Das Wachgebäude der Unterstadt (2)

  • "Oh, ja. Natürlich. Das ist wahr."


    sagte Hadra ohne eine Spur schlechten Gewissens erkennen zu lassen. Sie hob leicht das Kinn und lächelte gewinnend. Bei einem Mann hätte es möglicherweise geklappt.


    "Da war ich am Strand. Glas herstellen."


    Scheinbar glaubte sie wirklich, dass diese Erklärung gut genug wäre sie vor Konsequenzen zu schützen oder Billigung zu erfahren.

  • Ashaba runzelte mißbilligend die Stirn und legte die Hände auf den Tisch.


    "Das Kampftraining ist Pflicht. Und wie jedem anderen Gardisten auch ist es dir nicht gestattet dich davon auszunehmen. Die einzigen akzeptablen Gründe dafür wären gebrochene Arme, Beine oder Tod. Alles drei wäre zu attestieren durch die Heiler."


    Ihrer Miene war durchaus anzusehen, dass sie diese Pflichtvergessenheit der Magierin sicherlich Konsequenzen folgen lassen würde.


    "Verstanden?"

  • Hadras Gesicht versteinerte.


    "Verstanden, Sergeant." bestätigte sie dann in geschäftlichem Tonfall. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihr Kreuz war etwas gerade noch als einen kurzen Augenblick davor.


    Die Zurechtweisung ärgerte sie, zumal ihr klar war, dass sie nicht von ungefähr kam. Was die Folgen anging: Ihr schwante Übles.

  • "Gut. "


    Ashaba lehnte sich wieder zurück.


    "Du wirst Extraschichten schieben auf dem Tor. Fünf Stück. Zwei davon Hundswache. Außerdem wirst du zwei Mal Patroullien am Hafen übernehmen."


    Sie wusste genau, dass sie die Magierin damit traf und das war ja auch ihr Ziel. Darüber hinaus würde sie die Wachen anweisen, dass Hadra bei den Kontrollen am Tor unten stehen würde. Sie wusste durchaus, was die Magierin sonst gerne tat um sich vor den dreckigen Aufgaben zu drücken.

  • Für einen kurzen Moment drohten ihr die Gesichtszüge zu entgleisen.


    "Jawohl, Sergeant." sagte sie dann aber ohne größere Ausrutscher.


    Eine Strafe hatte sie erwartet. aber derart hart? Vor allem die Patroullien ärgerten sie. Womöglich würde sie noch mit diesem Thersites die Strecke ablaufen müssen. Bei dem Gedanken lief ihr ein Schauer über den Rücken.


    Die Verabschiedung fiel recht kühl aus. Hadra beschloß, ihrem Unmut am Strand Luft zu machen. Ein wenig Übung würde ihr gut tun.

  • Darius kam in das Wachgebäude.


    Er legte seine Hand leger auf den Knauf seines Anderthalbhänders und er sah sehr ausgeruht aus, seine Miene war neutral aber freundlich.


    Darius ging zu Ashaba, um sich eine Beschäftigung zu holen und er wollte erfahren, ob es was Neues gäbe.


    "Den Fünfen zum Gruße, Ashaba!"


    Ein knackiger Gardistengruß.


    Er wartete.

  • Ashaba schaute Darius an und sackte dann demonstrativ auf ihrem Stuhl zusammen nur um sich den Stapel Papier vor ihr vor die Stirn zu schlagen.


    "Schreibkram. Wie ich ihn hasse." stöhnte sie.


    "Setz dich, Alterchen. Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten." grinste sie und sah sehr wohl, dass er ausgeruht war.


    Wenn er schon da war, würde er direkt einen Statusbericht bekommen, damit er auf dem Laufenden war.

  • Darius grinste über beide Ohren, wegen des Papierkrams, welches dann zu einem süffisanten Lächeln mutierte, mit einer hochgezogenen Augenbraue, wegen dem Alterchen... aber Vorgesetzten sollte man nicht widersprechen.


    Er setzte sich hin, wobei er wie ein alter Mann ächzte. Dann verschränkte er die Arme und wartete.

  • "Also..." sie rieb sich über die Augen und fragte sich, wie weit er informiert war.



    "Unser Neuzugang in Sachen Magie - die Frau, die dir eben grade wohl entgegen kam - wird vermutlich nie wieder eine Pflichtveranstaltung ausfallen lassen. Dafür habe ich gesorgt. Daran wird sie sich erinnern."


    Sie grinste ein wenig schadenfroh und tippte mit dem Griffel auf den misshandelten Stapel Papier.


    "Dorian sollte derzeit damit beschäftigt sein, die Sache mit van Daik aufzuklären. Das mit den Fässern. Er hat sich selbst dafür angeboten."


    Ashaba zuckte mit den Schultern.


    "Van Daik selbst hat sich meines Wissens nicht darum gekümmert, dass da irgendwas weiter geklärt wird. Vermutlich raucht er weiterhin seine Wut aus. Dorian ist bis auf weiteres dafür von den Wachen und Patroullien befreit und ermittelt nach eigenem Ermessen. Was noch?"


    Kurz dachte sie nach.

    "In Amonlonde gibt es einen neuen Katschmarek. Keine imposante Erscheinung aber wohl auch nichts Schlimmes. Daynon ist in Sachen Diplomatie etwa so bewandert wie... Maglor. Ein Affront nach dem anderen."


    Theatralisch blies sie die Wangen auf und schüttelte den Kopf.


    "Die lieferten sich mit Amonlonde einen harten Wettstreit, wer wen am gemeinsten angeht. Ende vom Lied: Seine Excellenz hat ihnen warum auch immer nicht die Köpfe von den Schultern gerissen sondern Hilfslieferungen zugesagt. In Daynon ist die Kacke weiter am Dampfen und auch in der Kolonie von Amonlonde haben sie zu knabbern. Fieses Kroppzeug, was da wandelt."


    Dann grinste sie.

    "Oh und falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest: Damorg und Gimrid sind wieder da."

  • Darius hörte zu und nickte ein paar mal. Das waren sehr viele Neuigkeiten.


    "Mit den Amonlondern bin ich mal gespannt wo das hinführt... einfach abwarten..."


    Dann strich er sich gedankenverloren über das Kinn.


    "Mit den Fässern von van Daik habe ich gehört. Aber wenn Dorian an der Sache dran ist, dann wird das auch aufgeklärt..."


    Dann blitzte Interesse in ihm auf.


    "Die Neue? Nein, sie lief mir nicht entgegen. Wer ist das denn? Die von dem Freundschaftsmanöver in Amonlonde? Was hast die Arme denn angesellt?"

  • Ashaba beugte sich vor, legte die Ellenbogen auf dem Tisch ab und faltete die Hände.


    "Die Arme..."


    begann sie.


    "... hat für sich selbst beschlossen die Schwertübungen ausfallen zu lassen um sich anderweitig weiter zu bilden. Und nein, nicht die, die beim Manöver in Amonlonde dabei war. Die hier wirkt, als wüsste sie was sie tut, ist aber meines Erachtens noch verdammt grün hinter den Ohren. Du könntest ihr ein wenig auf die Finger sehen. Ich denke, sie ist brauchbar."

  • hmmm...


    Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich.


    Möchte also eine Kampfmagierin bei der Garde sein und versäumt auf eigenes gutdünken wichtige Übungsstunden. Das geht nicht. Sonst fliegt sie schneller mit den Vögeln als uns lieb ist.


    Er lehnte sich vor.


    Auf die Finger sehen? Wie intensiv soll ich sie denn quälen? Und ab wann?

  • Ashaba grinste.


    "Du sollst sie nicht direkt quälen sondern ihr erst mal auf die Finger schauen, damit du beurteilen kannst, zu was sie fähig ist. Dann kannst du sie quälen. Ihren Fähigkeiten entsprechend."


    Auf das Wann überlegte sie kurz.


    "Hmm.. ich denke, sie sollte erst mal ihre Sonderdienste antreten. Oder willst du schon vorher anfangen? Schaden tut es nicht. Sie deutete an, dass sie öfter mal am Strand übt. Da unkontrollierte Zauber potentiell gefährlicher sind als ein Depp, der mit einem Schwert nicht umgehen kann, ist das vermutlich nicht das schlechteste Übungsgelände. Vielleicht solltest du mal vorbei schauen."

  • Darius fing an wie ein Wolf zu grinsen, dem man ein frisches lebendes Reh ohne Fluchtmöglichkeit vorsetzt.


    „Am Strand, wie? Das Leben als Gardist kennt keine Zeiten für Müßiggang. ”


    Er lachte derb.


    „Ich habe gerade nichts vor. Wenn Du nichts dagegen hast, dann werde ich mich anbieten ihre versäumte Übungstunde... Öhm... nach zu holen. Am besten... Jetzt gleich?”

  • Ashaba zog eine Augenbraue hoch.


    "Friss sie nicht und verscheuch sie nicht. Einen taktisch geschulten Magier können wir gut in unseren Reihen gebrauchen. Wenn sie am Strand tatsächlich flanieren geht, dann kannst du ihr meinetwegen die Hölle heiß machen. Aber ich glaube fast..."


    sie schaute demonstrativ aus dem Fenster und grinste vielsagend.


    "... dass das bei dem Wetter kein großer Spaß ist."


    Draußen hatte es angefangen zu regnen. Kalter Wind bog die Äste der Bäume und ließ die Wolken über den Himmel sausen. Wahrlich kein Spaß.


    Sie schaute noch einmal über ihren Blätterstapel und legte ihn dann wieder vor sich hin.

    "Ich glaub das wars soweit. Noch Fragen? Ach so, Bericht. Wenn du fertig bist. Du weißt ja: Keine Handlung ohne Bericht. "

  • Darius schaute auf das Wetter draußen. Perfekt für eine kleine Manöverübung.


    Gut. Gut. Nein ich werde sie nicht verscheuchen und ja ich bringe dir einen Bericht... Ich schau mal aus welchem wasserfesten Material die Dame ist.


    Er stand auf und schaute auf den Papierkram, salutierte anständig.



    Viel Spaß noch.



    Er lächelte und ging hinaus Richtung


    ------------> Strand

  • Dorian grüßt die Wachen mit einem freundlichen Nicken als er eintritt, lässt sich aber in kein Gespräch verwickeln.


    Im Wachhaus wendet er sich sofort an den Sekretär:


    Ich müsste dringend mit Sergant Ashaba sprechen. Ist sie momentan da und hätte sie Zeit für mich? fragt er ohne umschweife.

  • "Gääääh?!"


    keucht Frederico und lässt das Stück Papier fallen, das er soeben gelesen hat. Dann schiebt er seine Brille zurecht und liest noch mal, die Lippen leicht bewegend.


    "Das kann ja nicht wahr sein!"


    Dem sonst so enervierend ruhigen Frederico steht eine Zornesfalte auf der Stirn.


    "Diese Stümper!!"


    flucht er und wirft das zusammengeknüllte Schriftstück durch die Gegend. Als er Dorian den Raum betritt, keift er dem ein völlig untypisches


    "Was?!" entgegen.


    Dann verschränkt er die Arme vor der Brust, sitzt etwas zusammengesunken in seinem viel zu großen Stuhl vor seinem viel zu großen Schreibtisch und sieht gerade viel zu sehr wie ein viel zu knatschiger Gnom aus. Dass ihm eine Strähne seines blonden Haares senkrecht vom Kopf absteht, verstärkt nicht nur den Eindruck gerechten Zornes sondern auch die Ähnlichkeit mit einem Gnom.