Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (2)

  • Im Südosten der Unterstadt führt, schon etwas oberhalb in den Hügeln, der Obere Stichweg südostwärts in den Wald. Eine ruhige Gegend. Hier fand sich einstmals ein abgestecktes Grundstück: An der dem Weg (eigentlich ein besserer Trampelpfad) zugewandten Seite befindet sich Wiese, ein paar Schritt weiter Unterholz, um dann schließlich in Wald überzugehen.


    Nunmehr steht hier ein kleines, aber feines feines Häuschen.


    Gesamter Stadtplan von Renascân


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  • Als der junge Priester vor dem Haus angekommen war, wunderte er sich ein wenig, da er kein Licht hinter den Fenstern erkenn konnte, obwohl das Wetter dies durch seinen dichten Schneefall eigentlich nötig machte.
    Dennoch ging er zu der Tür und klopfte kräftig gegen das Holz.

  • Ein Schneeball trifft ihn genau zwischen den Schulterblättern. Einige Meter hinter ihm ist Alanis sehr zufrieden mit ihren Anschleich- und Wurfkünsten. Sie hatte den Rückweg vom Zaunkönig nach den Vorfällen vor dem Tempel angetreten und ihn vor sich entdeckt, erfreut darüber, dass der Schneemann offenkundig seinen Zweck nicht verfehlt hat. Also hatte sie ihn einfach verfolgt und den richtigen Moment erwartet, um auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Finger formen indes einen zweiten Schneeball.

  • Damorg dreht sich langsam auf der Stelle um. Die linke Augenbraue bereits erhoben als er Alanis erblickt. Ein Schmunzeln auf seinen Lippen kann er sich nicht verkneifen.


    "Und jetzt? Willst du einen wehrlosen Priester mit Schnee bewerfen?"

  • Sein Mund verzieht sich zu einer Schnute und sein Blick zeigt keine große Begeisterung. Nachdem er leicht den Kopf geschüttelt hat, schaut er sie fragend an.


    "Hat da jemand gute Laune?"

  • Alanis hebt die Schultern.


    "Also dafür, Dich zu piesacken, reicht es gerade noch."


    Nachdem sie sich überzeugt hat, dass er nicht danach trachtet, sich zu rächen, stapft sie durch den wadentiefen Schnee zu ihm. Ihr Gesicht ist vor Kälte gerötet, Rocksäume und Mantelärmel schwer von nassem Schnee. Sie scheint offenkundig schon eine ganze Weile draußen unterwegs zu sein. Neben ihm bleibt sie stehen. Ihre Mundwinkel zucken.


    "Ah, Du bringst mir meinen Schal. Wie nett."

  • "Wenn du ihn einfach so rumliegen lässt, im nassen Schnee."


    Damorg reicht ihr den Schal, während er sie von oben bis unten in aller Ruhe mustert.


    "Nicht das du dir noch einen Zug am Hals holst. Das wäre dann doch zu schade."


    Eine leichte Spitze klingt in seinem Ton mit, ob diese von seinen nassen und kalten Schuhen herrührt, oder von seiner allgemeinen Laune, ist schwer zu sagen.

  • "Hm, hat da jemand schlechte Laune?", gibt sie ebenso spitz zurück und greift an ihm vorbei, den Riegel vor ihrer Haustür lösend. Die Tür schwingt auf und offenbart die dunkle, leere Küche. Ein paar Katzenaugen glimmen aus Richtung der Treppe auf. Obwohl Alanis einige Zeit an diesem Tag fort gewesen ist, ist die Luft in der Küche noch warm und drängt nach draußen.

  • Damorg seufzt und nickt.


    "Das muss wohl das Wetter sein und alles andere."


    Der Priester wirft einen raschen Blick in die Küche und freut sich innerlich schon auf einen warmen Platz, schaut dann aber wieder zu Alanis.

  • Alanis zögert einen Augenblick, dann verdreht sie die Augen.


    "Ich sollte Dich in so einer Stimmung gar nicht reinlassen. Wer weiß, wie das wieder endet." Sie tritt über die Schwelle und wirft ihm einen schelmischen Blick über die Schulter zu. "Andererseits kann ich Dich ja wohl kaum da draußen stehenlassen, oder?"


    Sie streift ihre Handschuhe ab und geht hinüber zum Herd, um aus der Glut vom Morgen ein neues Feuer zu entfachen.

  • Dmaorg bleibt in der Tür stehen.


    "Ich kann auch wieder gehen."


    Jedoch geht er dann doch, ohne eine Antwort abzuwarten, in die Küche und schließt die Tür hinter sich.


    "Ich kann deinem Charm einfach nicht widerstehen."

  • Alanis legt Anfeuerholz auf und pustet in die Glut. Erste kleine Flammen lodern empor, die dann mit größeren Scheiten bedeckt werden. Zufrieden hält die Priesterin ihre eiskalten, rotgefrorenen Finger dem Feuer entgegen.


    "Ach, jetzt wo Du schonmal da bist, kannst Du direkt nochmal raus und ein wenig Holz aus dem Verschlag holen. Als Dank dafür bekommst Du eine heiße Milch mit Honig."

  • "Hmm. Da kann ich wohl nicht nein sagen."


    So macht sich der Priester noch einmal auf den Weg um Holz für das Feuer zu holen. Der Priester beeilt sich nicht mit der Arbeit und war erst einige Augenblicke später wieder da. Mit einem lauten Krachen landet das Holz neben der Feuerstelle in der Küche. Ein leises Keuchen folgt aus dem Mund des Priesters.


    "So. Wäre das alles oder hat die Frau noch andere Wünsche?"

  • In der Zwischenzeit hat Alanis ihren Mantel an einem der Haken neben der Tür aufgehängt, ist schnell in ihr Schlafzimmer gehuscht, um einen Blick in den Spiegel zu werfen (leider ist ihr Gesicht genauso rot gefroren wie befürchtet) und dann wieder in die Küche zurückgekehrt, um einen kleinen Kessel über das Feuer zu hängen.


    "Naja -", sagt Alanis gedehnt, als Damorg wieder zurück ist, und tut so, als müsse sie über das Angebot länger nachdenken. "Ich denke, das wäre alles." Sie geht zur Luke, die in den Keller führt, öffnet sie und steigt hinunter. "Wann bekomme ich die Strafpredigt?", erschallt es dumpf von unten.

  • Damorg schaut die Priesterin fragend an.


    "Eine Strafpredigt für?"


    Er scheint in der Tat etwas verwundert und legt seinen Kopf leicht schief, nachdem er sich an dem Tisch in der Küche niedergelassen hat. Seine nasse Gugel landet neben ihm auf dem Stuhl.

  • Es klappert, als Alanis Hand aus dem Keller emporreicht und die kleine Milchkanne auf dem Fußboden neben der Klappe abstellt. Der niedrige Raum ist gerade so hoch beschaffen, dass Damorg und sie darin stehen können, größere Menschen hätten damit wohl ihre Probleme. Die von Feuchtigkeit schweren Röcken raffend, kommt Alanis die Stiege wieder hinauf und sie bringt die Milch zum Herd.


    "Weil ich Deine Novizin verärgert habe. Das tut mir sehr Leid, im Nachhinein betrachtet, weil Du sicherlich Scherereien damit hattest."


    Sie gießt die Milch in den Kessel und verschwindet dann im Schlafzimmer, die Tür offenlassend. Fast sofort fliegen die Kleidungsstücke, die sie getragen hat, eins nach dem anderen, in den Wäschekorb - der jedoch in der Küche steht, weswegen es ein wenig seltsam anmuten mag, wie Röcke, Mieder, Blusen, Unterwäsche zielsicher von einem Raum in den anderen segeln. Ein Kopf mit wirren Haaren über einer nackten Schulter steckt sich kurz durch die Tür.


    "Bitte pass kurz auf, dass nichts überkocht, ja?"


    Danach ist aus dem Nebenraum das Klappen der Schranktür zu hören.

  • Mit einem leiesen Seufzen erhebt sich der Priester und geht zu dem Topf auf der Feuerstelle um dort nach dem Rechten zu sehen, so wie er gebeten wurde. Ein Räuspern folgt.


    "Nunja. Lira hat richtig gehandelt in diesem Moment. Nachdem was sie wusste hatte sie nicht anders handeln können. Das sie dabei so aufbrausend war ist eine andere Sache. Aber ich nehme an du bist da auch nicht ganz unschuldig."


    Ein feines Lächeln schleicht sich für einige Herzschläge auf sein Gesicht.

  • "Ich? Ach iwo, ich bin die Unschuld in Person." Alanis kommt aus dem Schlafzimmer zurück und schließt dessen Tür hinter sich. Ein Lachen ist in ihrer Stimme zu hören. Ihre nassen Haare hat sie mit zwei Nadeln aus Holz am Hinterkopf locker zusammengesteckt und sich ein leichtes Wollkleid angezogen. Vom Herd geht inzwischen eine angenehme Hitze aus, die sich in der gesamten Küche verbreitet. Die Priesterin holt Tassen, Löffel, den Honigtiegel und bringt alles zum Tisch. "Jetzt sag mir bitte nicht, dass Du sie wegen ihrer aufbrausenden Art gemaßregelt hast? Immerhin kannst Du das meines Wissens nach auch sehr gut." Sie tritt neben ihm an den Herd und blickt ihn fragend an.

  • "Sie wird sich bei dir entschuldigen, wenn ihr euch erneut trefft. Außerdem habe ich ihr erklärt wie wir hier mit Menschen umgehn, die nicht an die Fünfe glauben. Mehr nicht. Sie ist eine gute Novizin und wie ich dir bereits gesagt habe, in diesem Moment hat sie richtig gehandelt."


    Als die Priesterin erneut in den Raum kommt, sucht Damorg sich wieder seinen Platz am Tisch und mustert Alanis.