Ein unerwarteter Besuch....

  • Ein sanftes Glühen, nicht mehr Licht als ein Glühwürmchen ausstrahlt, ungefährlich...weich... einer erwachenden Pflanze aus sattem Grün gleich, die sich aus der aufgelockerten Erde einen Weg zur Sonne bahnt... dann kauert eine braunhäutige rindige Gestalt auf der Erde... zierlich, zerbrechlich... uralt und doch ein Kind.


    Die großen braunen Augen, in denen jedes Weiß fehlt, blicken abschätzend mit einer leichten Kopfbewegung ein wenig nach links... ein wenig nach rechts. Dann löst sich das feine Wurzelgeflecht, die Verlängerung ihrer nackten Zehen aus dem weichen Erdboden unter der Gestalt und sie tritt ins Innere... des Wächterzeltes.


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    Als Blattspiel wieder fort ist, zeugt nur ein einziges winziges Kleinod von der Anwesenheit an Endúneaths Lager. Etwas das vorher noch nicht dort war, schwarz wie seine Kleidung... doch unendlich weicher als das dicke Wildleder der Rüstung der Dei Ithil.


    Zwei kleine rabenschwarze Flaumfedern, deren Kiele mit einem ebenso filigranen schwarzen Lederband umschlossen sind und in zwei kleine dunkelbraune Holzperlen münden, die das ganze Konstrukt der Lederkette zusammenhalten. Feiner silbriger Staub bedeckt die Spitzen der Federn.

  • "Und davon einmal abgesehen, wie geht es dir?" Die Frage, die die Panondae ihm nach seinem mündlichen Bericht über den Ausflug nach Faerûn zusätzlich stellt ist für Endúneath wenig verwunderlich, geht es ihr doch weniger um das Offensichtliche, das Interesse an seinem Wohlbefinden, sondern eher um... Fortschritte.
    "Es geht mir besser," wiederholt er seine Antwort auf Ivoreths selbige Anfrage von vor wenigen Nächten. "Ich denke es ist an der Zeit vom Jetzt wieder in die Zukunft zu blicken, das Vergangene zu akzeptieren. Auch wenn ich noch nicht so fühle, so weiß ich doch, dass es bald soweit sein muss und wird." Das klingt sogar einigermaßen sicher. Die Unterstützung der Priesterschaft und intensive Meditation haben sein Leid gemildert, wenn auch längst nicht gänzlich abgestellt. Noch immer gereichten einzelne Worte, ihm einen Schlag zu versetzen, aber er würde es überstehen, soviel war ihm sicher. Und dazu würde sie ihm vermutlich einfach noch weitere Zeit der Meditation empfehlen.
    Sie jedoch legt den Kopf ein wenig zur Seite. "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht." Damit nimmt sie etwas hervor, was hinter einer Schrift verborgen gelegen hatte und legt es nun direkt vor ihn auf den Tisch. "Retharen brachte mir dies. Das Waldelementar hat dies in einem der Wächterquartiere abgelegt, auf der Schlafstatt die zuvor die deine gewesen ist." Ein einfaches Lederhalsband liegt vor ihm, verziert nur mit Federn und Holzperlen.
    Endúneaths Augen weiten sich, dann wirft er seiner Meisterin einen undgläubigen Blick zu. "Das kann nicht sein."
    Wir haben sie mit den üblichen Methoden nicht lokalisieren können. Daher weiß ich nichts genaues. Aber die Möglichkeit besteht."
    "Könnte es nicht einfach nur eine Art Abschiedssymbol sein?" Er scheint es immer noch nicht ganz erfassen zu können.
    "Möglich ja, aber die Symbolik passt nicht dazu. Wenn du jedoch sicher gehen willst, musst du das von hier tun. Auf dich warten andere Aufgaben als jahrzehntelanges Suchen. Gib mir Bescheid, wenn du einen Weg gefunden hast."
    Immer noch um seine Fassung ringend nickt er. Sie erwidert dieses Nicken, was an dieser Stelle eine stumme Beendigung der Besprechung ist. Endúneath erhebt und verneigt sich, bevor er sich zum Gehen wendet. Sie hatte sehr sicher geklungen, als es um einen alternativen Weg ging, als sei es nur eine Frage der Zeit. Doch wie könnte er... Kassandra! Wie eine göttliche Eingebung erfasst ihn die Erkenntnis, dass ihre Gabe die Lösung bringen könnte. Doch sonderlich begeistert würde sie sicherlich nicht sein...
    Kurz vor dem Zeltausgang hält er inne und dreht sich noch einmal um. "Ich denke ich habe einen Weg. Ich werde eine Weile in der Stadt verbringen, sobald die Wache es erlaubt."
    Ein weiteres Nicken ist die einzige Antwort.