Frühlingsblüten unterm Vollmond

  • Rosalie hat ihr sicherlich angeboten, den Saum etwas hoch zu nähen, wenn die Nymphe dies möchte, immerhin kann sie auch ein wenig nähen. Wohl eine Kunst, derer man als anständige Hobbit mächtig sein sollte, wie es scheint.


    Mittlerweile weiß Echuir gewiss, dass das Hobbit-zelt eigentlich gleich neben an ist. Dort scheint noch Licht zu sein, als hätte sich die geschäftige Hobbit noch nicht zur Ruhe gelegt, obwohl sie das sonst sehr gewissenhaft tut. Just als die Nymphe an ihrem Zelt vorbei ist, tritt Rosie aus ihrem und schüttelt ein Stück Stoff aus.


    "Oh... Echuir.. kannst du nicht schlafen?"

  • Die Nymphe fährt zusammen. Erwischt...
    "Nein...", flüstert sie und sieht zu Boden. Sich im Dunklen bewegen ist einfach nicht ihre herausragendste Fähigkeit. Ihr Mut sinkt, genau wie ihre Schultern noch weiter herabsinken. Fast scheint sie sich so klein zu machen wie ihr Gegenüber.

  • "Mir hilft da manchmal ein Glas Milch mit Honig." sie lächelt kurz. Sie trägt im Moment keine Schürze wie im Küchenzelt, sie scheint sich auch schon zurück gezogen zu haben. "Hast du Heimweh?" sie reibt sich gähnend mit einer Hand vor dem Mund die linke Schläfe.

  • "Nein..."
    Heimweh zu haben würde ja bedeuten, daß man eine Heimat hat, zu der man zurückkehren könnte. Und wenn sie daran denkt wie ihre Heimat jetzt aussieht... Nein, lieber nicht daran denken.
    Andererseits sehnt sie sich natürlich nach frischem grünen Gras, nach dem Gesang der Lärchen und dem sanften Streicheln des Windes. Wobei Sehnsucht nicht mal annähernd beschreibt was sie empfindet.
    "Ja..."
    Etwas hilflos zuckt sie die Schultern, weiß nicht wie sie das erklären soll.

  • "Ach, das hier muss dir sicher alles fremd sein. Keine Sorge, mir ist es anfangs auch ein bisschen so gegangen." sie faltet das Kleidungsstück zusammen und legt es über ihren linken Unterarm. "Möchtest du vielleicht reinkommen und wir trinken etwas Tee oder warme Milch?" Das Zelt der Hobbit unterscheidet sich äußerlich erst einmal nicht von dem des Fauns. Aber von ihrem Zelt geht ein Geruch nach Rosmarin und Lavendel aus. Ein feiner Hauch davon ist sicher zu Echuir hinüber geweht, als die Hobbit eines ihrer Kleider etwas ausgeschüttelt hat.

  • Echuir schüttelt den Kopf.
    "Nein... ich möchte nichts..."
    Überhaupt hat sie, seit sie hier ist so gut wie nichts gegessen. Mal den einen oder anderen Keks, den Demetrios ihr gegeben hat. Oder einen Löffel Eintopf, doch niemals irgendetwas, das Fleisch enthält.
    "Danke...", fällt ihr noch ein zu sagen.
    Höflichkeit, hatten sie ihr eingeprägt. Menschen legen auf so was Wert.
    Es klingt verloren.
    Ihr Blick irrt vom Gesicht der Köchin zu den Schatten jenseits des Zeltes.
    Wie weit man wohl gehen müßte um über den Rand der Dunkelheit hinauszukommen? Wie war das als sie hergekommen ist? Sie versucht sich zu erinnern.
    Ob draußen die Sonne schien? Oder war dort dunkle Nacht? Vielleicht aber mit Mondschein. Mondschein wäre nicht so schlimm...

  • Dann musste entweder Demetrios ihr die Fleischklumpen aus dem Eintopf fischen oder sie sich häufig mit Brot begnügen, denn vieles von den pikanten Speisen hier. "Du siehst aus, als hättest du Kummer." stellt Rosalie fachmännisch fest und besieht sich Echuir mit einem kritischen Blick. "Man kann nicht gesund werden, wenn man Kummer hat. Vielleicht solltest du dir den Kummer von der Seele reden, Echuir."

  • "Kummer?" Die großen blauen Augen richten sich wieder auf das Gesicht der Köchin. Der Blick ist unendlich weit weg und wirkt verlorener und... fremder denn je.
    "Ich habe keinen... Kummer, Rosalie", sagt sie dann sehr langsam und deutlich.
    Nein, Kummer beschreibt ihren Zustand nicht mal annähernd.
    "Und wenn ich dir sagte, daß es mein Herz zerreißt der Frühlingssonne fern zu sein, daß meine Seele vertrocknet vor Verlangen nach... Gras und Blütenstaub und dem Lied der Lärche, daß mein Körper zerfällt unter diesem..." Sie zupft an dem verhaßten Kleidungsstück. "Nennst du mich dann auch einen undankbaren Schmarotzer? Wie den Faun?"
    Noch immer ist die Stimme leise, gegen Ende sinkt sie zu einem Flüstern herab.

  • Komisch. Sie hat den selben Blick wie Anduin, wenn er aus dem Gewächshaus gekommen ist. wundert sie sich innerlich über den verklärten und fast weggetretenen Blick der armen Nymphe.


    Dann hebt sie etwas die Brauen. "Bei allem Verständnis für deinen Zustand, Echuir, aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun." sie schüttelt sanft den Kopf. "Dir wurde hier Obdach gewährt, damit du dich erholen kannst, auf eine Bitte hin. Demetrios ist ..eher verunfallt hier gelandet." ihre Stimme bleibt recht neutral, kein Groll oder dergleichen. Hobbits scheinen wohl generell nicht nachtragend zu sein. "Und teilweise unterscheidet sich die Weltsicht des Fauns von der der meisten hier Anwesenden und das führt eben zu kleineren Meinungsverschiedenheiten. Crameath mag für manche etwas direkt klingen, aber er ist eine treue Seele und ich würde meine kleine Hand für ihn ins Feuer legen. Es ist sein gutes Recht, im Küchenzelt für Ordnung zu sorgen." sie seufzt dann. "Genug davon.. ich glaube, du solltest vielleicht ins Zelt, damit dir nicht zu kalt wird. Oder möchtest du spazieren gehen?" sie wirkt ein wenig besorgt.

    Wer die Hobbit nicht ehrt, ist der Kekse nicht wert.

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  • "Gib Demetrios vielleicht kurz Bescheid, wenn du alleine sein möchtest. Sonst macht er sich nur Sorgen." schlägt Rosalie vorsichtig vor. So wie sie den Faun einschätzt, würde er möglicherweise noch in große Sorge geraten. "Und auf den Winter folgt immer Frühling. Und ich bin mir sicher, wenn du gesund bist, dann wird man für dich eine wunderschöne Wiese finden." versucht sie die Nymphe auf zu heitern.

  • Die Hobbit vertraut darauf, dass der Nymphe hier in der Botschaftssiedlung nichts geschehen kann, gewiss werden die Wächter ein Auge auf sie haben. Sie ist Köchin, es ist nicht ihre Aufgabe für die Sicherheit zu sorgen. Mit einem kurzen Kopfschütteln sieht sie dem Geschöpf hinterher und kehrt dann in ihr Zelt zurück.

  • Echuir versucht derweil den Weg zum Rand des Lagers zu finden. Sie weicht den Elben dabei weitestgehend aus, ihr Bedürfnis nach Konversation ist nicht der Grund dafür, daß sie unterwegs ist.
    Nymphen können recht unsichtbar werden wenn sie es darauf anlegen...

  • Den Rand des Lagers zu finden ist nicht weiter schwierig, führen doch verschiedene, breite Pfade von dessen Zentrum nach außen weg. Außerdem ist der Weg auch für nicht nachtaktive Wesen hinreichend gut ausgeleuchtet, sodass sie kein Problem damit haben wird, ihn zu beschreiten.


    Jedoch so unsichtbar sie sich auch verhält, entgeht sie doch nicht der wachsamen Aufmerksamkeit des Perimeters und der Lathradith.

  • Da Echuir nichts von Perimetern und Lathradith weiß schenkt sie beidem keine weitere Beachtung und verläßt das Lager. Der Kittel bleibt am Rand des Waldes liegen und die Nymphe strebt dem Sonnenlicht entgegen. Sie bewegt sich langsam und andächtig, ihre Hand tastet sich in den funkelnden Sonnenstaub bevor sie mit dem ganzen Körper in die helle, mittägliche Frühlingssonne eintaucht. Einen Moment steht sie so, mit geschlossenen Augen das Sonnenlicht einsaugend, dann läuft sie los um den hellsten und wärmsten Platz auf der ganzen Wiese zu finden. Dort schmiegt sie sich ins Gras und schließt die Augen.

  • Von wirklich gutem und erholsamem Schlaf kann bei Demetrios wohl auch nicht die Rede sein, auch wenn er allein aus purer Erschöpfung irgendwann die Augen geschlossen hat und irgendwie dann doch weg gedämmert war - verfolgt von seltsamen und wirren Träumen. Aber auch wenn sein Schlaf nicht tief ist, wacht er nicht auf, als die Nymphe das Zelt verlassen hat, sondern erst eine Weile danach.


    Noch etwas benommen lässt er die Augen geschlossen und tastet nach Echuir, die allerdings nicht wie gewohnt neben ihm liegt. Viel mehr brauch es dann auch nicht mehr und er ist hellwach. Natürlich hat er ihre Gemütsveränderung bemerkt und auch, dass ihre Blicke immer öfter zum Lagerrand geschweift sind. Wirklich viel darüber reden mussten die beiden unter einandern nicht wirklich, kann der Faun doch ziemlich gut nach empfinden, was in ihr vor geht und wohin es sie zieht.


    Und irgend etwas, vielleicht eine innere Stimme, Intuition oder ein unbestimmbares Gefühl sagt ihm, dass die Nymphe sich nicht nur kurz die Beine vertritt.


    Unwillkürlich greift er nach dem Stein in seiner Tasche, den die Elfe ihm gegeben hat, als er ihr das Versprechen gab, auf die Nymphe auf zu passen.
    Für einen kurzen Moment ist er fast versucht irgendwie Hilfe herbei zu holen, aber dann schüttelt er nur kurz den Kopf.
    Nein, was wäre er denn auch für ein Faun, wenn er sich da nicht auf sein Gefühl verlassen könnte. Er würde sie schon auch alleine finden, außerdem war es ja auch _sein_ Versprechen. Und ganz alleine wird er sie schließlich auch nicht suchen müssen.


    Vorsichtig stupst er Lalaith an, die sich in einer Ecke des Zelts zusammen gerollt hat. "Wach auf. Wir müssen uns auf die Suche nach Echuir machen." flüstert er ihr zu, hebt das kleine Tierchen hoch und lässt es in seine Tasche klettern. Anscheinend weiß sie auch sofort, was los ist, oder sie ist einfach noch zu müde um wirklich großartig empört zu reagieren.


    Also schlüpft er aus dem Zelt und bleibt kurz stehen, um sich um zu sehen. In welche Richtung wird sie wohl gegangen sein? Denn das sie gegangen ist, steht für ihn fest. Es dauert nicht lang, bis er sich für eine Richtung entschieden hat, die, in die ihr Blick am häufigsten gewandert ist, und mit sicheren und weiten Schritten macht er sich auf den Weg. Am Waldrand angekommen, bestätigt die auf dem Boden zurück gelassene Kleidung sein Gefühl.

  • Nicht nur auf die zurückgelassene Kleidung fällt sein Blick. Als er die letzten Bäume passiert öffnet sich vor ihm ein weitläufiges Panorama. Sattes grünes Gras wächst hier, durchsetzt von Blüten, sowohl einzeln verstreut als auch in ganzen Teppichen aus zartviolett, gelb oder dem weiß der Margeriten. Ein Schmetterling wird von der leichten Brise zu ihm getragen. Hoch am Himmel singt eine Lärche ihr Lied und über allem steht der strahlende, wärmende, gleißend helle Ball der Sonne.
    Die Luft ist warm und trägt einen verheißungsvollen Duft in die Nase des Faun. Einen Geruch, der sein Herz schneller schlagen läßt. Das Gefühl, das Millionen Liter Saft durch hölzerne Bahnen nach oben schickt, das Gefühl, das Schwalben und Wildgänsen unbeirrbar zurück zum Ort ihrer Geburt bringt. Frühling.
    Wo, wenn nicht hier ließe sich eine Nymphe finden...?

  • Viele würden vielleicht die Wiese auch so in ihrer ganzen Farbenpracht sehen können. Die Schmetterlinge und Blumen, das satte grüne Gras und die ersten Bienen. Vermutlich würden sie auch die warmen Strahlen der Sonne auf ihrer Haut spüren können und die Geräusche um sich herum hören können.
    Manch einer würde wohl sagen: eine Wiese. Andere vielleicht: eine wirklich schöne Wiese im Frühling.
    Aber was in dem Faun vor geht, als er einen Huf auf das Grün setzt, ist allein mit Worten nur unzulänglich zu beschreiben. Es sind nicht die Sinneseindrücke oder auch nur ihre Summe, die ein wahres Hochgefühl in ihm auslösen, es ist das ungeteilte Ganze.


    Die Augen schließend und tief durchatmend, öffnet er seine Tasche und holt das Eichhörnchen hervor. Hier draußen in der Sonne scheint er wieder zu alter Größe zu wachsen und es fällt jetzt erst auf, wie gebückt er in der letzten Zeit gegangen sein muss.


    Sowohl Faun als auch Eichhörnchen wissen, was sie jetzt zu tun haben, deshalb setzt er das Tierchen im Gras ab. Lalaith braucht nicht sonderlich lange, um die Spur der Nymphe auf zu nehmen und flitzt schon in ihrer Richtung mit weiten Sprüngen davon, Demetrios dicht hinter sich.

  • Echuir hat in einer kleinen Mulde gelegen, im Sonnenlicht, und sich von den goldenen Strahlen durchwärmen lassen. Sie hat das Licht regelrecht getrunken, in sich aufgenommen, bis sie satt war.
    Jetzt alarmiert sie irgendeine Luftbewegung, irgendeine Veränderung im Flug der Lärche, im Gaukeln der Schmetterlinge.
    Sie rollt sich in ihrer Kuhle herum und hebt den Kopf um über den Rand zu schauen. Und sieht Faun und Eichhorn über die Wiese flitzen.
    Einen entzückten Schrei ausstoßend springt sie auf.
    Und läuft dann ihrerseist los, allerdings nicht auf die beiden zu sondern kichernd und nicht zu schnell vor ihnen davon, weiter in die grüne Herrlichkeit hinein.