Auf dem Weg zurück nach Magonien - Irgendwo auf dem Meer

  • "Nein, keine Täuschung."


    Sagte sie mit großer Gewissheit und schüttelte den Kopf.


    "Wieso sollte es mir die ... Narben an deinen Handgelenken vorgaukeln?"


    fügte sie leiser hinzu. Sie wusste, dass sie sich gerade auf unsicheres Terrain wagte. Wenn es um solche Sachen ging, war sie oft so hilflos. Ging sie zu weit, indem sie Hilfe anbot? Mit einem Schaudern dachte sie an den kurzen Augenblick, als sie selbst versucht gewesen war, sich zu flüchten, ihn aber verdrängt hatte.

  • Alanis Augen weiten sich kurz überrascht über diesen unerwarteten Vorstoß Ashabas in sehr persönliche Regionen. Erst verschließt sich ihre Miene für einen Moment, als sie auf besagte Narben hinunterblickt, doch dann erhellt sich ihr Gesicht wieder ein wenig, als sie erneut aufblickt und Ashaba ein schiefes, aber nichts desto trotz offenes Lächeln schenkt.


    "Ah, daher weht der Wind." Die Lachfältchen in ihren Augenwinkeln vertiefen sich ein wenig. "Danke, Ashaba. Ich schätze Deine direkte Art."

  • Erleichtert, dass ihr kühner Vorstoß keine spontane Erruption zur Folge hatte, nickte sie und erwiderte das Lächeln. Und änderte dann schlagartig das Thema


    "Und.. ehm.. hättest du eine Idee, wer mehr über Alexandre wissen könnte? Wo er wohnt? Ob er überhaupt sesshaft ist? Solche Dinge."

  • Die Priesterin grübelt vor sich hin.


    "Keine Ahnung, leider. Ich könnte man die Augen aufhalten, wenn es mich mal wieder in die Nähe des MASH verschlägt. Kenne dort ja nicht nur Alexandre, sondern auch noch einige andere Mitglieder. Vielleicht könnten die die eine oder andere Information für Dich haben." Sie legt den Kopf schief und stopft sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Warum willst Du das eigentlich wissen? Willst Du Dich bedanken? Oder hast Du in ihm auch den wertvollen Verbündeten gesehen, der er sein könnte?"

  • Langsam wiegte sie den Kopf hin und her.


    "Er könnte in der Tat ein wertvoller Verbündeter sein. Aber das ist es nicht. Oder nur eher nebensächlich. Ich bin ihm etwas schuldig. Ein Leben lässt sich nicht einfach mit einigen Münzen aufwiegen. Und ein "Danke" könnte ein Anfang sein."


    Sie grinste.


    "Und naja, an dem Abend fragte er mich noch, wie er mich aufmuntern könne. Ich sagte ihm, dass er auf dem Tisch tanzen solle und sich langsam dabei ausziehen. Das war .. ehm.. scheinbar nicht, was er erwartete."

  • Alanis schaut Ashaba an, als sei ihr ein zweites Kopf gewachsen, dann fängt sie schallend an zu lachen. Und es dauert eine kleine Weile, bis sie sich wieder gefangen hat und wieder Luft bekommt.


    "Ehm, ja, das dürfte den guten Mann ein wenig überfahren haben", gibt sie zurück und räuspert sich dann. "Also, wenn Du mich fragst, solltest Du mit einem 'Danke' anfangen und das Andere auf Dich zukommen lassen. Ein 'Danke', aus tiefstem Herzen kommend, wiegt jedes andere Geschenk auf." Sie grübelt kurz. "Du könntest übrigens mal Malglin nach Alexandre fragen. Die beiden scheinen sich ganz gut zu kennen, immerhin hat Malglin ihn als Schiedsrichter zum Manöver eingeladen."

  • Ashaba lachte mit. Sie konnte sich nur zu gut an sein das verdatterte Gesicht erinnern.


    "Ja, ich denke mit einem Danke werde ich anfangen können. Aber Malglin fragen... ich weiß nicht, ob man ihn damit behelligen sollte. Er hat ja sicherlich anderes zu tun."

  • Alanis wiegt den Kopf hin und her.


    "Es wird sicherlich in der nächsten Zeit eine Möglichkeit für ein privates Gespräch geben. Die Sache mit Forlond wird sich über Kurz oder Lang regeln. Entweder Amonlonde macht Nägel mit Köpfen, ruft seine Verbündeten noch einmal zusammen - unter unangefochten akzeptierter militärischer Führung - und ebnet alles ein, was sich ihnen in den Weg steht oder sie geben Forlond auf."


    Sie atmet tief durch.


    "Das ist nicht mehr die Frage von Jahren, sondern nur noch von Monaten."

  • "Mir steht es nicht zu, darüber zu urteilen, was in diesem Falle zu tun sei und was überhaupt möglich ist."


    Natürlich hatte sie ihre Meinung, aber die durfte sie nicht öffentlich haben.


    "Könnte Cornelius mehr wissen? Die beiden schienen recht vertraut miteinander umzugehen. Auf der anderen Seite ist Cornelius recht oft recht vertraut mit Leuten. Auf der anderen Seite kann ich mir auch die paar Monate Zeit nehmen, die du voraus sagst."

  • "Öhm, ich glaube er und Cornelius dürften sich kennen, aber wie gut - keine Ahnung. Du kannst ja schauen, wen der beiden Herren Akluto und Damar Du zuerst triffst." Sie hebt die Schultern und lächelt Ashaba offen an. "Und ja, Heiler neigen dazu, sich recht vertraut mit den Leuten zu geben, die sie behandelt haben. Eine Unsitte von uns."

  • Ashaba zog die Nase kraus und grinste.


    "Nicht ganz zu Unrecht, will ich meinen. Mal abseits von allen Wortspielen, die intensive Bekanntschaft betreffend, verdankt man dem Heiler doch einiges, nicht wahr? So findet jeder irgendwie seinen Platz: Wir schlagen uns für die gute Sache, die Heiler flicken uns wieder zusammen, damit wir uns wieder für die gute Sache schlagen können. Ohne Heiler keine Krieger. Früher oder später. Wirst du über den Winter in Renascân bleiben?"


    fragte sie dann unvermittelt.

  • Alanis blinzelt kurz verblüfft über diesen erneuten Themenumschwung.


    "Den Winter - ." Ein unmerkliches Zögern. "Darüber habe ich, ehrlich gesagt, noch gar nicht richtig nachgedacht. Aber ich denke schon. Warum fragst Du?"

  • "Da sollte es ruhig werden."


    meinte sie und man sah ihr eine gewisse Vorfreude auf Ruhe an.


    "Im Winter passiert normalerweise nicht viel. Es scheint, als ob die Leute friedlicher würden und näher zusammen rücken. Die ersten Jahre in Renascân waren für einige Leute schwierig, weil die Felder noch nicht so bestellt werden konnten, dass alle genug hatten. Da haben sie gelernt zu teilen, so dass keiner wirklich hungern musste. Ich glaube, dass sie sich im Winter daran erinnern. Und können wir Ruhe nicht alle gebrauchen?"

  • Alanis lächelt bei Ashabas Worten leicht vor sich hin.


    "Ja, auf ein wenig Ruhe freue ich mich auch. Es liegt sehr viel Kraft in einem ganz normalen Alltag. Der erste Winter im eigenen Haus ist allerdings auch ein sehr ungewohnter Gedanke." Sie mustert den Sergeanten. "Was ist mit Deinem Haus? Wann willst Du beginnen? Im Frühjahr?"

  • "Hey, ich habe zumindest einen Unterstand."


    Sie grinste und dachte an den nach vier Seiten offenen, aber zumindest oben abgedeckten Unterstand auf ihrem kleinen Grundstück.


    "Es soll sowieso nichts so Großes werden, wie bei dir. Und ich möchte mir möglichst viel Zeit lassen. Gerne auch Jahre. Aber im Frühjahr wird es weiter gehen und mit viel Glück habe ich da auch einen Plan wie genau. Aber ich befürchte über den Winter werde ich mich mal zum Auwärmen bei dir auf einen Tee einladen müssen."

  • Alanis legt den Kopf leicht schräg.


    "Du bist jederzeit bei mir willkommen", sagt sie dann schlicht und mit einem Lächeln, in dem die Verwunderung darüber, dass Ashaba ihr gegenüber auf einmal so offen und freundlich ist, mitschwingt. "Ich freue mich über jeden Besuch auf dem einsamen Hügel." Sie grinst.

  • "Sei froh, so lange er noch einsam ist. Früher oder später werden auch dort mehr Grundstücke zugewiesen werden, so dass wir bald möglicherweise doch eine Großfamilie in der Nachbarschaft haben. Eine taurische Großfamilie."


    Leicht verzweifelte Belustigung schwang in ihrer Stimme mit.


    "Opa und Oma, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als die jungen Gören - das sind wir - zu beobachten, weil man Weiber ja nicht allein lassen kann. Wir stellen doch nur Dummheiten an. Jede Menge Kinder, die nach Kuchen betteln. Wir gut, dass ich nicht backen kann. Und dann wären da noch die netten jungen Herren, die sich einer alleinstehenden Frau erbarmen möchten und sich ihnen in liebevoller Absicht annähern. Vergaß ich ihre Schwestern, die nicht möchten, dass der Bruder die runzlige Alte von nebenan heiratet? Oh wie wird das schön."

  • "Punkt 1. Oma und Opa können uns gar nicht beobachten - weil wir beide den ganzen Tag arbeiten gehen oder auf Reisen sind." Alanis beginnt, die Punkte an den Fingern abzuzählen. Ihre Augen blitzen amüsiert auf. "Punkt 2. Gierige Kinder. Ich backe und koche hervorragend - und weiß, wie man Rhizinusöl herstellt. Punkt 3. Nette junge Herren. Da wird es dann interessant. Ich schlage vor wir stellen Schilder mit der Aufschrift "Nein, danke!" im Vorgarten auf, das erspart die Rederei. Punkt 4. Fiese Frauen. Der einzige Punkt, der wirklich gefährlich ist. Einzige Möglichkeit: diese Frauen schnellstmöglich mit ledigen Gardemitgliedern, die Du bestimmst, verheiraten, damit sie nicht mehr an ihren Bruder, sondern an das eigene Ehebett denken." Ein kurzes Grübeln, begleitet von einem unschuldigen Lächeln. "Habe ich etwas vergessen?!

  • "Ja."


    sagte Ashaba und schaute leidend.


    "Die taurische Sturheit. Oma und Opa werden uns zur Not nach kommen, die Kinder werden schauen, ob im nächsten Kuchen möglicherweise nichts ekliges drin ist, die Herren können nicht lesen und die Schwestern.. naja, das könnte klappen."