Ancalimas Baum

  • "Nachricht... an Miranel... das ist wie, wenn man zulange in die Sonne blickt," murmelt Tear als Antwort. "Sein TAM ist mächtig, man würde es wohl finden aber dann findet man anschließend nichts mehr und wenn ich nach ihm rufe, aufs Geradewohl hinaus, wecke ich damit andere Geister der Traumwelt und nicht alle leuchten mir den Weg zum Ersten - wenn ich das mal profan formuliere."


    Tear nimmt die letzten Meter immer noch hinter Kassandra bleibend, hält sich an einer der Luftwurzeln fest und wirft einen Blick ins Innere des Baumes. Sie war noch nie hier, stellt sie fest, obwohl sie den Heimbaum schon aus der Nähe gesehen hatte.


    "Ich weiß auch hier nicht, wie ich es anstellen soll."

  • "Nein, ich meinte eine normale Nachricht", sagt Kassandra.
    Auch sie sieht sich, oben angekommen, erst einmal gründlich um.
    Bis vor einem halben Jahr sind Falas und Estolad mehr oder weniger regelmäßig hier gewesen. Doch danach niemand mehr. Die Wohnung wirkt kalt und verlassen, darüber täuschen auch nicht die hier und dort herumliegenden Utensilien hinweg, die die Bewohner zurückgelassen haben. Eine Bürste, ein Hemd, Decken und die ein oder andere Schüssel.
    Lebensmittel sind natürlich nicht mehr zu finden, dafür haben die tierischen Bewohner des Waldes gesorgt. Doch ansonsten haben sie das Baumhaus verhältnismäßig unversehrt gelassen, es weder zu ihrem Nest noch zu ihrem Abort umfunktioniert.
    "Und sonst gibt es niemanden dem du die Aufgabe übertragen könntest?", fragt Kassandra.

  • "Eine normale Nachricht würde bedeuten, ich oder irgendjemand, den ich kenne, weiß, wo er in etwa zu finden ist... und da schließt sich der Kreis aus Unwissen."


    Sie wirkt niedergeschlagen. Typisch, untätig zu sein hat ihr noch gut getan.


    "Warum bist du wirklich hier oben?"

  • Kassandra schaut sie überrascht an.
    "Ich kann nichts anderes mehr tun...", sagt sie schließlich.
    "Außerdem bin ich die übriggebliebene Hüterin..."


    Dazu kommt, daß sie nicht über Arnulfs Worte vom Wochenende nachdenken will und was sie mit Enduneath anfangen soll.

  • Tear macht eine kleine Drehung, so dass sie direkt bei Kassandra steht.


    "Bleiben wir mal beim Eichhörnchen... er ist ein gutes Beispiel dafür, was zwangläufig früher oder später mit jedem geschehen wird, der Teil unseres Lebens wird oder ist.
    Obwohl jung und unerfahren... und doch anscheinend aus tiefster Überzeugung von den Lehren seines Volkes indoktriniert, hat er sich allen Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz in das wohl chaotischste und am zu kontrollierendem Wesen verliebt.
    Er hat eine Feyblut - avaraean... ein Faeblut! als Lehrerin der arkanen Künste, die hier und dort das Augenrollen über die mondelbische Gesellschaft besser beherrscht als ich und eine fantastische menschliche Freundin, mit der er den, wenn auch oft steinigen Weg seines Herzens in Sachen Musik und Gefühle beschritten hat."


    Ein Lächeln folgt auf die Worte.


    "Und egal wie obskur das manchmal erscheint und von welchen Schwierigkeiten und teilweise auch von Rückschlägen, das geprägt ist... Ancalima ist nicht mal im Ansatz ein Hên, ganz egal, was sie ihr in den Kopf gepflanzt oder von dort weggenommen haben."

  • Kassandra wendet sich ab, die Stirn leicht gerunzelt doch abgesehen davon hält sie ihr Gesicht sorgsam unbewegt um den Aufruhr zu verbergen, den die Worte in ihrem Inneren auslösen.
    Freunde. Wir sind keine Freunde. Nicht mehr. Wie könnten wir? Ich habe es versucht, ich kann es nicht. Es kümmert ihn auch nicht...
    Sie versucht der Gefühle durch gleichmäßiges Atmen Herr zu werden.
    Verdammt, Tear'asel, kannst du nicht einfach mal neben den wunden Punkt treffen?
    Sie läßt das durchatmen in einen Seufzer übergehen.
    "Ich weiß nicht was sie ist. Sie ist nicht mehr die, die sie war."
    Ancalima. Ja, konzentrier dich auf Ancalima. Sicheres Terrain.
    "Ich kann nicht behaupten, daß ich sie vorher gekannt oder verstanden hätte. Aber was sie jetzt ist verstehe ich überhaupt nicht." Was der Definition eines Hîn doch wieder nahe kommt.

  • Tears Stirn kräuselt sich...


    "Das kannst du doch nach der kurzen Zeit gar nicht beurteilen. Natürlich erscheint sie dir fremdartig und auf eine nicht unbedingt positive Art und Weise in sich zu ruhend. Es ist ja nicht das erste Mal, dass du mit den Konsequenzen dieser Umgestalter von Erde und Geist zu tun hast. Du musst ihr Zeit geben... vor allem aber dir selbst."


    Dann murmelt sie leise etwas, wendet sich ab und sieht durch etwas, dass als zwischen den umgewandelten Hölzern interpretiert nach draußen.


    "Tut mir leid, dass ich wunde Punkte treffe. Es liegt nicht in meiner Absicht dir wehzutun, es ist vielmehr reine Unfähigkeit warmen Wortbrei zu dichten."


    Sie sieht wieder über die Schulter zu der Bardin zurück.


    "Falls es dir hilft... du bist nicht die einzige, die seltsame Gedanken darüber hegt... weißt du anfänglich dachte ich, er ist jung und vieles ist mit seiner Kultur zu entschuldigen aber ich glaube einfach, dass er in mancherlei Hinsicht ...," sie sucht eine Zeitlang nach dem richtigen Wort und wirkt, was man an ihrem Gesichtsausdruck sieht, sichtlich unzufrieden mit dem, das sie findet, "... er wirkt wie ich früher... emotional verstümmelt."

    Pink fluffy unicorns dancing on the rainbow..dummidudidummm

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  • "Wahrscheinlich hast du recht", sagt Kassandra und geht damit nur auf den ersten Teil von Tears Aussage ein. Den Blick hat sie immer noch abgewendet, er geht durch das Fenster hinaus auf den kahlen Wald.
    " Wie gesagt, sie ist Ancalima - ohne all das was ich an ihr mochte. Sie war... jenseits meiner Reichtweite und das ist sie noch immer. Es gibts nichts was ich sie fragen will oder ihr zu sagen hätte."
    Und die, die das auflösen könnten haben keinen Grund es zu tun. Sie haben es nicht mal nötig mit mir zu sprechen. Und ich werde ihnen sicher nicht hinterherlaufen. Warum sollte ich...

  • "Aber warum lässt du ihr und dir nicht die Zeit... vielleicht bist du durch deine schlechten Erfahrungen mit dem Volk des Mondes zuweilen etwas überreizbarer in deinen Feststellungen. Ich will diese Wesen nicht in Schutz nehmen, beiweitem nicht aber möglicherweise haben sie ihr etwas mit auf den Weg gegeben, dass in der Zukunft, wenn sich alles befriedet hat, ein besseres Wesen aus ihr machen."


    Sie lehnt sich gegen die Wand und verschränkt die Arme vor der Brust.


    "Diese Hunderten von Emotionen, zuweilen von einem Extrem ins Andere gestolpert, was haben sie getan? Sie haben Ancalima selbst aber auch zu großen Teilen, jener, die sie in Freunschaft und Liebe umgaben, geschadet. Ohne Lernerfolg, immer und immer wieder. Aus einem kleinen Regenschauer, wurde kalter Wind und aus ihm ein gewaltiger alles hinfortspülender, der jedwede Vorsicht, Weitsicht und Einsicht hinfortspülte... gemeinsam mit ihrem Wesen."


    Ein wenig besorgt wirken die blauen Augen der Wildelbe, als sie die Bardin mustert.

  • "Ich weiß, Tear."
    Kassandra dreht sich um und lächelt jetzt leicht, als sie den Blickkontakt wieder aufnimmt.
    "Glaub mir, oft genug war ich versucht eine Kerze an ihr eines Ohr zu halten und zu schauen ob das Licht zum anderen Ohr herausscheint... Es bleibt mir auch gar nichts anderes übrig als abzuwarten. Niemandem von uns. Wir werden sehen was passiert."
    Das lächeln wird schief.
    "Oder möglicherweise wirst auch nur du das sehen. Je nachdem wie lange es dauert..."
    Auch das scheint ihr nicht wirklich Sorgen zu bereiten. Das Thema Ancalima war nicht das was den emotionalen Aufruhr verursacht hatte.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Ein Kratzen hinterm Ohr signalisiert, dass Tear sich nicht so sicher ist... was das längste Überleben von allen angeht. Also nickt sie nur und hebt dann leicht die Schultern. Abgesehen davon war das Verhältnis zwischen Kassandra und ihr nicht wieder in die Bahnen geleitet, als das sie ihre eigenen Ängste an ihr Gegenüber weitergegeben hätte - jedenfalls nicht die richtig großen.


    "Weißt du schon was es wird," fragt sie dann etwas hilflos und zu eilig, als das es nicht aufgefallen wäre, dass sie schnell nach einem anderen Thema gesucht hat.

  • Kassandra zieht eine Augenbraue hoch und der Ausdruck den das erzeugt ist leicht spöttisch. Natürlich weiß sie, daß Tear ablenkt. Doch da das durchaus in ihrem Sinne ist geht sie darauf ein.
    "Das weiß man im allgemeinen erst wenn sie auf die Welt kommen", antwortet sie.
    "Und auch wenn ich ein paar Vorteile habe... das Kind selber hat keinen Begriff von männlich oder weiblich. Wir werden es sehen..."

  • Gespielt trotzig verschränkt sie erneut die Arme vor der Brust. "Das ist wohl auch so ein Ding von uns Elben."


    Dann hebt sie nachdenklich eine Augenbraue und presst angestrengt die Lippen zusammen.


    "Es sei denn natürlich du weißt es und machst mit Absicht ein Geheimnis darum, nur um dich anschließend köstlich zu amüsieren, wenn gewisse Geschenke nicht dem Geschlecht harmonieren, mhh," sie schweift augenblicklich ab und gestikuliert ein wenig herum, was wieder daran erinnert, dass sie im Augenblick sowieso nicht die Ruhe in Person war. "Abgesehen davon, dass Arnulf ihm oder ihr sowieso ein Schwert schenken wird, vermutlich mit den Worten "für später".

  • "Arnulf..." Kassandra schüttelt den Kopf und lächelt leicht.
    "Arnulf fängt wahrscheinlich grade an, säckeweise Bernstein und Gold zusammenzuklauen." Warum genau versteht sie selber nicht so recht. Immerhin geraten Malglin und sie durch weiteren Nachwuchs sicher nicht in Gefahr, Hunger zu leiden.
    "Die Hieb- und Stichwaffen kommen später. Wenn er anfängt den Kindern die Messerstecherei beizubringen." Sie sieht ein wenig unglückilch aus bei dem Gedanken, doch daß sie ihren Ritter davon abhalten kann glaubt sie nicht.
    "Und ja, natürlich würde ich es für mich behalten wenn ich es wüßte. Nur um hinterhältig zu grinsen wenn dann alle mit falschen Geschenken ankämen..." Der Tonfall ist ein wenig tadelnd. Welche 'falschen' Geschenke könnte man einem Neugeborenen schon machen nur weil man sein Geschlcht nicht weiß?

  • Tear hebt etwas irritiert eine Augenbraue und murrt dann leise. "Ich hab das bei Menschen schon beobachtet, das klingt dann in etwa so." Sie hüstelt leise und hält sich die Hand vor den Mund, ehe sie mit pathosgeladener Miene und übertriebenem Tonfall loslegt; "Ohhhh das ist aber... ein... nein... wirklich ein schönes Geschenk... mal sehen ob die kleine Marline mit der Eisenritterrüstung für Kinder später spielen möchte... ich lege sie nur mal eben schnell neben die Holzpuppe mit vier zusätzlichen Gewändern zum immer wieder neu anziehen und den kleinen goldfarbenen Spiegel mit den wunderschönen silbernen Haarspangen hier."


    Dann grinst sie breit und hört auf unterstützend zu gestikulieren.


    "Aber ich hätte eigentlich wissen sollen, dass du nicht so oberflächlich denkst. Wenn du möchtest kann ich dem Welpen dennoch gerne etwas machen. Aus Fell oder Fleisch." Ihr Grinsen wird breiter.

  • Beim Wort 'Fleisch' verfärbt sich Kassandras Gesicht tatsächlich leicht grünlich.
    "Fell wäre... nett. Damit könnte es vermutlich am ehesten etwas anfangen."
    Und wenn es nur vollsabbern wäre.
    "Wo hast du denn jemanden solchen... gequirlten..." Ihr fehlen tatsächlich die Worte "...sagen hören?"
    Es klang adelig. In jedem Fall. Selbst reiche Bürgerkinder bekamen nicht schon zur Geburt Rüstungen und Spiegel geschenkt.

  • "Ich hab bei den Menschen als Späher gedient - ich dachte du wüßtest das. Auch wenn es bei den Gehörnten eher selten ist, gibt es auch Soldaten - jedenfalls damals als die Gehörnten noch einen besonders halsbrecherischen Status hatten, welche mit Familien. Anthras ein Gehörnter aus meiner Einheit hatte eine Frau und wir waren zur Geburtsfeier ihrer zweiten Tochter in Proudmoore - allesamt wieder aus den Krähenbergen in der Heimat. Na ja... sagen wir so Shintal ist nicht unbedingt, was man einen interessanten Gesprächspartner nennt."


    Den Spruch mit dem Geschlechtsakt, der wenig mit Intelligenz zu tun hat spart sie sich an dieser Stelle.

  • "Nein, das wußte ich nicht", sagt Kassandra überrascht. "Das muß lange vor meiner Zeit gewesen sein..."
    Sie schmunzelt leicht.
    "Wer hätte gedacht daß die Gehörnten sich solche Ehefrauen suchen..."
    Andererseits war Intelligenz bei Männern auch eher selten das Hauptkriterium bei der Suche nach einer Frau...

  • "Sie sind einfacher zu handhaben, denke ich. Nur wenige können etwas mit temperamentgeladenen chaotisch orientierten Frauen anfangen, die ihrem Gefährten ab und an in vielerlei Hinsicht das Wasser reichen können."


    Ein Schmunzeln folgt.


    "Ich könnte das nicht... ich brauche jemanden an meiner Seite, der wild ist und manches Mal ungezügelt. Einen Krieger, mit Herz und starkem Waffenarm. Jemand der mitdenkt und mitfühlt."


    Die Züge der Elbe werden kurz etwas träumerisch.