Die Küche 9

  • Die Vision scheint nicht beeindruckt von Kassandras Ausruf zu sein, doch Silia zuckt zusammen.


    Dennoch brechen die Bilder nicht ab.
    Ana'ren steht in einem hellen Raum, drei Tische sind zu sehen, auf ihnen liegen zugedeckte Körper. Er redet leise mit einem anderen Elben in Robe.


    ...


    Mehrere Elben haben sich in einem dunklen Raum getroffen. Sie beraten sich, brüten über Plänen. Eifersucht, Missgunst und Machtgier hängen wie giftige Schlieren in der Luft.


    ...


    In einem kleinen Wald liegt ein junges Tier, die Rasse ist nicht zu erkennen. Die Eltern sind auf Nahrungssuche. Ein Jäger sitzt oben in einem Baum und beobachtet seine Beute. Doch er will nicht aus Hunger töten, sondern nur um des Tötens willen

  • Die Visionen verschwimmen, dann erscheint wieder das Bild der Verschwörer.


    Die Elben diskutieren. Immer wieder blicken sie zu einer Tür, als würden sie erwarten, dass sie jeden Moment erwischt werden.
    Die Pläne auf dem Tisch sind nicht genau zu erkennen. Es sind jedoch auch alte Schriften dabei. Magische Zeichen sind verschwommen wahr zu nehmen.
    Sie unterhalten sich, doch genaue Sätze sind nicht zu hören. Allein der Name Ana'ren ist zu erkennen.

  • Kassandra versucht die Gesichter zu sehen. Sich genau einzuprägen. Kennt Silia einen davon? Wahrscheinlich doch, oder?
    Und was reden sie über Ana'ren? Die Schankmaid strent sich an um etwas von dem esagten zu verstehen - bis ihr auffällt daß die Verschwörer mit Sicherheit nicht die Allgemeinsprache sprechen werden. Und von Unterhaltungen in Sindarin versteht sie bestenfalls jedes dritte Wort. Wenn es um einfache Dinge geht...

  • Die Seherin selbst scheint vollkommen verloren im Strom der Eindrücke.


    Die Stimmen kann Kassandra nicht wahrnehmen, aber plötzlich wird ihre Verbindung zu Silia abgebrochen.
    Andraith steht neben ihr und hat ihre Verbindung zu der Elbe auch körperlich gelöst.


    "Du solltest das nicht tun."
    Seine Stimme ist rauh und angestrengt, Schweiß steht ihm auf der Stirn
    "Kannst du mir verzeihen, das ich weg gelaufen bin?"
    Es ist nicht ganz klar an welche der beiden Frauen diese Frage gerichtet ist.
    Dann beugt er sich über Silia und berührt sie sanft an der Stirn. Der Elb schwankt leicht und stützt sich ab, bevor er die Hand wieder zurück zieht.
    "Das ist nicht gut..."
    Sein Blick wandert kurz zu der Küchentür, die in den Garten hinaus führt.


    "Er wird nicht lange auf sich warten lassen. Das ist nicht gut. Kassandra, kannst du Ana'ren erreichen? Er wird herkommen wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob das richtig wäre."

  • "Ich... ich weiß nicht..." Kassandra schaut Andraith ein wenig orientierungslos an, so plötzlich aus der Vision gerissen.
    "Wäre das für euch nicht viel einfacher?"
    Sie schüttelt sich leicht und schaut zu Silia.
    "Und wenn er wirklich derjenige ist, der sie da rausholen kann?"

  • Andraith schaut sie eine Weile an und blinzelt.
    "Ja, sicher, entschuldige, verzeih ich hatte vergessen, dass du kein Elb bist.


    Was Ana'ren angeht... ich bin mir ziemlich sicher, dass er in Teranbar bleiben sollte und nicht durch die Nebel reissen darf. Du hast sie gesehen nicht wahr? Sie planen etwas... "

  • "Ja...", sagt Kassandra. "Aber planen sie nicht immer irgendetwas?" Sie seufzt.
    "Ich habe nichts verwertbares gesehen oder gehört. Nichts konkretes. Das einzige was ich verstehen konnte war Ana'rens Name. Sie hatten irgendwas auf dem Tisch rumliegen, aber auch das konnte ich nicht erkennen."
    Sie schaut den Elben fragend an.
    "Warum ist es jetzt so wichtig, daß er in Teranbar bleibt? Es wäre nicht sein erster Besuch hier..."

  • "Ich weis"
    er seufzt und sucht nach einer Möglichkeit zur Erklärung.
    "Es ist schlimmer geworden in Teranbar. Und es ist nicht nur..."
    Er blickt auf die nun anscheinend bewußtlose Elbe
    "Es sind nicht nur die Bewohner, es ist das Land. Es ist schlimmer dort. Hat sie dir gesagt, dass sie nicht zurück kann? Das wir nicht einmal wissen, ob sie jemals zurück kann?"
    Sein Gesichtsaudruck zeigt nun sein Alter und auch eine tiefe Traurigkeit.
    "Ich habe viele vor ihr gesehen, doch keine die sich so sehr mit Teranbar verbunden hat. Es gibt viele die alles für sie geben würden und inzwischen auch viele, die alles dafür geben würden um sie zu sein."
    Er schaut wieder zur Tür
    "Es ist leichter, wenn man nicht in Teranbar ist und doch spürt man, dass man nicht dort ist, als würde ein Teil der eigenen Seele fehlen. Ein Teil, der in Aufruhr ist, ein Teil, der einen mit alle den anderen Verbindet. Ein Teil, der gebeutelt, geschlagen und gedehmütigt wird, wenn ein alter Freund zu einem neuen Feind wird und man gegen ihn Kämpfen muss.


    Hier bei dir ist dies fern. Zumindest für mich. Ana'ren ist der Ankerpunkt zur Zeit. Er hält das zusammen, was man noch zusammen halten kann. "

  • "Für sie ist es nie fern..."
    Kassandra nickt.
    "Ja, ich weiß daß sie nicht zurückkehren kann. Deshalb hat Ana'ren sie ja zu mir gebracht. Und ich dachte euer Krieg wäre vorbei?..."
    Sie schüttelt resigniert den Kopf. Und schaut dann zu Silia.
    "Was machen wir mit ihr?"

  • Plötzlich fliegt die Tür zum Garten auf und Ana'ren steht dort.
    Er trägt einfache Lederkleidung, in der Hand hält er jedoch einen elbischen Dolch und seine Augen blitzen vor Zorn.


    Als Andraith ihn sieht tritt er einen Schritt nach vorne und schiebt Kassandra ruhig hinter sich.
    "Der Krieg ist vorbei. Aber der Zorn nicht. Es war jahrhunderte lang ein magischer Frieden über dem Land. Dieser ist nun fort und was sich vor der Lösung bekämpfte bekämpft sich nun auch wieder."
    sagt er leise zu ihr, löst seinen Blick jedoch nicht von Ana'ren, der regungslos verharrt ist und auf die Szene starrt.

  • Kassandra läßt sich nur sehr wiederwillig von Adraith herumschieben. Die Kinder spielen noch im Garten. Ihre Tochter liegt auf den Fellen und schläft. Und der Elbenkönig steht mit gezogenem Dolch auf ihrer Schwelle. Der Zorn in seinen Augen findet seine Entsprechung in ihren.
    "Aber hier ist nicht Teranbar", stellt sie fest und in ihrer Stimme klingt eine ernste Warnung mit. "Steckt euern Dolch weg, Ana'ren, und kommt herein."
    Und wehe dir du tust das nicht, sagt ihre Haltung und ihr Tonfall.

  • Nur langsam löst sich der Blick des Elben von seiner Frau, dann steckt er langsam seinen Dolch weg und kommt herein.


    Mit streng kontrollierten Bewegungen schließt er die Tür hinter sich und verbeugt sich leicht vor Kassandra, dann wendet er sich Andraith zu und sagt etwas in einer Kassandra unbekannten Variante von Sindarin zu dem alten Elben.


    Dieser blickt Ana'ren lange an, dann nickt er nur und wendet sich um. Als er das Gesicht von Ana'ren abgewandt hat kann Kassandra kurz Traurigkeit und Mitleid in seinem Blick sehen.


    Ana'ren geht zu Silia rüber und berührt sie ebenfalls kurz an der Stirn. Die Elbe reagiert darauf, jedoch nur mit einem unruhigen Stöhnen. Die Reaktion des Elben ist jedoch schockiert. Er blickt kurz zu Andraith, dann legt er Silia die ganze Hand auf die Stirn und scheint auf etwas zu warten, dass zunächst nicht eintritt.

  • Kassandra schaut Andraith fragend an, sie versteht nicht, was an dieser Situation so beunruhigend anders ist, daß die Elben mit einem Mal so besorgt sind.
    Eine Vision ist eine Vision, die dauert nun mal so lang wie sie dauert...
    Daß das Kind sich auf seinem Schlafplatz rührt lenkt sie ab. Sie geht rasch neben ihrer Tochter in die Hocke und legt ihr die Hand aufs Gesicht, bis die Kleine wieder ruhiger wird.

  • "Sie hat sich abgeschottet."
    Erklärt Andraith Kassandra leise das Problem.
    "Normalerweise sollte eine Berührung ausreichen um Kontakt zu ihr zu bekommen, wenn sie eine Vision hat."


    Er beobachtet die beiden anderen beunruhigt, dann geht er zu Ana'ren und redet leise auf ihn ein.
    Schließlich lässt der Elb die Hand sinken und wendet sich Kassandra zu.


    "Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Kassandra, ein solches Verhalten meinerseits hast du nicht verdient."

  • Kassandra schaut den Elbenkönig noch einen Moment länger an, dann nickt sie.
    "Entschuldigung angenommen", sagt sie. "Wir machen uns auch Sorgen um sie. Aber wenn auch ihr sie da nicht rausholen könnt... Dann bleibt uns wohl nur abzuwarten."
    Sie schaut zu Andraith.
    "Meint ihr sie hat sich abgeschottet weil ich mich da eben eingeklinkt habe?"

  • Als der Tee durchgezogen ist stellt Kassandra ihn auf den Tisch und überläßt es den Elben sich zu bedienen. Becher stehen auch noch genug herum.
    Die Kleine wacht von ihrem Mittagsschlaf auf und Kassandra nimmt sie auf den Arm bis sie ganz wach ist.
    Eindringlich schauen die blauen Augen Ana'ren an, den Kopf hat sie an die Schulter ihrer Mutter gelehnt.