Aus der Küche kommend betreten Kassi und Malglin das Arbeitszimmer.
"Setz dich doch, Kassi."
"Bevor ich auf meine Reisepläne zu sprechen komme, würde ich gerne wissen, wie du selber deine Gesundheit einschätzt.
Wir wollten noch mindestens drei Reisen dieses Jahr machen und es liegen einige Anfragen an mich an, wo ich gerne hinreisen würde."
Kassandra runzelt die Stirn.
"Drei?", fragt sie. "Wo willst du denn überall hin?"
Malglin zählt auf.
"Wir haben eine Einladung nach Nyestadt zur Eröffnung der Akademie bekommen, dann wollten wir den Tanzball des Barons de la Lyra besuchen und schließlich zur Jahreswendfeier hat uns Thalion nach Lupien eingeladen."
"Stimmt", antwortet Kassandra überrascht. "De la Lyra... den hätte ich fast vergessen. Aber ja. Du hast recht. Also noch drei Reisen bis zum Jahresende..."
"Fühlst du dich gesundheitlich stark genug, das wir die Reisen unternehmen können?"
Kassandra seufzt leise. Und nickt.
"Es geht mir besser. Ja..."
Malglin nimmt Kassandras Hand.
"Ich höre Bedauern in deiner Stimme. Möchtest du zuhause bleiben?"
"Nein, möchte ich nicht", antwortet Kassandra und lächelt Malglin an. "Ich will mich nicht vergraben, hier. Rauszukommen wird gut sein."
"Dann sage ich zu." Malglin nickt.
"Kommen wir zu meinen Reisepläne. Ich plane wie jedes Jahr die Muntia in Lupien zu besuchen.
Sie haben allerdings die Tage des offenen Lernens dieses Jahr um fast einen gesamten Mond früher angesetzt, so das ich dich erst in Nystadt treffen kann."
"Oh", macht Kassandra. "Na gut. Dann treffen wir uns da. Ist das mit dem Schiff zu erreichen?"
"Der schnellste Weg wäre durch ein Portal mit der Hexe zu reisen. Auf dem Schiffsweg und Landweg kannst du Nyestadt in drei Wochen erreichen.
Wir sind übrigens nicht alleine. Naria, mein zweiter Lehrling, Renirja, Jason, Havor, Arkana und Faron reisen mit uns."
Drei Wochen Landweg? Kassandra schüttelt sich.
"Ne, ich glaub dann geh ich lieber mit der Hexe durchs Portal", beschließt sie.
"Ja... dann sind wir ja ein illustrer Haufen", kommentiert sie die zusammensetzung der Reisegesellschaft.
"Ich werde Naria bitten, ein wenig auf dich aufzupassen."
Er kratzt sich am Hinterkopf.
"Ich habe noch einen weiteren Brief aus Lupien. Er kommt von Thalion. Es betrifft eine Reise nach Daynon."
Kassandra nickt langsam. Darauf hat sie gewartet.
"Ich dachte schon du erzählst mir gar nicht mehr davon... stiehlst dich vielleicht einfach nachts aus dem Haus...", sagt sie und legt den Kopf schief.
Malglin fühlt sich unwohl mit dem Thema. Auch ein Grund, warum er das so lange nicht angesprochen hatte.
"Nein, wenn ich gehe, sollst du es wissen. Ich vermute, du hast bereits mit anderen über ihre Daynonreise gesprochen?"
Kassandra nickt nur.
"Ja..." Dann wartet sie weiter ab.
Er versucht das ganze sehr nüchtern zu erzählen.
"Die Reise wird nicht einfach werden. Wir gehen in den Osten von Daynon, dort wo wir vor 4 Jahren Lucius verloren haben. Dennoch wissen diejenigen, die mitreisen, um die Gefahren und wir haben uns schon vor längeren mit dem Vorbereitungen der Reise beschäftigt, lediglich der Zeitpunkt wann war uns unbekannt.
Keela, Cordo, Arkana, ich und einige Wächter werden von hier aufbrechen.
Dazu begleiten uns noch etliche Bekannte: Thalion, Kallador, Dural, Tara, Seloras, Enrico, Tiara. Thalion wird uns anführen, Kallador wird sein Stellvertreter."
"Und nichts was ich sage wird dich davon abhalten, diese 'Reise' anzutreten, nicht wahr?" Kassandras Stimme ist immer noch ruhig, doch es hält sie nicht mehr auf ihrem Stuhl. Sie steht auf und geht zum Kamin, wo sie mit dem Rückem zu ihm stehen bleibt.
"Dafür ist es jetzt zu spät."
Schmerz zeigt sich in Malglins Gesicht. Wenig später fährt er fort.
"Ich bin der Wegbereiter, aufgrund meiner Reisen gehen unsere Freunde nach Daynon. Vor kurzem waren einige von ihnen hier und haben ihr Leben für unser Leben riskiert.
Malglins Schmerzen manifestieren sich im Bauch und werden unerträglich, denn er weiss, das nichts, was er sagen würde, Kassandras Last leichter macht.
"Sich einfach davor zu drücken, wäre jetzt feige. Das ist nicht meine Art."
Kassandra fährt herum.
"Glaub mir, ich weiß wer was für mich riskiert hat", antwortet sie scharf. "Du mußt mich nicht daran erinnern!"
Einen Moment steht sie da, wütend und mit zusammengebissenen Zähnen.
Sie fühlt die Schuld mehr als deutlich, und mehr als deutlich, wie unfair es ist das gegen sie zu benutzen.
"Es war kein Daynite dabei", fügt sie noch hinzu und versucht dann bewußt wieder ruhig zu atmen und die angespannten Muskeln zu lösen.
"Malglin, diese Sache stinkt zum Himmel. Sie rufen euch um Hilfe an, aber verlangen gleichzeitig, daß ihr euch ihnen unterstellt. Wem unterstellt? Zu welchem Zweck? Damit sie, falls ihr Erfolg habt, diesen Erfolg als den der Daynitischen Armee präsentieren können? Damit sie euch gängeln können, wenn ihr nicht tut was sie wollen? Um Macht über Mitglieder einer ausländischen Regierung zu bekommen?"