Im Hafen von Rendor II

  • Clarisse hatte gehört wie Marie gemeinsam mit Fanny und Pyra das Haus verlies und kommt sich nun noch ein wenig einsamer vor als bisher. Auch wenn sie sich darauf freut ihren Onkel in Zukunft auf dessen Reisen zu begleiten, so graust ihr um so mehr vor dessen Frau. Rasch verbietet sie sich weiter darüber nachzudenken und da anscheinend niemand irgendwelche Aufgaben für sie hat, beschließt sie, zum Hafen hinunter zu gehen. Schnell schlüpft Clarisse in ihren Mantel und macht sich gutgelaunt auf den Weg, während sie unterwegs zugeben muss, dass sie ihre täglichen Ausflüge daheim in Hohenfels zum Hafen hinunter, bei denen ihre Mutter oder auch ihr Vater sie so oft begleitet haben, doch arg vermisst... wie so vieles andere auch. Als sie merkt, dass ihre Augen drohen feucht zu werden, wischt sie ärgerlich mit der Hand darüber. 'Heulen nutzt nix' hatte die alte Erla immer gesagt und Clarisse hatte sich stets bemüht, sich an diesen, wie sie fand, weisen Grundsatz zu halten. Statt dessen beschleunigt sie lieber ihre Schritte, so dass sie kurz darauf endlich den Hafen erreicht, wo ihr Blick begeistert über das Gewimmel der Menschen und die vielen Schiffe wandert. Gemächlich schlendert sie über den Kai, lauscht den fremden Sprachen und dem Geschrei der Möwen und wünscht sich, für immer dort bleiben zu können.

  • Marie sah die Hafenstraße runter. Sie hatte sich sicherlich geirrt. Sie dachte, sie hätte ihre Cousine gesehen... nein - die würde doch nicht alleine durch die Stadt gehen, oder doch?


    Sie schaute gen Himmel, der sich noch dichter zu zog. Verflucht! Und wenn sie es doch war? Sie nahm Pryas Arm und ging nun die Hafenstraße hinunter... Ausschau haltend nach Clarisse. Auch Prya sollte Ausschau halten nach ihrer Cousine.


    Ein reges Treiben herrschte hier - wie immer. Sie mochte es. Diese Vielfalt, die Luft, der Ausblick hinaus in den Hafen und aufs Meer, die Gerüche und selbst die Lautstärke... das Kreischen der Möwen. Zwar hatte sie die absolute Ruhe im Kloster auch lieben gelernt, doch hier fühlte man sich einfach lebendig. Wenn Sie sehr einsam war im Kloster erträumte sie sich an diesen Ort... ihre Heimat, ihr Hafen.


    Prya zeigte auf eine junge Dame, die am Kai schlenderte... Ja, da war sie. Sie ging auf sie zu. Clarisse war vollkommen in Gedanken versunken, so dass sie sie auch nicht hörte, als sie sie ansprach. Und so legte Marie ihr die Hand auf die Schulter...


    "Clarisse?!"

  • Ertappt zuckt Clarisse zusammen und dreht sich dann rasch zu ihrer Cousine um. Während sie diese mit großen Augen anstarrt, wechseln sich auf ihren Zügen Erschrecken mit einem Hauch von Sorge und schließlich eindeutigem Schuldbewußtsein ab. Betreten schaut sie schließlich zu Boden und murmelt kaum hörbar, "Hallo Marie..." Dann schweigt sie und scharrt verlegen mit der Fußspitze über den Boden.

  • "Was machst Du hier? Du bist hier doch nicht etwa alleine?" sagte sie schroffer, als sie eigentlich beabsichtigt hatte...


    Sie schaute sich um, sah aber keinen, den sie kannte aus ihrem Haushalt. Statt dessen sah sie in der Ferne Die Nebelfalke ankern. Ihr Blick verharrte auf dem vertrauten Schiff.


    Was wollte Clarisse hier? War sie wirklich alleine spazieren? War sie mit Bedevere verabredet? Hatte sie etwas nicht mitbekommen?


    Ist ihre Cousine denn verrückt geworden - alleine in dieser Stadt, die sie nicht kannte. Marie hingegen war bekannt und ging nur selten ohne Begleitung - gehörte es sich ja auch nicht für eine wohlerzogene junge Dame, allein zu gehen, aber Clarisse ... einer der Seemänner hätte sie ansprechen können oder noch Schlimmeres.


    "Clarisse, rede mit mir... ich will Dir nicht bös sein... ich hatte nur Angst um Dich... Du kannst in dieser Stadt nicht alleine rumlaufen. Ist Dir denn nicht bewusst, was alles passieren kann?!"

  • "Ähm... also ich..." Clarisse weiß nicht so recht, was sie sagen soll. In Hohenfels war sie stets alleine unterwegs gewesen, was hätte auch groß geschehen können, dass dies hier in Rendor lebensgefährlich sein soll, versteht sie nicht. Noch einmal versucht sie zu erklären, "Ihr wart alle beschäftigt und ich wollte niemanden stören..." mit großen Augen schaut sie ihre Cousine an.

  • "Oh Clarisse! Wenn Du ausgehen möchtest, kannst Du Dir doch jeden Bediensteten mitnehmen - das ist Dein gutes Recht. Wenn Vater das wüsste..." sie schüttelte den Kopf.


    "Wie gut, dass ich Dich entdeckt habe. Es soll unter uns bleiben. Was wolltest Du hier?" Marie schaute nochmal zu Der Nebelfalke. Sie zeigte auf das Schiff.


    "Wolltest Du dahin, Dir sein Schiff ansehen?"


    Sie hakte sich bei Clarisse ein und ging mit ihr auf das Schiff zu... Sie versuchte, zu erkennen, ob jemand dort stand, den sie von der Besatzung noch kannte... doch leider konnte Marie nicht gut in die Ferne sehen... eine kleine Sehschwäche, die sie hatte. Sie seufzte.


    Wenige Schritte vor dem Schiff blieben sie stehen und sie schaute hinauf...

  • "Nun... " bevor Clarisse noch etwas sagen kann, hat Marie sich bereits bei ihr untergehakt und steuert auf ein Schiff zu, an dessen Bug sie den Namen >Nebelfalke< lesen kann. Wenn Marie 'sein' Schiff sagt, wird es wohl dem Herrn Bedevere Noyau de Guet-Clermont gehören... ist sie vielleicht deswegen hier? Und war das Packen nur ein Vorwand gewesen, sie loszuwerden? Clarisse senkt beschämt den Kopf... und sie war geradewegs zum Hafen gelaufen & Marie damit prompt in die Quere gekommen. Dumm das! Aber nun wohl nicht mehr zu ändern, also versucht sie das Beste aus der Situation zu machen und betrachtet interessiert und aufmerksam das Schiff als sie davorstehen.

  • Marie wunderte sich über Clarisse... so wortkarg. War es ihr peinlich?


    "Clarisse? Redest Du nicht mehr mit mir? Wollen wir woanders hin? Ich wollte eigentlich noch in der Stadt etwas erledigen, bevor ich abreise. Vielleicht möchtest Du mich dorthin begleiten? Oder möchtest Du das Schiff besichtigen, wenn wir schon einmal hier sind? Herr Bedevere wird es uns sicherlich zeigen."


    Sie sah eindringlich ihre Cousine an.

  • Endlich scheint Clarisse ihre Überraschung einigermassen überwunden, so dass sie ihrer Cousine mit einem vorsichtigen Lächeln antwortet, "Bitte verzeih, Marie! Natürlich rede ich noch mit dir! Ich war nur etwas verwirrt, das ist alles!" Ihr Lächeln wirkt entschuldigend, "Ich würde mich da gänzlich nach dir richten! Wenn du meinst, es wäre in Ordnung, das Schiff anzuschauen, dann würde ich dazu sicher nicht 'Nein' sagen, aber wenn es dir lieber wäre zurück in die Stadt zu gehen und du möchtest, dass ich dich begleite, so kann ich auch das tun!" Einen Moment schaut sie schweigend zu Boden, dann wieder zu Marie und bietet ihr an, "Wenn es dir lieber wäre, kann ich aber auch nach Hause zurückkehren, dann kannst du in Ruhe deinen Erledigungen nachgehen! Den Weg kenne ich ja!" Sie lächelt noch einmal. Zwar ist ihr bewußt, dass sie in Maries Augen einen großen Fehler gemacht hat, aber so ganz erschließt sich ihr noch nicht, worin genau er denn liegt.

  • Marie schüttelte den Kopf...


    "Nein, sicherlich möchte ich nicht, dass Du wieder alleine ohne Begleitung nach Hause gehst. Dann lass uns an Bord gehen und nach Herrn Bedevere fragen. Er wird sich sicherlich freuen, und sein schönes Schiff zu zeigen. Und vielleicht siehst Du dann auch die Frau Kapitan."


    Marie schaute ihre Cousine an:


    "Hmm... ich kann aber erst mit Dir an Bord gehen, wenn Du mal wieder anfängst, zu lächeln," zwinkerte sie ihr zu.


    "Ich bin nicht mehr böse auf Dich, wirklich... Nur bitte, versprich mir, nicht mehr alleine in der Stadt herumzugehen. Nimm dir lieber jemand vom Personal mit oder frag uns. Ich weiß ja nicht, wie das in Deiner Heimat ist, aber hier laufen einfach zuviele Fremde herum, die man nicht einschätzen kann..."

  • Nun ist es an Clarisse lachend den Kopf zu schütteln, "Marie! Ich komme aus Hohenfels in Cornia! Das ist erstens die Hauptstadt und zweitens eine Hafenstadt so wie hier! Ich bin dort stets alleine durch die Stadt gelaufen und auch hinunter zum Hafen! Weder unsere Magd noch unser Knecht haben mich dabei begleitet, es sei denn ich bin einkaufen gegangen & Jan hat mir den Korb getragen. Fremde kenne ich zur Genüge, Marie, aus allen Herren Länder!" Ein kleines verschmitztes Lächeln bleibt, "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, ich bin nicht bange!" Dann schüttelt sie den Kopf und wendet ein, "Ist es für dich wirklich in Ordnung deine Zeit damit zu verbringen mit mir hier das Schiff anzuschauen? Denn ich möchte dich nicht bei der Erledigung deiner Sachen aufhalten oder stören!" Sie schaut ihre Cousine prüfend an und fragt dann noch, "Was ist eigentlich so besonderes an einer Kapitänin? Dein Vater hat vorhin auch schon so seltsam reagiert." In ihrem Blick liegt Neugier.

  • Marie sah Clarisse erstaunt an:


    "Alleine durch Eure Stadt? Und Du hattest keine Angst? Oh... Ähm... nun gut... wenn Du Dir das zutraust... doch sollte Vater nichts davon erfahren. Meine Sache, die ich noch erledigen wollte, kann ich auch noch morgen Vormittag erledigen.


    Wenn Du das Schiff ansehen möchtest, dann fragen wir jetzt einfach mal.


    Was Besonderes an einer Kapitänin ist? Eine Frau in der Schifffahrt bedeutet hierzulande eigentlich Unglück. Eine Frau bringt nur Glück als Gallionsfigur. Ansonsten würde sie den Männern wohl den Kopf verdrehen, wenn sie so lange auf Fahrt sind. In Rendor ist es eben auch ein typischer Männerberuf. Wie mein Vater schon sagte... Frauen gehören in einen Haushalt..."


    Sie war zwar mit dieser Meinung groß geworden, beneidete aber jede Frau, die ihren Weg gehen konnte. Marie wollte schon seit ihrer Zeit im Kloster diesen für sie bestimmten Weg entkommen. Aber sie war nunmal eine Frau... und im falschen Land geboren. Vielleicht hatte ihre Freundin Dunja wirklich recht und eines Tages, wenn sie verheiratet war, hätte sie mehr Freiheiten... mit dem richtigen Mann an ihrer Seite... Sie musste lächeln. "Er" würde es wahrscheinlich nie werden, aber vielleicht jemand wie "er"... sie schüttelte sein Bild wieder weg.


    "Dann lass uns an Bord gehen!"


    Sie hakte sich wieder bei Clarisse ein und ging mit ihr an Bord. Ein Wachoffizier begrüßte sie und sie nannte ihren Namen: "Mein Name ist Marie Babette de Moriba. Ist Herr Bedevere an Bord?"

  • Der Wachoffizier begrüßte die Damen höflich und nickte auf ihre Frage hin.
    "Ja, Herr Bedevere ist an Bord, in seiner Kajüte, so viel ich weiß. Ich lasse nach ihm schicken, die Damen!"
    Er schickte einen Seemann los und wenig später erschien der kaozische Ritter an Deck.
    "Lady Marie, Lady Clarisse. Das ist aber eine Überraschung!"
    Er verneigte sich knapp.
    "Womit habe ich diesen Besuch verdient? Und bitte, kommt doch an Bord!"

  • "Vielen Dank, lieber Herr Bedevere. Ich hoffe, wir stören nicht! Wir waren zufällig im Hafen und wir sahen Euer schönes Schiff... da dachten wir uns, Ihr zeigt es uns vielleicht...?"


    Marie schenkte ihm ein Lächeln... sie selbst kannte das Schiff zwar schon, aber Clarisse würde sich sehr über eine Führung freuen, so wie es aussah...


    "Und Ihr könnt mir meine Kajüte zeigen, die ich ab morgen beziehen werde...," zwinkerte sie ihm zu.

  • Clarisse hat nach Betreten des Schiffes ihr Augenmerk auf dessen Bauweise gerichtet, so dass sie die Worte des Ritters & ihrer Cousine nur am Rande mitbekommt. Als Marie allerdings nach ihrer Kajüte fragt, errötet sie leicht und schlägt dann vor, "Herr Noyau de Guet-Clermont, vielleicht erlaubt Ihr mir, mich ein wenig umzusehen, dann könnt Ihr Marie in Ruhe weiterhelfen... ich verspreche auch niemandem im Weg zu sein & nichts anzufassen!" Hoffnungsvoll & bittend schaut sie den Kaozier an.

  • Marie dreht sich überrascht zu ihrer Cousine um und hebt eine Augenbraue... sie dachte, Clarisse wollte das Schiff gezeigt bekommen?


    Sie geht zu ihr und flüstert ihr zu:


    "Ähm... Clarisse - willst Du nicht mitkommen und Dir das Schiff zeigen lassen? Herr Bedevere erklärt wirklich gut..."

  • "Ähm... nun... ich wollte dich... äh... euch... also... nicht stören..." Clarisse ist völlig verwirrt, ihr Blick wandert von ihrer Cousine zu dem Ritter hinüber und schließlich zu Boden, wo sie verlegen mit dem Fuss scharrt. "Bitte, ich will nicht noch mehr falsch machen als ich es ohnehin schon scheine getan zu haben!" Hilfesuchen schaut sie den Kaozier an und murmelt dann leise, "Es ist wirklich nicht leicht, sich hier zurechtzufinden... zuhause war alles soviel einfacher & unkomplizierter..."

  • Herr Bedevere schmunzelte.
    "Ich kann ganz gut nachvollziehen, was Ihr meint, Lady Clarisse. Die Damen stören natürlich nicht im Geringsten. Wenn Ihr nicht von mir Euch das Schiff zeigen lassen wollt, so hat bestimmt Kapitän Fernandez die Zeit, dies zu tun."

  • Bei des Ritters Worten schaut Clarisse ihn dankbar an, widerspricht ihm dann jedoch erschrocken, "Nein, nein, Herr! Natürlich wäre ich Euch sehr dankbar, wenn Ihr uns das Schiff zeigen wollt... ich dachte nur Ihr hättet noch etwas mit Marie... zu bereden und da wollte ich nicht stören!" Sie lächelt ihm verlegen zu, "Zudem möchte ich auch nicht, dass Marie sich langweilt, wenn sie sich doch hier schon auskennt!" Ihr Blick wandert zu ihrer Cousine hinüber.