Die Wechsel- und Münzstube

  • Im Hafenbereich, ganz in der Nähe der Hafenmeisterei, befindet sich ein kleines Gebäude, neben dessen Eingang ein Schild "Wechsel- und Münzstube" hängt.


    Auf der anderen Seite des Eingangs befindet sich eine Art schwarzes Brett. Dort sind mehrere Aushänge zu finden, darunter folgender:


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    "Im Namen des höchstehrenwerten Rates der 5 Tempestarii zu Magonien sei kund getan:


    "Gesetz zur Verwendung von Münzen


    Um den Gedanken des gemeinsamen Unterfangens seitens der 5 Provinzen, im Besonderen im Falle der Vereinigt-Magonischen Festlandspräfektur Renascân, weiter herauszustellen wird hiermit ein Gesetz zur Verwendung von Münzen beschlossen.


    Es sei künftig untersagt, magonische Provinzial- und Regionalprägungen für den Handels- und Zahlungsverkehr außerhalb der Heimatinsel zu verwenden. Einzig und allein die Prägungen gesamtmagonischer Provinienz seien hierfür zugelassen. Für den Handels- und Zahlungsverkehr innerhalb der Heimatinsel seien magonische Provinzial- und Regionalprägungen weiterhin zugelassen.


    Agash-Khor, im 11. Mond des Jahres 408 n.Dj."


    Für Renascân bedeutet dies folgendes:
    1. Alle magonischen Provinzial- und Regionalprägungen sind künftig in der Wechsel- und Münzstube am Hafen gegen gesamtmagonische Prägungen einzutauschen. Eine weitere Verwendung von Provinzial- und Regionalprägungen magonischer Herkunft ist nicht gestattet und kann geahndet werden.


    2. Neben den gesamtmagonischen Prägungen sind weiterhin auch nichtmagonische Währungen in angemessener Weise als Zahlungsmittel gestattet. Über Wertigkeit entscheiden die jeweiligen Handelspartner. Nichtmagonische Währungen können in der Wechsel- und Münzstube gegen gesamtmagonische Prägungen eingetauscht werden. Über den dort anzulegenden Wechselkurs entscheide die Wechsel- und Münzstube.


    Im 1. Mond, anno 409 n.Dj.
    EdL, Proc."




    Zur Lage: Siehe Stadtplan von Renascân

  • Pim Vandegrachten hatte einen anstrengenden Tag hinter sich. Ein Schiff gestern, ein Schiff heute, und Unmengen an Seeleuten, die ihre Heuer durchbringen wollten und denen man empfohlen hatte, die Wechselstube zu nutzen. Gut zu tun hatte er gehabt, aber es hatte sich gelohnt. Nur ein arbeitsreicher Tag ist ein erfolgreicher Tag, ist ein zufriedenstellender Tag, ist ein guter Tag.


    Nun ja, dachte sich der rotblonde, hagere Mann mit dem ihm typischen gelangeweilten Gesichtsausdruck, das machte schon Sinn, denn manch ein Händler wusste doch sehr gut, sich die fremde Münzen zunutze zu machen.
    Jetzt geht man zu mehreren Händlern, erwirbt dort dies und dort jenes, und dann summiert man auf, nicht auszudenken dieser törichte Kursverlust. Da doch lieber die Wechselstube. Ja, man konnte sich glücklich schätzen, seine Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen.


    Er zählte und notierte, bediente der Rechenschieber und verbuchte. Ja, genau musste man sein, dass hatte er gelernt, von der Pieke auf, im Handelshaus Vollenhoven in Maranakar. Keine Buchung ohne Beleg, und kein Vorgang, ohne sich dreimal zu versichern, dass alles stimmte. Bis auf das letzte Kupfer, bis auf das letzte Gramm.

  • Langsam vor sich hin summend spazierte Rannug den beschriebenen Weg entlang, und kam doch nicht umhin brummelnd fest zu stellen, das ein warmes bad und eine Massage unbeschreibliche Köstlichkeiten seien, die er nach all den monden doch mal wieder über gebür in anspruch zu nehmen gedachte.


    Als er des gesuchten Gebäudes ansichtig wurde, beschleunigte er seinen Schritt und betatt es schwungvoll.
    Seyed gegrüßet. Ich suche jemanden, der mir mein Hab und gut gegen ehrbare Münzen eintauschen kann.


    In Erwartung eines entsprechenden Angebotes, fingerte er nach dem kleinen Beutel und sah sich dabei beflissen um.

  • Pim schaute von seinem Schreibzeug nach oben, als sich die Tür öffnete.


    "Den Fünf zum Gruß."


    Er nickte Rannug freundlich zu und musterte ihn von oben bis unten.


    "Da kann ich euch weiterhelfen, hier seit ihr richtig."


    Der Raum war nicht sonderlich groß, der Platz reichte gerade so für drei Regale in denen eine große Zahl von Papiersammlungen, wohl geordnet lagen. Einen großen Schreibtisch, auf dem sich noch mehr Papier, Schreibzeug, eine Waage und die dazugehörigen Gewichte befanden. Sowie eine Truhe und ein Stuhl hinter dem Tisch.


    "Zeigt einfach mal her."

  • Er nickte und trat heran. Den kleinen Beutel in der Hand. Schnell öffente er ihn und schüttete etwas des Inhaltes heraus. Das meiste waren Smaragde, fast alle identisch groß wie Fingerkuppen, aber auch vereinzelt Rubine. Er legte die hand darüber und füllte die Steine wieder in den Beutel, bis auf 10 der grünen Edelsteine. Sie waren alle roh, ungeschliffen.


    Sagt an Meister. Was wären diese hier wert in Euren Münzen.


    Erwartungsvoll blickte er zu Pim und dann wieder zu seinen Kostbarkeiten.

  • Die Augen von Pim wurden groß, als er die Steine erblickte. Dabei entfuhr ihm die Luft aus der Lunge.


    "Also die muss ich mir erstmal genauer anschauen."


    Während er noch sprach, stand er bereits auf und ging um den Tisch zu Rannug. Dort angekommen nahm er einen der Steine in die Hand und hielt ihn gegen das Donnenlicht, welches durch ein Fenster in den kleinen Raum fiel.


    "Wo habt ihr die denn her, wenn ich fragen darf?"

  • Rannug zuckte die Schultern.
    Bei uns daheim handelt man ohne Münzen, aber neben der normalen Währung gibt es auch einige Edelsteine aus dem Gebirge. Leider habe ich keinen Goldschmied in meinen Diensten, so das ich sie nur ungeschliffen anbieten kann. Ausserdem werden sie in den meisten Ländern anerkannt, das macht sie interessant und die Gefahr des Abbaus lohnenswert.
    Rannug lächelte leicht.
    Gefallen sie Euch?

  • Pim nickte.


    "Durchaus."


    Während er weiter sprach, legte er den Stein, der sich eben noch in seiner Hand befand auf die kleine Waage, die auf dem Tisch stand. Er gleichte das Gewicht des Steins mit kleinen Gegengewichten aus, bis ein Gleichgewicht entstand.


    "Es gibt nur ein kleines Problem, wie ihr sicherlich feststellen werdet, ist der Wert der Steine für den Alltag etwas hoch und daher sind sie schwerlich zur Begleichung von einfachen Schulden zu verwenden."


    Er fuhr sich mit der rechten Hand übder das Kinn.


    "Daher werde ich euch nicht alle Steine umtauschen können."

  • Rannug nickte.


    Macht mir ein gutes Angebot, in der Höhe, die ihr vertreten könnt. Ihr seid hier der Meister des Elementes und ich bin mir sicher, das ihr redlich handeln werdet. Und so will ich dankbar dafür sein. Im übrigen soll es mich nur in die Lage versetzen hier einige Tage zu bleiben und so es gewollt ist, einige Handel größerer und kleinerer Art abzuschließen.


    Er rieb sich nachdenklich das Kinn.


    Eine Koripähe wie ihr, kennt sich doch sicher mit den Händlern hier aus, vielleicht könnt ihr mir ja weiter raten.

  • Er verfuhr mit einem zweiten Stein ebenso wie mit dem Ersten und legte die beiden gewogenen Edelsteine seperat auf den Tisch. Er seufzte leise und man merkte ihm an, dass ihm seine Entscheidung nicht leicht fiel.


    "Für die beiden Steine kann ich euch acht Silber geben, einen Teil davon in Kupermünzen und einen Teil in Silber. Damit solltet ihr einige Zeit über die Runden kommen, die Preise hier in der Siedlung sind mehr als vertretbar. Einen Wucherer werdet ihr hier nicht finden."


    Er räusperte sich kurz.


    "Wenn ihr Händler sucht geht ihr am besten ins Hafenviertel. Mir fällt da zum Beispiel Tauron van Deik ein. Wenn ihr Wein oder Ähnliches wollt, geht zu Leonidas."

  • Rannug deutete eine Verbeugung an und nahm die anderen Edelsteine wieder an sich.


    Eigentlich suche ich eher Käufer. wir liefern in kleinen Mengen Torf Holzkohle Kräuter edle Birkhühner, Heidelbeeren und einige Bernsteine. Mir fehlt die Möglichkeit großen handels, daher muss ich auf bekannte und einflussreiche Kaufleute zurückgreifen.


    Er überschlug kurz, wie weit er mit dem Silber kommen würde und nickte.


    Wenn alles schlecht läuft guter Mann, werde ich eure Zeit in der nächsten Woche noch einmal beanspruchen.


    Er lachte leicht.


    Und sollte es überraschend gut laufen, wohl auch.

  • "Dann versucht es am besten mal bei dem Handelskontor van Deik. Leonidas wird an den von euch erwähnten Waren denke ich eher weniger Interesse haben. Oder wenn es kleinere Mengen sind, fragt einmal bei der Krämerin."


    Während er noch sprach, ging er hinter den Tisch und öffnete dort mit einem Schlüssel die große Truhe. Aus dieser hohlte er zwie kleinere Kisten und stellte sie auf den Tisch. Eine von ihnen öffnete er und hohlte fünf Silber hervor. Er schmunzelte leicht.


    "Na dann will ich hoffen euch wiederzusehen, aber nur mit guten Nachrichten."

  • Aus der zweiten Kiste zählte er dann noch 30 Kupfermünzen ab.


    "So das ist nun euer."


    Nachdem er die beiden Kisen wieder in der Truhe verstaut hatte, folgten auch die beiden kleinen Edelsteine und der Deckel wurde wieder verschlossen.


    "Das Kontor findet ihr hier im Hafen, das könnt ihr nicht verfehlen, wenn ihr wieder im Freien seit, einfach nach Westen halten und im schlimmsten Fall nochmal nachfragen. Steht aber auch groß dran. Auch wenn der Besitzer nur halb so groß ist."


    Pim zwinkerte.

  • Rannug strich die Taler zufrieden ein, bis auf einen Kupfer. Und schicklte sich an den laden zu verlassen.
    Wenn Ihr Euer Tagewerk beendet, nehmt einen Schluck auf mein Wohlbefinden. Auf das die glücklichen Zeiten schon heute beginnen.


    Vor der Stube überlegte er kurz, wohin er sich wenden sollte und wieder wuselte ein großer Zuber mit dampfendem Wasser durch seinen Geist.
    Er schüttelte den Kopf und wandt sich wieder der Oberstadt zu.
    Höflichkeit ist eine Zier besonders heute und bei mir. Also dann auf zur Präfektur.