[Khel'Anhor] widir'arc - der Dämmerwald

  • Die Blätter des Weltenbaums bewegen sich auf ihr Senden leicht, reiben aneinander, ein typisches Geräusch begleitet von keinen Worten, nur von Wärme und absoluter HIngabe. Der Yggdrasil antwortet auf seine Art.


    Tearian sieht hinunter zu ihrem hockenden Gegenüber, sie scheint zu überlegen, dann geht sie ebenfalls in die Hocke und reicht Shoa'rai den unfertigen Schmuck.


    *Ein Sturmbringer*


    Bilder erreichen ihr Gegenüber, ein Band ins Haar eingeflochten mit verschiedenen Federn, kraftvoller Vögel. Schmuck in das das Zauberwerk des Elementes Wind eingewoben wird, in seiner vernichtensten Struktur. Ein Zauber, den nur wenige beherrschten. Sie sendet ihr einige fehlgeschlagene Versuche den biegsamen Kiel der langen dünnen Federn in das Band aus Sehnen hineinzuweben und hebt dann ihre Hand, die sie vor den Augen der Khel'Anhor dreht.


    *Hände, die töten... nicht erschaffen*

  • *Shao'rai* , kommt es über die Verbindung, eine knappe Vorstellung, die dann in den Versuch übergeht, das Verständis für das, was Tearian ihr zeigt, aufzubringen. Schließlich nickt sie leicht vor sich hin, dann hebt sie ihre Hände an, um sie Tearian zu zeigen.


    Schlanke Finger mit kurzen Fingernägeln, voller Schwielen an den Stellen, die von Bögen und Langmesser beansprucht werden, zerkratzt von der Reise zurück zum Vaterbaum, deren Anstrengungen noch in Shao'rais Gesicht und an ihrer Kleidung zu sehen sind.


    *Ich glaube Du brauchst noch einen Hilfsmittel. Birkenpech.*


    Ein Bild geht mit den Worten einher.


    Eine dunkelhaarige Frau sitzt inmitten ihres Arbeitszeuges. Häute und Schmuckperlen, Ahlen und Garn, Federn und Töpfe mit Färbesud, aus denen es scharf und würzig riecht. Sie flechtet Lederbänder und Federn ineinander, um sie in einen prachtvollen Kopfschmuck zu formen. An den Stellen, an denen die Zugkraft des Leders nicht reicht, schmiert sie eine dunkle, klebrige Masse auf die Lederschnüre.

  • Als sie Shao'rais Finger sieht huscht ein Lächeln über ihre Züge. Dann nickt sie.
    Birkenpech war zu finden, nicht hier in der Nähe aber außerhalb der Lichtung. Tearians Blick gleitet zum Himmel, die Sonne hatte ihren Zenit schon überschritten.


    *Am Ufer des mada'alch*


    Sie zeigt ihn ihr in der Nacht, denn solange würde man benötigen, um dort hin zu gelangen und als das Bild Shao'rai erreicht, weiß man auch, wieso dieses Wasser Mondsee genannt worde.


    Eine alte mystische Schönheit, voller Geschichten. Ein dunkles Wasser, dass nur vom Mond in seiner Pracht erkannt werden konnte.


    Dann neigt sie ihren Kopf ein wenig katzenhaft zur Seite und betrachtet die Züge ihres Gegenübers. Die Frage ob sie mitkommt, liegt in ihnen.

  • Shao'rai nickt sacht vor sich hin, als das Bild sie erreicht und ihre angespannten Gesichtszüge entspannen sich ein wenig.


    *Ich habe für heute keine Pläne mehr.*


    Sie lässt ihre blauen Augen über die Szenerie schweifen und ihr Blick ruht kurz auf einem ihrer Rudelgefährten, der unter den Wurzeln eines anderen Baumes, die zusätzlich mit einem Sonnensegel überspannt sind, fröhlich mit einigen Freunden aus dem Hort zusammensteht und sie ahnt, dass er Heldengeschichten erzählt. Zumindest lassen die unwillig amüsierten Gesichter der Umstehenden diesen Eindruck entstehen. Als er spürt, dass Shao'rais Geist den seinen berührt, wendet er sich um und blickt hinauf zu den Wurzeln, auf dem die beiden Elbinnen warten. Er winkt sie zu sich hinunter, doch sie schüttelt den Kopf und sendet ihm eine freundliche Ablehnung, in die die Spur eines Neckens eingebunden ist.


    Zu Tearian sickert das Verlangen nach ein wenig Ruhe und Einkehr herüber, sowie die Vorfreude auf das Bild, das sie ihr geschickt hat.

  • *Gut*, kommt als ruhige Antwort, ein Gedanke, dem Dank innewohnt. Sie nickt dem entfernten Rudel zu, ohne ihnen zu senden und wendet sich dem Ast zu, an dem der Köcher mit ihren Pfeilen hängt. Dort ist jedoch mehr zu sehen, Griffe zweier Kurzschwerter mit dunkelgefärbtem Metall. Adamant, ein seltenes dunkles Metall, so gut wie unzerstörbar. Die filigrane Machart ist trotz des eindeutigem elbischen Erbes, keine Arbeit der Echanvar von Khel'Anhor. Sie muteten fremdartig an... etwas das von draußen über die Grenzen nach widir'arc kam.


    *Bis zur Mittnacht, dann werden wir dort sein. Bereit Shao'rai?*


    Besonders der letzte Gedanke des Sendes war eher mit einem sachten Necken begleitet als mit einer Aufforderung versehen, denn im selben Augenblick springt die dunkelhaarige Elbe mit von sich gestreckten Händen und den Bogen noch immer offen in der Hand haltend, hinab. Keine Furcht vor der Höhe, doch vor einem unwegsamen Aufprallen auf dem Boden sind zu sehen.


    Unten angekommen, kommt sie in einer flüssigen Bewegung aus der Hocke wieder in den Stand und mit einem herausfordernden Lächeln auf ihren Lippen und deinem kurzen Blick zurück zu der rothaarigen Elbe läuft sie in Richtung Waldrand los.

  • Leichtes Amüsement prickelt über die Gedankenverbindung, dann stößt auch Shao'rai sich ab, aus der Hocke, in die sie sich gemütlich niedergelassen hatte und kommt einen kurzen Moment nach Tearian auf dem Boden tief unter den gewaltigen Wurzelsträngen des Vaterbaumes auf.


    Als sie losläuft, fahren ihre Hände kurz zu ihrem Rücken, um zu überprüfen, dass ihre Klingen sicher verstaut sind. Nicht, dass es für sie den geringsten Zweifel daran gäbe, dass es so war, doch diese Geste war ihr ebenso vertraut geworden wie der respektvolle Griff in das Kraftgefüge, das sie umgab, um nicht nur mit Klinge und Körperkraft, sondern vor allem mit Magie ihre Heimat vor dem zu verteidigen, was an die Grenzen stieß oder sich bereits darin befand.


    Die vergangenen Wochen und Monate hatte viel gefordert und das Laufen, das Zurücklassen von Wurzel und Morast, festem Boden und altem Laub unter ihren Füßen war ihr in's Blut übergegangen. Mit traumwandlerischer Sicherheit finden ihre Füße den Weg an Tearians Seite, aber stets ein klein wenig hinter ihr. Dieses Mal läuft sie nicht, weil es nötig ist, sondern weil sie sich dafür entschieden hat und sie öffnet sich dem uralten Wald, innerlich jauchzend, äußerlich unbewegt.

  • Kaum ist die Lichtung des Weltenbaumes hinter ihnen und beide sind umfangen von den uralten, hohen Bäumen, dem dichten Buschwerk, das nur auf geheimen Pfaden sicher durchquert werden kann, prickelt Tearians Haut und Schutzzauber weben sich in Windeseile über ihren Körper. Es sind einige und von großer Kraft, die ihren Tätowierungen entsprechen. Mit einigen wagemutigen Sprüngen hat sie bald einen Abhang aus überwachsenen Steinen an einem Wasserfall überquert und springt dann nach oben ab auf eine tiefliegende Astgabel. Die Reise wird nun über die Bäume fortgesetzt und die Magie des widir'arc lässt nur allzudeutlich spüren, wieso man ein anderes Rudel Schattenspringer nennt. Hier auf dem ureigenen Boden der KHel'Anhor, werden die Kinder des Zweitgeborenen zu unsichtbarne Winden, ausgestattet mit der Kraft der Erde und den Naturgewalten des Feuers.


    Bald beginnt die bronzefarbene Haut der Wildelbe unter den Anstrengungen des überschnellen Laufens und Hüpfens von Ast zu Ast vor Schweiss zu schimmern.

  • Shao'rai genießt den unausgesprochenen, aber dennoch in Gesten und Taten ausgerufenen Wettkampf, und folgt Tearian ohne Zögern und ohne jede Furcht vor einem möglichen Sturz aus den launischen Wipfeln, die sich im Wind bewegen, der Tearians Lauf begleitet. Mit Respekt und heimlichem Vergnügen springt sie von Baum zu Baum, die roten Haare lohen hinter ihr und auch sie wirkt Zauber zu Schutz und Stärkung, doch nicht vom Wind begleitet, sondern von einer zutiefst verinnerlichten Glut, die ihr Wesen ist und das Wesen des Tieres, dessen Art sie begleitet und das ihre Füße Tritte finden lässt, die weder Klaue noch Kralle zu finden vermag.


    Schließlich ist sie mit Tearian gleichauf, der Tempo des Wettkampfes verschärft sich und dann findet ein Senden seinen Weg, das vollkommen ruhig ist im Vergleich zu rasch gehendem Atem und virtuos beherrschten Körpern, die von Wipfel zu Wipfel jagen.


    *Wir werden mich am Ziel abkühlen müssen, wenn wir so weiterjagen.*


    Arkane Ströme umwirbeln die Ark'Fearn, lebendig, heiß, von der Bewegung angetrieben.

  • Sie lächelt und sieht kurz zu Shao'rai hinüber.


    *Wie ich auch*


    Ein lautloses Lied über die Weite des widir'arc begleitet die beiden Wildelben in ihrer Jagd über die Bäume und hohen Felsen, die ab und an aus dem dämmrigen Schein des Waldbodes ragen. Das es irgendwann dunkler wird ist eher ein Gefühl als etwas Sichtbares. Der Wald ist so dicht, das nur wenig wirkliches Licht seinen Weg hinab findet zu den unzähligen Orchideen- und Farngewächsen, den Ranken und hohen Büschen.


    Als sie sich schließlich mit einer einzigen Pause, um Wasser zu trinken dem mada'alch nähern, schimmert diese durch die lichter gewordenen Bäume wie eine schwarze mit Diamanten bestückte Scheibe unter dem nahezu vollkommendem Mond.

  • Shao'rai verzichtet für den gesamten weiteren Fortgang der Hatz, die nicht auf ein begehrtes Tier zielt, sondern auf eine einfache Birke, aus deren Rinde man den begehrten Kleber herstellen kann, auf jede weitere Unterhaltung. Die Nacht kriecht herauf und mit ihr zuckende Schemen und Schatten, die zum Erdboden hin tiefer werden, doch weniger beunruhigend sind als jene, denen Shao'rais Rudel in den letzten Wochen hinterhergejagt sind.


    Als schließlich die Spiegelplatte des Sees vor ihnen auftaucht, wählt die Elbin einen Baum mit glatter Rinde, um an seiner Seite, mit lederbewährten Händen und Füßen Halt findend, gen Erdboden zu rutschen, so abrupt aus dem Niveau der Baumkronen rutschend, dass ein weniger aufmerksamer Beobachter als Tearian sich wohl hätte fragen müssen, ob Shao'rai vielleicht abgestürzt war.


    Federnd kommt sie auf dem Boden auf, den Wettkampf einen Wettkampf sein lassend und geht langsam dem Ufer entgegen, die kühle Erde unter den Füßen ebenso genießend wie das leise Flüstern von Wind, der winzig kleine Welle in die Oberfläche des Sees treibt, so fein, dass sie kaum zu sehen sind.

  • Tearian landet neben ihr und macht dabei ebenso wie Shao'rai keine Geräusche, die über das Normalmaß eines jeden anderen Lebewesens in widir'arc hinaus gehen. Shao'rais fast tollkühne Art sich zu bewegen nimmt sie mit einem sachten aber nicht beurteilenden Schmunzeln entgegen.


    Kurz prüft sie den Halt ihres Köchers und der darin befindlichen Pfeile und Kurzschwerter und folgt dann der Elbe in Richtung des Wassers. Am Ufer angekommen geht sie in die Hocke und legt ihre Hand mit gespreizten Fingern auf den Erdboden. Ihre Augen schließen sich und sie fühlt tief in die Erde hinein, auf der Suche nach Sicherheit.

  • Shao'rai hingegen geht einen Schritt hinaus in das Wasser. Von ihren schlanken Beinen, die in dunklen, eng anliegenden Lederhosen stecken, gehen zwei Wellen aus, die die Perfektion des Sees, der bisher ruhig dagelegen hat, kurz stört, doch in keiner Art und Weise, die nicht natürlich gewesen wäre. Mit beiden Händen schöpft die Elbin, deren im Einklang mit ihrem Element erhitzter Körper in der Dunkelheit ein leichtes Glühen aussendet, Wasser auf und lässt es sich über Gesicht und Haare rinnen, wo es nicht nur ihre Haut kühlt und schimmernd daran und an ihren sich dunkel verfärbenden Haaren haftend bleibt, sondern auch die Ruhe in ihr Selbst zurückkehren lässt.


    Sie wartet, bis Tearian ihren Einklang beendet hat, dann sendet sie.


    *Ah, wie lange war ich nicht mehr hier. Es müssen vierzig oder mehr Jahre sein.*


    Es klingt nicht bedauernd, nur zufrieden. Sie lässt den Blick schweifen und erkennt schon bald den Silberglanz von Birken, ein Stück vom Ufer entfernt. Ihre Sinne richten sich neben dem Blick, der nach innen geht und den raschen Lauf, der noch in ihren Adern feiert, auch nach außen, wachsam wie stets.

  • *Keine Gefahr von außen*


    Das knappe Senden ist das Ergebnis ihres Einklanges. Tearian richtet sich wieder auf und sieht Shao'rai nach. Die Information galt jedoch nicht für die wilden Tiere, die auch bei Nacht hier jagten.


    *vierzig Winter...ein Herzschlag. Ich vermag meine verlorenen Winter nicht zu zählen.*


    Mit diesen Worten springt sie auf einen umgestürzten Baumriesens, der halb ins Wasser ragt und hängt Bogen und Köcher an einen Ast. Im nächsten Atemzug stößt sie sich ab, lässt den Stamm nachfedern und springt ins Wasser des Sees.


    Als die Wellen über ihr zusammenschlagen, blitzt etwas in ihrem Innern auf. Eine Art von Unruhe, die sie nicht versteht aber ein fernes Lied, das wachend über ihrem Geist liegt, lässt sie vergessen und wieder ins Jetzt zurückkehren.

  • *Kann man Winter verlieren? Oder vielmehr die anderen Dinge, die man in ihnen hätte tun können?*


    Shao'rai sendet so etwas wie ein Seufzen durch die Verbindung, so als wüßte sie genau, wovon sie spricht. Sehnsucht spricht aus dem Senden, das auf nichts Bestimmtes gerichtet ist - zumindest nichts Bestimmtes, das sie offenbaren würde. Stattdessen klettert sie einen nahen Baum hinauf und setzt sich auf einen Ast, die Beine baumeln lassend. Ihr Blick gleitet über Tearians Bogen und den Köcher. Sie vermisste ihren Bogen schmerzlich, den sie im Tausch für die Narbe gegeben hatte, wie es ihr manchmal vorkam.


    *Aber ich bin auch noch jung. So jemanden wie Dich habe ich noch niemals getroffen. Du bist aus allem heraus, aber noch immer allem verbunden, was unsere Art ist.*

  • Tearians Kopf taucht unterhalb von Shao'rai aus dem Wasser auf und zeigt einen irritierten Blick, während sie im tiefen Wasser hin und her paddelt um nicht wieder unter zu gehen. Ihr Kopf neigt sich fragend ein wenig zur Seite.


    *Wie seltsam du dies formulierst*


    Sie schwimmt ein kleines Stück näher und reicht Shao'rai ihre Hand, mit der Bitte sie aus dem Wasser zu ziehen.


    *Erkläre mir das*

  • Sie schwingt ein Bein über den Ast, auf dem sie sitzt, und hält sich mit den muskulösen Schenkeln daran fest, als sie sich hinunter beugt, um Tearian die Hand zu reichen. Der Griff um das Handgelenk der anderen Elbin ist trotz deren Nässe fest und bestimmt, als sie sie zu sich empor zieht. Als sie nebeneinander sitzen, blickt sie Tearian an, einen undeutbaren Ausdruck im Gesicht. Ihr Senden wirkt höflich und vorsichtig, so als fürchte sie, an etwas zu rühren, das nicht für sie bestimmt ist.


    *Dein Senden spricht davon, dass Du bist. Und nicht davon, was Du warst. - Verzeih mir, wenn ich mich irre und Dir zu nahe trete.*

  • Sie schüttelt ihren Kopf und ohne Worte erreichen Shao'rai Empfindungen, die ihr andeuten, dass sie mitnichten unangehm berührt ist.


    *Ich bin eine Geschichte, die kein gutes Ende gefunden hat. Ein Schicksal, dass sich nicht erfüllen will. Vielleicht hast du schon von mir gehört... man nennt mich das Blut zweier Welten.*


    Weder Bitterkeit, noch Traurigkeit schwingen in dem Senden mit. Nicht ein Anflug von Gefühlen, tatsächlich sind die Informationen in eine schneidende Klarheit gepackt, wie man sie durch Wissenspeicher erhält. Sie wirkt tatsächlich wie ein Hülle, die ihren Inhalt erst selbst entdeckt, eher mit Logik als mit Gefühl.

  • *Du bist-?* Die Antwort klingt offen überrascht, die junge Elbin hat wohl nicht in jede Situation die Sicherheit und Selbstbeherrschung, die sie beim Jagen und Wachen auszeichnen. Sie senkt leicht den Kopf und aus ihrem Nacken schlängelt sich eine nasse Haarsträhne an ihrem Hals vorbei, bis sie die schlichte Kette aus Knochenperlen berührt, die um Shao'rais Hals liegt. Die Geste wirkt jung und verlegen, doch dann strafft sich Shao'rais Rücken wieder und sie hebt das Gesicht wieder Tearian entgegen. *Ist Dein Weg nun beim Vater zu Ende? Oder beginnt ein neuer Weg für Dich?*

  • *Ich bin ein Anfang, ich bin ein Beispiel, wie oft man fallen kann und wieder aufsteht... so wie du nur anders.*


    Sie deutet auf ihre Narbe.


    *Nur mein Fall fand, wenn ich mich recht einnere in meiner Seele statt. Ich bin aufgekommen. Ich bin zu sterben hier her zurückgekehrt und mein Wunsch ist erfüllt worden*


    Ein kurzes Bild jener mystischen Geschöpfe, die hier in widir'arc leben und wirken erreicht Shao'rai. Weihäutige, weisshaarige Elben mit tiefen violetten Augen... Fenyar, Traumweber und mit diesem Bild auch die Erkenntnis, dass alles an ihr in ein neues Muster gewebt worden ist. Ihr musste etwas derartig schlimmes geschehen sein, dass diese Notwendigkeit bestanden hatte. Der den unglaublichen Preis ihres ihres vergangenen Seins hatte notwendig werden lassen.

  • Shao'rai atmet tief aus und wieder in, als das Senden sie erreicht, die Bilder jener Elbenwesen, die selbst so zwiegespalten waren, die unendlich viel geben konnten, aber immer auch nehmen mußten und mit dem, was sie nahmen, dem Rand dessen, was elbische Existenz sein konnte, gefährlich nahe kamen - oder darüber hinaus gingen. Doch das wußte ein Kind der Grenzen nicht und konnte es auch gar nicht wissen, nur erahnen. Shao'rai weiß um die Fähigkeiten ihres Körper, der das Instrument ihrer Aufgabe als Wächterin ist, und auch, wo diese beginnen und enden. Wie weit mochte ein Geist zu fallen vermögen?


    Mitgefühl dringt durch die Geistesverbindung zu Tearian hinüber, Mitleid ist es nicht, weil die junge Elbin ahnt, dass sie selbst dem, was Leid anzurichten vermag, noch nicht einmal im Ansatz nahegekommen ist. Der lebende Beweis dessen sitzt vor ihr. Fenyar.... Das Wort klingt in ihr und rührt ein Schauern, das durch ihren Rücken läuft und Kälte in ihren Kopf gleiten lässt.


    *Du hast etwas gegeben. Sie haben etwas genommen. Und Du bist nun neu und - wieder ganz?*