[Khel'Anhor] widir'arc - der Dämmerwald

  • Tear versteht und während zur Hälfte Zustimmung zu Shao'rais Worten gesendet wird, verbleibt ein Teil ihrer Gedanken im Bedauern. Sie erinnert sich an jemanden anderen, der auch viel sein kann und der die letzte Zeit ihres Zusammenseins, damit verbracht hatte, das wenige, zu dem er sich entschieden hat, noch einmal zu bedenken, um anderes nicht zu verlieren, anderes das ihm genauso entspricht... wie die Pflichterfüllung.


    *Für mich gab es immer nur den Wunsch zu beschützen. Mit den mir gegebenen Fähigkeiten schnell zu sein, gute Sinne zu haben, doch vor allem diese schier grenzenlose Kraft auf das arkane Gewebe zuzugreifen... gab es nichts anderes als... ein Ark’Faern zu werden. Doch ich weiß um deine Worte, durch andere, die ähnlich dachten und denken, fühlten und es noch tun.*


    Sie wurde mehr als ein Wächter... viel mehr... und viel weniger als das... aber das verschweigt sie, nicht weil es schlimm wäre, sondern weil es überhaupt keine Wichtigkeit erfüllte.

  • *ich glaube weil ich das Andere kenne und schätze, vermag ich viel mehr Kraft in mein Tun als Wächterin zu legen - weil ich weiß, wieviel es bedeutet, frei und ungefährdet tun zu können, wozu man bestimmt ist.*


    Shao'rai nickt leicht, so als wollte sie ihre eigenen Worte damit noch einmal bekräftigen. Man merkt, dass sie mit ihrem Weg nicht zaudert, wohl aber bereit wäre, das ein oder andere Straucheln einzugestehen.

  • *ich strauchle auch ständig... besonders da draußen in der Welt außerhalb von Khel'Anhor ist alles eine Prüfung... die einen mehr, das andere weniger. Da hat vieles einen Namen... die wenigsten werden diesen Namen gerecht.*


    Sie sieht Shao'rai ein wenig nachdenklich an.


    *Hier in unserer Heimat sind die Wege, die wir gehen mit einer einzigartigen Klarheit behaftet... Die Pfade der Ark'Faern, der Seldar, der Enchanvar und der Faern sind wie Bergseen, bei denen man bis auf den Grund blicken kann - dies jedenfalls spüre ich. Die anderen Pfade jedoch lassen wir nie zur Gänze zurück und dürfen wir auch nicht. Wir wandern nur ab und an ein wenig abseits von ihnen im Dickicht, bis wir ruhen müssen.*

  • *Für diese Klarheit in meinem Tun bin ich dankbar.* Shao'rai hat eine Weile geschwiegen, bevor sie dies sagt. Sie legt den Kopf in den Nacken und blickt hinauf in die Himmel, der inzwischen tief hängt und in seiner graublauen Auftürmung ebenso bedrohlich wie schön erscheint. *Ruhe könnte ich gebrauchen.* Darin klingt ein Seufzern mit.

  • Die Wildelbe rutscht von ihrem Felsen und entzieht sich so auch Blattspiel, die das Abhandenkommen einer kraulenden Hand in ihrem Nacken mit einem leichten Brummen quittiert, ehe sie ihre Wege geht und in Richtung anderer Wildelben tapst - vermutlich um dort Verwirrung zu stiften.


    Tear lässt sich neben Shao'rai und ihrer Haltung nicht unähnlich auf den Boden nieder.


    *Vor was?* Neugierig sieht sie zu ihr hinüber.

  • Shao'rai wendet den Blick vom Himmel ab und blickt zu Blattspiel hinüber, der sich auf direktem Kurs auf einige ihrer Rudelkameraden zu befinden scheint und muss kurz lächeln.


    *Vor - dem Streben*, gibt sie einen kleinen Moment später zur Antwort und wirkt fast ein wenig verlegen. *Und dem Laufen. Ich habe seit Wochen nicht mehr in Ruhe meditieren können. Erst waren wir etwas Dunklen auf der Spur, das auf unseren Hort zukrochen. Wir wissen nicht, was es war und verloren es wieder. Danach der Zusammenstoß mit den Trollen. Und fast sofort danach der Ruf hierher.*

  • *Vor sechs Tagen, als wir uns eine Rast gönnten, um hierher zu kommen. Die Wälder sind voll mit dunklen, seltsamen Dingen in diesen Tagen, weswegen wir danach trachteten, schnellstmöglich herzukommen, nachdem wir die Spur unserer Beute verloren hatten.*


    Letzteres klingt unzufrieden, man kann erkennen, daß der Gedanke an das, was ihren Hort bedroht hatte, und das verschwunden war, nicht gefiel.

  • Tear nickt, Shao'rai hatte eben schon von einer Dunkelheit gesprochen. Kein Wunder, das Shir'ara seinem Rudel wenig Ruhe gegönnt hatte. Kurz fällt ihr Blick auf den Anführer der Nachtaugen, dann wieder auf Shao'rai.


    *Was glaubst du ist es... das euch keine Ruhe hat finden lassen?* Ein wenig Sorge schwingt mit.

  • Shao'rai schüttelt betrübt den Kopf.


    "Was es ist - wir wissen es nicht. Es tauchte eine Tagesreise von unserem Hort entfernt auf. Ein Reißen im Gewebe, bösartig und chaotisch, alarmierte uns und als wir den Punkt erreichten, fanden wir den Wald an diesem Ort verdorben, das Gewebe zerstört. Tiere und Bäume waren tot, gleichermaßen überwuchert von etwas, das man nur als schwarzen Pilz bezeichnen kann, wie Teer - oder Pech."


    Die feinen, von der Sonne gebleichten Härchen in ihrem Nacken stellen sich bei der Beschreibung auf. Zu dem, was sie sendet, schickt sie ein Bild dessen, was sie gefunden hatten.


    "Das Gewebe wurde wiederhergestellt, das, was noch lebte, wurde geheilt. Die Spur des Wesens führte uns um unseren Hort herum in den nächsten Tagen und Wochen und sehr oft konnten wir beobachten, dass sich die Tiere und anderen Waldbewohner ungewöhnlich verhielten. Bösartigkeit ging von ihnen aus. Selbst die Trolle, denen wir begegneten und die mir meine Niederlage beibrachten, waren so agressiv wie noch nie."


    Sie blickt hinauf zu Himmel, der sich weiter zugezogen hat. Ein leichtes Grollen ist dort, weit oben, im stahlgrauen Gespinst zu hören, das sich bis zum Horizont fortsetzt.

  • Tear hatte sich aufgesetzt und den Kopf ein wenig geneigt... aus dem anfänglichen Interesse und der Neugierde wuchs nun definitiv Sorge und etwas, das ihr eigentlich fremd geworden war... Furcht.


    *Wut...*


    Das Senden war nicht mehr als ein leises Flüstern im Klang des Salasandras.

  • *Ja, Wut.*


    Shao'rai nickt leicht und setzt sich wieder in den Schneidersitz, ihre Finger miteinander verwebend.


    *Und vom einen auf den anderen Tag - verschwand es einfach. Wir wissen nicht, wo es ist. Als Shir'aras entschieden hatte, dass es sicher war, herzukommen und das Wissen um das, was wir gefunden hatte, zu teilen, spürte Ga'weija zudem den Ruf des Vaters. Deswegen sind wir hier, sind über Stock und Stein gehetzt, um die Botschaft zu bringen.*

  • Tears Blick gleitet zum Vaterbaum hinüber.


    *Dann wird es nicht mehr lange dauern, ehe er oder die Seldar in seinem Namen sprechen werden. Wenn die Fenyar die Botschaft den anderen Rudelführern überbracht haben werden ...*


    Das Senden reisst ab, nicht weil sie jemand dazu animiert hatte es einzustellen, sondern weil am Rande der Lichtung just in dem Augenblick Schatten auftauchten... nicht wenige. Erstaunt hielt sie also inne.


    Umrisse von hochgewachsenen Wildelben liessen sich aus den Ästen nahe des Waldrands stehenden Bäumen fallen, synchron, leise. Sie kamen in der Hocke auf und erhoben sich direkt wieder. Wenn sich hier und dort wieder ein Dutzend gefunden hatte, nahmen die Gruppen Geschwindigkeit auf und im Laufschritt näherten sie sich dem Steinkreis. Es war ein eindrucksvolles Bild als der kommende Abend die Ankunft mehrerer Rudel zu gleich verhieß.


    *Soviel dazu*

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  • Shao'rai betrachtet die anderen Rudel, die sich nach und nach nähern. Obwohl sie damit gerechnet hatte, dass sie kommen würde, um die beunruhigenden Nachrichten zu erfahren, war sie dennoch beeindruckt von dem, was sie sah. Die Präsizsion, mit der sich einige der älteren Rudel bewegte, grenzte an Perfektion, bei anderen Gruppen ließ sich eher ein freundschaftliches Miteinander vermuten, da über ihnen nicht die Anspannung der ewigen Konkurrenz zu liegen schien - doch das konnte täuschen.


    *Es wird nicht mehr lange dauern.* Sie meinte sowohl die Prüfungen als auch die Verkündigung dessen, was sie gefunden hatten. Was zuerst erfolgen würde, ahnte sie nicht.

  • Ein Nicken folgte, dann begann das lange Warten, dass die beiden Elben zumeist schweigend überbrückten. Immer wieder tauchten aus dem Nichts der Wälder Rudel auf. Schließlich war der Platz mit dunklen Flecken übersäet. Noch nie in ihrem Leben hatte die Wächterin soviele ihres eigenen Volkes an einem Ort versammelt gesehen... Selbst bei ihrer eigenen Prüfung damals nicht. Ein Schauer rinnt ihr über den Rücken. Soviel Macht... das es auf ihrer Haut kribbelte.


    Plötzlich ertönte das laute Heulen eines Wolfes fern am Waldrand und im Rücken von Shao'rai und Tear... und letztere von beiden erstarrte.

  • Shao'rai bemerkt, wie sich die Gestalt Tearians an ihrer Seite versteift und streckt in einem Impuls die Hand aus, um die andere Elbin zu berühren, doch sie lässt sie wieder sinken. Die Besorgnis in ihrem Blick spricht mehr Bände als es ein Senden tun könnte.

  • Ein kurzer Blick zu der im Keim erstickten Bewegung der Wildelbe neben ihr, dann wandert ihr Kopf über die Schulter zurück, in Richtung der Stelle aus der das Heulen kommt. Im nächsten Moment verwandeln sich die Augen der Elbe... und noch im Aufspringen wechselt der Körper seine Gestalt... ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung.


    Im Sprung nach hinten und in der Drehung, die damit einher geht... vergrößern sich Gliedmaßen und die bronzefarbene Haut verschwindet unter dem silbergrauen Fell eines Graurückens... der gewaltige viel zu große Wolf, der einst die Wächterin war, kommt auf seinen Tatzen auf, schüttelt das fertige geformte Fell und beginnt dann zu Laufen... dem Heulen entgegen, dass erneut ertönt.

  • Shao'rais weicht zurück, von der Verwandlung alarmiert, doch viel eher von deren Grund als von deren Vorgang. Für einen Moment überlegt sie zu folgen, doch dann entscheidet sie sich dagegen. Würde Tearian wollen, daß sie mit ihr ging, so hätte sie es ihr gesagt und so bleibt sie zurück, mit einem seltsam leeren Gefühl erfüllt - oder eben auch nicht erfüllt-, dann wirft sie dem Wolf einen Blick hinterher und hockt sich dann nieder.


    Die Prüfungen würde kommen. Die Verkündigung würde kommen. Und dann würden alle wieder ihrer Wege gehen, um das zu tun, was sie immer taten - wachen und kämpfen.

  • Wieder vergeht so einige Zeit, in der die Sonne am Horizont und somit hintern den gewaltigen Bäumen des widir'arc verschwindet und der nahenden Dunkelheit Platz macht.


    In den Schalen, kleine Einhöhlungen in den Steinen der in sich verschlungenen Kreise werden nach und nach Feuer entzündet. Ihr warmes gelbes Licht gibt der Licht ein noch mystischeres Ansehen, als das Flimmern des Tageslichtes zu Stande gebracht hatte.


    Als Tear zurückkehrt, in der Gestalt der Elbe, nicht des Silberrückens... haben sich bereits die ersten Sterne an den dunkel gewordenen Himmel gesellt.
    *Alte Gefährten... mein Rudel aus dem Westen,* entschuldigt sie sich und tritt wieder näher heran.

  • *Ich dachte nicht, dass Du noch zurückkommst*, antwortet Shao'rai. Sie hat es sich hoch in einem der Bäume gemütlich gemacht, auf einem dicken Ast sitzend, einen anderen Ast im Rücken. Ein Bein ist angezogen, das andere baumelt lässig über der Leere, die sich unter ihr auftut und die einige Dutzend Meter unter ihr auf dem Erdboden endet. In der Baumkrone ist es dunkler als dort, in jenem Kreis, in dem die Prüflinge warten und die Schatten tanzender Blätter fallen auf Shao'rais schlanke Gestalt, von der dennoch eine Art warmes Glühen ausgeht.