Verwirrt schaut Tíriêl mit leicht zusammen gezogenen Brauen ihrem Gegenüber entgegen. Hatte er überhaupt zugehört. War er mit seinen Gedanken bei der Sache? Oder durchzog seine Starrsinnigkeit jetzt sein ganzes Sein. Die Mondelbe seufzt leise und schüttelt traurig den Kopf. Auf einmal war sie sich nicht mehr sicher, ihn überhaupt zu verstehen. Was sie spürte war immer noch, vor allen anderen, Angst! – Eines der mächtigsten Gefühle das sie kannte.
„Alles was ich zuvor gesagt habe war Rat und ein Lenken deinerseits in die richtige Richtung. Doch vielleicht sprichst du die Wahrheit, wenn du sagst das du noch nicht bereit bis. Doch das liegt nicht an der Dauer deiner Ausbildung oder überhaupt am Pfad der Dei Ithil. Die Zeit wird kommen, in der du die Einsicht erlernst, die du für diese Aufgabe benötigst, sei es durch die Erinnerung an dieses Gespräch oder aber Göttliche Fügung – ganz aber sicher ausgelöst durch eigene Erfahrung,....!“
Sie dreht sich wieder mit dem Rücken zum Baum und lehnt sich an.
„Endunéath, ich werde nicht diejenige sein die dir befiehlt oder rät sie ziehen zu lassen, das musst du alleine tun. Sie geht dir nicht aus den Kopf, du denkst ständig an sie....wenn sie dir nicht wichtig wäre, würdest du das nicht tun. Ob es Liebe ist oder eine zarte Knospe davon, dass ist momentan nicht von belang. Schon immer haben mächtige Gefühle das Handeln der Wächter geleitet – ohne sie wären die Dei Ithil fehl an ihrem Platz. Wenn du nicht imstande bist zu fühlen, bist du nicht imstande zu wachen!"
Ihre Worte klingen selbst in ihren Ohren hart.
„Du kannst nicht aufhören die Lehre über alles zustellen. Du fürchtest dich davor, dass wenn du deinen inneren Schutz fallen lässt, dass du alles verlierst. Das es dich verwundbar für deine Feinde macht. Das du geliebte Personen verlierst oder sie leiden..... ?!“
Tíriêl spricht diese Worte zwar laut, doch eher für sich selber, so als müsste sie es hören um ihn und sein Denken zu verstehen.
* Schicksal derer die wachen*
„Und jetzt bittest du mich den Schleier deiner Unklarheit zu heben?“
Sie stellte zögerlich einen Fuß vor den anderen, so als wollte sie einen Schritt machen, doch sie verharrte und schaut, mit leicht schief gelegtem Kopf in Endus Richtung, eine Strähne ihres Haares die sich gelöst hat und gleich der Windrichtung weht, zurückstreichend.
**Ich kann es nicht, ich kann dir deine Gefühle nicht aufzeigen. Ich kann dir nicht sagen das es richtig ist den Weg zu gehen den du gehst, genauso wenig wie ich dir sagen kann das es falsch ist dort zu verweilen. Du hat diese Entscheidung bereits getroffen!
Ich kann dir sagen das du dich selbst in Einklang bringen musst und das Gefühle dazugehören, auch wenn sie dir jetzt im Weg stehen. Schaffst du es nicht, wirst du erhobenen Hauptes in deinen Untergang schreiten.
.....Endu! Mehr als alles andere wünsche ich mir dein Glück! Das du aufblühst und einer der Wächter wirst , der du immer sein wolltest. Das der Schutz unseres Volkes in deinen starken Händen und unter deinen wachsamen Augen liegt! **
Eine einzelne Träne bannt sich ungehindert den Weg über die Wange der Conatha.
**Aber vor mir steht ein Wächter, der Angst vor Liebe stellt und gleichzeitig behauptet das Gefühle der Ausübung seiner Pflichten im Weg stehen – dabei beherrschen sie ihn seit Anbeginn seiner Ausbildung. Nein, Endúneath, es ist nicht das ausschließen von Gefühlen was einen Dei Ithi unantastbar macht – sondern es ist deren Erkennen, deren Akzeptanz und deren intuitive Kontrolle. Nur wer verletzt wurde, kann sich schützen und nur wer sich selber schützen kann ist imstande das für andere zu tun**
Erwartungsvoll blickte sie ihn an, den Mund leicht geöffnet. Den Kopf stolz erhoben wie es die Art der Telconthar war.
**Ich kann dir nicht helfen wenn du nicht lernst zu verstehen! Der Pfad des Wächters ist nicht das starre Befolgen des Kodex. Du musst deinen Blick erweitern oder du wirst das Ende nicht kommen sehen.**