Der Tempel der fünf Gottheiten (3)

  • Narvi war bemüht ihn wieder zum Lächeln zu bringen. Sie behielt ihre Mundwinkel zum HImmel gerichtet, biss von dem Apfel ab, dachte nach und entgenete unbeschwert.


    Da magst du Recht haben aber aus dem Blickwinkel eines Gardisten gesehen ist es nur eine nötige Vorbereitung, um im Falle des "Endes" nicht mit runtergelassenen Hosen vor den Göttern zu stehen. ..Und wer sagt, dass es ständig präsent ist? Es muss nicht präsent sein, weil man sich regelmäßig wappnet, um gut Abschied nehmen zu können. Das wiederum gibt -zumindest mir- die Sicherheit, um mit Ruhe und Fürsorge für mein Leben und ganz bewusst jeden Tag anzugehen. Ich bin schnell und vorsichtig und sorge dafür, dass ich mein Leben bewahre. So einfach ist das. Gleichmut wäre, wenn man unvorbereitet mit dem möglichen Tod und unbedacht mit seinem Leben umgeht. Welcher Gardist das tut, hat sein Leben kaum noch verdient...vor lauter Dummheit... Sie biss wieder vom Apfel ab.

  • "Es klingt irgendwie alles gar nicht so nach Gefahr und Risiko wenn du darüber sprichst. So ganz werde ich diesen Lebenswandel wohl nie verstehen. Leider. Ich hoffe nur Talent und Vorsicht werden dich noch lange vor dem Ruf der Götter bewahren." Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf das Gesicht des Priesters. "Hier unten bei mir bist du mir doch entschieden lieber als dort oben bei meinen Vorgesetzen." Er deutete schelmisch in Richtung Himmel.

  • Astos lachte laut auf. "Ja, darauf lässt es sich trinken!" Er nahm einen tiefen Schluck und wandte sich nun endlich auch seiner Apfelhälfte zu. "Nun, denkst du es ist ein Zufall, dass man mich zumeist bei den Truppen sieht? Ein jeder muss einen Platz finden. Ich habe mich damit noch nie leicht getan und ich habe es auch nicht als ich hier vor nun bald einem Jahr ankam. In Renascân sind viele Dinge etwas anders und seine Arbeit im Namen Layas zu verrichten setzt einige Vertrautheit mit dem Arbeitsumfeld voraus. Das unsere Delagationen Verwendung für mich haben ist mir bald aufgefallen, die nötige Vertautheit lässt aber noch auf sich warten. Es ist also zum einen eine rein fachliche Notwendigkeit diesen mir fremden Lebenswandel bis zu einem gewissen Grad zu verstehen." Nach einer kurzen Pause setze er hinterher: "Aber ich will dich nicht mit solchem Gefasel langweilen und dich müssen doch momentan ohnehin interessantere Fragen umtreiben, sonst würde dein Kopf dir keine 'Streiche spielen'." Ob er bewusst erst jetzt auf diese Aussage Narvis zurückkam oder es eher dem Zufall geschuldet war, war nicht ganz klar, zumindest aber schien der Priester mehr zur Kenntnis zu nehmen als er in seinen Reaktionen zeigte. Vorerst knabberte er genüsslich weiter an seinem Apfel in Erwartung von Narvis Entgegnung.

  • "Ich bin eben kein Gardist. Das macht es nicht immer ganz einfach auf Gardisten einzugehen. Ich denke diese Startschwierigkeiten sind ganz normal und das Problem liegt auf beiden Seiten und wird sich auf beiden Seiten von selbst lösen." Ihre irritierte Rückfrage ließ ihn kurz stutzen. "Du sagtest dein Kopf spiele dir Streiche. Das war eben als wir über die Ay'Neill gesprochen haben. Wenn mein Kopf mir Streiche spielt, spricht das meistens dafür, dass mich irgendwas sehr beschäftigt.

  • Narvi verstand und nickte zu seinen Äußerungen zum Zusammenspiel mit der Garde, blieb aber verdutzt zu seiner Frage...bis der Groschen fiel...Sie lachte auf.


    Ach! Ha, nein! Ich hatte gemeint, dass ich mich nicht mit Alkohol zuschütte bis mein Kopf mir Streiche spielt. Sprich Kopfschmerzen oder dergleichen. Sowas passiert mir nicht, glaube mir!

  • Astos lachte. "Ach, so einfach war das zu verstehen. Naja als Streiche würde ich das nicht bezeichnen, was der Kopf da veranstaltet. Aber wenn's dir erspart bleibt kannst du dich wirklich glücklich schätzen."

  • Narvi grinste.


    Na, du bist aber aufmerksam. Du kannst dich ruhig trauen mich auch direkt zu fragen. Sie aß die Apfelhälfte zu Ende und hielt nur noch das Kerngehäuse in der Hand. Sie schob es in ihre Tasche mit den Worten.


    Ich mag es nicht, aber ich kenne einen Esel, der sich darüber freuen wird.


    Nachdem einige Sekunden Schweigen im Raum lag, wagte sich Narvi vor und fragte neugierig.


    Wer plant eigentlich deine Reisen? Du selbst? Oder wirst du den Delegationen zugewiesen?

  • "So ganz frei bin ich bei der Wahl meiner Reisen nicht. Mein großer Vorteil ist jedoch, dass man mich nicht einfach so zuweisen kann. Naja, oder es zumindest bisher nicht versucht hat. Hier in Renascân unterstehe ich nicht dem Gardebefehl und bin ein ganz gewöhnlicher Geweihter, mit den dazugehörigen Pflichten. Leider ist es mir im Umkehrschluss auch nicht so leicht möglich mich irgendwohin versetzen zu lassen. Will ich die Garde begleiten heißt das ich komme nicht umhin ein förmliches Gesuch einzugeben. Ich weis nichtmal ob das gern gesehen ist oder nicht." Astos zuckte etwas resignierend die Schultern. "Ob ich dann letztendlich mitkommen darf oder nicht ist ein ziemliches Glücksspiel, zumindest aus meiner militärisch eher unbedarften Sicht. Ich für meinen Teil wäre gern mehr im Außeneinsatz."

  • Narvi kam eine Idee.


    Kannst du dich nicht sozusagen der Garde zuweisen lassen? Sozusagen als Hauptaufgabe für die moralische und kämpferische Unterstützung der Gardisten? Schließlich hast du in Weltenwacht annähernd gezeigt, dass du zu beidem fähig bist. Ich war schon beeindruckt, als du kampfbereit zum Schlachtfeld kommen wolltest. Es war ja reiner Zufall, dass wir dir in diesem Moment unbeschadet entgegen kamen.

  • Astos setze ein zufriedenes Lächeln auf. "Das schmeichelt mir, dass du mich fast als kampffähig bezeichnen würdest. Ob da aber was dran ist, da bin ich mir nicht so sicher. Bei mir ist das dann eher der Mut der Verzweiflung. Ich war oft hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nur irgendwo anders zu sein und dem mit einem der Kämpfer in der Schlachtreihe zu tauschen, um wenigstens das Leben dieses einen in Sicherheit zu wissen." Er senkte den Blick etwas. "Ich denke eigentlich bin ich verglichen mit den meisten, mit denen du dich sonst so umgibst, ein rechter Feigling. Wahrscheinlich drücke ich mich deswegen vor dem Versuch mich direkt der Garde zuweisen zu lassen. Drüber nachgedacht habe ich schon das ein oder andere mal."

  • Narvi lächelte ruhig.


    Wenn du das so beschreibst bin ich mal lieber ruhig. Das klingt wirklich danach, als solltest du dich dieser Zerreißprobe im Feld nicht zu oft aussetzen. Da braucht es schon ein starkes Gemüt- vielleicht manchmal ein wenig Dummheit mit dazu...


    Sie zwinkerte und wies auf sich.


    Aber keine Sorge, ich werde mit auch ein Auge auf dich haben, wann immer du mit mir reist...zumindest so oft ich kann...

  • "In deinem Fall wäre es mir lieber du hättest beide Augen auf dich, wie auch ich meine, wann immer es mir möglich ist. Mich wird hier in Renascân sicher niemand vermissen." Er legte die Sitrn in Falten und strich sich durch den Bart. "Vielleicht sollte ich ja unter die Bogenschützen gehen. Besser als der hohe Herr Veit treffe ich ja schon." Die Erinnerung an diesen Umstand schien ihn doch sehr zu amüsieren.

  • "Das war beim Frühjahrsmanöver der Eichentempler. War eine schöne Übung. Waldläufe unter Armbrustbeschuss ein wenig Seilgeklettere und am Ende eben noch Bogenschießen, bei dem hohe Herr leider einen Schuss mehr gebraucht hat um sein Ziel zu treffen. Offiziell spricht man darüber besser nicht."

  • Narvi lächelte bestätigend und nickte.


    Na sicher.


    "Denkste."


    Aber du kannst doch stolz sein einmal bewiesen zu haben was du kannst. Ich würde mich ja auch einmal dem Bogenschießen im Wettbewerb stellen wollen...ich glaube manchmal , man bemerkt mich sehr wenig mit meinem Können...wobei...es spricht ja auch für mich unaffällig zu sein?!


    Etwas verunsichert schuate sie zu Astos...


    Na wer weiß... Sie nahm einen Schluck Wasser.

  • Astos musterte sie ausgiebig und ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort. "Ich denke du verstehst dich nur ausgesprochen gut auf deinen Beruf. Im Idealfall sieht man eben nicht wen du wann triffst und er kann bestenfalls auch nichtmehr davon berichten. Aber das jemand dein Können anzweifelt wäre mir auch nicht zu Ohren gekommen, also spricht doch alles durchaus für dich."

  • "Ich glaube vor deinem kritischen Auge kann ich mich beim Bogenschießen nur blamieren. Und wenn ich mich da blöd anstelle und es stolpert grade so ein Thersites vorbei hängt mir das wohl ewig nach. Riskante Angelegenheit also. Aber vielleicht finden wir ja eine Gelegenheit zu der mich keiner bei meinen Schießversuchen erwischt." Er sah Narvi betont ernst an. "Immerhin könnte ich danach wohl sagen ich habe von einer Meisterin gelernt." Er zwinkerte.

    Das Leben meistert man lächelnd - oder gar nicht.

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