Herberge "Am Geisenstieg" (2)

  • Und was, wenn Du nicht mehr da bist?


    "Das wird mir wohl reichen müssen, denke ich", wispert sie bedrückt. "Ich verspreche Dir, daß ich an mir arbeiten werde, damit Du Dir keine Sorgen um mich machen mußt. Denn das will ich nicht damit erreichen, wenn ich Dir diese Dinge erzähle. Auch wenn das vermutlich wohl etwas zu spät kommt."


    In letzten Worten schwingt eine gewisse Form von Galgenhumor mit.

  • Eine weitere Antwort, oder Kommentar von der Seite des Priesters bleibt aus. Alles was er gesagt haben wollte, war über seine Lippen gekommen und die Antwort die er hören wollte, war an seine Ohren gedrungen. Seine Nähe und Wärme zu spenden, war nun alles was er noch tuen konnte. Trotz allem was an diesen Tag passiert war, dankte er den Fünfen still für sein Leben.

  • Irgendwann entspannt sich Alanis und ihr Atem fällt in den Einklang mit seinem. Sie schubst ihn auf den Rücken, damit sie sich zum Einschlafen in die vertraute Lage an seiner Schulter begeben kann.


    "Schlaf gut", murmelt sie, sich noch einmal aufrichtend, um ihn zu küssen, dankbar und ein wenig verlegen in ihren Bewegungen und Worten. "Für den kleinen Rest der Nacht, den ich Dir gelassen habe."


    Dann macht sie es sich bequem, einen Arm über seinen Bauch legend, seine Seite noch eine ganze Weile sachte streichelnd, bis die Bewegung verebbt und sie, kurz vor dem Morgengrauen, dann doch endlich einschläft.

  • Am nächsten Morgen stellt Alanis fest, dass sie tatsächlich verschlafen hat. Aber das war wohl zu erwarten nach einer Nacht wie dieser. Ihr Gesicht ist fast durchscheinend blass und violette Schatten liegen unter ihren Augen. Mit einem leisen Fluch gleitet sie aus dem Bett und zieht sich rasch an, wirft sich ihre Tasche über, geht zur Tür, stutzt, kehrt um, küsst Damorg und verlässt dann eilig das Haus. Das alles geht schweigend von sich, denn Alanis fühlt sich nicht unbedingt danach zu sprechen. Sie eilt den Geisenstieg hoch und macht sich auf den Weg in's Hospital, beschließt aber vorher, eine Runde über den Marktplatz vor der Präfektur zu drehen, um zumindest noch etwas zu Essen in den Magen zu bekommen.

  • Erst als die Tür sich schließt, realisiert Damorg wo er war. Seine Augen öffnen sich langsam und er begreifft, dass es eigentlich schon viel zu spät ist. Er hätte schon längst im Tempel sein müssen. Mit ein paar schnellen Bewegungen schwingt er sich aus dem Bett und in seine Kleidung. Seine Füße trugen ihn aus der Herberge. Hoffentlich stellte keiner der anderen Priester im Tempel Fragen.

  • Von hier kommend....


    Es ist Abend geworden und es regnet. Tropfen schlagen gegen das kleine Fenster von Alanis Zimmer. Die Priesterin sitzt an dem kleinen, ein wenig wackeligen Tisch und schreibt. Einige Blatt bereits beschriebenen und mit Sand abgelöschten Papiers liegen bereits vor ihr verteilt.


    Irgendwann legt sie die Feder nieder und lockert ihre mit smaragdgrüner Tinte befleckte rechte Hand ein wenig. Ihre vom Baden noch feuchten Haare hängen, dunkel von Feuchtigkeit, über den Rücken ihres schlichten, weißen Unterkleids herab. Obwohl es draußen kalt ist, ist es in ihrem Zimmer recht warm - was unter anderem daran liegt, dass alanis sich von der Herbergsmutter zwei warme Backsteine erbeten hat, die nun, in Tücher eingeschlagen, im Bett liegen und es für die Nacht vorwärmen.


    Sinnend, das Kinn in die Hand gestützt, blickt sie aus dem Fenster, vor dem der Wind durch die noch nicht abgeernteten Felder peitscht.

  • Das monotone Tropfen des Regens, wurde bald von Schritten unterbrochen, welche sich auf dem Gang nährten. Vor der Tür der Priesterin verstummten die Laute und es klopfte, sachte an dem Holz.

  • Alanis zuckt zusammen und blickt stirnrunzelnd zur Tür, dann erhebt sie sich vorsichtig von dem unbequemen Stuhl und stützt die Hände in den schmerzenden Rücken.


    "Herein!", sagt sie dann vernehmlich.

  • Als sich die Tür öffnet steht eine Gestalt in einem blau,schwarzen Wappenrock auf der Schwelle. Die Kleidung tropft vor sich hin und das Kettenhemd klirrt leise, als der Priester einen Schritt in den Raum macht und dann die Tür hinter sich schließt. Leise seufzt er und fährt sich mit der Hand durch die kurzen Haare, einige kleine Wassertropfen fliegen dabei durch die Luft.


    "Das war wohl meine letzte Torwache bei der Garde, welch ein undankbarer Abschied."


    Ein Lächeln spielt sich auf seine Züge als er die Priesterin erblickt.

  • Alanis will Damorg eigentlich begrüßen und macht einen Schritt auf ihn zu, doch dann stockt sie in der Bewegung, als die Bedeutung seiner Worte vollends in ihr Bewußtsein dringt.


    "Letzte Wache - Abschied?" Sie wirkt verdutzt und dann schließlich unverhohlen erfreut. "Oh. Jetzt schon?"

  • Damorg nickt.


    "Zumindest die letzte Wache am Tor. Ich denke kommende Woche werde ich dann die Garde endgültig verlassen."


    Seine Schultern zuckten kurz nach oben.


    "Es geht ja auch schon bald los."

  • Alanis lächelt leicht und geht schließlich zu ihm hinüber, um ihm einen kurzen Kuss zu geben und dann mit einem kleinen Sprung zurückzuweichen, als kalte Regentropfen von seiner Kleidung auf ihren nackten Füßen landen.


    "Seltsam - vor etwas mehr als einem Jahr haben wir uns zum ersten Mal darüber unterhalten, wie Du damit umgehst, Berufung in der Kirche und Garde unter einen Hut zu bringen. Ich hätte nicht gedacht, dass sich daran so schnell etwas ändern würde."


    Sie wühlt in der kleinen Truhe neben dem Fenster nach einem Tuch, mit dem er sich zumindest etwas abtrocknen kann.

  • "Manchmal ändern sich Dinge schneller als man erwartet. Und in diesem Fall ist es mir sogar recht."


    Der riester zuckte mit den Schultern und zog den Streitkolben aus der Halterung an seinem Gürtel, welchen er dann an die Wand neben die Tür legte, ebenso wie den Schild auf seinem Rücken.

  • "Du wirst es kaum glauben - mir auch." Sie wendet ihm kurz den Kopf zu und schenkt ihm ein schnelles, schelmisches Lächeln. Das gefundene Handtuch wirft sie sich über die Schulter, dann klappt sie die Truhe wieder zu und richtet sich auf. "Weißt Du etwas Neues wegen der magonischen Beteiligung am Gang nach Montralur?" Ein beunruhigte Note klingt in ihrer Stimme mit.

  • "Wohl eine kleinere Delegation der Garde die beobachten soll. Ich schätze drei Mann groß. Dazu kommt wohl noch ein Zivilist, bei dem man nicht ganz einschätzen kann warum er mitkommt und was er dort vorhat. Mehr weiß ich nicht."


    Er warf ihr einen neugierigen Blick zu und legte den Kopf leicht schief.


    "Ist dir etwas Neues zu Ohren gekommen?"

  • "Ein Zivilist?" Alanis atmet tief durch. "Hoffentlich einer, der auf sich aufpassen kann." Sie wirft ihm dann kurzentschlossen als stumme Aufforderung das Handtuch zu, während sie sich zum Schreibtisch umwendet und aus der Teekanne, die dort auf einem Stövchen vor sich hin dampft, eine Tasse voll dunklen Tees in ihre Tasse einschenkt, einige Bröckchen Zucker hinzufügend. "Kassandra ist hier", erzählt sie dann, halb über die Schulter. "Sie hat mir erzählt, dass sie gespürt hat, was dort das Land belastet. Mächtig, dunkel, magisch - naja, und diese Information im Zusammenspiel damit, dass Ashaba auch etwas weiß, es mir aber nicht sagen darf, trägt nicht unbedingt zu meiner Beruhigung bei."

  • "Soweit ich weiß kann er ganz gut auf sich aufpassen, meinen Inforamtionen zu Folge kommt er mit, weil er einer Bekannten helfen möchte und um sicherzustellen, dass ihr nichts passiert."


    Damorg muss etwas grinsen, als er sich die kurzen Haare abtrocknet.


    "Das mit Kassandra beruhigt einen in der Tat."


    Als er seine Brust abtrocknen möchte und einen Blick auf den durchweichten Wappenrock wirft, murmelt er kurz etwas wie: "Das bringt so nichts." Nur um kurz darauf Gürtel und Wappenrock von sich zu werfen.

  • Auf seine Beschreibung des mitreisenden Zivilisten hin wirft sie Damorg einen schrägen Blick über den Rand der Teetasse zu, als sie darüber pustet, um sich beim ersten Schluck nicht den Mund zu verbrennen. Mit einem amüsierten Schmunzeln betrachtet sie seine Versuche, die Nässe zu bekämpfen - was allerdings dank pitschnassen Kettenhemdes und tropfender Kleidung nicht wirklich einfach ist. Die größer werdende Pfütze um ihn herum spricht Bände von seinem Versagen.


    Kopfschüttelnd setzt sie sich wieder auf ihren Stuhl und stellt die Teetasse neben sich auf dem Tisch ab, ein Bein über das andere schlagend, ihn aufmerksam beobachtend.

    "Ich habe Kassandra gefragt, ob es nötig sei, dass ich mein Versprechen Arnulf gegenüber halte."
    Resignation ist in ihrem Gesicht und ihren Worten zu hören. "Aber irgendwie hatte ich mir das mit der Hilfe zum Zeitpunkt des Versprechens anders vorgestellt."

  • Damorg seufzte als er sein Versagen bemerkte, resigniert landet auch noch das Kettenhemd klirrend auf dem Boden, ebenso wie der Gambeson.


    "Ein Versprechen ist ein Versprechen, aber mach dir nicht zuviele Sorgen, immerhin kommt ein Zivilist aus Magonien mit, der auf dich aufpassen möchte."


    Er zog eine Augenbraue nach oben und verzog den MUnd, da ihm bei dem Gedanken noch immer nicht wohl war.

  • "Welcher Zivilist aus Magonien könnte - oh, Du meinst nicht Meanor, oder? Das würde ja zu ihm passen." Zwischen Alanis Augenbrauen bildet sich kurz eine steile Falte, dann schüttelt sie den Kopf und ihre Mundwinkel zucken widerwillig nach oben. "Woher weiß der überhaupt, dass ich -? Ach, egal." Sie nimmt einen Schluck Tee und hält Damorg dann die Tasse hin. "Ich brauche keinen Beschützer."