• Das Gästezimmer, in dem die Priesterin immer dann lebt, wenn sie bei Malglin und Kassandra zu Besuch ist, ist klein, aber urgemütlich. Ein Fenster deutet auf den Garten hinaus und lässt das Tageslicht auf ein weiches Bett fallen, das direkt darunter steht. Eine rote Tagesdecke und ein Läufer auf dem Boden, in fröhlichen Farben angefertigt, wetteifern mit einigen bunten, bestickten Wandbehängen. Eine große Truhe steht an der Wand, dazu noch ein kleiner Tisch mit einem Stuhl.

  • Alanis betritt ihr Zimmer, in dem es wie immer furchtbar unordentlich ist, und wirft schnell einige Kleidungsstücke in die offene Truhe, die an der Wand steht. Mit dem Fuß schiebt sie ihre Schuhe unter das Bett und stellt dann die Teetasse auf dem Tisch ab.

  • Thalion folgt Alanis in das Zimmer und sieht sich kurz um. Nachdem er einen Moment gelauscht hat, stellt er sein Schwert in eine Ecke.


    "Gut, das ist voll und ganz ausreichend.
    ...
    Zunächst möchte ich dir ein paar Grundsätzliche Tips geben.
    ...
    Am Anfang ist es wichtig, sich körperlich in eine Position zu bringen, die einem Angenehm ist. Wenn du also meinst, auf dem Stuhl fühlst du dich am wohlsten, dann setz dich auf den Stuhl. Nur das Bett würde ich nicht empfehlen, da besteht die Gefahr einzuschlafen"


    Thalion zwinkert Alanis zu.

  • "Garantiert würde ich einschlafen!", gibt Alanis lachend zurück. "Der Ball steckt mir noch ganz schön in den Knochen." Sie grübelt kurz. "Kann ich vom Stuhl fallen dabei? Du kennst doch meine Tendenz zu komischen Unfällen."

  • "Legen Hennen Eier?", antwortet Thalion mit einer rethorischen Frage und grinst dabei.


    "Prinzipiell ist es möglich dass du vom Stuhl fallen könntest. Aber da du dir jetzt schon darüber Gedanken machst ...", er rückt den Läufer auf dem Boden in die Mitte des Raumes.
    "...werden wir uns auf den Boden setzen. Sonst denkst du noch die ganze Zeit daran vom Stuhl zu fallen und das ist nicht Sinn dieser ersten Übung."


    Er setzt sich auf das eine Ende des Läufers und schlägt die Beine übereinander. Dann lädt er Alanis mit einer Handbewegung ein, sich auf das andere Ende des Läufers zu setzen.


    "Vielleicht nicht die bequemste Haltung, aber hier unten fällt man nicht sehr tief."

  • Alanis schließt die Türm dann schnappt sie sich noch ein Kissen vom Bett, das sie auf ihre Seite des Läufers legt, bevor sie sich darauf mit einem kleinen Ächzen niederlässt. Die Beine schlägt sie ebenfalls in den Schneidersitz unter, dann blickt sie Thalion an.


    "Du kennst mich wirklich zu gut", brummt sie leise, doch ihre grünen Augen lächeln. Rasch bindet sie sich die Haare in einen neuen, festeren Zopf zurück, damit sie ihr nicht in's Gesicht fallen. "Gut", sagt sie schließlich und nickt. "Ich bin bereit."

  • Thalion setzt sich in eine aufrechte Position.


    "Das gerade sitzen soll das Atmen etwas erleichtern."


    Er wirkt nun etwas ernster.


    "Die erste Übung besteht darin, sich auf das schlichte Atmen zu konzentrieren. Dabei atmet man tief und ganz bewusst durch die Nase ein und anschließend langsam aber sehr lange durch den Mund wieder aus. Während dem einatmen zählt man im Geiste langsam bis fünf und macht das gleiche auch beim ausatmen."


    Thalion macht es einmal vor.


    "Während dessen schließen wir die Augen. Das ganze machen wir etwa zwanzig Mal.
    Versuche dabei, alles andere um dich herum zu vergessen. Denk nicht mehr an den Tanzball oder das ich hier sitze oder das du keinen Kontakt zu den Elemten findest. Denke nur an das Atmen und an die Zahlen."

  • Alanis hört ihm interessiert zu und atmet dann, schon vor Beginn der Übung, schon einmal tief durch.


    "Gut. Dann wollen wir mal."


    Sie legt die Hände locker auf den Knien ab, richtet ihren Rücken weiter auf und schließt dann die Augen. Dann sammelt sie sich einen Moment und beginnt schließlich. 1, 2, 3, 4, 5 - Einatmen. 1, 2, 3, 4, 5 - Ausatmen. Es fällt ihr schwer, die Gedanken abzustreifen, die sie seit Tagen beschäftigen. Das Wirrwarr aus Zweifeln und Hoffnungen ist zu dicht, wie Dickicht in ihrem Kopf. Sie bemüht sich, mit jedem Ausatmen einige der Grübeleien abfließen zu lassen. Das kennt sie schon aus der Vereinigung mit dem Element Luft, nur dass sie in diese Fall die tröstliche Anwesenheit des Elements missen muss.

  • Thalion wartet ab. Er atmet mit und beobachtet Alanis. An ihrem Gesicht lassen sich gewisse Dinge ablesen. Ihre Innere Unruhe und die fehlende Sicherheit, welche die Elemente ihr sonst gegeben haben.


    Nachdem er zwanzig Atmungen gezählt hat, wartet er ab, ob Alanis sich von sich aus entschließt noch etwas weiter zu machen oder die Augen wieder zu öffnen.

  • Es dauert ein, zwei tiefe Atemzüge länger als die angekündigten 20, dann öffnen sich Alanis Augen wieder. Sie wirkt ein wenig geknickt, versucht das jedoch zu überspielen und ihre Mimik wieder in den Griff zu bekommen.


    "Wie lange braucht man dafür? Bis man es meistert, meine ich?", erkundigt sie sich mit einem kleinen Schmunzeln, doch ihr Gesicht ist weiterhin konzentriert und ihre Haltung gerade. Sie scheint weitermachen zu wollen.

  • Thalion bemerkt Alanis Ungeduld.


    “Gräm dich nicht. Es ist wie laufen lernen. Dabei ist auch noch kein Meister von Himmel gefallen. Ich habe etwa einen Götterlauf benötigt um die ersten richtigen Erfolge zu erzielen. Allerdings bin ich der Meinung bei dir wird es schneller gehen, aufgrund deiner priesterlichen Erfahrung.
    Erinnere dich an deine ersten Versuche mit den Elementen in Kontakt zu treten. Das hier ist ganz ähnlich. Versuche nicht es zu erzwingen. Lass es auf dich zukommen. Genieße einfach den Moment das du atmest. Wenn man es also aus Sicht der Elemente betrachtet, ist die Luft ständig in dir Präsent.


    Thalion scheint bei diesen Erklärungen wesentlich älter zu wirken, als er es eigentlich ist.


    “Sinn und Zweck der Meditation ist es, sich in einen Zustand zu versetzen in welchem man einfach nur ist. Alles andere bleibt natürlich vorhanden, wird aber nicht wahrgenommen.
    Die Übung macht den Meister und natürlich muss man diese Atemübung viel länger durchführen und üben. Nimm dir Zeit.“


    Einen kurzen Moment wirkt er Abwesend und denkt über etwas nach.


    “Bevor wir weiter machen, möchte ich dich aber bitten mir zu erklären, welche konkreten Ziele du erreichen möchtest. Formuliere sie in Worte und erkläre es mir, als wäre ich ein Kind. Das hilft uns vielleicht beiden weiter, besser zu verstehen.“

  • Alanis wirkt für einen Moment verwirrt.


    "Geht es darum, was ich mir mit dieser Meditation erhoffe - oder um meine momentanen Hoffnungen allgemein? Das könnte nämlich ein wenig länger dauern."


    Ein schiefes Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen.

  • "Wahrscheinlich hängt das alles irgendwie zusammen. Aber mir geht es erstmal darum zu erfahren, was du mit der Meditation erreichen möchtest. Also in deine eigenen Worte gefasst und etwas konkreter.
    Ob es zum Beispiel nur, in Anführungszeichen, um den Kontakt zu den Elementen geht.
    Formuliere, wenn du es so magst, einmal einen Wunsch."

    "Ein Huhn auf dem Kopf ist besser als ein Ei auf dem Stuhl."

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  • "Puh." Alanis tippelt den den Fingern der rechten Hand auf ihrem Knie herum. "Thalion, ich weiß doch nicht nicht einmal, was ich will. Gerade, was die Elemente angeht." Sie atmet tief durch und seufzt dann leise. "Ich will wissen, welchen Weg ich wirklich weitergehen will und welchen ich dafür vielleicht aufgeben muss."

  • Thalion nickt nachdenklich.


    "Gut. Jetzt nachdem ich das weiß, kann ich auch Pater Luicatos Schlussfolgerung besser verstehen.
    Du weißt selbst gut genug, dass nur du dir diese Antwort geben kannst. Wir können die Meditation nun auf dieses Ziel besser ausrichten.
    ...
    Was für dich das richtige ist, ist ein Zwiegespräch mit deinem innersten Selbst. Das ist natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Aber nach allem was wir beide schon erlebt haben, könntest du trotzdem so etwas in der Art erleben. Oder etwas noch merkwürdigeres."


    Er drückt seinen Schultern nach hinten, um sich zu lockern.


    "Du musst also üben, dich ganz tief in dich hinein zu versenken. Das atmen ist der Anfang. Das leeren deines Geistes der nächste und auch der schwierigste Schritt.
    ...
    Ich könnte dir natürlich auch anbieten eine geistige Verschmelzung durchzuführen und zusammen könnten wir dann tief in dein innerstes Vordringen um eine Antwort zu finden. Aber auch dafür solltest du die Basis des Meditierens beherrschen.
    ...
    Egal wie es sein wird, du musst dir merken, dass dein innerstes, dein Geist, deine persönliche Welt ist. Was immer du auch findest, kann dir nichts anhaben, wenn DU es nicht willst."

  • Alanis verzieht in einer schmerzerfüllten Regung das Gesicht.


    "Uhm, verschmelzen? Ich glaube eher nicht." Sie zögert kurz. "Versteh mich nicht falsch, ich mag Dich und vertraue Dir, aber vor kurzem ist schon Tear'asel in meinem Kopf gewesen und ich habe auch nach mehreren Wochen immer noch Alpträume und Nasenbluten."

  • Thalion zieht die Augenbrauen hoch und neigt den Kopf hin und her.


    "Das meine ich damit, wenn ich sage, die Basis der Meditation sollte beherrscht werden. So etwas mal eben durchzuführen kann zu Schäden führen. Wobei ich Tear'asel für durchaus fähig halte. Aber ich weiß ja auch nicht, was da letztlich passiert ist und muss es auch nicht wissen.
    ...
    Also sind die Grenzen klar und wir können weiter machen.
    Ich schlage vor, wir wiederholen unsere Atemübung und zwar etwas länger. Höre einfach auf, wenn du der Meinung bist, du hast genug. Erzwinge nichts. Ich werde mich ebenfalls in eine leichte Meditation versetzen und kann dich hören, wenn du etwas möchtest."


    Thalion setzt sich wieder in die entsprechende Haltung und wartet, bis Alanis beginnen möchte.

  • Alanis nickt und es wirkt zögerlich. Schließlich legt sie ihre Hände wieder ruhig auf ihren Knien ab, rutscht mit dem Po etwas hin und her, um bequemer zu sitzen und schließt dann die Augen wieder.


    Erst atmet sie normal, dann gleitet sie ohne große Probleme in die Rhythmus hinüber, den Thalion ihr genannt hat. Eine ganze Weile nimmt sie noch die leisen Geräusche des Haushalts wahr, das Trappeln von Kinderfüßen, das Knarzen der Deckenbalken, in denen es arbeitet und die Geräusche vor dem Fenster, als der Wind an der Hauswand vorbeistreicht und sich im Garten in den Pflanzen fängt.


    Denn wenden sich ihre Gedanken nach innen und finden dort das Chaos vor, das sie an diesem Tag schon bei ihrem ersten Meditationsversuch belastet hat. Doch dieses Mal ist ihr Wille größer, der Willen, endlich eine Antwort zu finden und so lässt sie alles abfließen. Alle wirren Gedanken, alle Sorgen. Sie kennt das schon von ihren Gebeten und obwohl es ihr schwer fällt, es nun auf diese Weise zu tun, lässt sie ihre Frustration in ihrem Atem aus ihrem Körper und vor allem ihren Kopf fahren.


    Zeit, unterteilt in Fünferriegen, vergeht und dient sich. Die Umgebungsgeräusche treten zurück und Stille tritt ein, auch in ihr drin. Das aktive Mitzählen vergeht irgendwann, da ihr Körper instinktiv weiß, was nun richtig ist. Ihre Gestalt entspannt sich, ihre Schultern sinken ein Stück nach unten.

  • Thalion hat nach einigen Momenten der Beobachtung ebenfalls seine Augen geschlossen und atmet ruhig und gleichmäßig.


    Seine Meditation ist nur oberflächlich. Er hört die Geräusche um sich herum. Lauschend meditiert er ohne Kontakt zu seinem innersten herzustellen. Hauptsächlich konzentriert er sich auf die leisen und rhytmischen Atemgeräusche, die Alanis erzeugt. Bereit jederzeit die Augen zu öffnen, falls es nötig sein sollte.

  • Irgendwann schlägt Alanis die Augen wieder auf und ihre Hand fährt zu ihrer Nase, aus der ein Rinnsal Blut fließt. Sie flucht leise und tastet in ihrer Rocktasche herum, um ein Taschentuch zu suchen und dann schlussendlich auch zu finden. Sie wischt das Blut ab und seufzt leise.


    "Ich glaube ich strenge mich noch immer zu sehr an", sagt sie enttäuscht.