"Kannst ruhig 'Du' sagen", lautet Alanis erste Antwort und für einen Moment ruhen ihre Augen, die an diesem Morgen sattgrün sind und sehr entspannt dreinblicken trotz des Kopfwehs, auf Kassandras Cousine. "Ich kannte vielleicht zwanzig, dreißig Personen. Alle waren sehr freundlich, aber ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass man in der Gesellschaft von Adeligen immer so steif tun muss."
Malglins Haus 15
- Kassandra
- Geschlossen
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Ellemir lächelt wieder.
"Ja... du... Ich versuch immer noch mich daran zu gewöhnen. Aber hier in Amonlonde hat es ja zum Glück nicht die Auswirkungen wie anderswo wenn man Adeligen gegenüber nicht so... steif ist." -
"Ja, hier ist vieles ein wenig anders als in den meisten Ländern der Mittellande", nickt Alanis und plätschert mit ihren Füßen im Wasser herum. "Deswegen bin ich ja auch so gerne hier. Hier kann man sein, wer man will."
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"Ja, zum Glück", nickt Ellemir. Ihr Blick wandert Kurz zu ihren Kindern herüber, den beiden sieben und sechs Jahre alten Mädchen und dem sechsjährigen Jungen, die in einer Gemeinschaftsaktion Ruths Schaukelpferd mit Sattel und Zaumzeug ausrüsten.
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Alanis folgt ihrem Blick.
"Kinder sind ein Geschenk", sagt sie lächelnd. "Sie können hier als Gleiche aufwachsen und haben die gleichen Chancen auf ein gutes Leben."
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Ellemir nickt. "Ihr glaubt nicht wie froh ich darum bin", sagt sie nur.
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"Wieviele von den Schätzen sind Deine?", fragt Alanis nach. "Ich gebe zu, dass ich hier manchmal den Überblick verliere."
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Ellemir schmunzelt.
"Das geht nicht nur dir so", antwortet sie. "Die drei Großen sind meine. Thyra", sie zeigt auf das siebenjährige Mädchen, "und die Zwillinge." Der fünfjährige Hagen und seine Schwester Lina sehen sich nicht ähnlicher als normale Geschwister, Lina ist ein Stückchen größer als ihr Bruder. -
Alanis bläst kurz die Wangen auf.
"Respekt für Deine Fähigkeiten, die Bande zu verwalten. Zusammen mit Kassandras Kindern und den Elbenjungs - eine Lebenaufgabe."
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"Sie halten einen beschäftigt", nickt Ellemir. "Aber ich bin froh sie zu haben..."
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Alanis will nachfragen, wo der Vater der Kinder ist, doch sie verkneift sich die Neugierde. Es geht sie gar nichts an. Genüsslich wackelt sie mit dem Zehen im noch lauwarmen Wasser, das langsam dafür sorgt, dass ihre schmerzenden Füße sich entspannen.
"Wie sieht es hier in Amonlonde eigentlich mit Schulen aus? Werden die Kinder dort unterrichtet oder zuhause?"
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"Alle Kinder haben das Recht in die Schule zu gehen. Das war schon im Aelm so", erklärt Ellemir. "Thyra geht schon. Die Zwillinge und Ancale fangen nächsten Sommer an. Die Schule für die Kinder ist neben der Akademie."
Ellemir nimmt einen Kessel heißes Wasser vom Herd.
"Möchtest du noch mal heiß nachgießen?", fragt sie. -
Alanis winkt ab und grinst schief.
"Nein, danke. Ich glaube ich kann wieder gehen." Sie nimmt die Füße aus der Schüssel, tupft sie mit einem Handtuch ab und steht dann auf, um das Wasser in den Ausguß der Spüle zu entleeren. Ihr Gehen ist allerdings immer noch eher ein Humpeln. "Früher habe ich ganze Nächte durchgefeiert", brummelt sie leise vor sich hin.
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Ellemir lächelt wieder.
"Früher waren die Nächte kürzer und die Schuhe bequemer", sagt sie. -
"Daran wird's liegen", gibt Alanis zurück und wischt die Schüssel aus, bis alle Kräuterreste verschwunden sind. Dann lehnt sie sie zum Trocknen an die Wand. "Ich glaube ich werde mir wirklich mal die Füße vertreten gehen. Vielleicht hilft's gegen das Kopfweh."
Sie holt ihren Mantel und geht eine Weile hinaus.
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"Frische Luft hilft da oft schon", nickt Ellemir verständnisvoll.
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Thalion geht die Straße zwischen den Häusern entlang und bleibt dann vor dem großen Haus der Familie Damar stehen.
Seine Tanzkleidung vom Winterball hatte er gegen seine normale Reise-Gewandung getauscht. Rüstung, Schwert und Rotes Hemd, so wie man ihn üblicherweise kennt.
Er geht zur Tür, hebt den Klopfer an und schlägt damit zweimal an die Tür. Er wartet und hofft, dass sich etwas rühren wird. -
Eine kleine, zierliche dunkelhaarige Frau öffnet ihm die Türe.
"Ja bitte, was kann ich für euch tun?", fragt sie freundlich. -
Thalion senkt den Kopf zum Gruß.
"Guten Tag, werte Frau, mein Name ist Thalion. Ich suche Alanis Tatius, sie sagte mir beim Winterball ich könne sie hier finden und wenn es die Zeit von Kassandra zulässt, würde ich ihr auch gerne einen "Guten Tag" wünschen."
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"Guten Tag Herr... Thalion? Sankt Thalion?" Ein breites Lächeln erhellt ihr Gesicht.
"Tretet doch bitte ein, Herr Thalion." Sie zieht die schwere Eingangstür weiterauf und gibt den Blick in die schummrig beleuchtete Eingangshalle frei.
"Frau Alanis ist gerade rausgegangen um sich die Füße zu vertreten. Sie dürfte aber jeden Moment wieder hier sein. Und Kassandra hat den Kohlenkeller vorhin verlassen, ich kann nachschauen ob sie euch empfangen kann..."