Die Wälder von Renascân (2)

  • "Narvi hat mir geholfen und mich zu dieser Esme geführt, die hier in der Nähe wohnt", Finlay zeigt dabei in den Wald - in eine völlig falsche Richtung - und setzt fort, "Und als ich mich mit Esme unterhalten habe, ist Narvi gegangen.... ich weiß nicht genau, wieso, hatte wohl etwas zu erledigen. Als wir fertig waren, wollte ich zurück und dachte mir, dass ich noch nen Nickerchen machen könnte! UND: natürlich hab ich mich nicht verlaufen", setzt er zwinkernd nach.


    "Ich muss später auch nochmal zu ihr, aber jetzt noch nicht"

  • Mira ginst breit, als Finlay in Esmes vermeindliche Richtung zeigt.


    "Ich würde niemals annehmen, dass du dich verlaufen hast!", meint Mira lachend, "Das heißt du hast noch ein bisschen Zeit? Ich finde hier ist es nämlich wirklich schön und wenn du nichts dagegen hast, leiste ich dir noch ein bisschen Gesellschaft.", sie schaut über die Lichtung.


    "Danach können wir ja zusammen in die Stadt zurück laufen. So als Frau ist man natürlich immer beruhigter, wenn man nicht alleine Laufen muss!", sie zwinkert ihm zu.


    Etwas ernster fragt sie dann:


    "Bei Esme? Warum denn das? Ist bei dir alles in Ordnung?", ihre Stimme klingt ein wenig besorgt.

  • Am anderen Ende der Lichtung biegen sich einige Zweige zur Seite und wenig geräuschlos kommt ein graubrauner, struppiger Hund hervor. Seine Schnauze hat er auf dem Boden und scheint konzentriert einer Spur zu folgen. Als er die beiden Menschen sieht, verharrt er, hebt erst den Kopf und lässt ihn dann wieder sinken. Als sei er bei irgendeiner Untat ertappt worden, legt er die Ohren zurück, klemmt den Schwanz ein und starrt einen Augenblick bewegungslos über die Lichtung.
    Dann dreht er sich um und verschwindet eilig wohl in der Hoffnung, dass niemand ihn gesehen hat wieder im Gebüsch.

  • Mira nickt nur auf Finlays Aussage und schaut dann Moclin hinterher wie er im Gebüsch verschwindet.


    Dann meint sie lächelnd:


    "Du sagtest grade Narvi habe dich zu Esme gebracht. Ist zwischen euch also wieder alles in Ordnung?"

  • Auch Finlay blickt kopfschüttelnd dem Hund nach.


    "Äh ja... bei uns ist alles soweit in Ordnung... Aber am Abend war ich schon ein wenig von der Situation überrascht", setzt er grinsend hinzu. "Gerade diese Nesrin... und dann war da noch diese andere, äh, Dolores....."

  • "Gut, wenn bei euch alles klar ist!", meinte sie lächelnt.


    "Ist Dolores auch Schankmaid in der Flunder?", sie schaut ihn fragend an.


    Du scheinst ja ein beliebter Mann zu sein!", fügt sie dann mit einem verschmitzten grinsen hinzu.

  • "ja... Dolores ist auch sowas wie ne Schankmaid...und ich glaub ich weiß auch, was sie als Nebenbetätigung so ausübt...", setzt er lachend hinzu. "Da muss man sich schon in Acht nehmen, wo man wann hingeht, um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen."


    Finlay blickt immer wieder nach oben und beobachtet die Sonne bei ihrem Lauf.


    "Ich glaube, ich sollte bald mal zurückgehen und mich mal bei Evan blicken lassen...Ganz so einfach ist es dann doch nicht", sagt er ein wenig trübseelig.

  • "Na dann lass uns gehen!"


    Mira steht auf und hält Finlay die Hand hin um ihm hoch zu helfen.


    "Du begleitest mich doch sicher in die Stadt?", fragt sie ihn dann.


    "Wie schon gesagt, so als Frau alleine im Wald und so!", setzt sie zwinkernd hinzu.

  • Finlay streckt ebenfalls die Hand aus und lässt sich aufhelfen.


    "Ja, sicher... Renascan soll ja ein gefährliches Pflaster sein, hab ich gehört", setzt er zwinkernd hinzu und macht sich auf den Weg. Nach ein paar Metern bleibt er stehen, dreht sich um, und nickt ihr zu.


    "Sag mal, willst du nicht den Weg angeben?", gibt er lachend von sich.

  • "Erstmal zurück in die Stadt... Eventuell Evan bescheid geben, warten, ob er was zu sagen hat.... und ich müsste glaube nochmal in den Zaunkönig. Hab da wohl was verloren, als ich ins Bett gefallen bin.", entgegnet er.


    Is' ja auch nichts Neues...

  • Konzentriet schaute Skima in den Himmel. Da drüben flog der Falke. Dort musste es sein. Leise lief sie weiter durch das Unterholz.


    Es war nun einige Monde her, dass sie in den Hafen eingelaufen war. Die Zeit verging schnell. Längst hatte sie sich bei den Spähern eingelebt und längst kannte sie die Wälder in unmittelbarer Umgebung der Stadt wie ihre Westentasche. Hier war sie oft. Denn hier war es ruhig. Menschen hatte sie viel zu viele um sich. Was sie vermisste waren die Ponys. Aber die gab es in der Stadt nicht. Wenn schon kein Pony, dann wenigstens einen Falken. Heute wollte sie ihre Entscheidung in die Tat umsetzen. Auch wenn sie nie selber einen Falken gezähmt hatte, hatte sie es oft genug mitbekommen. So schwer schien es nicht zu sein, wenn man wusste worauf es ankam.


    Da war der Baum in den vor Jahren der Biltz eingeschlagen war. Man konnte immernoch die Spur den Stamm hinunter erkennen. Nun war es nicht mehr weit. Kurz darauf fand sie den Baum, den sie suchte. Und oben in den Ästen hing das Nest. Sie hatte sich diesen Baum herausgesucht, weil die Äste ideal zum Klettern waren. Lange hatte sie die Falken beobachtet und nun war die Zeit gekommen. Kein Falke war zu sehen. Sie hatte die richtige Zeit erwischt. Geschickt kletterte sie die Äste hinauf. Vier Eier lagen dort vor ihr. Kurz überlegte sie, welches es sein sollte. Dann entschied sie sich und nahm eines vorsichtig aus dem Nest. Ganz behutsam legte sie es in einen Beutel, den sie mit Stroh gepolstert hatte und hängte ihn um ihren Hals. Vorsichtig kletterte sie vom Baum und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt.

  • Emma läuft durch das hohe Gras auf die steinigen Steilhänge zu, die sich in Richtung Raken erstrecken und genießt die Sonne.
    Ein angenehmer Wind fächert die trockenen Grashalme durcheinander und lässt die Wiese wirken, als würde sie Wellen schlagen.
    Als sie den Hang erreicht beschattet sie die Augen mit einer Hand und sieht prüfend hinauf. Ja, da wachsen bereits die ersten Sanddornbüsche.
    Die orangefarbenen Beeren strahlen im Sonnenschein und die Äste sind schwer von den vielen Früchten.
    Emma klettert den Hang bis zum ersten Busch hinauf und sucht sich einen sicheren Stand. Dann beginnt sie, die empfindlichen Beeren abzupflücken und in ihren Korb zu legen.



    Nach einer Weile beginnt sie zu summen. Ihre Hände wandern flink zwischen dem Strauch und dem Korb hin und her.
    Als ein großer Schwarm Vögel in über sie hinwegfliegt, hält sie kurz inne und sieht ihm nach. Sie lässt den Blick schweifen, betrachtet die Wiesen, den Waldrand und den Fluss und findet es wunderschön.
    Trotzdem breitet sich das Fernweh in ihr aus. Nachdem sie Wildau verlassen hatte war sie einige Zeit mit Lina durch Magonien gereist.
    Es war anstrengend gewesen, doch die stetige Abwechslung hatte ihr gut gefallen. Die Schiffsreise nach Renascân, allerdings, war furchtbar gewesen und nachdem sie endlich angekommen waren, hatten sie Beide keine Lust mehr auf Reisen gehabt. Renascân gefiel ihr gut. Das Zimmer bei der Witwe Kramer war gemütlich und sie hatte viele Freunde gefunden. Das erste Jahr war sie einfach froh gewesen, wieder ein Zuhause zu haben, aber mittlerweile hatte sie doch wieder Lust auf etwas Abwechslung. Wenn Narvi und Mira von ihren Abenteuern erzählten, wurde sie fast ein bisschen neidisch.
    Andererseits lief der Verkauf ihrer Kräuter seit diesem Jahr wirklich gut. Sie hatten viele Kunden und sie kam kaum hinterher ihre Vorräte aufzufüllen. Eigentlich konnte sie es sich nicht leisten zu verreisen… es sei denn… vielleicht, wenn sie auf ihren Reisen weiterhin etwas verdienen konnte. Oder wenn sie Vorräte anlegte, die die Witwe Kramer verkaufen konnte, wenn sie nicht da war…
    Das Gespräch mit Narvi am Fest der Akestera kommt ihr wieder in den Sinn. Es geht ihr seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Das wäre auch eine Möglichkeit…



    Seufzend schüttelt sie den Kopf und macht sich wieder an die Arbeit. Man wusste nie, wie lang so eine Reise dauern würde. Wie sollte sie denn so viele Vorräte anlegen. Und überhaupt sollte sie froh sein, dass sie
    endlich ohne Almosen der Witwe Kramer zurechtkommen konnten, anstatt sich über zu wenig Abwechslung zu beklagen!


    Sie greift etwas zu energisch nach den Beeren und sie zerplatzen in ihrer Hand. Emma atmet tief durch, wischt den Saft an dem Lumpen ab, den sie immer an ihrem Gürtel trägt, und pflückt vorsichtiger weiter.


    Als der Korb keine einzige weitere Beere mehr aufnehmen kann, macht sie sich auf den Heimweg. Auf dem Weg pflückt sie noch hier und da ein paar Blätter.

  • Ganz in der Nähe der Siedlung lagen drei bekritzelte kleine Fetzen Papier verloren am Wegesrand. Offenbar hatten sie schon einen herbstlichen Regenguss abbekommen, denn sie waren wellig und die Tinte darauf war schon leicht verlaufen.

  • Emma greift nach einer Pflanze und hält mitten in der Bewegung inne, als ihr ein Stück Papier auffällt.
    Sie hebt es auf und entdeckt gleich daneben zwei weitere Fetzen. Stirnrunzelnd betrachtet sie das Papier.

  • Scheinbar lagen die drei Zettel wirklich schon länger. Aber es war eindeutig, die bläulich-schwarzen Flecken waren wirklich Schrift. Oder zumindest das, was die Feuchtigkeit hier draußen von ihr übriggelassen hatte. Was mochten sie wohl bedeuten? Und wer hatte sie hier hingeworfen? Oder verloren? Herbstlaub waren sie jedenfalls nicht.



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    Ren....n macht sich mit........ – Freiheit für I..... Lan....!!! ....isch-Vin... für alle Ze..!!! Niede. ..t Al......ngen!!! Tod und Verde.. den blut.......en Auf.....isc..n!!!



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    ......ân ma... ...h ......uld.. – ....heit ..r .si..or ....ara!!! Loren....-....gy fü. .... ..it!!! Ni...r ..t Alt......gen!!! ..d ..d Ve.... den .......stig.. ........ischen!!!


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    .......n ...ht si.. .......ldig – ...ih..t für ...dor ..ng...!!! Lor....ch-...agy f.. a... .eit!!! N....r mit ....einin...!!! Tod ..d ...derb d.. b...rüns....n A...tändis...n!!!

  • Die muss jemand verloren haben, denkt sich Emma und betrachtet den Zettel. Das waren eindeutig Buchstaben, die vermutlich einmal Wörter gebildet hatten.
    Sie versucht etwas zu entziffern, doch Lesen ist nicht gerade Emmas Stärke. Ihre Großmutter hatte ihr ein bisschen beigebracht, so, dass sie gerade ihr Gekrakel deuten konnte, wenn sie sich anstrengte. Es reichte um die Nötigen Informationen zu bekommen, doch dafür brauchte sie Zeit. Sie denkt kurz nach, ob sich die Mühe lohnt, dann siegt die Neugier und sie steckt die Zettel in ihren Beutel.

    Zuerst muss der Sanddorn verarbeitet werden, aber gleich heute Abend werde ich mich diesem neuen Rätsel widmen. Sie lacht vergnügt, denn das Rätsel um die Zettel ist eine willkommene Abwechslung.


    Zügig macht sie sich auf den Weg nach Hause.


    --> Weiter im Haus der Witwe Kramer