Das Wachgebäude der Unterstadt (2)

  • Ashaba verdrehte die Augen und musste ein wenig grinsen.


    "Natürlich nicht. Sag ihr einfach, dass es keine Option ist das Studium an der Akademie auszusetzen. Und wenn sie es wagen sollte irgendwas Dämliches zu erwidern, dann schick sie zu mir."

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Unsanft stieß Ashaba die Tür auf, die den Flur zu den drei Zellen vom restlichen Wachgebäude abtrennte. Der Gardist daneben hüpfte erschrocken zur Seite.


    "Schick Mira da rein. Sie soll sich um seine Nase kümmern." gnarzte sie und stampfte davon.


    "Die Na...? Jawoll, Sergeant." besann er sich dann.


    "Keine gute Laune heute." ertönte es aus der Ecke hinter der Tür, die langsam wieder nach vorne schwang. Vorsichtig lugte ein behelmter Kopf hervor.


    "Ne, sieht nicht so aus." meinte der erste und zuckte mit den Schultern. "War auch keine Ruhmesleistung von dem Kleenen. Wir schau'n dabei halt nich' so gut aus."


    "Wieso eigentlich Nase? War die gestern Nacht auch schon...?"


    "Ja." sagte der Erste und nickte heftig.


    Bedächtig nickte der Zeite und ging Mira holen.

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    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Wenig später tauchte er bei Mira auf und klopfte artig in den Türrahmen der offenen Tür, um sich bemerkbar zu machen.


    "Mira, da ist 'ne Nase, die dich braucht." sagte der untersetzte Mann.


    "Der Sergeant hat gesagt, du sollst dich drum kümmern."

  • Mira sitzt an einem Tisch und schaut konzentriert auf einige Blätter die vor ihr über den ganzen Tisch verteilt liegen. Wo war nur das blöde Formular? In Camills Ordnung hatte sie sich noch nicht ganz zurechtgefunden. Die letzte Kräuterbestellung konnte noch nicht so lange her sein.


    "Was ist mit der Nase des Sergeanten?", fragt sie ohne aufzublicken, als der Gardist geendet hatte.

  • "A wa." sagte der Kerl und lehnte sich grinsend gegen den Türrahmen "Nicht die vom Sergeanten. Gestern hat einer der Rekruten Stunk gemacht. Da ist ein.. kleiner Unfall mit seiner Nase passiert. Und die sollst du dir ansehen."

  • Wenig später öffnete sich die Tür, die die Zellen vom Rest des Wachgebäudes abtrennte.


    "Kannst rein. Ist nicht abgeschlossen. Der ist ja nicht gemeingefährlich. Die hinterste Zelle ists."


    klärte der Gardist Mira auf und tippte sich an den Eisenhut.


    Die Zellen sind einfach und zweckmäßig eingerichtet: Der Boden ist mit Brettern ausgelegt und in der einen Ecke steht eine schmale Pritsche. Ein Schemel und ein kleines Tischchen sind auch vorhanden. Zwei kleine Fenster - so klein, dass sicher niemand hindurch passt, aber durchaus Tageslicht in den Raum kommt - sind in den oberen Teil der Außenwand eingelassen. Schließlich sind dies keine Zellen um jemanden für alle Zeit wegzusperren sondern vielmehr die, die dem Insassen mahnend auf die Finger klopfen.

    Thankmar Rhytanian
    Botschafter Magoniens zu Montralur

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  • Die Tür war nur angelehnt, so dass man sie aufziehen konnte.


    Auf dem viel zu kleinen Schemel saß der Delinquent, hatte das Gesicht in die rechte Hand gestützt und malte Kreise auf die unebene Tischplatte. Ab und an stippte er seinen Finger in den Wasserkrug um dann weiter zu malen.


    Sein Gesicht zierte eine Nase, die nur mäßig gerichtet war und entsprechend unschön verbogen aussah. Sein linkes Auge war blutunterlaufen und von einem Veilchen umrahmt, das in allen Schattierungen von gelb zu grün, blau und violett schimmerte. Die Schwellung schien aber bereits etwas nachzulassen. Die Knöchel seiner linken Hand waren ganz offenbar in Mitleidenschaft gezogen worden und wiesen kleinere Schürfwunden auf. An seiner Schläfe klebte etwas die dunkelblonden Haare zusammen, das zunächst wie Blut aussah, sich dann aber als eine undefinierbare Pampe herausstellen mochte. Einige Strähnen standen widerspenstig vom Kopf ab. Er hätte fast gutaussehend sein können. Wären da nicht Nase und Veilchen gewesen, die das Bild etwas zu seinen Ungunsten verzerrten. Ein Kamm und etwas Wasser hätten sicherlich ebenso zur Besserung beigetragen.


    Auf der Pritsche lag der Wappenrock, den ein langer Riss zierte, daneben Nähzeug. Das Garn war zu großen Teilen in einem großen Knoten verheddert.


    Alles in allem ein trauriges Bild.

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    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Mira betrat die Zelle und sah den Rekruten da sitzen. Er tat ihr auf Anhieb leid.


    "Hallo! Ich bin hier um nach deiner Nase zu schauen!", begrüßte sie ihn freundlich.


    Nach einer etwas eingehenderen Musterung verschwindet sie nochmal kurz zu den Gardisten.


    "Ist grade ein Rekrut in der Nähe, der mir etwas heißes und kaltes Wasser besorgen kann?", fragt sie.

  • Der Rekrut schaute Mira entgegen und zog vorsichtig die Nase hoch. Gleich darauf verzog er das Gesicht vor Schmerz. Was wohl wiederum dazu führte, dass die anderen Blessuren zogen.


    "Ach Mist, verdammter." murmelte er etwas nasal und schaute dann schuldbewusst. "'Schuldigung. Wollte nicht fluchen."


    Mit der Linken knibbelte er an der eingetrockneten Pampe an seiner Schläfe herum, was aber nur mäßig zielführend war.


    "War'n schei... war kein guter Abend und eine noch miesere Nacht. Ich seh ganz schön schlimm aus, was?"


    Offenbar etwas unsicher grinste er und entblößte dabei einen halb abgebrochenen Eckzahn.

  • "Oder so.", murmelt Mira, als sie sich wieder umdrehte und zu dem Rekruten verschwand.


    "Nun zu dir!", meinte sie, als sie wieder beim Rekruten ankam. Ohne lang zu fakeln, stellte sie sich seitlich neben ihn, legte ihren Arm um seinen Kopf, die Hand auf seine Stirn und zog den Kopf an ihre Körperseite. Mit einem geübten Griff richtete sie die Nase.


    "So das hätten wir!", meinte sie freundlich. "Jetzt siehst du schon gleich wieder besser aus", grinste sie dann.

  • Der Rekrut jaulte auf und sank dann erst mal nach vorn. Darauf erpicht seine Nase möglichst nicht zu berühren, hielt er sich die Hände vors Gesicht. An seinem Kinn tröpfelte frisches Blut herunter, vermutlich vermischt mit.. etwas anderem. Vorsichtig nahm er die Hände herunter und schaute etwas vorwurfsvoll zu Mira auf.


    "Aua?" kiekste er etwas höher, als es zu seiner Körpermasse passen mochte.

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    Homunkulus (~835 - 902)

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  • In den Augen den jungen Mannes glänzten mehr Tränen als gewöhnlich, als er vorsichtigst seine Nase betastete und das Blut abtupfte. "Autsch." sagte er noch mal.


    "Ja, war eine blöde Idee." gab er nach wie vor etwas nasal zu und senkte den Kopf. Offenbar war er bereits weich geklopft. "Hat mich ganz schön reingeritten. Das sollte so auch nicht ausgehen. Echt nicht."

  • Mira nimmt sich das kalte und das heiße Wasser, welches der Gerdist in die Zelle gestellt hatte. In das kalte wirft sie ein Stück Stoff. Dann kramt sie aus ihrer Tasche ein kleines Tontöpfchen hervor und stellt es in das heiße Wasser.


    "Was hast du denn angestellt?", fragte Mira, da sie das Gefühl hatte, der junge Rekrut wollte es vielleicht loswerden.