in der Gegenwart anderer Personen entspannen kann -, doch ist es für ihn ein zwingendes Gebot der Höflichkeit.


    "Über mich und meine Herrin gibt es nicht viel zu berichten, Herrin, außer, dass wir nicht aus den Schatten stammen. Dies wird Euch nicht entgangen sein. Mein verstorbener Herr vergaß hin und wieder seinen Stand, wenn er herkam und nahm mich regelmäßig mit, hieß mich jedoch meist an öffentlichen Plätzen zu warten."

  • Sie lehnt ab, setzt sich nicht und gibt somit den Gedankengängen des Kriegers recht.


    "Ich bilde mir kein Urteil, hier in Kephram ist nichts wie es scheint," antwortet sie auf die Vermutung von Koussis-Bas. "Doch selbst für Bordellbesuche ist Mord nicht die gängige Antwort. Weder für den Mann, noch seine Frau." Sie deutet kurz auf das Mädchen.


    "Wie ist ihr Name? Den euren kenne ich ja bereits."

  • "Justine Davenport." Er sagt es ohne zu zögern. Wenn sie es drauf anlegen würde, ahnt er, würde sie seine Herrin ohne weiteres ruinieren können, auch ohne ihren Namen zu kennen. Den Titel, den ihr Mann getragen hat, erwähnt er nicht, denn er ist inzwischen ohne Bedeutung, da an den Vater seines ehemaligen Herren zurückgefallen.

  • Um seine Lippen zuckt ein kurzer Lächeln.


    "Was erwartet Ihr nun von mir, Kahri. Ihr sagt Ihr kennt meinen Namen und den ihren kennt Ihr nun auch. Wenn Ihr eine Belohnung für die Hilfe fordert, die Ihr uns gewährt habt, so wird sich das einrichten lassen. Wollt Ihr mehr Informationen, werde ich sie Euch geben, so Ihr mich danach fragt."

  • "Ich bin faul in dieser Hinsicht Koussis-Bas," zum ersten Mal spricht sie seinen Namen aus und achtet genau auf die Akzentuierung, so wie Maket sie von dem Krieger wiedergegeben hatte. "Ich höre gerne Geschichten."


    Sie zieht wieder an der Tabakrolle... und verdichtet den Duft nach Vanille im Rauch.


    "Also werdet ihr reden, ihr erzählt und entscheidet wieviel Vertrauen ihr aufbringt, wie viel Wahrheit ihr zu teilen bereit seid und ich werde dann resümieren... und fragen. Eine Entlohnung... ein verführerischer Gedanke... aber dazu kommen wir später."

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Kahri ()

  • Der starke Mann bleibt neben dem Bett seiner Herrin stehen, wie ein Wachhund, der jederzeit bereit ist, zuzuschnappen, auch wenn er im Moment noch friedlich aussehen mag.


    "Vertrauen und Wahrheiten im Schlund?" Seine blendendweißen Zähne blitzen auf. "Die Wahrheit ist, dass Ihr nun einiges mehr wißt, als ich zuzugeben bereit war, als wir herkamen." Er atmet tief durch. "Wir versuchten zunächst, von außen Informationen zu erlangen, doch das Geld, das wir ausgaben, war verschwendet. Deswegen kamen wir her und sind hier auch untergekommen - Ihr sehr also, dass ich meine Herrin mit mir nehmen werden, sobald wir es wagen können, sie zu bewegen. Wir wollen Euch nicht zur Last fallen."

  • Sie hebt ihre Schultern.


    "Ihr tut was immer euch beliebt... aber ohne euch beleidigen zu wollen," sie sieht wieder aus dem Fenster. Langsam wird es kalt im Raum. "Ihr seid nicht besonders gut, in dem, was ihr tut... glaubt man dem Erzählten."


    Sie löscht die letzten Tabakreste im Schnee des Fensterbretts und schließt das Fenster anschließend.


    "Es ist für ihre Gesundheit ratsam, dass sie sich bis zum Morgen ausruht. Da der Attentäter niemanden Bericht erstatten kann, dass ihr oder sie defintiv des Todes seit, wird man jemanden schicken. Er wird hier nach Anhaltspunkten suchen und ehrlich gesagt, spekuliere ich darauf."