Der Dorfplatz von Renascân (3)

  • "Unglücklicherweise-", gab Johanna zu bedenken und wiegte leicht den Kopf hin und her. "Ändert sich das auch nicht, wenn man erwachsen ist. Das Leben ist voller dämlicher Menschen - und die Herrin Laya lehrt uns, sie alle zu lieben, damit man nicht ständig um sich schlagen muss."


    Sie sagte das in absolut bierernstem Ton, aber in ihren Augen funkelte es.

  • Tia zog die Nase kraus und verzog den Mund.


    "Ich soll den da lieben? Das wird ganz schön schwer."


    Darauf grinste sie. Das erste Mal, dass sie wirklich so kindlich aussah wie das Kind, was sie sein sollte. Auch wenn sie es in diesem Moment nicht so erfasste, war es doch Johannas direkte und lebensnahe Art, die ihr jetzt den Ernst nahm.


    "Wenn das immer so sein wird.. also, dass viele Menschen do.. dämlich sind, wie schafft Ihr das dann? Sie zu lieben, meine ich."

  • "Verständlich, dass es Dir schwerfällt, ihn zu mögen. Ihm geht es ja genauso." Die Priesterin wählte einen freundliche, aber verbindlichen Tonfall. Sie wollte, dass sich das Mädchen ernstgenommen fühlte.


    "Und natürlich fällt es mir auch schwer. Aber wenn ich mich über jemanden ärgere, dann denke ich an diese Person und sehe es gleichzeitig als kleines Kind vor mir."


    Ihre Stimme klang weich.


    "Jedes Kind ist ein Wunder, wenn es auf die Welt kommt. Denn es kennt nur Liebe und Vertrauen, in seine Eltern und die Menschen um sich herum. Mit den Jahren passiert es jedoch, dass das Kind verletzt wird - und es lernt auch das Gegenteil von Liebe kennen. Furcht und Zorn. Es verändert sich, weil es das muss, um sich zu schützen. Und irgendwann ist fast das ganze Kind in einem Erwachsenen verschwunden, der mehr oder weniger viel Liebe in sich trägt. - Aber das alles ändert nichts daran, dass jeder Mensch in seiner Seele die Liebe trägt und es verdient, zurückgeliebt zu werden."


    Sie zwinkerte Tia zu.


    "Was übrigens nicht weiß, dass man sich alles gefallen lassen muss. Aber wenn Du das nächste Mal einen gemeinen Menschen siehst, nimm Dir die Zeit, ihn auch als Kind zu sehen. Als Kind, dem sehr viel Schlimmes passiert ist."

  • Hoch oben auf der Linde befreite der Maikäfer sich mit einem ersten Brummen seiner Flügel aus der schützenden Hülle seiner Kindheit. Aufmerksam sah er sich um.


    Ah. Sonne. Wind, der den Geruch von Welt mit sich brachte. Er putzte mit raschen Bewegungen ein paar Staubkörner von seinem Panzer und wackelte mit den Fühlern. Wie nebenbei biss er beherzt in das Blatt, auf dem er saß und ließ dabei die neue Welt nicht aus den Augen, die sich ihm da offenbarte.


    Ein erster Flug? Ja, so sollte es sein. Probeweise hob er seine Flügel an und ließ sie summen. Dann - als hätte man es ihm gezeigt - erhob er seinen dicken Hintern in die Luft und brummte einige Meter in die Höhe, nach unten, nach links und rechts. Ah, das funktionierte also.


    Wieder setzte er sich auf ein Blatt, diesmal ein anderes, und ließ sich diese ganze Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen. Die Linde bezahlte dafür mit ein wenig mehr Grünzeug.


    Dann erhob er sich wieder in die Lüfte und setzte zu einem Sturzflug an, dessen Grund ihm selbst nicht ganz klar war. Irgendetwas zog ihn mit fast magischer Kraft an. Wenige Augenblicke danach verfing er sich in schwarzem, leicht lockigen Haar. Das Gelb hatte er verfehlt. Nur knapp. Aber wenn er vielleicht ein wenig mehr mit den Füßen ruderte, dann würde er vielleicht... sich noch viel mehr verheddern.

  • Johanna zuckte zusammen, als etwas in ihrem Haar landete. Ganz behutsam zupfte die den Käfer aus ihrem Schopf und sah ihn einen Moment sinnend an, wie er da auf ihrer Hand saß und verwirrt hin und her krabbelte.


    "Wie die Zeit vergeht", murmelte sie, dann hob sie den Arm, bis ein Wind unter die Flügel des Maikäfers wehte, der ihn davontragen sollte.

  • Tia schlug die Augen nieder.


    "Ich will ihn nicht mögen." murmelte sie leise. "Wenn ich es wollte, könnte ichs vielleicht. Aber... ich will nicht. Wie kann ich etwas tun, was..."


    Als sie wieder aufschaute sah sie den Maikäfer und schaute ihm fasziniert zu. Mit kullerrunden Augen sah man jetzt sofort das neugierige Kind, das sie eigentlich sein sollte.

  • Johanna schaute ebenfalls das Tier an, das nun zögerlich die Flügel hob. In den feinen Häuten zitterte der Windhauch und die Ahnung von...ja, was eigentlich? Freiheit?


    "Der Wille des Menschen ist seine stärkste Waffe", sagte sie, so als spräche sie zu der Luft. "Du kannst alles tun, was Du willst. Die Frage ist nur, was für ein Mensch Du gleichzeitig sein willst."

  • Tia beobachtete weiter den Käfer, der nun die Flügel ausbreitete, sich zu Johanna drehte und anfing zu brummen als ob er gleich abheben wollte.


    "Ich werde mich bemühen. Aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe."


    Sie seufzte tief. Sie wollte sich schon allein der Herrin wegen bemühen, war sich aber nicht sicher, ob das reichte. Irgendwie erschien es ihr nicht .. richtig.

  • Johanna lächelte und hob die Hand ein wenig höher.


    "Das weiß keiner, tröste Dich", gab sie zurück. "Es ist schwierig, Versprechungen zu machen, von denen man nicht weiß, ob sie in den kommenden dreißig, vierzig Lebenjahren noch Bestand haben werden."

  • Mit einem sonoren Brummen erhob der Maikäfer sich in die Luft und flog in einer leichten Schlingerbewegung schnurstracks auf Johannas Hut zu. Dort krabbelte er ein wenig über die Krempe und verlor fast das Gleichgewicht, als er nur ganz knapp dem Sturz von der Kante entging. Mit drei seiner Beine hielt er sich fest, hing einen kurzen Moment dort im Blickfeld der Frau und saß dann wieder sicher auf dem Stroh.


    Dann hob er endgültig wieder ab und entfernte sich in derselben Schlingerbewegung. Flugkunst war was anderes, aber es funktionierte ja.

  • Nach dem Tarant sich gewaschen, geschlafen und neu eingekleidet hat, dreht er eine Runde durch Renascân, welche ihn auch auf dem Dorfplatz führt.
    Der Wappenrock ist neu und sauber, am Gürtel hängt statt des Schwertes wieder ein Prügel und auf dem Rücken befinden sich wieder Bogen und Köcher.
    Auf seiner Runde unterhält er sich immer wieder mit Straßenkindern oder einzelnen Leuten. Wobei unterhalten relativ ist, meistens sprechen nur die anderen.
    Manchmal wechselt eine Kupfermünze die Hand, meist aber nicht.


    Anscheinden war nicht sehr viel in Renascân passiert während er weg war.


    Gerade als Tarant den Dorfplatz in Richtung Unterstadt verlassen will, kommt ein kleiner Junge angerannt, auf dem Kopf ein Topf und im Gürtel ein Holzstecken.
    Er rennt Tarant fasst um, und beginnt dann aufgeregt zu erzählen, dabei deutet er erst in Richtung der Flunder. Aus seiner Gestik lässt sich vermuten das er über eine Gruppe von Leuten spricht. Als Tarant den Kopf schüttelt, überlegt er kurz und erzählt dann wild mit den Armenwedelnd weiter, diesmal weist er in Richtung Hospital.
    Als er geendet hat verdüstert sich Tarants Miene, trotzdem wechselt eine Kupfermünze die Hand.


    Dann macht er sich auf Richtung Wachgebäude der Unterstadt, es wäre eh Zeit gewesen seine Ordensschwester zu besuchen.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

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  • --------> von der Flunder kommend


    Als die Gruppe auf dem Dorfplatz ankommt meint Nesrin:


    "So meine Herren hier Trennen sich wohl unsere Wege. Zum Hohen Herrn Veit geht es da lang und zum Zaunkönig hier.", dabei deutet sie in 2 unterschiedliche Richtungen.


    "Dolores bring Brendan zu Veit und wir schauen uns die Betten im Zaunkönig an, oder Finlay?", sie zwinkert ihm zu.

  • "Geht klar."


    Dolores hakte sich bei Brendan unter und winkte den beiden anderen.


    "Na komm." meinte sie dann zu dem Knappen. "Aber mit rein komm ich nicht."


    sagte sie grinsend. Dass das eher am Haus als an einer moralischen und körperlichen Unantastbarkeit der Schankmaid lag, sollte soweit allen klar sein.


    Weiter im Sitz des Hauses Saarweiler

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • "Dann machs... machts mal gut ihr. Schade, aber es's wohl besser wenn Dolo... Dolores mitgeht. Machs gut, Prenn...Brendan! sehn uns morgn!"
    Finlay winkt den Beiden noch nach und macht sich dann auf, mit Nesrin weiter die Straße entlang zu gehen.


    An der frischen Luft stabilisiert sich seine Haltung ein wenig und auch die Füße finden nach und nach wieder die richtigen Wege, um den wankenden Körper voranzubringen. Die frische Luft tut gut und vertreibt ein wenig die Betrunkenheit aus dem Kopf.... ein wenig.


    An Nesrin gerichtet, beginnt er wieder zu sprechen und hakt sich unter.
    "Gut... dann verliern wir ma keine Zeit zum Zaunkönig und schaun das Lädschen an!"

  • Wie gebannt schaut Finlay auf seine eigenen Füße, die sich den Weg wie von selbst zu bahnen scheinen. Dabei kommen ihm folgende erquickliche Zeilen in den Sinn, die ihm ein Grinsen aufs Gesicht zaubern:


    Und die Füße gehen so, und die Füße gehen so,
    so gehn die Füße, und die Füße gehen so...

  • Gemeinsam laufen die beiden zum Zaunkönig.


    "Schau, da wären wir. Also ich finde ja, dass unsere Flunder von außen einladender ist. Irgendwie schnuckeliger. Aber hey, Betten sind natürlich ein vorteil!", meint Nesrin grinsend.


    Dann buckisert sie Finlay immer noch untergehakt und schäkernd durch die Tür des Zaunkönigs.


    ----> weiter Taverne "Zum Zaunkönig"