Auf dem Weg zurück nach Magonien - Irgendwo auf dem Meer

  • "Oh, es klang so, als hättest Du langjährige Erfahrung und ich wollte mich nicht weiter über Taurier lustig machen, ohne zu klären, ob Du daher kommst und vielleicht die einzige bist, die die Witze machen sollte." Alanis grinst Ashaba entwaffnend an. "Nicht, dass Du mir eine reinhaust. Ich lebe eh schon in ewiger Angst, dass das eines Tages jemand tut."

  • "Nennen wir es liebevolles Foppen."


    grinste sie.


    "Man hat über jede Provinz so seine Meinungen. Da nimmt sich keiner zurück. Bei Tauriern halte ich es aber nicht für völlig ausgeschlossen, dass sie dir irgendwann eine hauen. Na, eigentlich sinds vermutlich eher die Frauen, die dir an den Haaren ziehen. Die Männer sind da eher zimperlicher, wenn es um das Schlagen vom weiblichen Gegenüber geht. Außerden erscheinst du gar nicht so undilplomatisch, dass du Angst haben müsstest."

  • "Wenn Du wüßtest", murmelt Alanis und seufzt schicksalsergeben. "Ich bin manchmal sowas von undiplomatisch - weil ich ziemlich ungeduldig bin und es hasse, wenn man um den heißen Brei herumredet. Und Heimlichkeiten sind mir - echt ein Graus." Sie verzieht leicht den Mund, dann richtet sie sich ein wenig weiter auf, damit sie wieder gerade sitzt. "Nun, sei es drum. Wollen wir hoffen, dass keine Taurier nebenan einziehen - oder nur Männer. Mit denen dürften wir spielend leicht klarkommen."

  • "Einen taurischen Mann bekommst du nur mit seiner Großfamilie."


    winkte Ashaba ab.


    "Wir können auch wahlweise einen lorenischen Kaufmann mit seinem gezierten Töchterlein bekommen oder den alten tempturischen Kriegsveteran, der auf seine alten Tage seine Familie hier her getriezt hat, weil ihm die Seeluft gut tut. Der brüllt dann seinen Sohn den ganzen Tag an und nennt ihn ein Weichei, weil er nur Töchter zustande bringt. Oh, oder auch ein scorischer Clan, der einen Misthaufen immenser Größe hinter dem Haus lagert."


    Sie zog den Mantel ein wenig enger um den Körper und ihre Augen funkelten vergnügt. Grade schien sie recht entspannt.

    "Vermutlich würdest du nur mit dem Lorenier Probleme bekommen. Die wollen den Eiertanz und tanzen ihn mit Hingabe."

  • Alanis Gesichtsausdruck schwankt zwischen gespielten Entsetzen und Vergnügen hin und her.


    "Vielleicht könntest Du Deine guten Beziehungen spielen lassen, um zumindest den Misthaufen verbieten zu lassen? Und das Rumbrüllen nach 8 Uhr Abends?"


    Sie schlägt ein Bein über das andere und blickt hinauf in die hellgrauen Wolken, aus denen ein steter Wind auf die Segel herniederfährt, um sie nach Renascân zu bringen.


    "Eiertanz?", fällt ihr dann auf. "Was für ein Eiertanz?"

  • "Loreniern sagt man nach, dass sie glauben, sie seien mit mehr Kultur gesegnet als alle anderen Provinzen zusammen. Sie geben sich gerne.."


    Kurz dachte sie über ein passendes Wort nach.


    "... Sie reden gerne um den heißen Brei herum, schmieren sich gegenseitig Honig ums Maul und wissen doch, was eigentlich gemeint ist. Danach sind sie entsprechend beleidigt."


    Theatralisch zuckte sie mit den Schultern.


    "Ihre Umgangsformen sind überaus höflich und ausgesucht und wenn das jemand nicht beachtet, dann reagieren sie schnell beleidigt. Aber gut, dass wir keine Vorurteile haben und wissen, dass das alles nicht wirklich so ist."


    Sagte sie dann und grinste.


    "Dorian ist ja ein sehr gutes Beispiel dafür, dass nicht jedes Vorurteil stimmt. Manchmal glaube ich, dass er eher Tempturier ist als Lorenier."

  • Alanis hört Ashaba interessiert zu, als sie über die Lorenier doziert und man mag einen leichten Hauch von Besorgnis über ihr Gesicht gehen sehen.

    "Also - hm, gelten die Scorier als bäuerlich, die Lorenier als Gecken, die Taurier als Familienmenschen - und was ist mit Hrayland und Tempturien?"

  • "Sagen wir es lieber so: Scorier sind dem sehr verbunden, was sie umgibt. Sei es nun ihre Heimat oder ihre Leute. Bei den anderen beiden stimme ich vorbehaltlos zu. Hrayländer sind..."


    kurz überlegte sie.


    "... Hrayländer haben die Nase stets in den Wolken. Sie suchen immer nach neuen Entdeckungen und verlieren das eigentlich wichtige aus den Augen."


    Sie zuckte mit den Schultern, dann grinste sie verschmitzt.


    "Und die Tempturier, ja, die sind sehr warmherzige und freundliche Menschen. Sie teilen gerne, sind sehr gute Anführer und haben noch jeden gerettet, der bis zum Hals in der Scheiße schwamm. Sie sind götterfürchtig und... naja, nein, eigentlich sagt man über Tempturier, dass sie kaltschnäuzige Hunde seien. Nicht so direkt wie die Taurier, nicht so intrigant wie die Lorenier aber durchaus begabt darin, ihre Führungsposition entsprechend auszubauen."

  • "Hm." Alanis schmunzelt. "Lass mich raten, Tempturier machen sich gut in der Garde aufgrund ihrer guten Eigenschaften?"


    Sie denkt einen Moment über das Gehörte nach.
    "Über die Fahrenden, bei denen ich lange gelebt habe, sagt man ja auch einige Dinge. Vergiftete Brunnen, gestohlene Kinder, ausgeliehene Wäsche." Sie zuckt mit den Schultern. "Vorurteile helfen den Menschen, ihre Welt zu verstehen und klein und übersichtlich zu halten. Das ist so bequem -." Sie blickt zum Horizont. "Sich ständig ändernde Weltbilder sind nichts für jeden."

  • "Oh, die sich ständig ändernden Weltbilder sind vermutlich nicht das Problem. Es ist wohl vielmehr die Bereitschaft, Dinge, an die man glaubte und die scheinbar wahr und fest stehend waren, anzuzweifeln, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Manchmal muss man sich einer neuen Wahrheit zuwenden und kann sich ihr nicht mehr verschließen. Die Kunst ist, nicht daran zu zerbrechen."


    Ihre Miene ist jetzt etwas wehmütig.


    "Das ist eine Erkenntnis, die ich im vergangenen Jahr gewonnen habe."

  • Alanis mißt den Sergeanten mit einem langen, nachdenklichen Blick, dann nickt sie leicht.


    "Solange es noch etwas gibt, das unverrückbar ist und an dem man sich festhalten kann, ist alles gut. Dann reichen ein offener Geist und ein kluger Kopf, um mit dem, was einem zustößt, umgehen zu können."


    Ein kurzes Zögern.


    "Ich hoffe Du hast so etwas Unverrückbares in Deinem Leben."

  • "Freunde."


    Antwortet sie ohne zu zögern.


    "Freunde sind das einzig Unumstößliche in meinem Leben. Umso härter trifft es mich natürlich, wenn sie enttäuschen. Schwäche ist nichts, was man jemandem vorwerfen kann. Aber Iloyalität sehr wohl."


    Dann sah sie auf und lächelte Alanis an.


    "Aber das ist ein Thema, mit dem wir uns nicht den Tag vermiesen sollten. Was wollen wir mehr? Die See ist verhältnismäßig ruhig, es regnet nicht und die Sonne grillt uns auch nicht gnadenlos. Wenn wir Glück haben paddelt grade das Abendessen neben dem Schiff her. Ich hab' gehört es gibt Fisch."

  • "Und Fisch ist kein Thema, das einem den Tag vermiesen kann?" Alanis lächelt schwach. "Ich hasse Seereisen. Die Enge, die Dunkelheit unter Deck, das Essen. Zumindest bin ich dieses Mal mit Dir in einer Kajüte und nicht im Mannschaftslogis in einer Hängematte."

  • Ashaba lachte und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Vor wenigen Tagen war sie fast gestorben. Hier und jetzt konnte sie das Leben mehr schätzen, als jemals zuvor. Trotz leicht wackeliger Knie und dem ewigen Hunger, fühlte sie sich so lebendig. Oder vielleicht gerade deswegen.


    "Jaja, das hier ist wirklich fast komfortabel im Gegensatz zu der Mannschaftsunterkunft, nicht wahr? Und hey, Fisch ist gar nicht so schlecht. Der Smutje könnte auch Ratte kochen. Naja, vermutlich könnte er zumindest mir auch damit eine Freude machen. Gegen die Enge und Dunkelheit kann man leider wenig machen. Der Kapitän könnte es ungern sehen, wenn du mit irgendwelchen Funzeln unter Deck herumspringen würdest. Aber geht es nicht, wenn du zumindest den Tag an Deck verbringst?"

  • "Ratte." Die weiße Haut um Alanis Nase - sie ist eh sehr blass in diesen Tagen - verfärbt sich leicht grünlich. "Hab ich lange nicht mehr gegessen. Ist auch nicht besonders."


    Sie atmet tief durch, fixiert den Horizont und nestelt an ihrem Gürtel herum. Aus dem Beutel an ihrem Gürtel holt sie ein Stück Ingwer und steckt es sich in den Mund. Fast sofort setzt mit dem Kauen die magenberuhigende Wirkung ein.


    "Bin schonmal von einem Schiff geflogen, weil ich die Elemente an Bord gerufen habe - und das Schiff lag nicht in einem Hafen. Den Fehler mache ich nicht nochmal."


    Das klingt äußerst mißmutig.

  • "Welche Elemente denn? Oder gleich alle? Ich kann mir schon vorstellen, dass die das nicht so arg lustig fanden: Wasser will man unterm Bug haben, nicht an Bord, Feuer will man gar nicht, Wind in den Segeln, aber nicht zu viel und Erde.. naja, die braucht man eher gar nicht."


    Sie grinste.


    "Sieh es mal so: Du lebst noch. Wie hast du es denn an Land geschafft?"

  • Alanis grinst plötzlich wieder.

    "Naja, da ich nicht schwimmen kann, dachte ich mir: jetzt ist's aus. Ich klatschte auf, schrie, strampelte, ging unter - und stellte fest, dass sie mich auf einer Sandbank rausgeworfen hatten. Und das zum Glück in Sichtweite eines recht belebten Hafens. Ich mußte nur 4 Stunden auf meine Rettung warten."

  • "Oh das hört sich doch sehr danach an, als wäre es nur ein Denkzettel gewesen."


    grinste die Soldatin und zwinkerte Alanis zu.

    "Ein paar nasse Füße haben noch nie jemandem geschadet. Aber wie kamst du überhaupt auf die Idee? Seefahrer sind meistens ein sehr abergläubisches Volk. Da muss man nur das Wort "Feuer" murmeln und sie drehen durch. Ganz zu schweigen von Wörtern wie..."


    Sie schaute sich verschwörerisch um, um sicher zu gehen, dass kener der Seeleute in der Nähe war und hob dann theatralisch die Hände.


    "...Geister."


    setzte sie flüsternd hinzu.