Ancalimas Baum

  • "Mal ganz abgesehen davon, dass es bei dir liegt, ob es Gelegenheit gibt oder nicht....," sie hält inne, obwohl sie gerade nach vorn brechen wollte und verfällt in Nachdenken... erst wenige Augenblicke lang dann mehrere Sekunden, ehe sie weiterspricht. "Ich weiß nicht... für einen Augenblick nahm ich an, es wäre richtig, es zu tun aber... jetzt nicht mehr."


    Was würde passieren, wenn sie ihm das erzählt, was würde daraus entstehen... Annäherung? Nein... er würde das für ihn schlicht unmögliche analysieren... nicht verstehen, da es nicht zu verstehen war und dann würde er... es seinen Vorgesetzten melden.


    Da war sie wieder die alte Denkschiene... doch diesmal zu Recht?


    Ohne sich laut zu äußern, hebt Tear die Schultern.


    "Ich möchte eine heisse Schokolade."

  • Stumm erhob sich ein Fuß nach dem anderen die von abgeworfenen Ästen und Blättern bedeckten Stufen empor, während ihre Finger tastend über das Holz des Baumes glitten der einst ihre erste Heimstatt in der Fremde war...sie erreichte die Tür die mit einem tadelnden quietschen ihrem sanften Druck nachgab. Ihr Blick glitt über die Einrichtung...hier und da hatten die Bewohner des Waldes ein wenig Unordnung geschaffen... dennoch wirkte es bis auf den Staub der Jahre wie gerade verlassen. Ihr Blick fiel auf die offen stehende Kleiderschranktür in der noch ein Paar ihrer alten Waldelbengewänder aufgereiht auf sie zu warten schienen *So anders....*...sie schloss langsam die Tür und blickte in das von Spinnweben umrahmte Spiegelbild einer gekrönten Elbin, in prachtvolle Kleider gekleidet...*so anders...*

  • Anders...

    Der Wald war älter geworden. Größer. Dichter. Mächtiger.

    Auch das Bewußtsein das ihn durchstreifte, untrennbar mit ihm verbunden, war gewachsen. Möglicherweise hier und da in seltsame Richtungen, aber das blieb vermutlich nicht aus wenn sich Sterbliches und Unsterbliches mischte.

    Der Geist war einmal todkrank gewesen; und auch wenn das Jahre her war und ihm der gedeihende Lebensbaum im Zentrum am See Stabilität lieh war Irrsinn noch immer ein Option - wenn auch nicht mehr zum Greifen nah.

    *Ancalima...* Ein Hauch von Taverne schwang mit; Bier, Musik und Kerzenlicht.

  • Erschrocken fuhr sie zusammen, eine Regung in ihrem Geist erinnerte sie an längst vergangene Komunikation, sie horchte kurz auf , schüttelte dann den Kopf als wäre sie einem Irrtum anheim gefallen und sie liess ihren Blick weiter über den Raum gleiten. Auf dem kleinen Tisch der aus dem Baum gewachsen war lag noch ihre Flöte. Sacht befreite sie sie vom Staub und blies hinein. Nach einigen befreienden Tönen liess sie eine längst vergangene Melodie erklingen...Das Lied des singenden Waldes, das ihr und ihren Freunden so oft durch Kassandra Mut und Hoffnung mit auf den Weg gegeben hatte...

  • Das Lied war allgegenwärtig an diesem Ort.

    Hörst du das Rauschen, das Singen der Blätter...


    Teile davon warteten, knapp außerhalb des Wahrnehmungsbereiches, an jedem Ort des singenden Waldes.


    ...silbriges Flüstern der Wipfel und Höh'n...


    Wer aufmerksam war und in der Lage hinzuhören dem fiel es nie schwer, die Melodie auszumachen. Selbst jetzt im Herbst, wo die Blätter gelb und der Wald leise wurde.

  • Mit den ersten Tönen war es Ancalima als öffnete sich ihr Geist, plötzlich waren da andere Töne die sich mit den ihren vermischen, oder waren sie bereits vorher zugegen und sie hörte ihnen erst jetzt zu, sie öffnete ihren Geist weiter, liess zu das die Melodie in ihr Innerstes vordrang, Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge, Bilder von Freunden...Sie erinnerte sich an die Verbindung, die beiseite gelegt und wohl behütet in einer besonderen Ecke ihres Herzens Platz gefunden hatte...sie ließ die letzten Mauern fallen und sendete ein Wort gleich einem warmen Gefühl *Kassandra?*

  • *Wer sonst?*

    Die mentale Stimme der Menschenfrau fühlte sich amüsiert an - und trug wie immer eine gewisse unterschwellige Abwehr. An Kassandras Ablehnung geistigen Gesprächen gegenüber hatte sich offenbar nichts geändert.


    *Gib mir einen Moment. Ich bin gleich bei dir*


    Ein wenig diesig war es gewesen als die Elbe den Weg in den singenden Wald gefunden hatte. Herbstlich und feucht, aber nicht nebelig, nicht mal in Bodennähe. Das änderte sich jetzt - und wenn es langsamer gegangen wäre hätte man dem Vorgang keine weitere Beachtung geschenkt.

    Am See, in der Nähe des leuchtenden Baumes, krochen zarte weiße Finger über den Boden, verwoben sich zu dichter werdenden Gespinsten. Erst knöchelhoch, dann hätten sie einem Mann bis zu den Waden gereicht und kurz darauf bereits zur Hüfte.

  • *gleich bei mir*....Ancalima sah sich ein wenig nervös um...mit einem Wiedersehen hatte sie nicht gerechnet, sie ordnete ihren Geist und mahnte sich zur Ruhe. Ihre Finger wirbelten in einer eleganten Bewegung kurz durch die Luft und sie bat den Wind mit Hilfe von Magie den Staub der vergangenen Jahr hinfort zu jagen. Eine leise Briese huschte durch den Raum und trug in Wolken die Vergangenheit aus den Fenstern. Sie trat ans Fenster und blickte ihnen hinterher in der Hoffnung Kassandra bereits zu erblicken.

  • Aus dem Dunst, der vom See her zog, schälte sich eine hochgewachsene grüngekleidete Gestalt.

    "Komm, du mußt mich jetzt auch wieder loslassen", hörte die Elbe sie ein wenig undeutlich mit - dem Nebel?- diskutieren.

    "Sonst find' ich nicht mal zum Baumhaus...."

    Der Nebel löste sich nur sehr zögerlich. Er wurde immer dünner, verteilte sich weiter im Wald und hing als schwacher Dunst zwischen den Bäumen.


    Die Menschenfrau stapfte durch die Blätter zum Baum der Elbe.

    "Na, das ist ja ne Überraschung", grinste sie zu dem blassen, schmalen Gesicht hinauf, das ihr aus einem der Fenster entgegensah.

  • Sie sah sie schon von weitem, wie der Nebel noch nachhaltig an ihrer Kleidung zupfte...*war das schon früher so?* Sie schüttelte unmerklich den Kopf, als sie Kassandras Stimme hörte überkam sie ein wohliger Schauer...was war nur mit ihr los...wurde sie mit den Jahrhunderten etwa sentimental...ein lang uns sorgsam verborgendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Kassandra! der Tag kann nicht besser werden. Kommst du herauf?"

  • "Ja, oben ist wohl gemütlicher", nickte die Schankmaid und machte sich an den Aufstieg.

    Sie war ein wenig außer Atem als sie oben ankam - was vielleicht auch daran lag, daß sie rundlicher war als Ancalima sie in Erinnerung hatte. Und älter.

    Im kupferfarbenen Haar zeigten sich noch nicht viele weiße Fäden, und wenn fielen sie nicht auf, doch die Falten um die Augen waren tiefer geworden.

    "Da bist du ja wieder", stellte sie lächelnd fest.

  • Ancalima trat auf Kassandra ohne ein Wort zu und umarmte sie...sie konnte sich nur schwer lösen und blickte sie dann mit einem erleichterten Lächeln an: "ich freue mich unfassbar dich zu sehen!" Diese Geste, diese Art passte so gar nicht zu dem was Augenscheinlich vor Kassandra stand, in seidenen Gewändern, gekrönt und mit Sorgenfalten die sich in ihrem Gesicht abzeichneten. Auch sie war unmerklich älter geworden auch ihre Augen zeugten von der Anstrengung des Lebens und höchstens ihre Kleider trugen noch den Glanz der früher in ihrem Gesicht zu finden war. "Wie geht es dir, und deiner Familie?"

  • Kassandra hatte Ancalima gehalten, so lange wie diese das Bedürfnis dazu hatte.

    "Recht gut", antwortete sie auf die Frage. Die grünen Augen musterten die Elbe aufmerksam, registrierten die Zeichen von Alter und Anstrengung eines nach dem anderen. Und auch seidene Gewänder und Krone. Sie selbst trug das alte grüne Wollkleid, das sie seit Jahren anhatte wenn sie in den Wald ging. Es war abgetragen aber warm und niemand störte sich daran wenn es schmutzig wurde, sie selbst am allerwenigsten.

    "Kinder werden größer, Arbeit wird nicht weniger... Du kennst das. Wo kommst du? Was verschafft uns die Ehre?"

  • Sie lächelte ein wenig beschämt bei dem Gedanken an Arbeit und strich beiläufig ihre Gewänder glatt. "ich hatte Sehnsucht nach dem Herbst...dem Herbst hier im singenden Wald, er ist so...andächtig...im Vergleich zu dem unsrigen, die Wälder auf Itholias plappern und beschweren oder erwarten fortwährend, ihr Rauschen und Knarren macht so manches Stille liebendes Ohr fast taub, im Herbst ist es besonders schlimm wenn sie wissen, dass es für einige Monde das letzten sein wird was sie von sich geben..." Sie blickte kurz aus dem Fenster "sag...was war das eben mit den Nebeln, sie waren doch früher nicht so anhänglich?"

  • "Ah...", machte Kassandra. "Das ist..."

    Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht "Eine lange Geschichte."

    Sie schaute Ancalima fragend an, doch die schien Zeit mitgebracht zu haben - wie das die Art der Elben war.


    "Die Fahrenden nutzen die Nebel um zu Reisen. Keine sonderlich zuverlässige Methode - man kommt nicht immer unbedingt da an wo man hin wollte.

    Seit der Baum steht", sie nickt in Richtung des Sees, dort, wo vor fünf Jahren der nunmehr siebzehn Jahre alte leuchtende Baum wuchs, "kann ich nur noch in eine Richtung gehen. Das wiederum aber sehr zuverlässig. Wenns allerdings neblig bleibt komme ich nicht mehr nach Hause. Dann muß ich warten bis mich jemand abholt. Oder Nüßchen und Blättchen Lust haben mich heimzubringen..."

  • Sie blickte sie irritiert an und setzte sich, mit einer Handbewegung lud sie sie ein ebenfalls Platz zu nehmen. "Ich glaube das musst du mir genauer erläutern...in welche Richtung kannst du nur gehen und wo bist du wenn du nicht mehr nach Hause kommst? Führt der Nebel dich in eine andere Dimension? Und was hat der Baum damit zu tun?" Sie holte beiläufig während sie sprach aus einer Tasche eine Flasche deren dampfenden Inhalt sie in 2 ebenso hervorgeholte Becher goss und einen hiervon Kassandra reichte, es duftete nach Honig und Alkohol.

  • Kassandra setzte sich neben Ancalima und schnupperte an dem Becher. Dann nippte sie und ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht.

    "Danke. 'Durch den Nebel gehen' bedeutet die Feenwege zum Reisen zu benutzen. Man ruft sich einen Nebel - oder benutzt den, der schon da ist wenn man das Rufen nicht beherrscht - und geht durch den Nebel an einen anderen Ort. Nicht jeder der Fahrenden kann das und jene, die es können sind hoch angesehen. Wenn also die Sippe von... sagen wir Dargaras ins Aelm wollte, fand sich die Gruppe zusammen, Großmutter rief den Nebel, alle gingen hinein - man muß fürchterlich aufpassen sich nicht zu verlieren - und sie führte die Sippe durch den Nebel um im Aelm wieder herauszukommen. Eine Reise von mehreren Wochen läßt sich so auf wenige Stunden verkürzen.

    Aber die Wege sind unzuverlässig. Eine starke Führende, jemand mit einem starken Geist, kommt fast immer da an wo sie hin möchte. Oder weiß wann die Nebel zu unzuverlässig sind um sie zu betreten. Jemand, der sich ablenken läßt, nicht weiß was er will, sich nicht richtig konzentriert... der kommt irgendwo heraus.

    In meinem Kopf ist der singende Wald - und vor allem der Baum - so stark, daß ich immer hier heraus komme wenn ich in den Nebel gehe. Es sei denn jemand anderes führt. Das ist nicht ganz doof, es kürzt die Handelsrouten schon ab. Also, den Rückweg. Auf der anderen Seite - wenn ich mit dem Schiff reise und es neblig wird gehe ich lieber unter Deck. Nicht, daß ich Haiger die Alamlas im singenden Wald auf Grund setze..."

    Das war ihr zum Glück noch nie passiert, wäre aber sehr peinlich. Und teuer, das Flaggschiff der rothfeder'schen Handelsflotte würde einen Aufenthalt im Wald sicher nicht unbeschadet überstehen und käme ohne massiven Einsatz von Magie auch nicht mehr an einem Stück aus dem Wald heraus.

    "Naja, und wenn ich in den singenden Wald gehe und es ist von sich aus nebelig, also ein Herbsttag... dann komme ich alleine nicht mehr heraus. Ich gehe drei Schritte bis ich vor dem Baum stehe. Dann drehe ich mich um, gehe drei Schritte und stehe wieder vor dem Baum. Und so fort, bis irgendwer kommt und mich nach Hause bringt..." Sie zuckte die Schultern.

  • "Die Wege des alten Volkes sind tatsächlich sehr gefährlich, was wenn andere sich in ihnen hier verlieren...ich wusste zum Beispiel nichts" Sie schmunzelte..."ein Schild, Achtung Feennebel, wäre eine Möglichkeit... Aber du hast Recht es ist tatsächlich eine schnelle Reisevariante." Sie nippte an ihrem Becher..."Könnte man nicht von dem Baum aus eine Markierung bis zum Ausgang aus dem Wald setzten...vielleicht ein Seil von Baum zu Baum über den Köpfen gelegen, damit sich niemand verletzt? Ich glaube nicht, dass die Gelaidh einen Hader damit haben wenn man ihnen den Zweck näher bringt."