Die Stube von Ashaba im unteren Wachgebäude

  • Ashaba schüttelte etwas verwirrt den Kopf.


    "Wenn er dein Schüler ist, dann ist die Hierarchie klar: Du Autorität, er nicht. Aber so einfach ist es offenbar nicht. Ganz davon abgesehen, dass er dich völlig unterschätzt, wenn er dich für ein dummes Weibchen hält."


    Versonnen sah sie in den Becher und ließ einige wenige Augenblicke der Stille verstreichen.


    "Möglicherweise sind einige offene, direkte Worte angebracht. Ich sage es ja nur ungern, aber wenn du diesen ... Posten übernommen hast, dann solltest du nicht so schnell..." Sie hielt inne, weil ihr ein Detail auffiel. "Wie lang tut ihr das eigentlich schon?"

  • "Ist nicht so einfach, den Kerl mit dem Schwert, das so groß ist wie man selbst, in die Schranken zu weisen." Die Geweihte runzelte die Stirn und setzte hinzu, weil sie Ashaba kannte: "Auch wenn ich nicht glaube, dass er mir etwas tun würde. Aber aus Schaden wird man ja bekanntlich irgendwann im Leben klug. Vielleicht ist meine Vorsicht aber auch das Problem."


    Sie schlug ein Bein über das Andere und ihre Fußspitze begann, ungehalten auf und ab zu wippen.


    "Drei Monate, etwa. In meinen Augen genug Zeit, um sich ein Bild zu machen." Sie leerte ihren Becher und stellte ihn auf dem Schreibtisch ab. "Und vielleicht bin ich auch gerade viel zu knatschig, weil ich mich so ungerne streite, und sollte über die Sache nochmal schlafen."

  • "Wenn seine Waffe als Argument in den Ring geworfen wird, solltest du dich rasch von ihm trennen." stellte sie ohne zu zögern fest, auch wenn sie nicht wirklich davon ausging, dass Alanis das auf diese Weise gemeint hatte. "Seit wann hast du Schwierigkeiten dich durchzusetzen, hm?" Sie lächelte die Freundin sanft an.


    Ihre Welt war klar strukturiert und Hierarchien gehörten dazu. Manche waren zu akzeptieren, andere bildeten sich, wieder andere musste man sich erkämpfen. Umso schwieriger fand sie es, dass dieses Denken offenbar jetzt nicht funktionieren konnte. Alanis war impulsiv, aber gerade diese Energie brachte ihr üblicherweise die Präsenz, dass man ihre Autorität nicht in Frage stellte. Auch eine Art von Erkämpfen.


    "Mir ist grade nicht klar, ob du an deinen Fähigkeiten als Meisterin zweifelst oder an seinen als Schüler." Auch das fraglose Unterordnen war eine Kunst. Sie stellte keine Frage, denn die Antwort war für sie unerheblich. "Aber du wirst schon das Richtige tun. Wobei sich drüber schlafen gut anhört."


    Innerlich verfluchte sie ihre eigene Neigung das Rudel zusammenzuhalten, egal was kam. Ihr verursachte der Gedanke Bauchschmerzen, dass Alanis ihren Schüler verstoßen könnte und schalt sich gleich selbst dafür. Was ging es sie überhaupt an? Und möglicherweise war dieser Thraxas einfach ein Trottel, der es nicht anders verdiente.

  • "Ja, seit wann habe ich Probleme, mich durchzusetzen?" Alanis unterzog die Zimmerdecke erneut einer besonders intensiven Musterung. "Habe ich eigentlich nicht. Das ist der Crux an der Sache. Ich kann mich eigentlich darauf verlassen, dass man mir gehorcht, wenn ich etwas will. Warum also wird das mit Thraxas jetzt irgendwie zu einem Machtspiel - oder warum empfinde ich es so?"


    Sie blickte ratlos wieder zu ihrer Freundin hinüber.


    "Mir ist nicht klar, wo ich die Fehler zu suchen habe - wenn es welche gibt. Ich werde darüber meditieren und jetzt nach Hause gehen und ...keine Ahnung." Ein fragender Blick folgte. "Wann hast Du Morgen Zeit?"

  • "Kuddelmuddel." sagte Ashaba als würde das alles erklären. "Kuddelmuddel lässt die Verhältnisse schwammig werden."


    Sie griff nach der Flasche und verstaute sie wieder in der Kiste hinter ihr.


    "Morgen Nacht habe ich Wache. Ab der zweiten Stunde nach Mitternacht, wenn ich das recht in Erinnerung habe. Kurz nach Mittag die Rekruten."

  • "Dann ein zweiter Versuch - Abendessen morgen? 8 Uhr? Ich glaube heute wird das nun wirklich nichts mehr."


    Alanis erhob sich und legte sich den Mantel wieder um. Der Nachmittag war schneller fortgeschritten, als sie dachte, denn draußen wurde es dunkel - oder war einfach wieder mit Schnee zu rechen?


    "Danke für den Likör und - alles."

  • Ashaba stand auf.


    "Gerne. Wenn es dann doch ungelegen sein sollte, sag einfach Bescheid. Ich verstehe das: Wenn Moclin schlecht gelaunt ist, dann ist das mit Gästen auch immer so eine Sache." Sie nickte überaus ernst, auch wenn der Schalk in ihren Augen blitzte.


    Die begleitete Alanis die wenigen Schritte bis zur Tür und verabschiedete sie.

  • Alanis grinste leicht.


    "Untermieter gleich jeder Art halten einen auf Trab. Bis morgen."


    Einen Augenblick später trat sie aus dem Wachhaus und schaute in die Himmel, der sich dräuend weißgrau zugezogen hatte. Nachdem sie wenig Meter gegangen war, begann es dann tatsächlich auch sachte zu schneien und sie beeilte sich, nach Hause zu kommen. Hierher: http://www.larp-ahr.de/index.php?page=Thread&threadID=9882&pageNo=19

  • Mit einem tiefen Seufzen legte Ashaba ihre Stirn auf den Tisch. Moclin, der zu ihren Füßen lag, sah sie verdutzt an.


    "Wieso?" fragte sie den Hund, der die Frage mit einem leisen Quietschen beantwortete.


    Als sei sie mindestens 500 Jahre alt, richtete sie sich schwerfällig wieder auf und nahm noch einmal das Schreiben in die Hand.


    "...im fünften Mond mit dem Jungen Herrn Eduard von Zirbelstein das Schiff besteigen..."


    las sie dem Tier noch einmal vor. Vervollständigt werden sollte die Delegation von einem Rekruten - man muss die Leute ja frühzeitig anlernen - und zwei Milizionären, die die Zuträgerarbeiten erledigen sollten. Einziger Lichtblick: Sie durfte zwei Gardisten zur Begleitung auswählen.


    "Wenn ich den nicht heil heimbringe, dann reißen die mir den Arsch auf. Bis zu den Ohren."


    Moclin leckte sich die Lefzen, klopfte mit dem Schwanz auf den Boden und ließ sich zur Seite fallen. Ihn schien die Sache offenbar nicht allzu sehr zu beeindrucken. Stattdessen streckte er alle Viere von sich und präsentierte seinen weichen Bauch.


    Ashaba beugte sich hinab und kraulte den Hund liebevoll, der das mit einem Grunzen quittierte.


    "Ich könnte dich mitnehmen. Du wärst ein toller Wachhund und würdest den Jungen Herren verteidigen bis aufs Blut. Oder so."