Die Kathedrale des Lichts

  • "Nach allem, was ihr erlebt habt...," ihr Kopf richtete sich abrupt auf und sie sieht Keela direkt an... und für einen kurzen nur spürbaren, statt sichtbaren Augenblick kam es Keelas so vor, als würden die Pupillen der Hohepriesterin kurz silbern aufleuchten, fast wie ihr Haar... dann sahen ihre blauen Augen die Schreiberin müde an... "Glaubt ihr daran?"

  • Keela erwidert den Blick und antwortet mit ruhiger Stimme.


    "Bis vor einigen Wochen hätte ich diese Frage verneint. Aber nun ... Ich glaube zumindest, dass diese Möglichkeit besteht. Ja."


    Und nach einer kurzen Pause:
    "Und zwar nicht trotz - sondern aufgrund der Dinge, die ich erlebt habe."

  • "Einer der fünfe ist gefallen... die Geschichte ist ins Stocken geraten und hat uns Zeit verschafft, sie zu Gunsten des Herrn zu verändern. Doch einer ist nicht sicher genug. Fallen zwei der ihren... wiederholt sich der Glücksfall, dann gibt es wirkliche Hoffnung, nicht nur die Möglichkeit von Hoffnung."


    Sie seufzt leise und blickt wieder auf den Altar des Herzens.


    "Ich habe euren Bericht gelesen... auch die Worte, die gesprochen aber nicht niedergeschrieben worden sind. Zwischen den Zeilen wandert euer Herz und somit muss ich mich bei euch entschuldigen... denn ich war kalt und ohne Weitsicht, als ich sagte... das ihr eure Gefühle vernichten müsstet... ihn betreffen.d"

  • Einen kurzen Moment herrscht Stille, die die Hochgeweihte nutzt um ihren Blick wieder über den Altar schweifen zu lassen.


    "Wie ich sehen kann, hat Lian euch von dem Mal des Chaos befreien können...," wechselt sie schließlich mit halb fragenden Ton das Thema.

  • Keela nickt.
    "Ja, das hat er. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar. "


    Für einen Moment scheint sie etwas geistesabwesend zu sein ... in ihrer Erinnerung reist sie zurück zu jenem Tag im Sommer, als sie Asbraven Keep verlassen hat.


    Dann schaut sie Amalia direkt an.


    "Um ehrlich zu sein mache ich mir derzeit ein wenig Sorgen um die Situation in und um Abraven Keep. Sir Thalamus erwähnte Sichtungen in der Nähe und auch dass ... dass Euer Blick dorthin zur Zeit verschleiert sei."

  • Die Hohepriesterin hebt eine Augenbraue. "Hat er das?" Sie wirkt ein wenig amüsiert aber diese Maske überdeckt keines Falls die tiefe Sorge in ihr. Dann nickt sie. "Liam ist...," man spürte einen privaten Hintergrund nahen, der für Amalia aber mehr als ungewöhnlich erscheint und sie bemerkt es schneller, als sie spricht. "Asbraven Keep hat sein eigenes Naturell, seine eigene geistige Kraft und steht unter dem besonderen Schutz der Götter. Ich sage euch, werte Keela... macht euch keine Sorgen, um diesen Ort und seine Beherbergten." Sie spricht das mit tiefer Überzeugung, die keine Skespis ihrerseits aufweißt.

  • Keela schaut überrascht.
    "Skeptisch? Nein ... wenn Ihr sagt, das Asbraven Keep unter einem besonderen Schutz steht, dann glaube ich Euch das und finde es tatsächlich sehr beruhigend. Und dass dieser Ort etwas ganz besonderes ist, spürt man sofort, wenn man ihn betritt ...."


    Kurz deutet sich auf Keelas Zügen ein Lächeln an.
    Dann wird sie wieder ernst und blickt Amalia nachdenklich an.


    "Aber Ihr sagtet gerade etwas, das mich stutzig macht. Warum sprecht Ihr von einem besonderen Schutz der Götter? Warum die Mehrzahl?"

  • Amalia lächelt mütterlich und erhebt sich.


    "Warum fragt ihr Dinge, die ihr unlängst wisst Keela."


    Sie wirft einen weiteren Blick in das Kirchenschiff, ehe sie sich wieder an die amonlondische Ratsherrin wendet.


    "Danke, dass ihr meiner Bitte gefolgt seid und mich noch einmal aufgesucht habt, so konnte ich mich eures Wohlbefindens versichern und Dinge klären, die mir auf der Seele lagen."


    Sie senkt demütig ihren Kopf und für einen Moment scheinen die unterschiedlichen politischen und religösen Ämter vergessen.


    "Ihr solltet heimkehren... nach Amonlonde, es wird Zeit, dass ihr Heimat unter euren Füssen spürt." Ein Lächeln folgt diesem Satz.

  • Auf die ersten Worte der Hochgeweihten reagiert Keela mit einem sanften Lächeln.
    Amalia hatte ihre Frage beantwortet, wenn auch auf ihre Weise.


    Dann erhebt sich Keela ebenfalls.


    „Ich bin Eurer Bitte gerne gefolgt. Und ja, ich werde jetzt heimkehren. Mein Plan ist es, noch die Festlichkeiten heute Abend abzuwarten und dann werde ich zusammen mit den anderen Amonlondern die Heimreise antreten.“


    Die Ratsherrin lächelt.


    „Lady Amalia, ich wünsche Euch und Eurem Land alles nur erdenklich Gute. Ich würde mich freuen, hin und wieder zu hören, wie sich Daynons Geschicke weiter entwickeln … die Ereignisse der letzten zehn Jahre haben dafür gesorgt, dass mir dieses Land sehr ans Herz gewachsen ist.“

  • "Es findet sich immer ein Weg," antwortet die Priesterin sanft. "Wir sehen einander beim Fest. Lukranis Segen mit euch Lady Keela." Sie senkt demütig verabschiedend ihren Kopf und im nächsten Moment treten, bis eben versteckt hinter einzelnen Säulen die Leibwächter der Hohepriesterin hervor. Sie flankieren die kleine Frau, als sie einen der Seitengänge nimmt, um über einen Nebeneingang in Richtung Ordensburg davon zugehen.

  • Als Amalia geht, setzt sich Keela noch einmal für einen kurzen Moment in die Bank, lässt die Stille auf sich wirken und die Gedanken wandern.


    Dann steht auch sie auf und geht zurück in ihre Unterkunft – unterwegs macht sie noch einen kurzen Halt auf dem Markt, um bei einer Schneiderin ein schlichtes Kleid zu erstehen. Ihre alten Gewänder waren durch die Reise in den Osten untragbar geworden.

  • Von hier kommend


    ~~~~~~~~~


    Schwer waren die Schritte von Lesco am frühen Morgen. Nur zitternd vor Kälte und Müdigkeit bewegten sich die Muskeln Zug um Zug auf seinen Weg vom großen Eingangstor hinein ins Hauptschiff der Kathedrale. Er hatte ganz vergessen, wie beeindruckend dieses Gebäude wirklich war. Fast hätte sein Mund die gesamte Strecke offen gestanden vor Staunen. Lesco musterte jeden Stein, jede Statue, jedes Stück Glas das ihm in den Blick geriet.


    Nicht eine Minute hatte er geschlafen. Immer wieder tauchte Juvres Blick in seinem Kopf auf. Immer wieder holte die Erinnerung an seinen Bruder ihn in den schmerzenden Zustand des Wachseins zurück.


    Ebenso hatte Lesco die Nacht draußen verbracht. Er war nie lange an einem Ort gewesen, um keinen von Eshabs Männern in die Hände zu fallen. Ohne Plan hatte er vor einer Stunde beschlossen hier her zu kommen und für seinen Bruder zu beten; um etwas zu tun, was er schon lange Zeit nicht mehr gemacht hat.


    Dreckig war er in der Nacht geworden und gewaschen hatte Lesco sich auch nicht wirklich. Das Wasser war schon vor Stunden aus gegangen und die letzte Mahlzeit war am vergangenen Mittag. Das Abendessen hatte er ja verpasst. Im Ganzen sah man dem Mann mit den Augenringen sein Leben in Kephram durchaus an.


    Vor dem Altar angekommen ließ sich Lesco auf die Knie fallen. Er machte sich gar nicht erst die Mühe sich in eine der Bankreihen zu setzen. Lange wollte er sowieso nicht bleiben.


    "Lukranis. Ich bitte dich... ... ...", setzte Lesco an, doch dann fiel ihm Nichts mehr ein. Die Situation war so ungewohnt für ihn gworden, dass er nicht einmal mehr Worte für ein Gebet fand.

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Es antwortete kein warmes Licht, noch eine Stimme, die ihn auffing, verzieh, ihm Hoffnung machte. Wenn der Gott ihn hörte, so schwieg er.


    Etwas anderes aber beobachtete Lesco durchaus. Durch die Zeit in Kephram lernen die Menschen dort, das Gefühl zu beachten, wenn Augen auf einem lagen, gleich welche Absicht sie verfolgten.


    Auszumachen zwischen den gewaltigen stützenden Säulen der Kathedrale war jedoch nichts und seltsamerweise als Lesco auffiel, dass er nicht allein zu sein schien, umfing ihn gleichermaßen eine seltsame Vertrautheit, weniger mit dem Ort, als dem allgemeinen Gefühl, dass wie ein wärmender Wind in dem riesigen Gebäude tanzte.

  • Medina kam nachdem sie bei den Schmieden gewesen war um die Zeit bis zur elfen Stunde an einem Ort zu verbringen, wo sie über die Ereignisse der letzten Nacht nachdenken konnte und um für iher Familie zu beten... für alle Familienmitglieder.


    Sie hatte gestern Abend, als sie erfuhr, was mit Jaromar geschehen war nicht die Zeit gehabt zu trauen, weil es wichtiger war Lesco nun endlich zu finden - sie hätte heute nicht arbeiten müssen, doch sie wollte es, weil ihr das Lazarett dabei half mit dem Fertig zu werden was geschehen war, doch sie hatte sich die ersten Stunden des Tages Zeit genommen.


    Niemand hatte sie gefragt, warum sie erst so spät in der Nacht zurück gekehrt war und niemand hatte Fragen gestellt, wie sie heute den Vormittag verbringen wollte... so hatte sie die Dinge tun können, die ihr wichtig gewesen waren... und jetzt war sie hier!


    Sie sah die Gestalt vor dem Altar knien und wollte den Menschen nicht stören, so setzte sie sich auf halbem Weg zum Altar in eine der Bankreihen und begann stumm ihre eigene Fürbitte an den Herren des Lichtes...

    „Zweifel, die Du hegst sind nicht allein deine Angelegenheiten, denn an deinen Zweifeln können Heere zerbrechen, Helden sterben und Träume vergehen.“

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  • Hatte Lesco wirklich mit einer Antwort gerechnet? Selbst, wenn er Worte gefunden hätte, war er sich doch sicher, dass Lukranis schweigen würde. Und trotzdem wollte er das hier tun. Musste es tun, um Ruhe zu finden.


    Als ihn das Gefühl erreichte nicht alleine zu sein, schlossen sich seine Augen. Waren es Eshabs Männer? Dann war es umso wichtiger die Worte zu sprechen.


    "Ich bitte dich... nehm Jaromar bei dir auf und... schütz meine Familie."


    Wenige Worte, die den Kern seiner Bitte umfassten. Aber sie waren alles, was ihm einfiel. Erst dann blickte er auf und sah sich um. Niemand da? Lescos Stirn legte sich in Falten, doch er wendete sich wieder nach Vorne.


    Ein Seufzen entfuhr ihm. Die Vertrautheit tat gut und für einen kurzen Moment vergaß Lesco die Ereignisse von gestern Abend und selbst die Last der letzten 10 Jahre. In diesem Augenblick war nicht mehr da als die Ruhe. Doch die Realität holte ihn wieder ein. Jemand Anderes hatte diesen Ort betreten und es war Zeit zu gehen.


    Lesco zog seine Gugel über den Kopf und der Schatten fiel tief in sein Gesicht, als er sich wieder erhob und mit gesenktem Blick an Medina vorbei ging, ohne sie zu sehen. Wäre da nicht die selbe Kleidung gewesen, wie am Abend zuvor, wäre Lesco sicher auch nicht aufgefallen. Hätte er sie angesprochen, wenn er sie bemerkt hätte?

    Kannst du siegen durch deinen Tod, dann stirb.
    Kannst du siegen durch Leben, dann lebe.
    Lasst dir nur Eines sagen: Ist deine Zeit zu Ende zählen nur deine Siege.
    ~Ausschnitt aus dem Dogma Kalzagarn's

  • Doch Medina... sah ihn nicht bewusst, am Rande ihres Blickfeldes nahm sie ihn wahr doch ihre Konzentration lag an einem anderen Ort. Sie wusste dass sie sich an die Dinge, die sie wahr nahm während ihrer Gebete später erinnern konnte, doch gerade gab es Dinge die für sie wichtiger waren!

    „Zweifel, die Du hegst sind nicht allein deine Angelegenheiten, denn an deinen Zweifeln können Heere zerbrechen, Helden sterben und Träume vergehen.“