Mieses Wetter

  • "Guten Morgen!", schallt es ihr fröhlich entgegen, als sie aus dem Zelt kommt. Auch Pferd und Maultier der Bardin staksen langsam an langen Leinen über die Lichtung, nur getränkt sind sie noch nicht.
    Wenn Wandervogel wieder zum Feuer kommt, reicht Agnes ihr schon einen dampfenden Becher Tee, im Topf neben dem Feuer dampft der Frühstücksbrei, der eben fertig geworden ist.

  • "Guten Morgen", erwiedert Wandervogel verschlafen. Sie gibt ihren Tieren Wasser und tätschelt die beiden. Daß Agnes in ihrer Begeisterung auch das Maultier angebunden hat übergeht sie mit einem Lächeln. Sie hatte das Tier am Abend mit Absicht nicht angebunden, das tut sie nie. Der kleine graue Bursche bleibt immer in der Nähe ihres Lagers und schaut sie nun vorwurfsvoll an. Sie gibt beiden Tieren noch je eine handvoll Hafer aus ihrem Gepäck, dann wendet sie sich wieder dem Lager zu.
    "Ihr seid früh munter", sagt sie als sie mit Frühstück begrüßt wird. "Habt ihr gut geschlafen?"

  • Agnes verstummt und lässt den Gast, wie es sich eben gehört, erst in Ruhe essen, bevor sie eine weitere Frage stellt. Während sie sich auf Konrads Schoß setzt, wie um für sie beide zu sprechen, sagt sie dann: "Wir werden nach dem Frühstück zusammenpacken und weiterziehen. In welcher Richtung liegt Euer Weg?


    Ihr Mann legt die Arme um sie und bleibt weiter schweigsam wie bisher, betrachtet Wandervogel dennoch aufmerksam.

  • "Ich werde noch anderthalb Tagesreisen nach Osten gehen", antwortet Wandervogel. Die erwartungsvolle Haltung der beiden ist ihr nicht entgangen.
    "Wie ich sagte, ich bin auf dem Weg meine Tochter und meine Instrumente und andere Habe bei meiner Mutter abzuholen. Warum fragt ihr?"

  • "Nun, also..", beginnt Agnes, doch dann ergreift Konrad das Wort: "Wir möchten Euch anbieten, gemeinsam mit uns zu reisen. In der Gruppe ist es sicherer als allein. Meine Frau könnte Euch mit Eurem Kind zur Hand gehen und für uns alle kochen und im Gegenzug würdet Ihr ihr vielleicht ein bisschen was beibringen." Er räuspert sich. "Ich hätte nichts dagegen, mal ein Jahr zu verbringen, ohne von Schlachtfeld zu Schlachtfeld zu reisen und stattdessen an Märkten und Turnieren teilzunehmen."
    Agnes nickt zu alledem und blickt abwartend zu Wandervogel.
    Sie kennen sie nicht einmal einen Tag, und trotzdem. Wenn sie nur ja sagt.

  • Wandervogel schaut von einem zum anderen und muß wieder schmunzeln.
    "Ich werde bestimmt keine Begleitung auf der Reise ausschlagen die kochen kann und sich auch noch anbietet sich um meine Tochter zu kümmern. Seid ihr euch sicher? Wie wäre es wenn wir es bis zum nächsten Markt ausprobieren und dann entscheiden ob es uns allen zusagt?"

  • Wandervogel nickt - und dann spuckt sie in die Hand und schlägt ein.
    "Gut", sagt sie dann. "Das heißt wir ziehen gemeinsam nach Osten. Ich werde euch nur bitten müssen vor dem Wald eine Weile auf mich zu warten. Das Volk meiner Mutter wäre nicht sonderlich begeistert wenn ich Menschen in ihren Wald brächte..."

  • Und auch hierzu geben die beiden Fahrenden ihre Zustimmung, ehe Konrad sich daran macht, das Zelt auszuräumen und abzubauen und Agnes das Frühstücksgeschirr abwäscht und verstaut. Eine ganze Weile später sind die Ziegen angespannt, der Karren beladen und die Fahrenden marschbereit.

  • Die Idee, statt der beiden Ziegen Muli und Pony der Bardin vor den Händlerkarren zu spannen wird rasch wieder verworfen, da die veränderungen am Geschirr und der Deichsel des Wagens zu aufwändig sind für die kurze Zeit in der die Tiere noch ledig sind. Doch so kommen gerade die beiden Frauen einen großteil der Reisedazu zu reiten und es geht rasch voran.
    Die zweite gemeinsame Nacht verläuft genau so ruhig wie die erste und gegen Mittag des zweiten Tages läßt Wandervogel ihre neugefundenen Gefährten in einer Senke zurück um mit ihren Tieren in den angrenzenden Ausläufern des riesigen Waldgebietes zu verschwinden, die sie nun erreicht haben.


    Die Nacht ohne die Bardin verläuft ebenso ruhig, auch wenn sich hin und wieder das Gefühl beobachtet zu werden einstellen mag.


    Im Laufe des nächsten Vormittags dann taucht der kleine Zug der Halbelfe wieder auf, gut bepackt diesmal und um ein kleines nicht ganz zweijähriges weißblondes Mädchen erweitert das oben auf dem Gepäck des Mulis thront. Neugierig mustert das Kind die Fremden.