Ancalima bei den Hîn Meneldu

  • "Das sollte ohne weiteres möglich sein. Ihr Körper wurde bereits entsprechend vorbereitet. Ich werde Euch dorthin geleiten lassen. Mir bleibt letztlich, Euch Kraft zu wünschen und Euch zu versichern, dass sie in guten Händen sein wird, auf die eine oder andere Art."

  • Kyaleth nickt der Menschin zum Abschied zu, während Helathel den Eingang öffnet um Kassandra in Empfang zu nehmen.


    Die Schankmaid wird auf den Weg zurück zur Mitte des Lagers geleitet, auf halbem Weg biegen sie jedoch nach rechts ab, wo kurz darauf ein größeres Gebäude sichtbar wird. "Dies ist die Heilerstation," erklärt Helathel knapp. "Ihr dürft eintreten."


    Das Innere erinnert am ehesten an ein gut ausgestattetes Lazarett. Ein Wächter wird gerade an einem Arm versorgt, ein etwas überraschter Blick trifft die Menschenfrau. Diese wird in einen durch Abhängung von Tüchern geschaffenen abgetrennten Raum geführt. Dort scheint der blasse Körper Ancalimas in der Luft zu schweben. Dort gehalten wird er offenbar von acht Kristallen, die wie die Ecken eines lang gezogenen Quaders um ihn herum platziert sind. Die Luft dazwischen wirkt merkwürdig milchig.
    Umiels Assistentin schließt einen Vorhang hinter Kassandra, sodass sie mit dem im Feld befindlichen Körper alleine ist.

  • Kassandra weiß es besser als das Feld zu berühren. Sie geht dicht an die schwebende Gestalt heran und verharrt dann eine ganze Weile dort, den Blick auf den Körper der Schwester gerichtet.
    Schließlich hebt sie die Schultern.
    "Sie sieht auch hier schlechter aus als gestern...", sagt sie leise.
    Dann wendet sie sich abrupt ab, geht Falas und Estolad holen und schickt sich an die Heilerstation mit den Kindern zu verlassen.

  • Moreta hatte ihre Tasse abgestellt und war aufgestanden, als Kassandra gegangen war und lief nun die ganze Zeit auf und ab und rieb sich die Hände, nahm ihr Kopftuch ab und verknotete dies zwischen den Händen, wobei dabei leise klimpernde Geräusche zu hören waren.
    Sie schaute immer wieder zum Ausgang ....

  • Moretas Geduld wird durchaus auf eine Probe gestellt, doch irgendwann erscheint Kassandra doch wieder, in der Begleitung eines Wächters.
    Ihr folgen Ancalimas Kinder.
    "Komm, Liebes", sagt sie und die vier verlassen, vom Wächter flankiert, das Botschaftsgelände.

  • Der Wächter blickt dem ungleichen Vierergrüppchen nachdenklich hinterher. Die kurze Zeit die er mit den Kindern verbrachte, war im Gespräch mit den beiden vergangen und er hatte sich alle Mühe gegeben, sie sich hier willkommen und auf keinen Fall allein fühlen zu lassen. Schließlich erleiden sie gerade Schmerzen, die nur eine Familie nachvollziehen kann.



    Kurze Zeit darauf macht sich eine Gruppe von drei Wächtern und zwei Frauen in silber-blauen und violetten Gewändern auf in Richtung Singender Wald, um das Gespräch mit einer verlorenen Seele zu suchen.

  • Einige Zeit später kommt die Gruppe aus dem Singenden Wald zurück.


    Die Priesternovizin begibt sich mit dem sorgfältig umwickelten Kristall in Richtung des Heilerquartiers, wo sie bereits von Umiel erwartet wird. Hisiel begleitet, während die drei Wächter die Pferde an Hauslose weiter geben und sich dann wieder auf ihre Posten zurück ziehen.

  • Die drei Frauen werfen sich kurze Blicke zu und nicken. Dann schließt Kyaleth die Augen. Im Tempel weiß man nun Bescheid, die Vorbereitungen werden getroffen.



    Eine Nacht später ist alles getan, was im Voraus geschehen musste. Die Dämmerung hat gerade den größten Schritt zur Nacht hin getan. Außerhalb des Lagers patrouillieren Wächter, so wie man es von der Botschaftssiedlung gewohnt ist - doch in dieser Nacht sind es mehr. Ein schimmerndes Band, undurchsichtig-milchig, so als sei das Mondlicht fester geworden und würde nun keinen Blick mehr durch sich hindurch erlauben, zieht sich zwischen den Kristallen, die in regelmäßigen Abständen aus dem Boden zu wachsen scheinen, um das Lager. Ihre Augen suchen aufmerksam die Umgebung ab, die Ohren sind wachsam, doch die Schritte leise und bedacht.


    Innerhalb des Lagers sieht man so viele Personen, wie es noch nie zuvor der Fall war. Es scheint, dass alle Botschaftsmitglieder auf den Beinen sind, wenn nicht gar noch einige mehr, denn am frühen Morgen sah man eine große Gruppe Hîn vom Seehafen aus zum Lager reisen.
    Nur der Faun und die Hobbitköchin fehlen, aber aufmerksame Augen werden die beiden am heutigen Tage in der Stadt und später in einer Gaststätte haben einkehren sehen.
    Langsam sammeln sich die grau gewandeten Elfen – einige tragen farbige Applikationen in silber, grün, violett oder rot - um das jüngste und doch schon nahezu fertig gestellte Gebäude im nördlichsten Teil des Lagers: Ein von vielen jungen Bäumen umgebener Rundbau, dessen Zugänge zwischen den aus Bäumen gewachsenen Stelen mit fein gewachsenem Flechtwerk verdeckt sind und so keinerlei Blick ins Innere ermöglichen. Nur das sanfte Licht von Kristallen dringt durch die Ritzen nach draußen, noch ist das Tor verschlossen.
    Sähe man das Lager wie ein Vogel fliegt, so würde man nun erkennen, dass die Elfen in einem geordneten aus mehreren Ringen bestehenden Zirkel um den Tempel angeordnet sind:
    Im innersten die Personen mit teilfarbiger Kleidung, dann nach außen immer einfarbiger werdend.
    Allein das Blau der Priesterschaft fehlt.
    Um den Ivor Galadhremmen hat sich die handvoll von Echadith und Lathradith versammelt, tief in Meditation versunken und vollkommen konzentriert auf ihre Aufgabe.


    In vollkommener Stille verharren sie, kein Scharren von Füßen ist zu hören, kein Rascheln von Kleidung. Wie erstarrt stehen die Hîn da, die Augen geschlossen und sich alle in tiefe Kontemplation begebend.


    Das Heilerzelt wird von innen aufgeschlagen. Endúneath Indoryst en Cyrchanyon, heute erkennbar in blaue Unterkleidung gewandet, hebt den Vorhang: Die Meisterin der Wache, Nyareth Cyrchanyon, ist die erste, die hinaus tritt. Ihre anthrazitfarbene Rüstung ist aufwändig mit blutroten Steinen geschmückt. Ihr folgt die Botschafterin Shinoriel Tel’Alan, ihr silbernes Haar heute mehr denn je dem Mondlicht ähnlich. Die smaragdgrünen Stickereien und Steine auf ihrer Robe schimmern sanft.
    Hinter ihnen folgt Kyaleth Telconthar, ganz in die grau-blaue Robe der Priesternovizen gehüllt, doch heute mit einem zusätzlichen Überwurf, dessen feinste Stickereien zusätzlich von ihrer Nähe zu den Göttinnen kündigen. In ihren vor dem Körper zur Schale geformten Händen trägt sie in silberfarbene Seide gehüllt den Stein, welcher zur Zeit Ancalimas Seele beheimatet.
    Gleich nach ihr treten, den schwebenden Corpus aus Kristallen, der Ancalimas Leib in Stasis hält, flankierend, zwei weitere Novizinnen heraus. Man hat die Waldelfe gewaschen, ihre Haare gekämmt und um ihr Gesicht gelegt. Sie trägt ein Gewand aus silberne Seide, die mit feinsten Mondsteinen verwebt wurde, weit und ungegürtet fließend wie ein Wasserfall. Das Schlusslicht bildet eine vierte Novizin und hinter ihr gehend, in einer nicht ganz so sehr geschmückten Rüstung wie Nyareth, doch deutlich derselben Gruppierung zuzuordnen, Thelanarion Cyrchanyon, der stellvertretende Meister der Wache.
    Unbewegt sind all ihre Gesichter und künden ganz wie die Gemeinschaft der Versammelten vom Ernst der Situation. Erst als alle hindurch getreten sind, lässt Endúneath den Vorhang langsam und darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen wieder sinken und folgt hinter Thelanarion.
    Mit leisen Schritten nähert man sich. Wie auf einen stummen Befehl hin teilt sich die blinde Menge vor ihnen und lässt ihnen den Zutritt zum Haupteingang des Tempels frei, nur um sich gleich hinter ihnen wieder zu schließen. Von der hintersten Reihe an und mit jeder weiteren die sie durchschreiten beginnen die Personen in eben diesem Ring mit dem leisen Rezitieren von religiösen Texten. Es sind kaum gewisperte Worte, doch die Stimmen von über zweihundert Elfen erschaffen eine Geräuschkulisse, die an das leise brandende Meer oder den in einer Brise rauschenden Blätterwald erinnert.
    Die Prozession aus sieben Personen erreicht den Tempel der Sternenschwestern.


    Dort entspannt sich ein Gespräch zwischen einem blinden Wächter und der Prozession. Kurz darauf verschwinden die Novizinnen mit Ancalima in den Tempel hinein. Die Wächter sind draußen stehen geblieben und wie Shinoriel, die sich in den ersten Ring der Elfen eingereiht hat, haben sie mit geschlossenen Augen zu flüstern begonnen.


    (Für Ancalima geht es hier weiter.)
    .
    .
    .
    .
    Die Zeit nähert sich der Mitternachtsstunde.
    Nach wie vor flüstern die Hîn ihre Gebete vor dem Tempel, nach wie vor singen die Novizinnen und Priesterinnen im Tempel.
    .
    .
    .
    .
    In der Sommerzeit würde bald die Dämmerung beginnen, aber nun im Winter ist es noch stockfinsterste Nacht.
    Mit einem Mal verstummen alle Elfen, so als hätte es ein nur für sie hörbares Signal gegeben. Selbst die Wächter um das Lager herum halten für einen Moment inne und heben ihre Köpfe gen Sternenhimmel und Mond.



    Es ist vollbracht.

  • In Begleitung von Kyaleth und Endúneath schreitet Ancalima aus dem Tempel heraus zwischen den unzähligen Hîn hindurch und in Richtung des Baumes, in dem ihr ein Quartier zugeteilt wurde.
    Ihnen folgen die Wächter und Shinoriel. Von ersteren bleibt einer neben Ivoreth stehen, die im letzten Ring stand. Langsam beginnt die Versammlung sich aufzulösen und die Elfen ihrer Wege zu gehen.
    Das Tor des Tempels schließt sich wieder.

  • Ancalima hält ihr Anlitz unter einer tief ins Gesicht gezogenen Kaputze verborgen...zu gräßlich erscheint ihr der Anblick ihres dahinsiechenden Körpers den die Spuren der vergangenen Wochen ohne ihren Geist gezeichnet hatten. Ihre Augen schienen nur noch von blasser Farbe, ebenso wie ihre farblos gewordene Haut unter der sich blaß bläulich die Adern an einigen Stellen abzeichneten. Ihr Körper wollte ihr noch nicht recht gehorchen und sie war froh um die Nähe der beiden Mondelben die sie begleiten. Der Weg aus dem Haus ergoß sich erneut als eine Welle der Panik und Furcht in ihren Geist und nur zögernd trat sie hinaus in die Welt in der sie keine weiteren Schritte tun wollte...Mit jedem Schritt überrannten sie die Gefühle die ihr innerstes heimsuchten. Ancalima hatte den ihr zugewiesenen Baum fast erreicht als sie inne hielt...gequält schüttelte sie ihren Kopf unter dem Wahnsinn der in ihr tobte...sie blickte hektisch zurück zu dem Tor das sich langsam schloss...sah auf den Baum der ein kurzes Stück vor ihr lag...leise Stimmen suchten aus ihrem wirr gewordenen Geist ihr Gehör ~warum nehmen sie dich mit in diese hässliche Welt...was für einen Sinn hat deine mikrige Existenz noch hier...so schön war es in den Auen und im Herzen des Waldes ..kehre um...warum lässt du dich uns wegnehmen..sieh sie dir an..soviele die du schützen musst...sieh sie dir an...sie werden alle vernichtet werden...der eine so, der andere anders...und sieh DICH an, du stehst mit deiner Unfähigkeit daneben und landest selbst im Dreck dieser häßlichen grausamen Welt...komm...geh wieder zurück...zurück in das Vergessen...zurück in den wunderbaren Wald...hier kann dir nichts geschehen~ doch Ancalima setzte tapfer einen Fuß vor den anderen...doch ihr wahnsinniger Geist sähten mit jedem Schritt in die Aussenwelt bittersüßen Hass in ihr Herz...Hass der dieser Welt galt die ihr im Augenblick so fern lag...Hass für all ihre Fehlbarkeit, Hass der ihren nun nicht mehr sonnigen Geist mit dunklen Wolken umschlang um die Überreste ihres wahren verletzten und gemarterten Geistes vor der Welt da draussen zu schützen. Sie hielt sich die Ohren zu, ihr Körper beugte sich verkrampft vor und sie fühlte wie ihre Knie nachgaben.

  • Sofort geht Endúneath in die Knie um sie zu stützen. Zunächst gilt der Blick ihr, dann in Hilfe suchender Weise den anderen Hîn.


    Auf Hilfe muss er nicht lange warten, sofort hat Kyaleth mit einem Spruch begonnen, der, sobald er zuende gewirkt ist, den erlösenden Schleier des Schlafes über die sich verkrampfende Elbin legt.

  • Als Ancalima sicherlich einige Stunden später wieder erwacht, ist jemand bei ihr im im Raum. Zwar kann sie kein Rascheln von weiter Kleidung hören, doch es ist so still in der Siedlung, dass sie das Klingen von Metall auf Porzellan vernehmen kann.
    Das Bett ist bequem, auch wenn recht niedrig über dem Boden gehalten. Nichtmals kniehoch ist es, doch die Unterlage ist angenehm weich und die Decke trotz ihrer Feinheit wärmend.
    "Ah, da bist wach..." Ivoreths Worte sind wie ein Flüstern, als sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen der Elfe zuwendet, sich ihr jedoch noch nicht nähert. Ihre Hände legen sich vor ihrem Körper zusammen.

    Parchlim?
    "Ich knüpfe Netze und schwinge kein Schwert!"

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ivoreth ()

  • Wie schwerer Stein schien ihr Körper den Boden zu suchen, langsam wand sie ihre Augen der Stimme zu, sie brauchte einige Momente um zu erkennen wer bei ihr war. Nur leise Worte waren ihr möglich "Ivoreth..." Hätte sie ihren Körper beherrschen können würde sie ihr Gesicht vor ihr verbergen.

  • Das sanfte Lächeln verbleibt, als sie langsam näher kommt und sich auf der linken Seite neben das Taglager kniet. Ihre Hände legen sich auf die Oberschenkel und sie neigt den Kopf leicht zur Seite. Sie trägt wieder Arbeitskleidung, auch wenn das Ancalima in ihrem jetzigen Zustand wohl kaum auffallen wird.
    Schweigend betrachtet sie die Miene der anderen, dann hebt sie die rechte Hand und streicht ihr mit kühlen Fingern eine Strähne aus dem Gesicht.

  • Bedächtig wird die Strähne hinter das spitze Ohr verfrachtet, dann legen sich die kühlen Finger für einen Moment in einer zärtlichen Geste auf Ancalimas Stirn, bevor sie zurück Ivoreths Schoß gezogen werden, um sich mit denen der anderen Hand locker zu verflechten.
    "Du wirst schlafen, bis du in Tivall angekommen bist."