Das Wachgebäude der Unterstadt (2)

  • Mit schwungvoller Geste schob er Reinmar den dritten Zettel hin, auf dem einige Dinge aufgelistet waren.


    "Du hast Anspruch auf eine Liege mit Decke und Kissen, die Kiste, die am Ende der Liege steht, Bereitstellung von Waffen und Rüstung gemäß der Einstufung. Die Instandhaltung muss selbst initiiert werden, wird aber von der Garde getragen. Ebenso gestellt werden Kleidung im üblichen Maße, die täglichen Rationen an Lebensmitteln, Sold und Sonderleistungen, wenns raus geht. Gang runter, Tür geradeaus. Da ist das Lager. Der Diensthabende dort wird dich fürs erste ausstatten. Morgen zur achten Stunde findet die erste Einstufung statt."


    Den zweiten Zettel, auf den er irgendwas drauf geschrieben hatte, faltete er einmal zusammen und legte seine flachen Hände darauf.


    "Viel Spaß." meinte er mit einem dünnen Lächeln.

  • Der an kärgliches Quartier gewöhnte junge Mann nickte bei der Auflistung seiner Ansprüche, doch nicht ohne einen Hauch von Bitterkeit auf seiner Mine zu zeigen. Zum Glück hatte er sich nie der Phantasie hingegeben Renascân sei das gelobte Land für einen viel zu jung viel zu erfahrenen Kämpfer wie ihn.
    Die Erwähnung seiner Einstufung quittierte er dann wieder mit einem gewinnenden Lächeln, ohne den Anflug von Freude auf dem Gesicht des Schreibers bewusst wahrzunehmen.
    Reinmar wandte sich sodann um, folgte zielstrebig dem beschriebenen Weg und nach kurzem Gespräch mit dem Wachhabenden verließ er das Quartier auch schon wieder. Nach einer so langen Zeit auf dem Meer, umgeben von Wasser und Ratten, zweibeinigen wie vierbeinigen, brauchte er vor allem eins: Ein Badehaus. Danach ginge es frühzeitig ins Bett um am nächsten Morgen bei der Einstufung zu glänzen.

  • Narvi rannte gern bergab....und obwohl es kaum ein Gefälle gab, machte sie einem Reh auf der Flucht alle Ehre. Als sie beim Wachgebäude ankam, wendete sie sich direkt an die erstbesten Gardisten, die ihr unterkamen.


    Raimund! Torben! Seit ihr gerade entbehrlich? Ich brauche Unterstützung dabei einen Schläger in Gewahrsam zu bringen. Er kommt wohl kaum freiwillig mi und hat bisher dermaßen um sich geschlagen, dass ich ihm noch nicht mal klar machen konnte, dass er gegen einen Gardisten geht.
    Kurzum: Kommt bitte mit. Ist ein Sergeant oder zumindest Korporal anwesend? Ich möchte kurze Meldung abgeben, falls weitere Verstärkung gebraucht wird.

  • Direkt neben dem Wachgebäude, auf dem Übungsplatz der Garde, hatten sich einige Leute aufgestellt. Auf einmal schallte es herüber


    "DA! Da isse ja! Das...das ist die Gardistin, die dabei war!..."


    Ein Mann zeigte mit ausgestreckten Finger auf Narvi. Es war der junge Mann, den Alanis und sie vor dem Hospital angewiesen hatten, die Garde zu verständigen.

  • Narvi wandte sich knapp an ihre Kameraden. Wenn ihr die Zeit entbehren könnt, helft bitte und folgt mir.


    Mit diesen Worten wandte sie sich dem Schreihals zu und rannte zum Übungsplatz. "Herrje, der hat ja "viel" erreicht in der Zwischenzeit" dachte sie bei sich.

  • Einer der Gardisten öffnete gerade den Mund um zu antworten und schloß ihn wieder, als Narvi sich schon weiter wandte. Er senkte den Arm wieder, mit dem er gerade Richtung Übungsplatz gewiesen hatte.

  • --> aus der Unterstadt kommend


    Narvi blieb bei Nesrin, um ein AUge auf sie zu haben. Immer wieder wanderte ihr Blick zu dem menschlichen Paket, was die beiden Gardisten behende mitschleiften.


    Ihr tut gut daran ihn abzulegen, sobald er wach wird. Er tendiert zum Beißen - und das wollen wir ihm nicht nochmal gönnen. Sie hob ihre verbundene Hand Entschuldigt auch den strengen Geruch. Er bekam nen Nachttopf über - einen VOLLEN Nachttopf. Und der Rest wird wohl Branntweingestank sein. Gönnt euch eine ordentliche Säuberung nach dem Kontakt zu ihm. Is gesünder. Mehr wollte sie nciht durchblicken lassen. Zufrieden registrierte sie die etwas angewiderten Gesichter der Gardisten. "Die WERDEN sich waschen! - Gut so!"


    Beim Wachgebäude angelangt wies sie ihre Kameraden an: Ab in den Karzer mit ihm, wie Timos sagte.


    Narvi blieb bei Nesrin und erklärte ihr. Also wir beide gehen jetzt zu einem Schreiberling, der einige Fragen stellen wird. Du sagst ihm was du weißt ...und dir wird nichts geschehen ...ihr ernster Blick geriet ins Kippen und sie lachte kurz auf. Nein im Ernst, ich hatte eben nur eine Aufheiterung gebraucht. Du hilfst uns sehr, wenn du uns erläuterst was genau du mitbekommen hast.


    Nebenbei rollte sie vorsichtig den verband von Nesrins Hand und besah sich das "Prachtstück". Sie warf den Putzlappen beiseite, roch daran und verzog die Mundwinkel gen Erdboden. Darauf verzichtest du lieber. Ich reinige dir die Wunde. Etwas aufgrissen ist die Haut hier. Sie zeigte die Stelle, nahm die Wasserflasche von ihrem Gürtel, wusch die Wunde aus und kramte einen sauberen Verband aus ihrer Gürteltasche, den sie Nesrin reichte. Narvi mochte es, wenn die Verletzten noch mithelfen konnten bei der Versorgung. Das nutzte sie immer aus, um die Leute abzulenken. Nichts war schlimmer als Verletzte, die die kleinste Geige der Welt spielten *mimimimimimimimiiii*. Narvi rieb die Wunde mit einer reinigenden Kräuterpaste ein, was etwas brannte. Dann nahm sie Nesrin den Verbadn ab und umwickelte ihre Hand mit wenig Druck, so dass der Verband gut saß. Etwas besser so.

  • Nesrin lief mit und hielt ihre Hand weiter nach oben.


    "Klar kann ich dem erzählen was ich gesehen habe, aber viel weiß ich auch nicht."


    Hält die mich für bescheuert, fragte sie sich während sie Navis Worten lauschte. Nesrin fand diese Navi immer unsympathischer. Hält sich wohl für was besseres, dachte sie bei sich.


    Als Navi sich an ihrer Hand zu schaffen machte, ließ sie es zu, beschloss aber nochmal im Hospital vorbei zu schauen. Wegen so nem Kratzer macht sie so nen Geschiss, überlegte sich Nesrin während Navi die Hand säuberte.
    Als Navi sie fragte, ob es besser sei, überlegte Nesrin kurz, ob sie sagen sollte, dass die Hand immernoch pochte und sie ihre Finger nicht wirklich bewegen konnte. Aber sie sagte nichts.


    "Danke, ist schon viel besser!", meinte sie freundlich lächelnt. "Wo müssen wir denn nun hin?"

  • Nach dem Fest der Akestera


    "Du erwischst mich niemals", rief ein braunhaariger Wuschelkopf einem anderen Jungen zu, der einen verbeulten Topf auf dem Kopf trug und rannte los.


    Beide Jungen hatten Stöcke in der Hand, die entfernt an Schwerter erinnerten.


    "Denkst du!", brüllte der andere Junge und lief dem Wuschelkopf hinterher.


    Der Wuschelkopf schlug einige Haken, aber er hatte keine Chance. Der andere Junge kam immer näher holte aus und haute mit dem Stock zu. Der Wuschelkopf fuhr jaulend herum und ging zum Angriff über. Die beiden schlugen mit den Stöcken solange aufeinander ein, bis der Stock des Wuschelkopf zerbrach. Daraufhin schmiss dieser den anderen um, genau vor die Füße einer 7 köpfigen Gruppe, die gerade um die Ecke kamen. Erschrocken und mit großen Augen starrten die beiden Jungen die grün-weiß gekleidete Gruppe an.


    "Wer sind die denn?", raunte der Wuschelkupf dem anderen zu.


    "Keine Ahnung!", antwortet der andere leise, "ich habe die noch nie gesehen."

  • Ein Mann tritt aus der Gruppe der grün-weiß gekleideten Leute. Er trägt jedoch eine lange, gelbe Cotte und darüber einen roten Surcot. In seiner Hand sehen die beiden Jungen einen langen Speer. "Heda, Burschen! Wo finden wir die Schenke, die sich 'Zaunkönig' nennt? Sprecht schnell!"

  • Der Wuschelkopf zuckt zusammen und der andere versucht ein wenig von der Gruppe weg zu kriechen. Dabei tastet er nach dem Topf um ihn auf dem Kopf zurecht zu rücken. Dann starren sie dir Gruppe mit offenem Mund an.


    Der Wuschelkopf zeigt stumm in eine Richtung.


    "Stimmt doch garnicht! Dalang geht es viel schneller!" zischt der andere Junge und eine kleine Auseinandersetzung entsteht, bei der die Gruppe nicht viel versteht, in der sich die beiden Jungen darüber streiten, in welche Richtung der Zaunkönig am schnellsten zu erreichen ist. Es ist schwer zu sagen, wie die beiden Jungen das Thema wechselten, vielleicht weil sie sich nicht einigen konnten.


    "Bestimmt ist das ein Ritter", kann die Gruppe plötzlich von dem Wuschelkopf vernehmen.


    "Psst," macht der andere Junge, "nicht so Laut!" und schaut verstohlen zu der Gruppe auf.

  • Unwirsch betrachtet der Kriegspriester die vor ihm stehenden Jungen. "Du da!", er zeigt mit dem Finger auf einen der beiden Knaben, "du wirst uns zum Zaunkönig bringen, dafür gibts auch einen Penning. Und nun rasch, wir haben kein Zeit zu verschwenden!"

  • Ein offenbar sehr gut gelaunter und vergnügter Mann, gekleidet in eine dunkelgrüne Tunika, fängt bei den Worten der Kleinen etwas an zu lächeln und schaut grinsend zu dem Speerträger...Den Mantel trägt er locker über der Schulter und bis auf ein paar Beuteln trägt er nichts außer einem Dolch am Gürtel bei sich.


    Immer wieder huscht sein Blick zwischen den Kindern und dem gelb-rot-Gekleideten hin und her. Bei sich dachte er,


    Ay.... Die Kirgh scheint den Umgang mit Kindern echt nicht in jeder Kirche zu lehren...

  • Der Kleine mit dem glatten, dunklen Haar zog die Nase kraus.


    "Was ist ein Penning? Kann man das essen?" fragte er in der Hoffnung auf etwas Süßes.


    Dabei hängte er die Daumen in seinen schmalen Gürtel und versuchte etwas unbeholfen eine lässige Haltung einzunehmen. Die Reste seines Stockes schob er sich dabei in seinen Gürtel.

  • Auch der Wuschelkopf, rappelt sich hoch und zoppelt seine Klamotten zurecht. Seinen Stock hat er irgendwo weiter hinten verloren, daher stemmt er jetzt die Arme in die Seiten und schaut die Gruppe weiter kritisch an.


    "Ich bin mir sicher, ein Ritter!", murmelt er leise.

  • Ein junger Mann in grüner Tunika und weißem Mantel trat aus der Gruppe vor, zog ein kleines Geldstück aus einem Beutel am Gürtel und hielt es den Jungen hin. "Das ist ein Penning, ihr Krümel. Den könnt ihr nicht essen, zumindest schmeckt er nicht besonders, aber ihr könnt euch was von kaufen. Also, wer von euch will sich den verdienen?" Der junge Mann hielt die Münze mit zwei Fingern hoch, das sie in der Sonne glänzte, und stütze die andere Hand auf den Knauf des kurzen Schwertes, das er an einem Schultergurt trug.