Ein unerwarteter Besuch....

  • Verwirrt schaut Tíriêl mit leicht zusammen gezogenen Brauen ihrem Gegenüber entgegen. Hatte er überhaupt zugehört. War er mit seinen Gedanken bei der Sache? Oder durchzog seine Starrsinnigkeit jetzt sein ganzes Sein. Die Mondelbe seufzt leise und schüttelt traurig den Kopf. Auf einmal war sie sich nicht mehr sicher, ihn überhaupt zu verstehen. Was sie spürte war immer noch, vor allen anderen, Angst! – Eines der mächtigsten Gefühle das sie kannte.
    „Alles was ich zuvor gesagt habe war Rat und ein Lenken deinerseits in die richtige Richtung. Doch vielleicht sprichst du die Wahrheit, wenn du sagst das du noch nicht bereit bis. Doch das liegt nicht an der Dauer deiner Ausbildung oder überhaupt am Pfad der Dei Ithil. Die Zeit wird kommen, in der du die Einsicht erlernst, die du für diese Aufgabe benötigst, sei es durch die Erinnerung an dieses Gespräch oder aber Göttliche Fügung – ganz aber sicher ausgelöst durch eigene Erfahrung,....!“
    Sie dreht sich wieder mit dem Rücken zum Baum und lehnt sich an.
    „Endunéath, ich werde nicht diejenige sein die dir befiehlt oder rät sie ziehen zu lassen, das musst du alleine tun. Sie geht dir nicht aus den Kopf, du denkst ständig an sie....wenn sie dir nicht wichtig wäre, würdest du das nicht tun. Ob es Liebe ist oder eine zarte Knospe davon, dass ist momentan nicht von belang. Schon immer haben mächtige Gefühle das Handeln der Wächter geleitet – ohne sie wären die Dei Ithil fehl an ihrem Platz. Wenn du nicht imstande bist zu fühlen, bist du nicht imstande zu wachen!"
    Ihre Worte klingen selbst in ihren Ohren hart.
    „Du kannst nicht aufhören die Lehre über alles zustellen. Du fürchtest dich davor, dass wenn du deinen inneren Schutz fallen lässt, dass du alles verlierst. Das es dich verwundbar für deine Feinde macht. Das du geliebte Personen verlierst oder sie leiden..... ?!“
    Tíriêl spricht diese Worte zwar laut, doch eher für sich selber, so als müsste sie es hören um ihn und sein Denken zu verstehen.


    * Schicksal derer die wachen*


    „Und jetzt bittest du mich den Schleier deiner Unklarheit zu heben?“
    Sie stellte zögerlich einen Fuß vor den anderen, so als wollte sie einen Schritt machen, doch sie verharrte und schaut, mit leicht schief gelegtem Kopf in Endus Richtung, eine Strähne ihres Haares die sich gelöst hat und gleich der Windrichtung weht, zurückstreichend.
    **Ich kann es nicht, ich kann dir deine Gefühle nicht aufzeigen. Ich kann dir nicht sagen das es richtig ist den Weg zu gehen den du gehst, genauso wenig wie ich dir sagen kann das es falsch ist dort zu verweilen. Du hat diese Entscheidung bereits getroffen!
    Ich kann dir sagen das du dich selbst in Einklang bringen musst und das Gefühle dazugehören, auch wenn sie dir jetzt im Weg stehen. Schaffst du es nicht, wirst du erhobenen Hauptes in deinen Untergang schreiten.
    .....Endu! Mehr als alles andere wünsche ich mir dein Glück! Das du aufblühst und einer der Wächter wirst , der du immer sein wolltest. Das der Schutz unseres Volkes in deinen starken Händen und unter deinen wachsamen Augen liegt! **

    Eine einzelne Träne bannt sich ungehindert den Weg über die Wange der Conatha.
    **Aber vor mir steht ein Wächter, der Angst vor Liebe stellt und gleichzeitig behauptet das Gefühle der Ausübung seiner Pflichten im Weg stehen – dabei beherrschen sie ihn seit Anbeginn seiner Ausbildung. Nein, Endúneath, es ist nicht das ausschließen von Gefühlen was einen Dei Ithi unantastbar macht – sondern es ist deren Erkennen, deren Akzeptanz und deren intuitive Kontrolle. Nur wer verletzt wurde, kann sich schützen und nur wer sich selber schützen kann ist imstande das für andere zu tun**
    Erwartungsvoll blickte sie ihn an, den Mund leicht geöffnet. Den Kopf stolz erhoben wie es die Art der Telconthar war.
    **Ich kann dir nicht helfen wenn du nicht lernst zu verstehen! Der Pfad des Wächters ist nicht das starre Befolgen des Kodex. Du musst deinen Blick erweitern oder du wirst das Ende nicht kommen sehen.**

    "When you play with fire you must anticipate some burns -
    Chasing for desire...It's just a different way to learn"

  • Zunächst schluckt Endúneath einmal merklich, doch schließlich flackert soetwas wie Verständnis auf. Schließlich schüttelt er leicht den Kopf.
    "Ich verstehe was du meinst. Aber ich denke nicht dass es Angst ist, die mich bei etwas behindert. Angst ist ein Gefühl, das genauso wie jedes andere als Schwäche ausgenutzt werden kann, und jene, wegen denen die Wächer überhaupt ins Leben gerufen wurden, spielen nur allzu gern damit. Furcht war es, die mich damals meine Aufgabe hat vergessen und dich im Stich lassen lassen," die Beeinflussung der untoten Angreifer auf einer Expedition vor wenigen Sternenläufen lässt ihn offensichtlich auch bis jetzt noch nicht in Frieden, "doch solcherlei habe ich gelernt zu kontrollieren, auszuschalten wenn man sie gegen mich einsetzen möchte. Ich habe keine Angst davor, dass versucht werden könnte meine Gefühle für eine Gefährtin gegen mich einzusetzen. Denn das wird mit Sicherheit irgendwann passieren, wenn ich dem Pfad weier folge. Die Frage ist lediglich, bin ich bis dahin bereit, dem entgegen zu treten. Ich fühle keine Angst, nur... Unsicherheit. Verwirrung. Sollte Liebe nicht etwas sein, das meinen Weg begleitet," er schiebt sachte eine Handfläche an der anderen entlang bis beide Hände genau aufeinander liegen, "was mir Sicherheit gibt. Etwas was Vertrauen schenkt, beinahe gefährlich bedingungsloses Vertrauen." Damit lösen sich seine Hände voneinander und die Harmonie wird plötzlich von jener Geste zerrissen, in der er die Fingerspitzen der einen gegen die Fläche der anderen Hand rammt. "Doch was ich spüre ist Unsicherheit, Unkonzentriertheit die meinen Weg behindert, was mir entgegenschlägt ist eine groteske Mischung aus Vertrauen und andererseits... blankem, offenem Misstrauen, das jegliche Aussage meinerseits, ja jede Faser dessen was uns Hîn ausmacht, in Frage zu stellen scheint."


    Er hält für einen Moment inne, bevor er seinen Blick nach unten abwendet.
    "Und doch ist letztlich wahrscheinlich ohnehin nichts davon zur Zeit noch von Bedeutung. Seit der Verteidigungsschlacht am Pass in Luxburg habe ich sie nicht mehr gesehen. Kein Abschied, keine Nachricht, nichts. Ich habe im Moment keinen Grund zur Annahme, dass sie noch lebt."
    Der Blick, den er seiner Cousine nun schenkt ist beinahe eigenartig gefasst.

  • Das Verständnis was Endúneath auf einmal aufführt zeigt Tíriêl, dass er seit ihrem letzten Treffen weitaus mehr gelernt hat, als er sich selbst zugestehen möchte und mehr war, als sich zu beginn dieses Gespräches erahnen ließ. Er wandelt noch immer fest auf dem Pfad des Wächters, wenn auch die Schwierigkeit der Prüfungen zunehmend stärker werden und ihn straucheln lassen. Zweifeln gehörte dazu, er musste jetzt nur Anfangen jegliche Gefühle zum lernen zu nutzen, sie zu verstehen, sie ergründen, zu kontrollieren und für sich einzusetzen.


    Doch alles was Tíriêl jetzt noch dazu zu sagen hat, wird durch die letzten Worte ausgelöscht, die ihr Gegenüber preisgibt. Jeglicher Rat und ihre Erfahrung zu seinen Zweifeln über die Liebe ist wie weggewischt. Mit geweiteten Augen schaut sie Endúneath an, in ihren Beinen ein leichtes Zittern spürend. Das ihr Cousin scheinbar gefasst ist, nimmt sie ihm nicht ganz ab.
    Da war mehr, etwas hinter dem er sich versteckte. Sich an die Briefe und die Gefühle darin zurück erinnernd, kann Tíriêl einfach nicht glauben, dass Endúneath das Geschehene einfach so hinnimmt – nein es ist vielmehr eine Erweiterung dessen, was er soeben gesagt hatte: Unverständnis..... oder eher Ungewissheit. Wieder, leicht die Brauen zusammen ziehend, senkt sie den Blick und schüttelt den Kopf.
    „Das zu hören,...vor allem jetzt nachdem du mit soviel Geduld meinen Worten gelauscht hast,...bedrückt mich ....und es tut mir leid was passiert ist!"
    Nach den richtigen Worten suchend, bewegt sich Tíriêl nun wieder auf ihren Cousin zu, zwingt ihn zum Augenkontakt und mustert ihn durchgehend. Da war etwas in seinem Blick, das sie nicht losließ!
    „Du nimmst an?!“ Ihre Pupillen huschen hin und her. Ihre Gedanken ordnen sich langsam. „ ….du zweifelst , ob sie noch lebt?!!“
    Plötzliche Erkenntnis durchzieht den Geist der Elbe wie ein Blitz.
    „Du bist dir nicht sicher?! Du weiß es nicht, Endúneath! Solange du zweifelst ist sie nicht tot!


    Nur Gewissheit kann dir die Wahrheit aufzeigen ......

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  • Endúneath schüttelt den Kopf. "Deine Worte sind wichtig für mich, unabhängig ob sie lebt oder nicht. Und du hast recht, ich weiß nicht ob sie tot ist. Ich habe sie weder sterbend noch tot gesehen... aber ich möchte mir auch keine Illusionen machen. Leute die in Luxburg während einer solchen Schlacht spurlos verschwinden sind in der Regel tot." Oder schlimmeres... "Und ausgehend davon halte ich es für töricht, mich weiter mit meinen Gefühlen für sie auseinander zu setzen."
    Seine Stimme ist leiser geworden, aber auch andere Anzeichen deuten daraufhin, dass ihm diese Tatsachen keineswegs gleichgültig sind.

  • „So einfach gibst du auf?“ Eine Augenbraue nach oben ziehend ist ihr Blick voll fragender Überraschung. Nun vollends verwirrt von dem Gefühlsmäßigen Trubel in dem ihr Cousin hin und her geworfen wird. Ein Kribbeln breitet sich in ihrer Magengegend aus und Tíriêl ist selber überrascht, so heftige Emotionen in dieser Sache zu verspüren, kennt sie Tear’asel doch kaum. Doch Erinnerungen werden in der jungen Conatha wach. Erinnerungen an Freunde, Erinnerungen an Weggefährten, an die Sorge um sie und an manchen Tod, den man hätte vermeiden können. Gefühle, von denen sie weiß, das sie selten in ihrem Volk sind. Der aufbrausenden Charakter ihrer Mutter und das Aufbegehren gegen jegliche Ungerechtigkeit, die ihr inne wohnt welches mit jedem Schritt den sie außerhalb der Heimat getan hat von Jahr zu Jahr wachsend.
    „So leichtfertig willst du dieses Problem als gelöst ansehen und glaubst wirklich damit ist es getan? Wann ist deine Entscheidung gefallen, in dieser Geschichte den leichten Weg zu gehen Endúneath?“
    Ihre Worte müssen ihren Gegenüber hart treffen, doch ist es nicht Tíriêls Art Dinge hinzunehmen und auszuschweigen. Sie ist verblüfft wie sehr sich der Wächter vor ihr binnen Sekunden von dem Entfernt hat was er aus tiefster Seele zu erreichen sucht.
    Sie seufzt leise - vergisst sie doch allzu oft, dass der Altersunterschied zwischen ihnen beiden doch etwas größer war.


    „Ich werde dir nun einen Rat geben - ihn zu befolgen liegt alleine bei dir!
    Sie macht kurz eine Pause und atmet einmal tief durch, bevor sie erneut ihre Stimme erhebt.
    „Diese Sache wird dich dein Leben lang verfolgen. Sie wird wie ein Kräuseln der Oberfläche eines Teiches sein: zu Beginn ist alles unruhig. Mit der Zeit, wird die Mitte des Sees zwar wieder glatt, doch die Wellen, die geschlagen wurden breiten sich aus und kommen nie zu Ruh - genauso wird es deiner Seele ergehen.“
    Ihr Blick ist ernst, doch ihre Gesichtszüge merklich entspannter als zuvor.
    „Du solltest, um deiner selbst, Gewissheit erlangen...... Ich sage nicht, dass du nach Luxburg reisen und sie suchen sollst, du weißt selber, dass es ineffizient wäre und das sehe ich genauso. Nein, geb dir selber die Zeit – jetzt und hier! An meiner Seite, dir Kraftgebend! Gehe tief in dich hinein, meditiere und lausche. Lass deinen Herzschlag den Takt sein, gebe deine Sinne auf und fühle einfach nur. Ist sie dort draußen, wirst du sie spüren und du wirst wissen was du tun musst! Ist sie verloren, wird du sie nicht finden oder sie wird sich nicht finden lassen.....und dann erst, wärst du frei, entbunden deiner Pflichten und der Liebe die du ihr Gegenüber verspürst und deine Seele wäre rein und die Unsicherheit die du nun verspürst würde eine Zeit lang ruhen.


    *Solange bis sie erneut von dir Besitz ergreift! Und das wird sie!*


    Tíriel stoppt ihren Gang und lauscht einen Moment auf das Rauschen des Windes in den Blättern und schaut auf die länger gewordenen Schatten der Bäume.
    „Argumentiere nicht damit das dies deine Wächtertätigkeiten beeinflusst – wenn du in dieser Sache aufgibst und versagst, wirst du auch auf dem Pfad des Wächters versagen. Die Anforderungen die sich dir jetzt entgegenstellen – stellt auch der Kodex. Ob du es nun auf diese Weise lernst oder auf andere spielt keine Rolle – und dessen bist du dir bewusst. Tief in deinem Inneren weißt du das seit Beginn dieses Gespräches, du brauchst nicht meine Erlaubnis oder die deines Volkes oder der Dei Ithil, du hast sie schon längst!
    Sie macht eine letzte Pause, ihre Lider mit den langen schwarzen Wimpern senken sich und sie schließt die Augen für einen Herzschlag und befreit Endúneath aus ihrem Blick.
    „Wähle weise Cýrondae, ....auch zum Wohle deines Volkes!“ flüstert sie.

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  • "Aufgeben?" Endúneaths Miene nimmt sehr skeptische Züge an. "Wer spricht denn von aufgeben? Ich sehe nur schlichtweg keine Möglichkeit Gewissheit zu erlangen. Wenn sie lebt, so wird sie ihren Weg zu mir finden, denn umgekehrt ist das nicht möglich. Wenn sie tot ist, so wird dies nicht geschehen. Nach Gewissheit für ihren Tod zu suchen hingegen wäre nicht nur ineffizient, es wäre schlichtweg Irrsinn. Ich selbst kann also über die Zeit nur größere, aber niemals exakte Gewissheit über ihr Schicksal erlangen, es sei denn sie beweist mir das Gegenteil."
    Es folgt eine teils öffnende, aber teils auch verkrampfte Geste mit den Händen.
    "Aber sag mir, wie soll ich in meiner Meditation etwas über ihren Verbleib heraus finden? Die Meditation offenbart mir immer nur Dinge, die unterbewusst verborgen sind, um Wissen über ihr Schicksal aus der Meditation zu erlangen müsste ich es bereits kennen. Doch ist das so? Nichts verbindet sie mit mir außer Gefühlen ihrerseits, die sie Liebe nennt, und Gefühlen meinerseits, die ich nicht Liebe nenne. Aber es sind nur Gefühle, keine Verbindung zwischen unseren Seelen besteht, über die ich etwas herausfinden könnte. Alles was ich zu tun vermag ist mehr über meine Gefühle für sie herauszufinden und das ist, wie ich bereits sagte, so ziemlich das letzte was ich jetzt gebrauchen kann."
    Ein fragender Blick liegt auf Tíriêl.

  • „Ich sehe du hast deine Entscheidung getroffen.“ Sie nickt.
    Die Elbe legt eine ihrer Hände mit dem Handrücken in die offene Handfläche der anderen. „Es liegt nicht an mir dir zu sagen was du nun zu tun hast – mir oblag es nur, dir die Wege zu zeigen die vor dir liegen und deren beschreiten von dir abhängt! Wege die du als Mann und jene die du als Wächter betrittst und die sich zwangsläufig überschneiden. Du weißt im Grunde die ganze Zeit die Antworten nach denen du suchst – ich werde mich nicht wiederholen, es ist alles gesagt.“


    Die unglaubliche Verwirrung die Endúneath zu beherrschen scheint, droht nun auch auf die Conatha überzuspringen. Kaum merklich weicht sie ein paar Schritte zurück, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt
    *Er ist noch nicht soweit. Ständig kreisen seine Gedanken – Unsicherheit beherrscht seinen Geist. Er widerspricht sich in einem und im anderen Satz ist er die Sicherheit in Person. Wie kann er wachsen, wenn er an so etwas zu zerbrechen droht?!*


    „Eins noch. Wenn jemand den du einst bewacht hast, nach dir Ruft, ob in Liebe oder Freundschaft verbunden, so frage den Wind, hör zu und du wirst Antworten erhalten.“


    So wirst du über die Wachen, über die du vom Herzen her wachen willst – mit dem Verstand bewachst du uns bereits- zwei Seiten der selben Medaille


    Einen kurzen Moment kommt es Endúneath so vor als würde er zarte Geigenklänge vernehmen die mit dem nächsten Herzschlag schon bereits verschwunden sind und er nicht sicher sein kann, ob da überhaupt etwas gewesen ist.

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  • Seinen Gesichtszügen zufolge ist Endúneath mit dieser Antwort alles andere als zufrieden, zuckt schließlich mit den Schultern.
    "Ich sehe immer noch nicht die Alternative, sodass es überhaupt eine Entscheidung zu treffen gäbe. Aber das soll kein Hindernis für eine gemeinsame Meditation sein, es ist viel zu lange her..."
    Der Hauch des Spiels entgeht ihm natürlich nicht. Mit einer schnellen Drehung hat er sich der Quelle zugewandt. "Aber zunächst denke ich, werde ich eine andere Gelegenheit nutzen." Ein beinahe entschuldigendes Lächeln erreicht sie.

  • Wieder nickt die Elbe stumm und schaut Endúneath lange an.


    Wie ein Wolfswelpe der mehreren Fährten folgt und hin und hergerissen von der einen wie der anderen ist und mal dieser, mal jener Spur länger folgt und meist doch im Überblick über alles ist, aber nie im Ganzen und sich von den frischeren zu den älteren zunehmend verwirren lässt


    „Wenn du denn magst, so treffe mich zur Stunde, an dem der Mond am höchsten steht und wir werden gemeinsam meditieren.“
    Sie lächelt sanft.
    „So wie früher.“ fügt sie noch hinzu


    Bevor Endu ganz zwischen den Bäumen verschwunden ist sendet sie noch eine Nachricht.


    *Bevor meine Reise hier zu Ende ist, habe ich noch eine Ankündigung zu machen, etwas das du unbedingt wissen solltest.*

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  • Lächelnd nickt er, bevor er sich langsam aber zielstrebig wieder in Richtung Mitte der Siedlung begibt.
    Auf ihr Senden hin bleibt er jedoch abrupt stehen und wendet sich erneut um. *Du planst schon deine Abreise?* Ein wenig Trauer und Enttäuschung schwingen mit. *Ich hoffte du würdest länger bleiben. Aber wie dem auch sei, ich werde zugegen sein, wenn du etwas zu verkünden hast.*

  • *Die Dauer meines Aufenthaltes ist abhängig wie sich gewisse Dinge hier entwickeln ... also keine Sorge, es wird nicht innerhalb der nächsten Tage sein. Ich bleibe dir noch etwas erhalten*

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  • *Das freut mich.* Dabei wären die Worte eigentlich unnötig gewesen, seine Gefühle sprechen die selbe Sprache, nur intensiver.
    Beruhigt wendet er sich wieder ab und der Richtung zu, aus der er die Klänge vermutet.

  • Miene und Stimmung des Novizen trüben deutlich ein, als er realisiert dass der Aufschub, den ihm seine Meisterin für dieses Gespräch gewährt hat, sicherlich nicht für gemeinsames Geigenspiel mit Lhíar gedacht ist. So ist es auch ein sorgfältig gefalteter Stapel Papiere und nicht der Instrumentenkasten, den er aus dem Wächterquartier zum Vorschein bringt, welchem er zugeordnet ist.


    *Tritt ein.* Wie so oft ist sie es, die seine Frage beantwortet bevor er sie stellen kann. Und doch ist etwas merkwürdig am Tonfall ihres Sendens...


    Wie geheißen betritt Endúneath das Kommandozelt. Dort wo sonst Perondae Nyareth sitzt, hat die Großmeisterin selbst nun Platz genommen. Der Gruß ist beidseitig kurz, lediglich ein verknapptes Kopfnicken, gerade erkennbar als der minimale Überrest von Riten, die im Umfeld der Wächter viel an Form, doch wenig an Bedeutung verloren haben. Ihre ausgestreckte Hand weist ihn an sich ihr gegenüber nieder zu lassen. Noch sich fragend ob sein Gegenüber noch an Eindruck gewonnen hat oder er ihr Erscheinungsbild nur nicht mehr gewohnt ist nähert und setzt er sich, den Bericht zentral auf den niedrigen Tisch legend.
    Gerade will er zu einem Satz ansetzen, als sie den Bericht mit einer einfachen Handbewegung beiseite schiebt, mit der anderen Hand einen Schluck Tee nehmend, ohne ihren Schüler dabei aus den Augen zu lassen.
    "Du wirst es tun."
    Sein fragender Blick wird lediglich mit einem leicht schief gelegten Kopf bedacht, den sie kurz darauf leicht schüttelt.
    "Du wirst meditieren und du wirst Klarheit erlangen."
    Endúneaths Augen weiten sich ungläubig. "Und wenn..." "Dann wirst du lernen was Verlust bedeutet. Anders als damals. Intensiver."
    Gedanken schießen ihm durch den Kopf. Was sollte das? Doch schlagartig wird ihm klar was seine Meisterin vorhat. Aber warum hier, warum jetzt? Warum... sie? Seine Stimme beginnt leicht zu zittern.
    "Gibt es denn keine Möglichkeit der Simulation? Wie sonst auch?"
    Ein hörbares Ausatmen der Panondae, dann ein leichtes Lächeln. "Schmerz und Furcht lassen sich leicht simulieren, weil sie primitiv sind. Verlust hingegegen... annähernd unmöglich. Zumindest wenn man den Anspruch der Effektivität stellt."
    "Aber warum jetzt? Ich denke nicht dass ich bereit bin..."
    Überlasse diese Einschätzung ruhig mir. Wir treffen uns in einer Stunde am Tempel. Finde in der Zeit vorher Ruhe, sie wird dir helfen."
    Damit nickt sie ihm ein weiteres Mal zu, was er wortlos erwidert. Ohne weitere Fragen verlässt er das Zelt und versucht seine Gedanken zu ordnen.

  • Für die letzte Stunde vor Meditation hat sich Endúneath einen ruhigen Ort etwas südlich des westlichen Gästequartiers gesucht. Jedoch nicht ruhig im Sinne von still, lediglich ruhig damit er Lhíars Spiel lauschen kann. Sein eigenes Instrument hat er zurückgelassen; Auf diese Art würde er sich besser auf das vorbereiten können, was nun in Kürze folgen sollte.

  • Wie als ob der Wüstengeiger die derzeit vorherrschende Stimmung empathisch eingefangen hätte, spielt er eine sanft melancholische Melodie. Noch immer ist wenig Magie darinnen verwoben, doch jeder der sie vernimmt, bemerkt sofort ihre Andersartigkeit und die damit einhergehende Besonderheit. Erst als es auf die Stunde der Meditation zugeht, ebbt das Spiel ab und es wird Ruhig im Zelt der Wüstenwindcrew.

  • Eine Weile bevor die gemeinsame Meditation Endúneaths und seiner Meisterin beginnen soll, tritt letztere in den Raum, der einst das unterste Stockwerk des Tempelbaumes sein wird. Vereinzelte Lichter, mehr symbolisch als effektvoll, erhellen das Innere nur spärlich. Mit sachten Schritten nähert sich die Panondae der Gestalt, die dort in der Mitte in den letzten Zügen ihres Zyklus weilen sollte und lässt sich ihr gegenüber lautlos nieder, ohne sich jedoch der Illusion hinzugeben dass die andere Elbin ihrer Präsenz nicht gewahr sei. Mit ausdrucksloser Miene mustert Am'Anethra Ivoreths Gestalt.

  • Diese sitzt zur Zeit in einer ruhigen Ecke. Seitdem sie aus Luxburg zurück gekehrt ist, hat sie die meiste Zeit hier und die andere entweder in der kleinen Bibliothek oder bei Thelanarion gebracht. Üblicherweise lässt sie sich nicht aus der Ruhe ihrer Kontemplation bringen, aber die Aura dieser Frau ist zu stark, um sie nicht zu bemerken, geschweige denn auf Dauer ignorieren zu können - und wer wäre schon derart dreist? Und so öffnet sie die Augen um aufzublicken. Ein irritiertes Stirnrunzeln, doch der Respekt ist stärker. Und so richtet sie sich augenblicklich auf, um sich auf höchst formelle Art und Weise vor der Panondae zu verbeugen.

  • Diese blickt zu ihr hinauf, senkt zur Begrüßung kurz ihr Haupt, ohne ihr Gegenüber aus dem Blick zu verlieren, und weist sie mit einer Handbewegung an sich wieder hinzusetzen.
    *Ich bin nicht gekommen um zu stören oder zu unterbrechen, nur um vorzubereiten. Dich hingegen erwarte ich im Anschluss im Kommandozelt. Ich werde dich wissen lassen, wenn ich hier fertig bin.*

  • Letztlich ist es völlig gleich, wie viel Zeit er im Tempel verbracht hat.
    Man könnte sogar sagen dass es ihm gleich ist, ob es ihn überhaupt interessiert, wie viel Zeit er im Tempel verbracht hat.
    Der Atem des Wächters geht unruhig und gedrängt, beinahe gequält. Seine Hände sind noch immer zittrig, was dazu führt dass heißer Tee über den Rand der Tasse und auf seine linke Hand schwappt. Auch sein Stand ist alles andere als sicher. Ebenso ist ihm die Frage, ob das vom vielen Meditieren oder seiner allgemeinen Situation herrührt, keinen Gedanken wert.


    Die Augen ohne Ziel nach vorne gerichtet wagt Endúneath einen weiteren Schritt. Mit diesem Schritt kommt wieder der Wunsch auf, in Ohnmacht zu fallen und irgendwann ohne Erinnerung an diesen Moment, die letzten Stunden und Nächte aufzuwachen. Ist es so gewesen als das sich über Monde erstreckende Ritual, welches seinem Körper die Fähigkeit genommen hatte Schmerz zu empfinden, abgeschlossen war? Er erinnert sich nicht. Doch hieran würde er sich erinnern, das hatte seine Meisterin ihm versichert. Es ist nicht anders möglich.


    Verfluchen würde er sie, zusammen mit allem was sie umgibt, dafür was sie ihm angetan haben. Doch sein Herz und Verstand sagen ihm, dass es ein unvermeidlicher Schritt auf dem richtigen Weg war, sein Vertrauen in die Panondae sagt ihm, dass dies der rechte Zeitpunkt war. Allein sein Gefühl für das Jetzt sträubt sich, das zu akzeptieren, bäumt sich auf wie eine Flugechse die noch nicht bereit ist einen Reiter zu tragen.


    Er geht einige weitere, gedankenlose Schritte. Er verspürt keinen Schmerz, doch sein Inneres ist eine eigene Form von Abgrund. Sie hatten genommen von ihm um ihm geben zu können. Und dann gegeben um ihm nehmen zu können, auf brutalst mögliche Weise. Doch letztlich waren es nicht sie gewesen, die ihm genommen hatten. Die winzige Chance, dass ihm nicht genommen worden war, kann er nicht akzeptieren.


    Sein Blick fokussiert sich auf dem Quartier, in dem Ivoreth und Thelanarion untergebracht sind.
    Seine Zweifel hatten sie ihm genommen, seine Unsicherheit, all die Gründe die dagegen sprachen. Die Abwesenheit der Wildelbin hatten sie ihm gelassen, und Zeit, ja Zeit vor allem, Zeit, bis er tief in sich endlich das gefunden hatte, was er so lange vergeblich gesucht hat.
    Liebe.


    Ein weiteres mal erzittert er, schließt krampfhaft die Augen.
    Zurück gegeben hatten sie ihm zunächst die Zweifel, doch sie waren nicht mehr von Belang gewesen, zu erhaben war das Gefühl... bis sie es, zusammen mit ihm, in den Abgrund gerissen hatten, den Abgrund jener mehr als annähernden Sicherheit, dass der leblose Körper jener, der sein Herz gehörte, in Luxburg zurück in den Kreislauf übergegangen war. Oder schlimmeres, bei dem ihm schwer fiel, nicht daran zu denken.
    Tíriêl hatte recht gehabt - er würde Gewissheit benötigen um damit abschließen zu können, aber davon ist er ungefähr so weit entfernt wie er es sich nur vorstellen kann.


    Ein leichtes Schwindelgefühl überkommt ihn, während er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzt um sein Quartier zu erreichen. Kein gutes Zeichen. In wenigen Nächten sollte die Suilannor Gerdh zu einer weiteren Expedition aufbrechen und die Panondae hatte darauf bestanden, dass er daran teilnehmen, ja sie sogar leiten würde, ungeachtet - oder besser gesagt genau wegen - seines aktuellen Zustandes. Durchhalten...


    Im Quartier legt er leichte Rüstungsteile an und nimmt den letzten Schluck aus der Tasse. Das Training würde eine Qual werden, aber es gibt keine Alternative. Selbst der Instrumentenkasten, über den sein Blick schweift, bringt keine Entspannung in seine Züge, auch wenn er ihm Erleichterung verspricht, zumindest auf Dauer. Den Blick abwendend verlässt er das Quartier in Richtung Übungsplatz.