Das Präfekturgebäude (4)

  • Er schaut erneut auf die Karte und erneut zum Schreiber.


    Er nickt. Ja, tragt es bitte ein. Er ein Audruck tiefster Zufriedenheit liegt in seinen Zügen und er lächelt.


    Wie lange seid Ihr schon auf dem "Festland"? fragt er etwas geistesabwesend.

  • Der Schreiber macht die Unterlagen fertig, während er antwortet.


    "Seit drei Jahren. Ja so lange dürfte es mitlerweile her sein."


    Er dachte an den Tag, als er mit dem Schiff in Renascan ankam und wie er hier angefangen hatte. Wie oft er seitdem diese Formulare ausgefüllt hatte, darüber wollte er nicht nachdenken. Er seufzte abermals. Dann schob er Ghend die Unterlagen hin.


    "Hier bräuchte ich noch Eure Unterschrift. Der Antrag wird zunächst geprüft, ihr erhaltet dann von uns Bescheid."

  • Drei Jahre, hat sich die Überfahrt gelohnt?


    Ghend nahm das Formular zur Hand und begann es aufmerksam zu lesen. Passagen die miss oder schwer verständlich waren ließ gewöhnich ein leichtes Grunzen seiner Seite vernehmen und er lass den Abschnitt erneut. Einige male hob er den Finger um Einspruch zu erheben unterließ es dann jedoch nach dem Satzende. Schließlich griff er sich einen Federkiel und zeichnete das Dokument ab.


    Gut gut, so weit. Wie erhalte ich Bescheid? Bote? Tägliches vorbei schauen?

  • "Hm.", brummt der Schreiber nur und schaut sich die Bestätigung aus Ghends Unterlagen genauer an. Dann nimmt er die Feder, unterschreibt kopfschüttelnd und gibt Ghend seine Unterlagen zurück.


    "Bescheid für was?", fragt er dann irritiert. "Ihr bringt mir Eure Baupläne vorbei, die werden dann geprüft und im besten Fall genehmigt und dann erhaltet Ihr die Bauerlaubnis."

  • Ghend nimmt seine Formular entgegen und rollte es gewissenhaft zusammen um es im Schriftrollenhalter zu verstauen. Bei dem gesagten runzelt er die Stirn. Der Mann scheint seine Arbeit eher mit frustration zu betrachten, obwohl sie friedlich und einfach ist.


    Ihr meintet gerade das ich dann Bescheid erhalte.


    Seine Züge entspannen sich wieder und er beginnt zu lächeln.


    Ich erhalte also Bescheid, sobald ich euch Bescheid gegeben habe. Die Baupläne werde ich die nächsten Tage vorlegen.

  • Der Schreiber schaut Ghend nun vollständig verwirrt an.


    "Äh, was?"


    Man sieht wie es in seinem Gehirn rattert. Dann bekommt er einen entspannten Gesichtsausdruck und ein leises "Oh" ist zu hören.


    "Oh, da war ich etwas zu schnell. Verzeiht mir. Also ich meinte, da Ihr ja wisst, wie das Prozedere ist, ich bekomme die Baupläne und dann bekommt ihr bescheid, wennd er Bauantrag geprüft wurde."


    "Das mit den Bauplänen hätte ich wohl dazu sagen sollen." Er grinst Ghend entschuldigend an.

  • Wunderbar.


    Er sammelt alle Formulare zusammen, rollt sie und verstaut sie in einer runden Ledertasche.


    Ich werde im laufe der kommenden Tage dan alles vorlegen.


    Mit diesen Worten wendet er sich ab und begibt sich zu Tür.


    Einen schönen Tag noch.

  • Es wurde schon dunkel, als Edric, der Leiter des hiesigen Hospitals, sich dem Präfekturgebäude näherte. Die Wachen schienen etwas verdutzt, denn es war keine Stunde her, dass Edric das Gebäude verlassen hatte, wo er zuvor lange bei einer Besprechung war.


    Nach dem üblichen Procedere wurde der Heiler eingelassen und verschwand in einer Schreibstube. Nicht viel später kam er mit einem Bediensteten wieder heraus und man schritt gemeinsam in Richtung der Schreibstube seiner Exzellenz, Procurator Emerald di Lorenzo. Es dauerte eine ganze Weile, bis Edric wieder herauskam. Seine Miene war nach wie vor ernst, als er das Präfekturgebäude verließ.

  • Am nächsten Tag


    Vor einiger Zeit hat Edric, der Leiter des Hospitals, das Zimmer des Präfekten betreten. Es dauert, bis sich die Tür wieder öffnet, und Edric, begleitet von zwei Gardisten, aus der Schreibstube herausgeführt wird. Es herrscht Schweigen.


    Man nimmt den Weg in den Keller des Gebäudes, wo man den Heiler in ein Zimmer bringt, welches kein Fenster besitzt, aber durch eine Öllampe kärglich beleuchtet wird. Eine einfache Pritsche mit einem Sack Stroh, ein kleiner Tisch, auf dem eine Schale und ein mit Wasser gefüllter Krug stehen. Ein Stuhl. In der Ecke ein Eimer.


    Eine schwere Holztür wird geschlossen, das quietschend-schleifende Geräusch eines Riegels, der vorgeschoben wird. Dann wird es ruhig. Gespenstisch ruhig.

  • Ein paar Tage später betrat Alanis die Präfektur, nachdem sie bei den Wachen bewiesen hatte, dass sie unbewaffnet war.


    Bei dem ewig desinteressierten Schreiber gab sie an, wer sie war und bat darum einen Verantwortlichen in Sachen 'Hospital' sprechen zu dürfen. Sie bezog sich auf den Befehl der Präfektur.

  • Der Schreiber schickte einen Laufburschen los. Es dauerte eine Weile, dann wurde Alanis von einem Gardisten abgeholt, der sie schweigend zu einem Raum im hinteren Bereich der Präfektur brachte. Dort fand sie in einem erstaunlich geräumigen, aber nicht allzu hellen Raum vor, in dem ein Schreiber saß. Ein Mann wohl über 40 Lenze, sein Körperbau war wohlwollend als stabil zu bezeichnen, die dunklen Haare trug er streng zurückgekämmt, offenbar unter Verwendung eines fetthaltigen Hilfsmittelchens aus der Krämerei.


    Ohne sich zu erheben wies er Alanis einen Stuhl vor dem Schreibtisch zu.


    "Ahja. Bitte sehr, ihr könnt euch gerne setzen. Mein Name ist Stipe Marpus, Präfektorialscriptor major. Ihr wolltet mich sprechen."


    Von einem Handschlag oder einer weiteren Begrüßung wollte der Schreiber wohl absehen, jedenfalls machte er keinerlei Anstalten.

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • "Guten Tag Herr Marpus." Alanis setzte sich wie geheißen und kam dann ohne Umschweife zum Punkt. "Ich würde gerne wissen, wie sich das Hospital weiterentwickeln soll. Da gegen Meister Edric eine Ermittlung läuft, hat mir eine der Wachen gesagt, dass ich nun die Leitung habe. Allerdings bin ich unsicher, wie weit meine Befugnisse gehen. Kommunikation über die Gründe, warum ich nun Leiterin bin, Geldverwendung - ich bin mir unsicher, was ich momentan darf und was nicht."

  • Marpus legte seine Hände mit den Handflächen nach unten vor sich auf den Tisch


    "Man hat euch die einstweilige Leitung übertragen, da Herr Aristomachinaris derzeit ja unpässlich ist, diese Funktion auszuüben. Meines Wissens weilt seine Vertreterin, Frau Marwick, nicht in Renascân. Das sind die Gründe. Diese Informationen sollten für jede Kommunikation ausreichen, da bin ich mir ganz sicher."


    Er lehnte sich zurück, beließ aber seine Hände auf dem Tisch


    "Über die Verwendung der Gelder, über die das Hospital zum augenblicklichen Zeitpunkt verfügt, müsst ihr natürlich Rechenschaft ablegen. Schließlich obliegt euch momentan die Leitung. Aber der Rahmen dürfte ja ohnehin überschaubar sein. Schließlich wurden in Anbetracht der Situation zu eurer Entlastung ja Vorkehrungen getroffen. Die derzeitige Personalversorgung ist nun nicht dergestalt, dass man dem Hospital neue Patienten zumuten kann. Dies ist ja zum Wohle aller, da werdet ihr mir sicherlich zustimmen."

    Thankmar Rhytanian
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  • Alanis schlug in einer scheinbar entspannten Geste ein Bein über das andere.


    "Darf ich davon ausgehen, dass das Hospital als öffentliche Einrichtung weiterhin der Präfektur untersteht und nicht der Garde?"


    Innerlich kochte sie, aber zumindest der Punkt, dass man hier offenkundig nicht über die Syphilis Bescheid wußte, entspannte sie ein wenig. Edrics Eintreten dafür, dass die Fälle beim Hospital blieben, hatte wohl Erfolg gezeigt. Leider zu seinen eigenen Ungunsten.

  • Alanis lächelte sachte.


    "Da wir alle künftigen Patienten an die Garde übergeben müssen, hat sich Unsicherheit breit gemacht, ob wir der Garde und ihren Heilern damit unterstehen und ihren Weisungen Folge leisten müssen."

  • Marpus lächelte betont sanft und schüttelte den Kopf


    "Diese Unsicherheit ist völlig unbegründet. Selbstverständlich untersteht ihr nicht dem Lazarett der Garde, sondern weiterhin der Präfektur. Das Budget für die Behandlung von Patienten wird für die Zeit, in der das Lazarett sich um diese kümmert, sinnigerweise dorthin geleitet. Selbstredend ist die Bezahlung der Hospitalheiler nicht davon betroffen, schließlich wissen wir um die Heiler, die dort bisher treu und aufopferungsvoll ihren Dienst taten. Ihr könnt also gänzlich unbesorgt sein. Gönnt euch und euren Leuten etwas Erholung, bis wir diese...diese unerfreuliche Angelegenheit bereinigt haben. Diese Zeit dient der bestmöglichen Versorgung, eurer Entlastung und trägt dafür Sorge, dass die Sache nicht weiter verkompliziert wird. Der Betrieb eines Hospitals ist ja sicherlich komplexer Natur. Übrigens, wo wir gerade bei diesem Thema sind, wart ihr bisher in irgendeiner Weise in die Führung der Bücher involviert?"

  • Alanis schüttelte den Kopf. Diese Frage konnte sie wahrheitsgetreu beantworten, denn sie machte sich nicht viel aus Buchführung.


    "Nein, das war ich nicht. Ich habe zwar hin und wieder Einkäufe getätigt, die Abrechnung jedoch hat stets Meister Edric übernommen."


    Sie ließ den Rücken gegen die Stuhllehne sinken.


    "Dürft Ihr mir Auskunft darüber geben, wie lange dieser....unerfreuliche Zustand anhalten wird? Da mir nun die Bücher fehlen, kann ich natürlich nicht nachvollziehen, wie gewisse Vorgänge bislang behandelt wurden."

  • "Ich bin sicher, ihr werdet die provisorischen Bücher zu unserer vollsten Zufriedenheit führen. Wie gesagt, der verbleibende Umfang dessen, was im Hospital noch anfällt wird, wird sich doch ohnehin in Grenzen halten, und neue Patienten werden einstweilen ja nicht hinzukommen. Seid unbesorgt.


    Wie lange dieser unerfreuliche Zustand anhalten wird, das kann ich noch nicht abschätzen. Ich versichere euch, dass ich das sehr bedauere. Selbstverständlich wird mit äußerster Sorgfalt daran gearbeitet, und Herr Aristomachinaris unterstützt uns nach Kräften, wo immer dies nötig ist. Kein Zweifel, dass dies, falls das notwendig sein sollte, auf sämtliche Heiler des Hospital zutrifft, da habe ich vollstes Vertrauen. Ein sehr glücklicher Zufall übrigens, dass ihr zu mir kommt. Ich hätte ohnehin in Kürze nach euch schicken lassen.


    Ihr seid doch schon eine Weile im Hospital tätig, Frau Tatius. Insofern seid ihr doch mit den Abläufen und Gepflogenheiten dort nicht unvertraut. Das ist doch richtig, oder?"

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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