Ashabas Hütte am Oberen Stichweg

  • "Man kann nicht immer alle so behandeln, wie es gerecht wäre. Deine Wut muss raus. Und das ist keine Lösung."


    Er nickte mit seinem Kopf in die Richtung der Bäume.


    "Zerschlage ein paar Übungsschwerter, verpasse einem Gardisten blaube Flecken, oder breche mir meine Nase und begleiche unsere Rechnung."


    Er grinste leicht melancholisch.


    "Aber verliere nicht deinen Stolz."

  • "Meinen Stolz?" sagte sie leise.


    "Ich befürchte den hab ich mir weg gesoffen."


    Eine Träne rollte aus ihrem Augenwinkel in das Haar an ihren Schläfen und versickerte dort. Wie konnte sie so etwas wie Stolz haben, wenn sie nicht einmal für das einstehen konnte, woran sie glaubte? Geglaubt hatte? Immer noch glaubte? Wenn sie gezwungen war einen Verrat zu begehen auf die ein oder andere Art und Weise. Fast wünschte sie sich wieder die Flasche herbei um die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen zu bekommen. Und gleichzeitig verfluchte sie sich für diesen Gedanken.
    Der Wind trug kühle Luft vom Meer heran, doch sie spürte sie nicht. Obwohl sie nur eine Tunika und Hosen trug, war genug Alkohol in ihrem Blut, so dass die Kühle der Nacht ihr nichts anhaben konnte. Zumindest grade nicht.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • "Dann erkämpfe ihn dir wieder!"


    Er legte etwas mehr Kraft in seine Worte, welche zuvor fast vollständig gefehlt hatte.


    "Ohne ihn wird dir die Kraft fehelen, die du wohl bald brauchen wirst."


    In dem Priester kamen Erinnerungen nach oben, welche er lange Zeit verdrängt hatte, an seinen eigenen Fall und den harten Aufschlag.

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Damorg ()

  • "Grade fehlt mir die Kraft." antwortete sie. "Vielleicht finde ich sie wieder. Aber gerade..... gerade weiß ich es nicht. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Mein Weg war stets so klar. Ich wusste, was ich tun muss und dass dieser Weg, den ich gehe, der Richtige ist. Manchmal war es schwer und mühsam und nicht selten war das Ziel unklar. Aber ich wusste stets, dass dieser Weg der richtige ist."


    Sie seufzte tief. Ihre Arme lagen kraftlos neben ihr im Gras. Der Baumstumpf stützte ihren Nacken während sie in den Himmel starrte.

  • Damorg wusste nicht mehr was er noch sagen sollte, also setzte er sich mit seinen Rücken an eine der noch freien Seiten des Baumstumpfs. Das Gespräch mit Ashaba hatte in eine Richtung geführt, die er nicht erahnt hatte. Ihm war nach schrein zumute. Die schlechte Stimmung und Laune lastete so schwer auf seinen Schultern, das sie nach unten sackten.

  • Auch wenn sie nach wie vor noch meilenweit davon entfernt war sich gut oder besser zu fühlen, schien zumindest seine Nähe und Anteilnahme etwas zu bewirken. Der eiserne Ring, der sich um ihre Seele geschlossen hatte, entfernte sie von sich selbst. Und doch konnte sie nun erahnen, dass, wie weit auch immer sie sich selbst von sich entfernen sollte, immer jemand da sein würde bis sie sich selbst loslassen würde.
    Diese Erkenntnis war auf eine seltsame und befremdliche Art beruhigend und erschreckend zugleich. Aber ob er noch immer hinter ihr stehen würde, wenn er die komplette Tragweite wüsste?

  • Nach dieser Nacht auf dem Grundstück, hatte sie versucht sich von Alkohol fernzuhalten. Das hatte ihr die eine oder andere schlaflose Stunde beschert und viel Selbstbeherrschung abverlangt. Moclin war inzwischen wieder gekommen, hatte sich ihr vorsichtig genähert und trotz ihres groben Verhaltens ihre Nähe gesucht. Dankbar hatte sie dem Hund sein Lager vor ihrem Bett wieder eingerichtet und seit er dort wieder schnarchte, konnte sie sogar ein wenig besser schlafen.


    An diesem Morgen suchte sie sich den Weg zu ihrem Grundstück. Der Anblick des Meeres gab ihrem Herzen einen gewissen Frieden. Auch wenn es das nur auf kurze Zeit hielt, war es zumindest mehr als sie erwarten konnte. In ihrer Tasche trug sie Brot und Käse mit sich, das der Zeugwart ihr in die Hände gedrückt hatte.


    Auf dem Grundstück neben dem ihren gingen die Arbeiten rasch voran. Die Arbeiter beachtete sie kaum. Die meisten Gesichter kannte sie zwar aus der Siedlung, doch verband sie nichts mit ihnen, was eine nähere Beschäftigung mit ihnen gerechtfertigt hätte.


    Die Sorgen, die sie in den letzten Wochen quälten, hatten Spuren hinterlassen. Sie aß zu wenig, ihre Schritte schienen an Elan und Kraft verloren zu haben und ihre Augen suchten stets den Horizont ab als würde sie auf etwas warten. Dunkle Schatten hatten sich unter ihre Augen gegraben und ihre Miene war nur selten freundlich.


    Sie bog auf das Grundstück ein und hielt auf den Baumstamm zu, auf dem sie immer saß. Als sie die leer Flasche sah, die dort lag, war sie zuerst versucht einen Bogen darum zu machen. Dann nahm sie sie jedoch auf und warf sie in Richtung Wald. Einen kurzen Augenblick sah sie der Flasche mit klopfendem Herzen hinterher und setzte sich dann. Bedächtig holte sie Brot und Käse aus der Tasche und löste das Messer vom Gürtel. Ohne Appetit schaute sie auf das Essen in ihrer Hand und schnitt sich dann doch ein Stück vom Brot ab.

  • Von ihrem Grundstück sind es nur wenige Schritte bis zum nächsten Grundstück, das bislang durch einen großen Holzstapel für ihren Blick verborgen war. Durch das durch die Luft fliegende Etwas - eine Glasflasche? - neugierig geworden, umrundet Alanis diesen und blickt auf das abgesteckte Feld, das sich ihrem Blick darbietet. Sie erkennt Ashaba, die dort auf einem Baum sitzt und tritt leise heran.

  • Sie bemerkte Alanis erst, als diese schon fast neben ihr stand. Langsam hob sie den Kopf und sah die Priesterin an.


    "Die Fünfe zum Gruße." sagte sie und musterte die Frau. "So weit abseits der Siedlung unterwegs?"


    Ohne Appetit biss sie ein Stück vom Brot ab

  • Alanis legt den Kopf zur Seite und mustert den Sergeanten kurz, aber intensiv, dann lächelt sie leicht. Unterdes hat der Sonnenschein damit begonnen, ihre vom Waschen feuchten Haare zu locken. Sie sieht noch ein ganzes Stück frischer aus als noch an diesem Morgen, hat ein wenig Gewicht verloren und wirkt ausgeglichen.


    "Ich habe nachgeschaut, wie weit mein Haus ist."


    Sie deutet zum Nachbargrundstück hinüber.


    "Und selbst?"

  • "Ah, ich befürchtete schon eine Großfamilie. 20 marodierende Kinder, ebensoviele redselige Großeltern und eine Hühnerzucht."


    Sie nickte mit dem Kopf in Richtung der Büsche.


    "Mein Grundstück hier. Aber bisher kam ich noch zu nichts." eine kurze Pause "Wie man sieht."


    Grade war sie irgendwie erleichtert, dass sie die Flasche vorher in weite Ferne befördert hatte. Diese Blöße musste sie sich nicht vor Fremden geben.

  • Alanis muss bei Ashabas Worte grinsen.


    "Bei mir ist weder mit Großeltern noch Kindern zu rechnen. Die Hühner kann ich nicht ausschließen, fürchte ich."


    Ihr Blick gleitet über Ashabas Grundstück, doch mit keinem Stück ist in Gesicht und Blick eine Aussage darüber zu erkennen, was sie davon hält, dass hier noch alles brach liegt.


    "Manchmal kommen eben Dinge dazwischen" , gibt sie zurück und legt die Arme hinter den Rücken.

  • "Damit kann ich leben. Mit den Hühnern." Ein Mundwinkel zuckte unmerklich nach oben. Möglicherweise der Ansatz eines Lächelns.


    "Setzt Euch doch. Auch wenn ich Euch keinen Stuhl anbieten kann, der Boden ist aber zumindest trocken und die Aussicht schön."


    Sie hob das Brot. "Appetit?"

  • Alanis lässt sich nicht lang bitten und setzt sich auf den Boden in das hohe Gras, die Beine unterschlagend, das Gesicht zunächst auf die Ferne gerichtet, wo das blaue Meer an den Strand von Renascân schlägt.


    "Essen?" Sie wirkt kurz verdutzt, so als habe sie das Thema Essen eine ganze Weile vergessen. Warum, erklärt dann auch ihr nächster Satz. "Ja, vielen Dank. Ich sterbe vor Hunger. Heute morgen erst vom Schiff gefallen." Ein kurzes Stirnrunzeln. "Bei der Richterwahl haben wir noch Du gesagt-." Fragend blickt sie Ashaba an. Möglicherweise war sie ja jetzt persona non grata in den Augen des Sergeanten.

  • Erst schaut sie irritiert, dann nickt sie unmerklich.


    "Entschuldigung. Wo waren nur meine Gedanken?"


    Sie schneidet Alanis einen großzügen Brocken vom Käse ab und Brot dazu und reicht es ihr.


    "Das Sterben solltest du lassen. Ich kenne mindestens einen, der wohl etwas dagegen hätte."


    Dann wechselt sie rasch das Thema.


    "Ich hoffe deine Reisen waren mit Ruhe und Frieden gesegnet?"

  • Alanis nimmt die Sachen an und legt sie erst einmal unbefangen in ihrem Schoß auf dem grünen Rock ab. Aufgrund der kurzärmeligen Bluse, die sie trägt, kann man auf ihren braungebrannten Unterarmen recht gut die langen Narben sehen, die sich in recht eindeutiger Art von den Handgelenken die Unterarme hinauf schlängeln.


    "Ja, zur Abwechslung einmal Ruhe und Frieden. Ein paar Tage in Amonlonde und ein paar weitere in meiner alten Heimat."


    Ihre grünen Augen richten sich auf Ashaba, während ihre Finger beginnen, ein kleines Stück von Brot abzubrechen. Die Anspielung auf Damorg lässt sie einfach passieren.


    "Und selbst? Ich habe Dich auf dem Manöver in Amonlonde vermisst.."

  • "Ja." sie nickt, während ihr Blick auf die Narben fällt. Für einen kurzen Moment runzelt sie die Stirn, als ihr klar wird, dass sie für einen Augenblick auch darüber nachgedacht hatte. Und für diese Überlegung schämt sie sich nun.


    "Ich hatte hier zu tun. Meine Anwesenheit war dort nicht unbedingt nötig. Alle sind lebend zurück, kein Schaden ist zu beklagen bis auf einen Tonbecher. Aber der ist zu verschmerzen."


    Ein wenig beneidet sie Alanis um die friedlichen Wochen, die hinter ihr liegen. Dann zuckt sie mit den Schultern.


    "Ansonsten? Nun, das Leben nimmt seinen Weg, nicht wahr?"

  • "Das tut es wohl. Weißt Du, wer das Kommando über die Gruppe führt, die in die Drachenlande gehen wird?" Alanis beginnt indes, mit gutem Appetit zu essen, lässt aber ihre Gesprächspartnerin nicht aus den Augen. Sie spart es sich vorerst nachzuhaken, warum der Sergeant aussieht, als habe man sie gegessen und wieder ausgespuckt.

  • "Ich denke seine Exzellenz Emerald di Lorenzo. Möglicherweise reist auch ihre Exzellenz Chiara Marie Maillard de la Tours de Roses mit. Aber das weiß noch niemand so genau. Weiter in der Rangfolge bin ich noch dabei. Vermutlich noch ein Korporal, der aber noch nicht weiter benannt ist."


    Sie streicht sich die Haare zurück.


    "Es wird ein hartes Stück Arbeit werden."


    '... und du ahnst nicht wie hart.' setzt sie noch in Gedanken hinzu.

  • "Ich würde gerne mitkommen, wenn das möglich ist" , erklärt Alanis und blickt Ashaba fragend an. "Ich würde Euch als Heilerin zur Verfügung stehen, wenn das gewünscht ist, kann und werde mich jedoch keiner Befehlsgewalt unterordnen lassen."