Ashabas Hütte am Oberen Stichweg

  • Am Morgen hatte Ashaba einige Schriftstücke in eine Tasche gepackt und war zu ihrer Hütte aufgebrochen. Nachdem sie Feuer gemacht hatte, hatte sie einen Topf mit heißem Wasser aufgesetzt. Der hervorquellende Dampf zeigte, dass es schon siedete und in kurzer Zeit kochen würde.
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn saß Ashaba auf ihrem Baumstumpf und vertiefte sich in die Schriftstücke. Um ihre Schultern war eine Decke geschlungen, da es trotz der Sonne noch recht kalt war.

  • Zuerst hatte Ashaba ja überlegt, das lästige Grünzeug auszureißen. Jetzt war sie froh, dass sie es seinerzeit schlicht und einfach vergessen hatte.


    Sie mutmaßte, dass die Tomatenpflanze von Alanis' Garten herüber gewandert war. Aber eigentlich war es egal. Die Pflanze hatte sich ihren Platz gesucht und war dort gewachsen. Jetzt trug sie üppig. Praktischerweise wuchs sie genau dort, wo Ashaba auf ihrem Baumstumpf sitzend herüber hangeln konnte um sich eine kleine, rote Leckerei abzuzupfen. Sie würde zwar nicht ewig tragen, aber grade tat sie das. Allein das war wichtig.

  • Thraxas stand vor Ashabas Hütte und getraute sich fast nicht an die Tür zu klopfen, denn er hatte sorge, sie würde aus den Angeln fallen oder es würde gleich die gesamte Vorderfront einstürzen. Dann lächelte er über sich selbst. Nur, weil etwas nicht seinen handwerklichen Vorstellungen entsprach, mußte es nicht gleich zusammen brechen, auch wenn die Hütte wirklich etwas windschief aussah.
    Vielleicht war sein Zögern aber auch dem Umstand geschuldet, daß er einen schlechten Start mit Ashaba gehabt hatte. Der Landsknecht zuckte die Schultern und klopfte so laut an die Tür, daß man es im ganzen Haus hören mußte. Viele Hoffungen, daß die Gardistin hier war machte er sich bei genauerem Nachdenken nicht, da sie wohl mit der Garde verheiratet war, wie Alanis mal gesagt hatte, glaubte er sich zu erinnern, so daß sie wohl eher im Wachgebäude denn hier anzutreffen war. Nun war er aber hier und bis zum Wachgebäude wollte er nicht laufen. Vielleicht war ihm Phex ja hold.


    Und wenn schon Ashaba nicht da wäre, dann vielleicht dieser verrückte Hund. Thraxas hatte das Tier ein bisschen ins Herz geschlossen und deshalb neben der Flasche Wein auch ein Stück Wurst eingepackt.

  • Ein Bellen nimmt Thraxas in Empfang. Nicht böse, nicht einmal warnend, eher aufgeregt. Als sich die Tür öffnet flitzt der etwa kniehohe Hund heraus und wickelt sich dabei fast um die Beine des Landsknechts. Jaulend springt er an ihm hoch und versucht mit seiner Zunge irgendwas an Haut zu erreichen.


    Ashaba hält den Türknauf in der Hand und schaut Thraxas verdattert an. Sie versucht an ihm vorbeizuschauen, kann aber keine Alanis erkennen.


    "Äh.." sagt sie wenig intelligent. "Nicht der, den ich erwartet hätte, aber.. komm doch rein." In ihrem offenen Gesicht ist eher Neugier und Verwunderung zu lesen, keine Ablehnung.


    Sie tritt einen Schritt zur Seite und macht eine einladende Geste. Die Hütte hat einen Raum. An der einen Wand steht eine Pritsche, die mit einigen größeren Fellen gepolstert ist. In einem Kamin brennt ein Feuer, das den Raum erwärmt. An einem kleinen Tisch stehen zwei Bänke, darauf eine Lampe neben Schreibzeug. Man sieht, dass dieser Raum zwar genutzt wird, aber eher Rückzugs- als permanenter Wohnort ist.

  • "Danke. Einen kleinen Moment." erwidert Thraxas lachend. Er hält Moclin die flache Hand mit der er gerade noch die Wurst in seinem Beutel festgehalten hatte von oben vor die Nase und tatsächlich hört das Tier auf herumzuspringen und leckt enthusiastisch die Hand des Mannes ab. Der Landsknecht beugt sich zu ihm hinunter, wuschelt ihm kurz das Fell und krault ihn hinter den Ohren.
    Dann tritt er in die kleine Hütte. Der Hund folgt ihm aufgeregt und als Thraxas den Tisch erreicht hat, fällt ein kleines Stück Wurst in Moclins geöffente Schnauze.
    Mit der anderen nimmt er die Flasche Wein aus der Tasche und stellt sie auf den Tisch.
    "Danke, Ashaba. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen und störe Dich oder halte Dich von wichtige Dingen ab. Die Freizeit eines Soldaten ist mitunter knapp bemessen."

  • Ashaba schließt die Tür und registriert die Flasche Wein. Milde irritiert zieht sie eine Augenbraue hoch. Was ist das? Ein Nachbarschaftsbesuch? Das letzte Mal war ihr offenbar verborgen geblieben, dass sie als enge oder geschätzte Freunde auseinander gegangen waren. Neugierig beschließt sie, die Sache auf sich zukommen zu lassen. Bei dem Gedanken, dass Alanis ihn vor die Tür gesetzt haben mochte, musste sie schmunzeln.


    "Ja, du hältst mich von etwas Wichtigem ab. Aber das ist höchst gelegen." spiegelt sie seine Worte wider und schiebt den Stapel Papier, nicht undankbar das unliebsame Berichte schreiben für heute dranzugeben, ineinander. Neben einer sehr sauberen Schrift kann man eine weitere deutlich krakeligere erkennen. Der malträtierte Federkiel, der auch auf dem Tisch liegt, ist ein vager Hinweis, dass sie wohl kaum diejenige mit der ebenmäßigen Schrift ist.


    "Setz dich doch." sagt sie während sie das Schreibzeug ohne allzu viel Hast in einer Kiste verstaut. "Was führt dich zu mir?"

  • "Danke." erwiderte er schlicht und setzte sich, während ein weiteres Stück Wurst zu Moclin wanderte. Dann beantwortete er Ashabas Frage. "Ich komme zu Dir, um mir über Dinge klar zu werden und weil Alanis gerade von einer schrecklich oberflächlichen Frau besucht wird, mit der ich einen ganz schlechten Start hatte." Er legte die Stirn in Falten und ergänzte nachdenkclich: "Aber damit habe ich wahrscheinlich schon wieder das Falsche gesagt, denn es ist eine Freundin von Alanis und wahrscheinlich kennst Du sie und sie ist auch Deine Freundin, oder so."
    Um ihrer unausweichlichen Frage zuvorzukommen sagte er dann schnell: "Sie heißt Kassandra und wohnt in Amonlonde oder bei Amonlonde, so ganz bin ich da nicht durchgestiegen, aber sie soll auch erstmal gar nicht das Thema sein."
    Dann wurde der Landsknecht offensichtlich von Moclin abgelenkt, der ihn heftig anstupste, um zu sehen, ob noch mehr Wurst aus der Hand fiel, wenn er das tat und der Landsknecht lachte vergnügt. "Wie kann ein Hund nur so gar nicht erzogen sein, wie Du?" sprach er Moclin an, wuschelte ihn und schaute dann zu Ashaba. "Die Hunde meines Vaters waren ganz anders." Dann war das Leichte aus seiner Stimme verschwunden, er blickte wieder den Hund an und murmelte: "Aber mein Vater war ja auch ganz anders."


    Kurz blieb sein Blick auf Moclin, dann wanderte er wieder zu Ashaba. "Trinken wir etwas miteinander, dann fällt es mir sicher leichter zu akzeptieren, was Du mir gleich sagen wirst, wenn ich erst gefragt habe," sagte er mit einer Stimme voller Vorahnung.

  • Die Situation fand sie völlig absurd. Thraxas kam zu ihr um sich... Rat zu holen? Aus einem Schrank nahm sie zwei Becher und einen Schinken und stellte alles auf den Tisch. Ein offenbar frisch geschärftes Messer legte sie daneben.


    Dass Kassandra in der Stadt war, war ihr heute erst zugetragen worden. Sie hatte sie schon sehr lange nicht mehr gesehen. Eigentlich war es kein Wunder, dass sie sich bei Alanis aufhielt. Erstmal gar nicht das Thema. Also möglicherweise später. Wie konnte man... sie verwarf den Gedanken. Früh genug würde sie erfahren, was vorgefallen war. Oder auch nicht.


    "Ein Hund nutzt genau den Raum, den man ihm lässt." sagte sie lächelnd zu Thraxas und setzte sich.


    Nachdem sie einen kurzen Blick auf das Ettikett der Weinflasche geworfen hatte und merkte, dass sie mit der Aufschrift nichts anfangen konnte, schenkte sie ein.


    "Also. Was werde ich dir gleich sagen, dass du dafür Wein brauchst?"

  • "Hoffentlich die Wahrheit." erwiderte Thraxas trocken und es klang nicht nach einem Scherz. Er nahm seinen Becher, prostete ihr zu und sagte: "Um mal etwas von meinem Altbosparano anbringen zu können - in vino veritas. Im Wein liegt Wahrheit, soll das wohl heißen." und dann nahm er einen tiefen Zug, der dem Wein nicht ganz gerecht wurde, denn es war ein guter Tropfen, aber das schien ihn gerade nicht zu interessieren.

  • "So misstrauisch, Thraxas." sagte sie, hob ebenfalls ihren Becher, nahm aber einen kleineren Schluck.


    Der Hund war dabei sich umständlich unter dem Tisch zusammenzurollen und seufzte dabei theatralisch.


    In ihrem Kopf spukten einige Szenarien herum, was gleich passieren könnte. Er wollte Alanis heiraten und brauchte dafür aus irgendeinem Grund ihr Einverständnis. Oder er hatte sich irgendwas zuschulden kommen lassen in Renascân und.. hatte er Kassandra...? Nein, das passte alles hinten und vorne nicht. Ihrer Erfahrung nach redeten Menschen umso weniger, je mehr man sie drängte. Also ließ sie ihn kommen.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Thraxas blinzelte verwirrt und dann lachte er abwehrend. "Nein, nein! Du verstehst mich falsch. Ich zweifle nicht daran, daß Du mir die Wahrheit sagst, ob mit oder ohne Wein. Der Wein hilft mir aber vielleicht die Wahrheit zu sagen und zu erkennen."
    Er nahm noch einen Schluck, diesmal kleiner und dem Wein angemessener. Er bemerkte, daß Ashaba ihn nicht drängte und dafür war er dankbar, aber er wollte auch nicht zu viel von ihrer Zeit verschwenden, deshalb sah er nochmal kurz in seinen Becher, als würde dort ein Stichwort stehen, hob den Blick, sah die Soldatin offen an und sagte dann: "Ich habe wohl mal wieder einen sehr schlechten ersten Eindruck gemacht. So, wie ich es schon bei unserem ersten Zusammentreffen getan habe und ich weiß nicht woran das liegt. Ich war vielleicht wieder etwas wortkarg. Und wieder bei einer von Alanis engen Freundinnen. Ich weiß, daß ihr das zu schaffen macht und ich will keine Belastung für sie sein, sondern eine Hilfe, belastet ist sie schon genug." Er seufzte. "Wie hast Du unsere erste und zweite Begegnung in Erinnerung, war ich sehr blöd?"

  • Sie musste ein wenig grinsen. Sie hatte einiges erwartet, aber nicht das.


    "Ja. Ziemlich. Und widersprüchlich." antwortete sie wahrheitsgemäß. Dann ernster "Wie jemand, der das Leben außerhalb der Schlachtfelder dieser Welt nicht mehr kennt."


    Einige Male hatte sie darüber nachgedacht, was da eigentlich genau falsch gelaufen war. Sein Verhalten hatte sie irritiert. Aber was daran genau? Misstrauen, Feindseligkeit, das hatte stets mitgeschwungen.


    "Hm." Nach Worten suchend, die die Situation gut erfassen könnten, hatte sie das Messer genommen und schnitt einige dünne Scheiben ab. Die ersten zwei spießte sie auf und reichte sie Thraxas.


    "Zumindest blöd genug, dass ich einigermaßen verwundert bin, dass du heute Abend an diesem Tisch sitzt und diese Fragen stellst."

  • Thraxas grinste - verlegen, tatsächlich verlegen und nahm die beiden Scheiben Schinken entgegen, aber es war klar, daß er nicht wegen des Schinkens verlegen war.
    "Tja, manchmal bin ich für Überraschungen gut." sagte er lächelnd. "Sowohl für gute, wie auch für schlechte und ich danke DIr, daß Du mich trotzdem hereingebeten hast und Dir Zeit für mich nimmst."
    Er biss ein Stück ab und kaute ein wenig, dann fuhr er fort. "Meine Erinnerung an unser zweites Treffen ist übrigens wohl positiver als Deines, ich fand wir hatten schon einen guten Austausch, nur gegen Ende ist dann wieder meine Lust zur Provokation mit mir durchgegangen." Er zuckte entschuldigend die Achseln.
    "Mit Kassandra habe ich jetzt schneller gesprochen, aber ich glaube, das hat es eher schlimmer gemacht. Sie hat mir vorgeworfen, ich würde Magie rundheraus verdammen, was nicht stimmt und deshalb halte ich sie für absolut oberflächlich." Seine Stirn lag wieder in Falten. "Muß jemand, der mit einem Wald verbunden ist, nicht damit rechnen erstmal vorsichtig und zurückhaltend betrachtet zu werden oder ist eine solche Reaktion volkommen abwegig?" fragte er dann.

  • "Du reist seit.. seit wie lange mit Alanis? Und du verschwendest noch immer Energie daran, ihre Freunde, egal welche, seltsam zu finden?"


    Ashaba lehnte sich zurück und nahm eine entspannte Haltung ein.


    "Das ist in etwa das, was ich von einem Anhänger des Silbernen erwarte." Gutmütiger Spott klang in ihrer Stimme mit, begleitet von einem freundlichen Lächeln.


    "Aber von einem, der nicht seit über einem Jahr ihre Welt kennenlernt. Siehs doch mal so: Sie vertraut Kassandra. Du vertraust Alanis. Davon gehe ich einfach mal aus. Sollte das nicht dafür sorgen, dass du ihren Freunden, mögen sie dir noch so seltsam erscheinen, erst einmal offen und freundlich begegnest?"


    Sie machte eine kurze Pause, nahm sich etwas von dem Schinken.


    "Das meinte ich, als ich sagte, dass du wohl das Leben außerhalb der Schlachtfelder nicht mehr kennst. Mal ganz davon abgesehen, dass das vorhin offenbar ein Missverständnis war. Ein grundsätzliches Misstrauen scheint alles zu beherrschen. Aber weder ihr Haus noch Renascân sind Schlachtfelder."


    Langsam dämmerte ihr, dass sie und Thraxas nicht so verschieden waren, dass nur ihre Wege, ihre Methoden sich niemals schneiden würden. Wenn er als Hütehund um seine Herde, um seine Alanis strich und alles verbellte, was sich ihr näherte, erkannte er erst spät, was Reh und was Bär war.

  • "Nicht alle, die dem Weg des Silbernen folgen sind gleich!" brummte er zwischendurch und nahm dann am Schluß den Faden auf. "In der Zeit, in der ich mit Alanis reise, habe ich nicht sonderlich viele seltsame, wahrscheinlich sollte ich sagen, für mich seltsame, Leute getroffen, die ihre Freunde sind. Die meisten waren ganz normal oder zumindest nahe dran. Die seltsamsten darunter waren noch Fiennan, ein Druide, aber der ist vollkommen in Ordnung und Hadra, eine...", er zögerte kurz und suchte nach einem Wort..."magiebegabte Frau, die aber nach Außen auch völlig harmlos erscheint und eigentlich ist Fiennan sogar seltsamer. Weder habe ich ihre Meister kennengelernt, noch irgendwelche seltsamen Wesen von denen sie manchmal behauptet mit ihnen befreundet zu sein."
    Wieder seufzte er und sagte dann: "Natürlich könnte man meinen, ich sollte ihren Freunden erstmal offen und vertrauensvoll gegenübertreten, aber damit müßte ich mich zuerst vollständig auf ihr Urteil verlassen und das tue ich bei nur einem einzigen Menschen, meinem Nachfolger als Hauptmann der Darpatbullen, dem treuen Thure. Ansonsten bilde ich mir gerne meine eigene Meinung."
    Er spreizte die Hände. "Mit dieser Strategie bin ich in meinem Beruf ganz schön alt geworden."

  • Als die Sprache auf Hadra kam, runzelte sie kurz die Stirn und in ihren Augen passierte etwas. Sie quittierte das aber nur mit einem Brummen.


    "Natürlich sind sie nicht alle gleich. Es ist nur so herrlich einfach, alle in einen Topf zu werfen." erwiderte sie dann grinsend.


    "Jemandem offen zu begegnen heißt nicht, dass du dir kein eigenes Urteil bilden sollst. Es ist aber meiner Erfahrung nach deutlich einfacher sich ein Urteil zu bilden, wenn du ihnen nahe bist. Wenn das Misstrauen zu einer aufmerksamen Frage wird. Damit bin ich in meinem Beruf erstaunlich alt geworden."


    Sie nahm das angewinkelte Bein von der Bank und beugte sich leicht vor.


    "Also was ist vorgefallen, dass du heute hier sitzt?" Sie legte den Kopf leicht schräg und sah ihn fragend an. Es musste Parallelen geben zu ihrem ersten Zusammentreffen, sonst wäre er nicht hier. Also versuchte sie es mit einem Schuss ins Blaue und schilderte ihre Sicht ihres ersten Besuches.


    "Bist du grußlos an ihr vorbei gegangen, hast dich weder vorgestellt noch die Gelegenheit genutzt für ein paar wenige freundliche Worte, ein "Oh, von dir habe ich schon gehört. Also lerne ich dich jetzt auch kennen."? Hast du dich in die Speisekammer zurückgezogen und dort rumgekramt während Alanis sich mit ihr unterhalten hat?"


    Ashaba hielt kurz inne. Das war das Problem bei ihr gewesen. Kein Gruß, keine Vorstellung und ein großer Kerl, der bei ihrer Freundin im Haus lebte.


    "Mein erster Besuch in deiner Gegenwart bei Alanis. Du erinnerst dich? Das zerstreute nicht grade... meine aufmerksamen Fragen sondern schürt Misstrauen."

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  • Als Ashaba darüber sprach, wie einfach es sein, wenn man alle in einen Topf warf, lächelte er. Ja, man machte es sich damit einfacher, meist aber zu einfach, das hatte ihm Haelga beigebracht und ihre beharrliche Strenge ihm dieses Verhalten auszutreiben ließ sein Lächeln noch etwas breiter werden.
    Dann schwand das Lächeln wieder, als die Sergeantin ihr erstes Zusammentreffen und Kassandras Besuch heute erwähnte. Als sie geendet hatte, protestierte er: "Ich habe sie gegrüßt und Alanis hat uns vorgestellt. Ich habe später sogar einen Scherz gemacht, aber den hat sie anscheinend nicht oder falsch verstanden." gab er dann kleinlaut zu. "Unser Humor, aber auch einige unserer Ansichten sind wohl nicht kompatibel. Und ich wollte nicht stören und habe mich deshalb erst in die Speisekammer und dann nach draußen zum Holzhacken zurück gezogen."
    Er sah Ashaba fragend an: "Was ist so schlimm daran, wenn man sich nicht aufdrängt? Wenn man zwei Menschen nicht in ihrem Gespräch stören will? Außerdem wollte ich nicht an diesem Gespräch teilnehmen. Es ging auch im die Verbindung dieser Kassandra zu diesem Wald in Amonlonde." Sie konnte sein Unbehagen fast körperlich spüren. "Und sie findet mich seltsam." Das klang aber fast schon wieder entrüstet.
    "Warum ich hier bin?" wiederholte er dann ihre Frage. "Wahrscheinlich, weil ich hier sonst niemanden kenne und mit jemandem reden mußte. Und zum reden dürftest Du eine gute Wahl sein, Du machst einen bodenständigen Eindruck und weil wir beide Soldaten sind, könnte es gut sein, daß wir eine Sprache sprechen."

  • Ashaba rieb sich mit zusammen gekniffenen Augen die Nasenwurzel.


    "Thraxas. Ich bin bekannt für handfeste Diplomatie. Ich sage Menschen ins Gesicht, was ich von ihnen halte. Ich schere mich wenig um die Befindlichkeiten anderer. Menschen stehen mir selten lange im Weg. Ich bewege mich unter Soldaten, meistens unter Männern und ich behaupte stets auf die eine oder andere Weise meine Stellung." Sie machte eine kurze Pause. "Wie kommst du darauf, dass ich dir erklären kann, was Frauen denken?"


    Etwas verzweifelt hob sie die Schultern.


    "Da ist nur eine Parallelle zwischen diesen beiden Begegnungen, die ich zu sehen glaube. Worin die liegt? Mindestens mal darin, dass der Anfang ein schlechter war. Wie genau das mit dir und Kassandra abgelaufen ist, das kann ich nicht beurteilen. Es ist nur so: Kassandra ist eine Schankmagd. Sie mag sich zwar den mächtigsten Mann in Amonlonde abgegriffen haben, aber sie ist niemand, der Streit sucht. Versteh mich nicht falsch: Sie hat einen starken Willen. Aber was ich meine ist, dass es schwer ist, sie gegen sich aufzubringen."


    Den Becher greifend suchte sie Augenkontakt.


    "Und seltsam bist du." bestätigte sie seine Aussage mit Lachfältchen in den Augenwinkeln.

  • Der Landsknecht lachte gequält auf, als Ashaba ihm sagte Kassandra sei schwer gegen jemanden aufzubringen. "Da habe ich wohl mal wieder etwas Schwieriges geschafft." kommentierte er das Gesagte trocken und als sie geendet hatte, schaute er ihr ebenfalls in die Augen und erwiderte: "Seltsam sind wir alle, auf die eine oder andere Art. Zumindest diejenigen, die es kennenzulernen lohnt."
    Er nahm einen Schluck Wein und sah dann über den Becherrand wieder Ashaba an. "Warum findest Du mich seltsam?" fragte er. Sie hatte gesagt, sie sage Menschen ins Gesicht, was sie von ihnen halte, also wollte er das jetzt wissen.

  • Einen Augenblick erfüllte Stille und das Knistern der Glut den Raum. Sie schwenkte den Wein im Becher und überlegte, wie sie den vagen Eindruck in Worte fassen sollte.


    "Du wirkst unstet. Unfertig. Unruhig. Als wüsstest du nicht, wo dein Platz ist. Als hättest du keine Heimat, keinen Anker, keinen... hm, keinen Ort, an dem du dich ausruhen kannst. Du schleichst um sie herum, als wäre sie dein Besitz."


    Völlig aus dem Zusammenhang musste dennoch klar sein, dass hier Alanis gemeint war.


    "Als müsstest du sie.. beschützen oder retten. Und als würdest du dabei nicht sehen, dass man nur retten kann, was gerettet werden will."


    Sie strich sich die Mütze vom Kopf und legte sie auf den Tisch. Überlegend spielte sie am Saum.


    "Als wäre etwas in deinem Leben zu viel gewesen oder etwas anderes fehlen. Ich weiß es nicht. Ich bin nicht gut darin, eine vage Ahnung in Worte auszudrücken."