Die Taverne "Zum Zaunkönig" ( 8 )

  • Hannes tat die Nase weh. Irgendein Irrer hatte beschlossen, dass es wohl Glück bringen sollte, wenn man ihn in die Nase zwickte. Ganz großartig. Wenn die so weiter machten... und sie bohrten sogar in seiner Nase um sich dann gegenseitig stolz zu erzählen, wie weit sie ihren Finger in seinen Nasenlöchern hatten versenken können. Er war mies gelaunt.
    Als Lechdan die Taverne betrat, musterte Hannes ihn.


    'Na, Alter, so hässlich, dass du deine Hackfresse unter dem Hut verstecken musst? So geschwollen, wie du daher redest muss man ja schon allein davon Reißaus nehmen.'


    kommentierte er gedanklich und durchlöcherte Lechdan geradezu mit seinen kleinen Schweinsäuglein.

  • Lechdan ließ seinen Blick eine Weile durch den Raum schweifen und musterte die anwesenden Personen - vorallem den aufdringlich dreinblickenden Typen mit dem Rotzlöffelgrinsen und der geröteten Nase, der auf seinem Beobachtungsplatz am Rande des Schankraumes saß.
    Dann wandte er sich wieder der Theke zu und klopfte laut mit der Behandschuhten Hand auf das massive Holz. "Was muss man den in diesem Hause tun, dass jemand kommt um einen zu bewirten?" rief er laut und hörbar ungeduldig vor Hunger & Durst.

  • Ein Schankbursche, noch recht jung an Jahren, hetzte heran


    "Verzeiht, Herr. Eine Küchenmagd ist krank geworden, und nun muss ich hinten aushelfen. Aber es soll euch an nichts mangeln. Was darf ich euch bringen? Einen kühlen Trunk? Einen heißen Met? Oder eine unserer reichhaltigen Speisen? Hinten köchelt ein Gulasch, das mit Klößen ein Gedicht ist!"

  • "Gulasch mit Klößen klingt doch herausragend! Und zu Gedichten habe ich ohnehin eine besondere Affinität. Auch wenn ich mir vorstellen könnte, dass für den vollendeten Genuss noch ein kühler Wein dazu fehlt! Und sei er so gut und bringe er meine Sachen auf eine freie und saubere Stube - ich gedenke ein paar Tage zu bleiben." antwortet Lechdan sofort und ließ sich - in Erwartung eines baldigen Mahles sichtlicht erfreut und erleichtert - auf den Stuhl sinken.
    "Und schicke mir den Herren oder die Herrin dieses Hauses auf ein Wort heraus." ergänzte er, während er seine Laute zur Hand nahm und einige Akkorde zupfte wozu er kaum vernehmlich vor sind hin summte.

  • "Dann einmal Gulasch mit Klößen, sehr gerne, der Herr. Und ein Krug kühler Wein. Wir haben vor kurzem eine neue Lieferung hereinbekommen, natürlich von Leonidas Bramante. Wein aus Lorenisch-Vinagy, sehr zu empfehlen! Kommt sofort..."


    Der Bursche drehte sich um, machte jedoch noch einmal Halt


    "Ah, mit dem Herren des Hauses, Talinor, kann ich leider im Moment nicht dienen, er ist gerade auf Reisen. Und das Zimmer...äh...was darf es sein, eine Einzelstube, eine Doppelstube oder der Schlafsaal?"

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • "Nun das beste Zimmer im Haus, versteht sich!" Lechdan streckte die müden Beine in der hoffnungsvollen Erwartung eines weichen Bettes von sich und ließ sich weiter in den Stuhl sinken.
    "Und wenn der Herr Talinor auf Reisen ist, dann eben werauchimmer die Geschäfte hier in seiner Abwesenheit führt."


    Wieder und wieder ließ er die Finger über die Saiten gleiten und summte kaum vernehmlich mit als ob er einen neu ersonnen Reim auf die Melodie des Liedes testen wollte.

  • Der Schankbursche nickte


    "Sehr wohl, die beste Stube, gerne. Herr Talinor hat keinen festen Vertreter, das machen wir während seiner Abwesenheit gemeinsam. Also, das Schankpersonal und die Küche."


    Er betrachtete das Instrument


    "Aber lasst mich euch erst mit Speis und Trank versorgen! Ich bin gleich zurück, werter Herr!"

  • Lechdan nickte nur kurz. Ohne den versonnenen Blick zu heben zupfte er weiter an den Saiten. Er legte den Kopf leicht schief schloss die Augen, dass Summen verstummte und angespannt lauschte er den Klängen. Dann stimmte er leise an:


    "Leb` wohl du Liebste mein.
    Von all den Frühjahrsblumen
    sollst du die Rose sein,
    in meinem Herzen wohnen."


    Der Klang der Saiten verstummt. Ein Ausdruck von Unzufriedenheit lag auf seinem Gesicht.


    "... von all den Blumen die da blühen,
    sollst du die Rose sein,
    dein Bild in meinem Herzen glühen."


    Wieder schüttelte er den Kopf. Zu unrein, zu ... untreffend erschienen ihm Reim und Metapher. Ein glühendes Bild? Nein, nein ... das war es noch nicht. Seinen funkelnden Augen war anzusehen, wie die Worte und Reime in seinem Kopf hin und her gingen, wie er Wort um Wort und Vers um Vers abwog, drehte und wendete...

  • Lechdan blickte überrascht auf und seine Augen fingen sich wie gebannt in Morgains wehendem Haar, als sie raschen Schrittes durch die Stube schritt. Ein Lächeln voller Verblüffung und Begeisterung legte sich auf Lechdans züge, als er zur Laute griff...


    "Von tiefstem schwarz ihrer Haare Pracht,
    durch die einst diese Finger glitten.
    Doch das Schicksal hat unsere Liebe verlacht,
    sie schied und unsere Herzen litten."


    Er begegnete Morgains Blick und verbäugte sich zum Gruße. "Wie es scheint hat euer liebreizender Anblick meinen Geist und meine Zunge beflügelt - verehrte Muse." Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen während er mit sanften Augen Morgains Antlitz betrachtete.

  • Patuljak kommt aus der Küche und drückt Morgaine einen Krug Wein sowie einen gut gefüllten Teller in die Hand


    "Für den Herrn dort drüben! Er scheint dich ohnehin zu mögen..."


    Der Schankbursche grinste Morgaine an


    "Auf geht's, nicht dass er uns verhungert oder verdurstet. Wäre keine gute Werbung!"

  • Morgaine schaut verdutzt den Herrn an und nimmt den Wein und das Essen und mit einem verwirrtem Blick zu Patuljak bringt sie das gewünschte zu dem Gast und stellt es ordentlich hin " Ich wünsche einen guten Appetit " sagt sie höflich und mustert ihr gegenüber nun doch ein wenig skeptisch...

  • 'Gute Güte. Du Schmachtheinz. DAS soll ein Metrum sein? Das passt ja nie und nimmer.'


    Hannes bombardierte Lechdan mit giftigen Blicken und schwieg wie immer.


    'So was will ein Barde sein? HA! Dass ich nicht lache. Und diese Feder ist sowieso total albern. Mal ganz davon abgesehen: Was zum Henker soll diese Rotzbremse? Als ob die paar Fusseln unter der Nase was bringen würden für irgendwas. Jaja, und schmachtet Morgaine an. Mir entgeht nichts, mein Lieber, gar nichts. HA!! Überraschung: Da biste aber nicht der einzige! Also verzieh dich gefällig. Bartholomeus hat Heimvorteil.'

  • "Ahhh! Bei den Göttern - dies war wahrlich ein vortreffliches Mahl!" Lechdan schob den leeren Teller von sich weg, giff nach dem Kelch und leerte diesen. Dann ließ er sich im Stuhl zurücksinken, schloss die Augen und genoss für einen Moment das angenehme Gefühl von Sättigung und Mattheit das sich in seinem Körper auszubreiten begann.


    Nach einigen Atemzügen raffte er sich auf, griff nach seinem Ranzen und holte ein Bündel hervor. "Patuljak!" er wartete kurz bis der Küchenjunge den Kopf durch die Tür herausstreckte. "Sei so gut und bringe meine Habe auf meine Stube." Er wieß auf Ranzen und Laute die an den Tisch gelehnt standen und wartete auf ein kurzes Kopfnicken des Jungen. "Mich verlangt es nun sehr nach einem heißen Bad um den Staub und die Anstrengungen des weiten Weges fortzuwaschen. Und bestelle wem auch immer dieses herausragende Gulasch zubereitet hat meine Hochachtung."


    Mit fließender Bewegung packte er seinen Hut vom Tisch, setzte ihn auf und schritt - das Bündel unter dem Arm auf die Tür zu. Als er an Morgaine vorbei kam hielt er kurz inne. "Ich hoffe doch sehr, dass ich die Ehre und das Vergnügen haben werden eure Inspirierende Gegenward hier noch öfter genießen zu dürfen." Er verneigte sich leicht und lächelte dabei, bevor er an ihr vorbei aus dem Raum schritt.


    --> ab Richtung Badehaus

  • Dorian kommt mit Mira in den Schankraum, krault wie immer kurz Hannes Nase und setzt sich dann einen freien Tisch, nicht ohne vorher seiner Cousine den Stuhl ein wenig zurück geschoben zu haben.


    Zwei Bier und was warmes zu essen für uns zwei ruft er in den Raum bevor er sich wierder Mira zuwendet.


    So, nun erzähl mal, was wolltest Du denn unbedingt mit miir besprechen? Hast Du Nachricht aus der alten Heimat bekommen? Ich hab schon länger nichts mehr von meinen Eltern gehört.

  • Auch Mira grault Hannes an der Nase und raunt ihm ein leises "Hallo Hannes" zu.


    "Nein, von meinen Eltern habe ich auch schon länger nichts mehr gehört."


    Dorians Frage erinnert sie daran, dass sie schon längst mal wieder einen Brief in die Heimat schreiben wollte.


    "Es geht um den Aufruhr, der wohl vor einiger Zeit in Renascân auf dem Dorfplatz stattgefunden hat. Ich war zu der Zeit noch nicht hier. Kannst du mir erzählen, um was es damals ging?"