Der Dorfplatz von Renascân (3)

  • "Ach Ihr seid nur zu Besuch in unserem schönen Städtchen!", meint Adda und nickt.


    Sie laufen ein paar Straßen weiter. An einer Kreuzung bleibt Adda stehen.


    "So, hier verlasse ich Euch nun. Ihr müsst diese Straße hoch gehen, dann stoßt Ihr genau auf das Gebäude der Späher."


    Sie beschreibt ihm noch kurz das Haus.


    "Hat mich gefreut Euch kennen zu lernen, Finlay. Ich wünsche Euch noch einen schönen Aufenthalt hier, bei uns."

  • Einige Zeit später - viel später - tratAlanis auf den Dorfplatz und sah sich mit einem Aufseufzen um.


    Wie schrecklich eng einem Renascân erscheinen konnte, wenn man wieder einmal die Welt gesehen hatte. Andererseits lag natürlich in der Unendlichkeit der Welt eine Hoffnungslosigkeit, die einem nur ein Heim in einem kleinen, geschützten Umfeld nehmen konnte.


    Grüblerisch wanderte sie über den Markt und ließ den Blick über die Waren gleiten. Man merkte, dass es schnurstracks auf den Winter zuging, denn bis auf einige Äpfel, Birnen und Quitten gab es kein heimisches Obst mehr.


    Sie kaufte ein wenig Speck und ließ sich einen Kanten davon in kleine Würfel schneiden, von denen sie Moclin einen zuwarf. Dann kaufte sie einige andere Dinge wie Käse, Kartoffeln, Eier, Milch, Mehl, ein wenig Fleisch und Gewürze.


    Hin und wieder sah sie sich um, ob sie bekannte Gesichter entdecken konnte.

  • Auf dem Dorfplatz stand ein junger Bursche, der sich eine Tasche umgeschnallt hatte, in der ein Stapel eng beschriebenes Papier lag. Seinen Mantel hatte er dicht an den Hals gezogen, die Nase war leicht gerötet. Mit einer Hand hielt er einige gebundene Zettel in die Luft


    "Der Magonische Landbote zu Renascân! Die neuste Ausgabe! Alles zum Friedensfest! Nachrichten aus Magonien und der Welt! Der Magonische Landbote, diesmal mit drei Blättern für nur ein Kupfer! Sonderangebot! Die Friedensfest-Ausgabe vom Landboten, nur ein Kupfer!!!"

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Alanis blickte von einem Bund Spinat auf und überlegte einen Moment. Dann pfiff sie auf zwei Fingern den Burschen heran und kaufte ihm eine Ausgabe ab.


    Interessiert las sie nach, was während ihrer Abwesenheit in Renascân geschehen war und schnaubte abfällig, als sie den Part über das Hospital lag.


    "Erinnere mich daran, den Schreiber wegen übler Nachrede zu verklagen", sagte sie dem Hund und schüttelte mit einem bitteren Zug um den Mund den Kopf. Den Magoniern war sie wohl lediglich zwei Anführungsstriche wert. Aber das war nichts Neues.

  • In der Hoffnung auf mehr von dem Speck hopste Moclin heran, als Alanis den Burschen herbei pfiff. Aufmerksam beäugte er sie während sie las. Vielleicht war ja das geduldige Warten der Test um an mehr der Leckerei zu kommen. Mit großen, runden Augen schaute er zu der Frau auf und wartete.
    Als er endlich wieder Aufmerksamkeit bekam, wedelte er heftig mit dem Schwanz und grunzte, als ob er ihr versichern wolle, dass er sie schon daran erinnern würde.

  • In Gedanken versunken, steckte Alanis Moclin noch ein Stückchen Speckschwarte zu, dann seufzte sie und verstaute die gefaltete Zeitung in ihrer Umhängetaschen. Den selben Weg gingen auch all ihre Einkäufe. Dann, nach einem letzten langen Blick über den Platz, steuerte sie direkt auf das Hospital zu.

  • ----> aus den Wäldern von Renascân kommend


    Mira und Finlay laufen noch ein Stück durch die Stadt und unterhalten sich über dies und das. Kurz vor dem Zaunkönig, bleibt Mira stehen.


    "Ich danke dir, dass du mich begleitet hast und ich nicht alleine gehen musste!", meint sie zu Finlay und der Schalk blitzt dabei in ihren Augen.


    "Wir sehen und sicher bald wieder, Renascân ist ja nicht so groß!"

  • "DUUUUDUUUUUDUUUUUUUUUUUUU!!!"


    röhrte der Knirps. Neben ihm hatte ein anderer Junge Stellung bezogen und sah sehr wichtig aus. Er wies nach links.


    "An der rechten Seite: Herr Geralt vom Auwald auf seinem stattlichen .. Pferd Nepomuk."


    Der Junge hob seinen Stock an den löchrigen Eimer, den er als Helm trug. Ein grüner Lappen, auf den große Augen gemalt waren, war oben auf das Holz genagelt. Mit der linken Hand tätschelte er stolz sein Steckenpferd. Die "Damen" mit den geflochtenen Blumenkränzen auf dem Kopf kicherten. Eine winkte gönnerisch mit der Hand. Wo sie sich das wohl abgeschaut hatte?


    " Und an der linken Seite..."


    Er wies nach rechts.


    "...der Herr Veit von Saarweiler auf Boren."


    Das Steckenpferd des Herrn Veit hatte sehr verdächtige Hörner und weiß angestrichen war es auch. Wieder kicherten die Damen und die eine grüßte gönnerisch.


    Auf einen Wink des "Herolds" ging es los. Wild rannten die Jungen aufeinander zu und landeten beide einen Treffer auf dem jeweils anderen Eimer, die ein kleines Stück weiter über die Ohren rutschten.


    Die Dame winkte gönnerhaft. Das Mädchen neben ihr steckte sich den Zeigefinger in den Mund, lutschte ihn ab und steckte ihn mit einem befriedigten Grinsen in das Ohr der Nebenfraul. Die quiekte entsetzt auf und verlor prompt alles gönnerhafte. Sie holte aus und watschte dem Fingermädchen die flache Hand an den Hinterkopf. Als die kurzerhand anfing lautstark zu heulen, brachte sich eine weitere ein und revangierte sich an ihrer statt. Sofort entstand ein Handgemenge.


    Die zwei Ritter hatten, der Aufmerksamkeit der Damen so prompt beraubt, verdutzt innegehalten. Ihre hilflosen Versuche Frieden zu stiften endeten in einer lautstarken Diskussion über die Ehre der anwesenden Weiblichkeit und wer denn nun im Recht war. Ein wilder Kampf zu Pferde entbrannte.


    Der Herold stand einige Meter daneben und versuchte möglichst unauffällig zu sein. Der Knirps neben ihm formte schon den Mund zu seinem weitere Fanfarenstoß, ließ sich davon aber durch einen Rippenknuffer seines Nebenmanns abhalten.


    Ein wunderschöner Sommertag in Renascân.

  • --------> vom Hospital kommend


    Langsam liefen Mira und Narvi die Straßen entlang. Viel hatte Mira nicht zu erzählen. Sie berichtete kurz was seit Weltenfacht passiert war und merkte, dass es kaum der Rede wert war. Ihre Gedanken schweiften kurz ab nach Weltenwacht.


    "Habe ich dir eigentlich erzählt, dass Finlay sich bei mir entschuldigt hat?", fragt sie Narvi gerade, als sie am Dorfplatz ankommen, auf dem sichtlicher Tumult herrscht.


    Irritiert betrachtet Mira die Szene und versucht bei dem Haufen wuselnder Kinder herauszufinden was los war.

  • Narvi würdigte die Kinder nur eines kurzen Blickes. Sie schmunzelte, wandte sich Mira wieder zu und ließ sich nur insofern noch ablenken, als dass sie darauf achtete nicht in Reichweite der fuchtelnden Kinder zu sein. "Das fehlt mir grad noch- Sturz über den Renascaner Nachwuchs. Nein danke."


    Sie hörte in Ruhe Mira zu. War ja nicht wirklich was los in Renascan. Umso beruhigender, da Narvi mit gewissem Frust zu kämpfen hatte so lange sie noch nicht wieder voll belastbar sein würde. Als die Rede von Finlay war gab sie kurz zur Antwort.


    Ich meine, du hast es erwähnt. Die Frage ist nur, ob sich daran etwas ändert, dass er Dinge sagt, diese aber dann nicht einhält. Das kommt bei ihm manchmal vor. Ich glaube das ist einfach so und er tut sich schwer diese Eigenart zu ändern.


    Sie sieht Mira an.


    Mich würde es nur freuen, wenn du dich von ihm nicht enttäuschen lässt, falls es wieder passiert.

  • Narvi kramte ein Stück Papier aus ihrer Gürteltasche und hielt es Mira hin.


    Wo wir gerade dabei sind: Du weißt ja, dass Gadrim mich zum dichten angeheizt hat. Ich hab festgestellt, dass es mir hilft Gedanken zu ordnen. Das ist das Ergebnis.


    In kleiner Schrift stand dort folgendes geschrieben:



    Der Welpe


    Refrain: Einen Hund wollt ich noch nie-
    Besonders keinen Welpen.
    Die nerven viel, gehorchen nie.
    Es ist zum Mäusemelken.


    Doch eines Tag´s lief er mir zu.
    Ganz unbedarft und offen.
    Er ließ mir einfach keine Ruh´,
    So blieb mir nur zu hoffen,
    Dass er bloß keinen Ärger macht,
    Mich eher erfrischt und kuschelt sacht.
    Auch wollt´ ich, dass die Hundeaugen
    Für mich zum drin Versinken taugen.


    Refrain


    Und wie´s so ist mit dem Getier
    Gestand ich mir die Tage:
    Ich wünscht´ er hing nicht so an mir,
    Sei eigens in der Lage
    Zu wissen was er will und braucht,
    Wonach er in dem Leben schaut.
    Schnell stellt´ ich fest: Ich bin´s wohl kaum,
    Da er verfolgt jeden Rocksaum.


    Refrain


    Auch Spielgefährten fand er schnell,
    So viel sei schon mal sicher.
    Nur sträubt sich mir mein "Nackenfell"
    Bei deren dumm Gekicher.
    Um zu beenden meine Qual
    Hatt´ ich dann nur die eine Wahl
    Und ließ ihn „einfach“ laufen.
    Soll sich doch ein andres Weib wegen ihm die Haare raufen.


    Refrain


    Narvi sah ihr beim Lesen zu und wartete ihre Reaktion ab.

  • Mira denkt bei Narvis Worten daran, dass sie von Finlay schon wieder keinen Brief bekommen hat. Kurz steigt in ihr Enttäuschung auf. Dann muss sie aber daran denken, dass er sich das letzte Mal entschuldigt hatte. Sie ist sich sicher, er würde ihr bald schreiben.


    Dann nimmt sie Narvis Zettel entgegen und beginnt zu lesen. Welpe, Rocksaum, anderes Weib. Irritiert überfliegt sie den Text erneut. Was hatte Narvi eben gesagt? Wo wir gerade dabei sind. Finlay! Sie konnte mit dem Welpen nur Finlay meinen.


    Auf Miras Gesicht wich die Irritation und ein breites Grinsen erschien. Lachend fragte sie Narvi:


    "Meinst du damit etwa Finlay?"

  • Narvi setzte eine übertrieben gespielte Empörung auf.


    Wie bitte? Nein!!!! Wie kommst du denn auf SOWAS? Wie könnte ich denn darauf kommen?!


    Sie grinste.


    Ich überlasse das der Interpretation des Publikums. Sie zwinkerte Mira an. Ich schätze es wird nicht allzu viel Publikum hierfür geben, sonst wissen die Leute am Ende noch was ich denke...das wär ja fatal! Sie schenkte ihr noch ein ehrliches Grinsen.

  • Mira nickt und wirft einen Blick zu den tobenden Kindern, bei denen allmälich wieder Ruhe einzukehren schien.


    "Ja, werden wohl nicht so viele sein!"


    Dann schaut sie Narvi und ihr Bein an. "Wollen wir uns ein wenig da drüben auf die Bank setzen?", fragt sie dann.

  • Ein schlanker hochgewachsener Achtjähriger mit leuchtend goldblonden Locken schlendert müßig über den Dorfplatz. Er kickt den ein oder anderen Stein übers Pflaster und scheint insgesamt recht guter Dinge zu sein.
    Seine Kleidung ist sauber und neu, wärmende Wollstoffe in kräftigen Farben.

  • Tarant betritt den Marktplatz vom Wachgebäude kommend und strebt auf die Straße zu, welche zur Unterstadt führt.
    Er trägt den üblichen, abweisenden Gesichtausdruck zur Schau.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

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