Der Dorfplatz von Renascân (3)

  • DING DONG BONG pling DING DONG BONG pling DING DONG BONG....


    Die bunte Gruppe zog laut lärmend auf den Dorfplatz. Den Eseln hatte man lustige Troddeln an den Kopfschmuck gehängt und kleine Schellen am Zaumzeug befestigt. Den zwei Pferden hatte man bunt gestreifte Decken übergeworfen, an deren Säumen abwechselnd glitzernde Glasperlen und Glöckchen befestigt waren. Als Kopfschmuck trugen sie riesige Bäusche aus roten Federn. Ein Mädchen, kaum zehn Jahre alt, turnte leichtfüßig auf ihrem Rücken herum. Auf dem Rücken des einen Esels residierte die Dame, die keine war. Sie hatte ihre Lippen knallrot angemalt und warf den Männern Kusshände zu. Der kleinwüchsige Mann in grün hopste räderschlagend um die Gruppe.
    Allen voran schritt der Herr mit dem riesigen Federhut. Sein Wams war wohl einst sehr schön gewesen, jetzt strahlte es noch einiges der früheren Erhabenheit aus, war aber schon recht abgetragen. Am Ellenbogen hatte man einen großen Lederflicken angebracht und einige Nähte erneuert. Schwungvoll tippte er mit seinem Gehstock auf den Boden.


    Auf dem Dorfplatz angekommen beeilte man sich, ihm rasch eine umgedrehte Kiste hinzustellen, auf der er die Menge überragte. Als er seinen Gehstock hob, verstummte seine Horde. Die Stille durchbrach nur der langezogene Pups von einem der Grautiere, das dabei ziemlich gelangweilt schaute. Möglicherweise war es auch die Nicht-Dame, die darauf saß. Aber wenn sie es gewesen wäre, hatte sie das mit einem strafenden Blick zu ihrem Reittier gut überspielt.


    "Männer und Frauen, Mädchen und Jungen!! VOLK VON RENASCÂN!! Kommt herbei in Strömen! Staunt und seht!!"


    rief der Mann mit tiefer, alles übertönender Stimme.


    "Ab dem heutigen Tage öffnen wir die Pforten zu Wunderbarem und Neuem. Zu Glanzvollem und Furchteinflößendem! Zu Wunderschönem und unglaublich Hässlichem."


    Eine kurze, geschickt eingeflochtene Pause folgte.

    "Strömt zum Strand und besucht unsere Vorstellung. Nur ein Kupfer Eintritt für die Erwachsenen, der Kinder zwei kommen für nur einen Kupfer rein und die Großeltern gar umsonst, wenn sie weniger als fünf Zähne aufweisen! Ehret die Alten, sage ich euch! In nur einer Stunde beginnt die erste Vorstellung, ihr Leute! Wir bieten waghalsige Akrobaten, wilde Tiere...."


    Wohl geplant bellte in diesem Moment ein großer Hund und stellte sich auf die Hinterbeine um einige Schritte auf zwei Beinen herumzutapsen. Man hatte ihn in einen gelben Anzug gesteckt und eine braune, buschige Halskrause umgelegt.


    Nach einiger Zeit zog die Truppe wieder gen Strand von dannen. Zurück blieb der verheißungsvolle Geruch nach Abenteuer.

  • Mira schlenderte durch die Straßen. Sie merkte, wie sie langsam abschaltete und entspannte. Sie ließ ihre verspannten Schultern kreisen und schaute dabei nach Oben. Große weiße Wolken wurden vom Wind über den blauen Himmel gejagt. Die Luft war angenehm kühl. Man merkte, dass der Herbst kam.


    Als sie auf den Dorfplatz kam, fiel ihr sofort die Menschenansammlung auf. Neugierig ging sie darauf zu und staunte, als sie die bunten Tiere und Menschen sah. Fasziniert blieb sie stehen und lauschte dem Mann auf der Kiste.

  • Sehr viel später, an einem sonnenüberfluteten Morgen, betrat die gerade in Renascân angekommene Alanis den Marktplatz. Ihre eher unauffällige Erscheinung, die sie in der Festlandspräfektur sonst an den Tag gelegt hatte, war gänzlich von ihr gewichen. Die weit fallenden Ärmel ihrer priesterlichen Robe waren mit den Elementezeichen verziert und ein schmaler Stirnreif, der die verschlungene Symbolik aufnahm, hielt ihren grauen Hut auf ihren rotbraunen Haaren fest.


    Mit festem Schritt überquerte sie den Marktplatz und begann, das Nötigste für einen kurzen Aufenthalt einzukaufen.

  • Alanis blickte auf, als sie jenes unmißverständliche Prickeln im Nacken fühlte, das folgte, wenn man beobachtet wurde. Als sie den Kopf hoch, fing sie für einen Moment den Blick des Jungen auf, bevor er Kehrt machte und verschwand.


    Verblüfft blieb sie einen Moment lang stehen, dann schüttelte sie den Kopf und komplettierte ihre Einkäufe. Jemanden zu finden, der bereit war, ihr etwas Feuerholz zu liefern, gestaltete sich schon als schwieriger und schließlich gab sie es auf. Notfalls würde sie einige Möbel verfeuern.


    Schließlich verließ sie den Dorfplatz wieder und ging zurück in Richtung der Unterstadt. Den Kapaltempel passierte sie, ohne das Gebäude auch nur eines Blicks zu würdigen. Schließlich verließ sie die belebteren Straßen und bog in den Stichweg ein.

  • Tarant betritt den Dorfplatz, er dreht gerade seine Patrouille durch das Dorf. Als er einige Straßenkinder sieht, beobachtet er sie eine Weile, lässt sie dann aber in Ruhe.
    Da auch sonst niemand den Anschein macht als hätte er zwielichte Absichten oder das ein Opfer solcher Absichten seine Hilfe benötigt, bleibt er am dem Markt stehen und genießt die seltenen Sonnenstrahlen.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

  • Alanis trat eines Mittags wieder auf den Dorfplatz, so selbstverständlich, als sei sie nicht fast ein Dritteljahr fort gewesen. Zuerst ging sie in's Hospital, um sich dort wieder zum Dienst zu melden - falls man sie denn wollte. Danach schlenderte sie zwischen den Marktständen herum, um die winterlichen Waren zu betrachten und einzukaufen.

  • Als Tarant die graue Gestalt sieht, welche gerade vom Anleger herauf kommt, freut er sich ein wenig. Auch wenn man ihm dies wohl nicht ansehen mochte.
    Vorsichtig bewegt er sich so zwischen den Ständen, sodass er Alanis umrundet ohne das diese ihn bemerken dürfte.
    In ihrem Rücken angekommen nähert er sich ihr und stellt sich dann rechts hinter sie und tippt ihr gleichzeitig auf die linke Schulter.
    Wenn sie sich nach links undreht, würde sie also vorerst niemanden sehen.

    Lebe frei, stirb stolz.


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  • Alanis beschäftigte sich mit dem Gemüsestand, weswegen sie Tarants Näherkommen nicht bemerkte. Eine Hand steckte in dem Fellmuff, den sie an einem grünen Band um den Hals trug, mit der anderen befühlte sie einige Kartoffeln und grübelte darüber nach, was sie der Bäuerin für ein Angebot machen wollte.


    Dementsprechend zuckte sie richtiggehend zusammen, als sie die Berührung spürte. Sie fuhr herum, stutzte, drehte sich noch ein Stück weiter.... .


    "Oh, hallo." Das klang verblüfft, aber nicht unfreundlich. Die Priesterin war wie immer blass und graue Ränder lagen unter ihren Augen, dennoch wirkten ihre Augen hellwach und aufmerksam. "Schön, Dich zu sehen." Das klang ehrlich.

  • Ein leichtes Lächeln umspielt seinen Mund, offensichtlich war er erheitert über den kleinen Streich und erfreut über die Reaktion.
    "Seid gegrüßt Heilerin Alanis, schön euch wieder in Renascan zu sehen."
    Die Betonung schien sagen zu wollen, zu sehen statt zu spüren.
    Für einen Moment überlegt er, ob er ihr Hilfe anbieten soll, kommt dann aber zu dem Schluß das dies mehr als unpassend aussehen würde.
    Die Garde mag zwar Freund und Helfer für die Bewohner sein, aber alles hat seine Grenzen.

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  • "Es ist auch schön, Dich zu sehen, Tarant." Was er konnte, konnte sie schon lange. Und die zusätzliche Betonung brachte zum Ausdruck, dass er sie zwar in der Öffentlichkeit als Respektsperson ansprechen mochte, sie jedoch nicht bereit war, sich auf irgendwelche Distanzen einzulassen.


    Sie machte eine Geste zum Marktstand hin und zu der Verkäuferin, einer Vettel im letzten Drittel ihres Lebens, die die beiden sehr genau musterte.


    "Ich kaufe gerade Vorräte für die kommende Zeit ein. Du bist im Dienst?"

  • Er schaut kurz Richtung Himmel, dann wieder zu Alanis.
    Die persönliche Anrede ignoriert er geflissentlich, Alanis würde sicher nicht bekommen was er sogar Chiara verwehrte. Tarant muss bei dem Gedanken, dass die Procuratorin jedes mal sauer auf ihn ist wenn er sie eben mit "Procuratorin" anspricht statt mit ihrem Namen, ein Grinsen unterdrücken.
    "Ja, aber fast fertig. Wenn ihr möchtet komme ich euch danach besuchen."

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  • Alanis nickte leicht.


    "Sehr gerne. Lass mir ein wenig Zeit, ich muss mich erstmal in meinem Haus einrichten."


    Um die Verkäuferin vom Schauen und Hören abzuhalten, wandte sie sich ihr abrupt zu und orderte einen Sack Kartoffeln und einen Lieferjungen, der das Gemüse und die anderen Einkäufe zu ihr in das Haus am Stichweg brachte. Der entschiedene Tonfall, der auf dem Schlachtfeld schon manchen Mann in Bewegung gebracht hatte, brachte die Frau ganz plangemäß erst ins Stottern und dann in die Sprachlosigkeit. Sie eilte zu ihrem Mann, der zwei Meter weiter stand und Steckrüben sortierte und sprach leise mit ihm. Alanis lächelte dünn und blickte dann Tarant wieder an.


    "Heute Abend? Bei Sonnenuntergang?"

  • Er denkt kurz daran, was Alanis in ihrem Haus erwartet. Dann sagt er:
    "Sehr gern. Soll ich Holz mitbringen?"

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  • Alanis nickte.


    "Besser ist es. Ich glaube ich habe noch ein bisschen was im Schuppen, aber das reicht nicht, ein kaltes Haus durchzuheizen."

    Bei der Vorstellung an die Kälte, die in ihrem Haus herrschen mußte, sträubten sich ihre eh schon arg mitgenommenen Nackenhaare. Indes kehrte die Händlerin zurück und erklärte Alanis, dass das natürlich alles seinen Preis hatte. Alanis kramte derweil entspannt in dem Beutel an ihrem Gürtel, um dem einige Münzen zu entnehmen und ihr wortlos hinzustrecken.


    "Dann sehen wir uns später." Sie lächelte Tarant flüchtig zu, so als läge nicht viel Bedeutung in den gewechselten Worten.

  • Mit einem knappen Nicken dreht sich Tarant und setzt seine Runde fort. Nach kurzer Zeit verlässt er den Marktplatz in Richtung Unterstadt um dort durch die Gassen zu wandeln.

    Lebe frei, stirb stolz.


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  • Alanis warf ihm noch einen grüblerischen Blick hinterher, dann setzte sie ihre Einkäufe fort. Eine halbe Stunde später hatte sie, was sie brauchte und dazu noch den Sohn der Händlerin, der mit dem kleinen Eselskarren kam, um die Vorräte, die Alanis gekauft hatte, aufzuladen.


    Eingemachtes Gemüse und Pilze, Kartoffeln, Fleisch, Mehl, Brot, Gewürze und Süßes, Tee und Milch, Salz, Butter und Eier wurden vorsichtig auf die Ladefläche verfrachtet.


    Dann ging es gen Alanis Haus.

  • Das erste Mal seit langer Zeit durchbrach die Sonne die graue Wolkendecke und erhellte die Welt nach einem bitterkalten Frühjahr. Am Himmel sah man die Formationen der Zugvögel, die wieder nach Hause kamen um die warme Jahreszeit hier und andernorts zu verbringen. Der Winter war bitterkalt gewesen und noch immer saß Renascân die Kälte in den Knochen. Nur in der Sonne konnte man schon den nahenden Frühling spüren.


    Hadra saß auf der Bank, die den großen Baum auf dem Dorfplatz umgab und hielt ihr Gesicht in das helle, warme Licht. Die Hände ruhten auf dem Buch, das auf ihrem Schoß lag. Neben ihr stand die Tasche auf der Bank. Ihre Haare, die sich in der feuchten Luft des Winters unschön zu krausen begonnen hatte, hatte sie mit einer viel zu teuren Tinktur wieder glatt gezogen und mit verschiedenen Spangen fest gesteckt, so dass der Zustand anhalten möge. Ein kaum merkliches aber sehr entspanntes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, als sie die noch schwache Wärme genoss.

  • Tia starrte dem etwas größeren Jungen unerschrocken in die Augen.


    "Jetzt lass mich endlich vorbei!" herrschte sie ihn an.


    Einer der kleineren Buben, die außen herum standen, trat von hinten an sie heran und schubste das Mädchen in den Rücken, so dass Tia einen Schritt nach vorne machte, dem größeren Jungen an die Brust stieß.
    Schnell wirbelte sie herum und verpasste dem Angreifer einen Tritt. Anstatt dass er sich wehrte, hopste er aber lieber außer Reichweite, wo sich die Reihe der Jungen wieder schützend hinter ihm schloß um sie nicht hindurch zu lassen.


    Der große Blonde verschränkte die Arme und grinste sie hämisch an.


    "Na, willst du zu deinem Liebsten? Ich hoffe du lässt dich gut bezahlen. Dein Vater hat ja sicher genug Geld zu seinen Huren gebracht."


    Tia blinzelte ihn kurz an, kniff dann wütend die Augen zusammen.


    "Sag das nie wieder!" knurrte sie.


    "Was davon? Dass du dich bezahlen lassen sollst oder dass dein Vater gut bezahlt hat? Oder hat er vielleicht...?" setzte er ungerührt fort, da er sich in der Sicherheit seiner Bande wusste.


    Mit einem wütenden Aufschrei stürzte sich das kleinere, schmächtigere Mädchen auf den Jungen und schon bald war eine wilde Rauferei im Gange.

  • Mißbilligend verzog Hadra bei dem Lärm den Mund und öffnete die Augen leicht, um sich das Schauspiel anzusehen. Wenn sie Glück hatte, würde das dunkelhaarige Mädchen innerhalb kürzester Zeit ihren Teil abbekommen haben und die Jungen würden von dannen ziehen.
    Seltsamerweise standen die jedoch drum herum und schienen sich nicht wirklich zu trauen in die Rauferei einzugreifen.