An Bord der Nebelfalke II

  • Marie ging die ganze Zeit auf und ab... sie schaute immer wieder hinaus. Das Schiff der Piraten ankerte genau vor ihr. Sie sah, wie Herr Bedevere an Bord ging.


    Flora versuchte, Marie zu beruhigen.


    War Clarisse wirklich an Bord? Und wenn ja, warum? Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was mit ihr vielleicht passiert war... hoffentlich... ja, hoffentlich hatten sie ihr nichts angetan. Aber warum trug sie dann diese Kleidung - wenn sie es denn war?!


    Marie schien der Kopf zu platzen und zu allem Überdruss schmerzte ihre Schulter wieder... sie bemerkte nicht einmal, dass die Wunde wieder blutete, weil sie ja nicht stillhalten konnte.


    Sie hielt es hier unterDeck nicht aus. Sie nahm ihren Mantel und schwang sich ihn über. Flora protestierte und wollte ihn ihr entreißen, doch Marie erwiderte, dass sie sonst ohne sie gehen würde. Flora resignierte und ging mir ihr hoch an Deck.


    Dort stellte sie sich an die Reling und schaute hinüber. Doch sie konnte nichts erkennen. Wo war Herr Bedevere?

  • "Natürlich helfe ich Euch gerne, Lady Clarisse..."
    Er stand auf und deutete auf eine Leer Kiste.
    "Hier, versteckt Euch dort drinnen, ich lasse diese an Bord bringen. Dorft werden wir für Euch einen sicheren Platz finden."
    Schnell stieg Clarisse in die Kiste und Herr Bedevere ließ zwei Mann kommen, welche diese in ein paar Augenblicken an Deck bringen sollten.
    Bedevere wechselte wieder auf die >Nebelfalke< über und ging dann zu Marie Babette, welche dort an Deck wartete.
    "Lady Marie... ich dachte, man hatte Euch empfohlen, unter Deck zu bleiben? Kapitän Fernandez duldet es nicht, wenn man ihr Wort einfach so bricht. Folgt mir bitte, wir begeben uns nun in die Offiziersmesse."
    Er führte die Dame unter Deck in die Offiziersmesse, die mittlerweile wieder aufgeräumt war und schenkte sich und Marie ein Glas Wein ein.
    "Bitte sehr, Lady Marie... um den Schrecken ein bißchen zu mildern."


    Derweil brachten zwei kaozische Soldaten eine unscheinbare Kiste an Bord der >Nebelfalke< und dort in den abgeschlossenen Laderaum des Reichsritters. Sie ließen die unverschlossene Kiste dann stehen und schlossen den Raum hinter sich wieder ab, es war dunkel dort...

  • 'Aber ich bin gar keine Lady!' hatte sie noch widersprechen wollen, doch stattdessen nickt Clarisse nur und klettert rasch mit klopfendem Herzen in ihr neues Versteck. Ein wenig überrascht es sie selbst, dass sie dem Kaotier so blind vertraut, doch irgendwie hat sie das Gefühl, dass es richtig ist und so folgt sie diesem. Mucksmäuschenstill bleibt sie brav in der Kiste, bis sie sicher ist, dass die beiden Männer den Raum verlassen haben und das Drehen des Schlüssels ihren Fortgang bestätigt, dann klettert sie leise aus ihrem Versteck und sucht sich im Dunklen tastend einen Platz, um zu warten.

  • Als Herr Bedevere wieder auf Deck auftauchte und sie hinter brachte, war sie enttäuscht.


    "Ist nichts gefunden worden?" fragte sie ihn, doch er antwortete nicht, sondern führte sie nur weiter in die Messe.


    Marie hatte sich wohl doch getäuscht. Sie ließ ihre Schultern hängen. Diese ganze Aufregung. Nun saßen Flora und sie mit Herrn Bedevere in der Messe und tranken ein Glas roten Wein.


    Flora bemerkte, dass Marie sich wohl doch geirrt haben musste. Vielleicht hängte das mit der Verwundung zusammen. Marie nickte - wahrscheinlich hatte sie Recht:


    "Es wäre zu schön gewesen, sie gefunden zu haben. Ich hatte ihr doch noch soviel zu erzählen. Sie hat mir leid getan... sie war zum falschen Zeitpunkt bei uns aufgetaucht. Wenn mein Vater..." sie brach ab. Es wäre ungehörig, über ihren Vater zu urteilen, denn schließlich war Herr Bedevere anwesend.


    Schnell trank sie noch einen Schluck.


    Ihr wurde merkwürdig... ihr brannte die Schulter und die Wärme schien sich über den gesamten Körper zu verteilen. Ihr wurde schwindelig und dann plötzlich schwarz vor Augen. Sie hob ihre Hand und wollte gerade sagen, dass es ihr irgendwie nicht gut ginge, als sie auch schon in sich zusammensackte, direkt auf Floras Schulter.


    Diese find Marie verwundert auf und umarmte sie, um sie wieder aufzurichten. Dabei bemerkte sie, dass sich Blut durch den Stoff ihres Mantels färbte.

  • Bedevere sprang auf und eilte Flora zur Hilfe.
    "Das war dann doch alles ein wenig viel für sie!" meinte er.
    "Ich denke, Lady Marie, ich werde Euch nun in Eure Kabine bringen und gleich nach dem Arzt schicken."
    Seine Stimme wurde nun etwas vorwurfsvoll.
    "Ihr dürft Euch nicht so maßlos überanstrengen! Irgendwann ist es gut..."
    Dann half er Marie, zu ihrer Kabine zu gelangen, empfahl sich bei den Damen und schickte den Schiffsdoktor zu ihnen.


    Selber schaute er dann kurz in der Kombüse rein, packte ein paar Kleinigkeiten in einen Beutel und ging zu seinem Laderaum. Schnell verschwand er dann dort drinnen und drehte eine mitgebrachte Laterne hoch. Er musterte Clarisse.
    "Euch ist bewußt, dass Ihr eigentlich eine riesen Dummheit macht, oder?"
    Und er reichte ihr den Beutel und einen Wasserschlauch.
    "Die Laterne lasse ich Euch auch hier."

  • Clarisse schenkt dem kaozischen Ritter ein dankbares Lächeln, während sie als erstes einen großen Schluck aus dem Wasserschlauch nimmt. Wie hungrig und durstig sie ist, bemerkt sie erst jetzt, da sie einen Blick in den Beutel wirft und ihre Augen leuchten bei dessen Inhalt. Trotzdem legt sie ihn erst einmal zur Seite und schaut den Ritter mit großen Augen ernst an. "Wenn Ihr glaubt, dass ich eine so große Dummheit begehe, warum seid Ihr dann bereit mir zu helfen?" Für ein winzigen Augenblick flackert ihr Blick furchtsam, dann liegt er wieder fragend auf den Zügen des Kaoziers.

  • "Aber..." auf Clarisses Zügen spiegelt sich Verwunderung über das eben Gehörte, "Aber warum... ich meine, Ihr kennt mich doch gar nicht... Ihr könntet einfach..." erneut bricht sie ab und senkt ihren Blick. Als sie nach einer kleinen Weile wieder aufschaut, wirkt sie trotz ihres wilden & zerzausten Äußeren ziemlich verlassen. "Auf dem Piratenschiff habt Ihr gesagt, dass ich selber verantwortlich für mein Leben wäre, Herr Noyau de Guet-Clermont! Ich kann arbeiten, daheim bin ich Lehrmädchen in einer Apotheke gewesen... und ich scheue mich nicht davor mich als Magd oder Kräuterfrau zu verdingen!" Sie schüttelt mit einem kleinen bitteren Lächeln den Kopf, "Ich bin nicht wie Marie, die so wunderschöne Kleider trägt, bezaubernd tanzen & musizieren kann und deren Stiche beim Sticken so fein & zart sind, dass man denken könnte, sie wären mit dem Pinsel auf den Stoff gemalt." Bei der Erwähnung ihrer Cousine klingt Clarisse Stimme weich und voller Wärme. "Sie ist wirklich eine Dame, elegant und edel!" Dann huscht ein kleines fast trotziges Grinsen über ihre Züge und sie fügt noch an, "Herr Ritter, ich bin nicht fortgelaufen, um in der großen weiten Welt Abenteuer zu erleben. Ich will nur einen kleinen Platz irgendwo, wo ich leben kann!"

  • Marie nahm alles nur wie im Nebel wahr...


    Als der Arzt kam und sie versorgte, murmelte sie etwas, doch man verstand sie nicht. Dann schlief sie auf dem Bauch liegend ein.


    Flora deckte sie zu und sprach leise mit dem Arzt. Dann verließen dieser die Kabine und auch Flora legte sich hin.

  • "Genau das ist der Grund, warum ich Euch nicht sofort nach Rendor zurückschaffen lasse. Auch wenn es sicherlich pflichttreu wäre, dies zu tun. Aber es steht meinem Stande auch gut zu Gesicht, Recht von Unrecht zu scheiden. Und ich denke, es wäre Euch gegenüber Unrecht, Euch zu Eurem Onkel zu schaffen. Dies sollt Ihr selber entscheiden. Wenn Ihr es wünscht, kann ich Euch in Kaotien Möglichkeiten eröffnen, damit Ihr Euren kleinen Platz im Leben erhalten könnt. Ob Ihr dies nutzt, bleibt Eure Sache," antwortete der Kaozier.

  • Clarisse ist sichtlich erleichtert, "Und dafür bin ich Euch sehr, sehr dankbar!" Sie lächelt ihn strahlend an. Dann fragt sie weiter, "Was wären das denn für Möglichkeiten?" gespannt wartet sie auf seine Antwort.

  • "Das sehen wir noch. Bis eben wußte ich nicht einmal, dass Ihr zur Lehre in einer Apotheke ward. Erzählt mir, was Ihr könnt und was Ihr zu tun gedenkt, dann kann ich schauen, was sich einrichten lässt."

  • Einen Moment überlegt sie und beginnt dann zu erzählen, "Ursprünglich komme ich aus Hohenfels in Cornia, mein Vater war dort Stadtmedicus und meine Mutter Apothekerin... als ich alt genug dafür war, wurde ich bei ihr Lehrmädchen und hätte eigentlich in diesem Frühjahr meine Prüfung vor der Zunft ablegen sollen..." sie bricht ab und senkt den Blick als die Erinnerungen, die sie so lange erfolgreich unterdrückt hatte, wieder emporsteigen. Rasch jedoch reisst sie sich zusammen und fährt fort, "Ich denke, ich habe einiges von meiner Mutter gelernt, zumindest hat sie behauptet, ich müsse mir wegen der Prüfung keine Sorgen machen... " Clarisse zuckt mit den Schultern, "Nebenbei habe ich bei meinem Vater auch das ein oder andere über die Medizin gelernt, aber lange nicht so viel... wenig über die Grundlagen hinaus." Sie macht eine kleine Pause und muss dann lächeln, "Ansonsten kann ich alles, was zum Haushaltswesen gehört, kochen, backen, waschen, putzen, wirtschaften... was man eben so als Mädchen von der Mutter lernt!" Ihr Blick ruht aufmerksam auf seinen Zügen, "Hilft Euch das weiter?"

  • "Herr Noyau de Guet-Clermont, ich bin nur ein einfaches Mädchen und nicht von Adel, daher ist es auch nicht nötig mich Lady zu nennen... warum ruft Ihr mich nicht einfach 'Clara', wie meine Freunde es in Hohenfels zu tun pflegten?" Sie schaut ihn ernst an und traut sich tatsächlich noch hinzuzufügen, "Ich glaube, ich wäre gern Euer Freund!" Rasch senkt sie den Blick, fast als fürchtet sie, sich dem Ritter gegenüber zuviel herausgenommen zu haben. Seiner eigentlichen Frage jedoch, weicht sie aus.

  • "Soso, wäret Ihr gerne, Clara? Ich denke nicht, dass mein Verhalten bisher darauf schließen lässt, dass ich Euch feindselig gesonnen bin," meinte der Ritter amüsiert.
    "Indes habt Ihr noch nicht meine Frage beantwortet."

  • "Nein, das seid Ihr nicht!" Clarisse schüttelt den Kopf, "Ganz im Gegenteil! Ihr seid sogar überaus freundlich zu mir!" Ihr ist anzusehen, dass sie sich sichtlich darüber freut, dass der Ritter ihr Freundschaftsangebot angenommen hat. Auf seine wiederholte Frage hin, huscht jedoch ein Schatten über ihre Züge und ihr Lächeln wirkt mit einem Mal recht kläglich. Sie zuckt mit den Schultern und erwidert dann zaghaft, "Besser wäre, wohl nicht oder?" Ihr Blick ist halb fragend, halb unentschieden, "Ich möchte nicht, dass sie Ärger mit ihrem Vater bekommt... das wäre nicht fair! Sie kann ja schließlich nichts dafür, dass ich es in Rendor nicht mehr ausgehalten habe." Sie überlegt einen Moment und gesteht dann ein wenig ratlos, "Ich weiß es nicht... was meint Ihr?" hilfesuchend schaut sie den Kaotier an.

  • "Ärger mit Ihrem Vater? Den wird sie so oder so bekommen, unabhängig davon, ob Ihr in ihrer Nähe seid oder nicht. Im Gegenteil, vielleicht würde das sogar seinen Unmut ein wenig lindern, wenn er denn wüsste, dass Ihr Euch in ihrer Nähe aufhalten würdet. Daher lautet mein Rat, dass Ihr Euch da weniger Gedanken um Euren Onkel machen solltet. Überlegt Euch selber, was Euch denn lieber wäre!"

  • Einen Moment denkt Clarisse über die Worte des Ritters nach, dann fragt sie schließlich, "Aber wenn Marie doch als Hofdame der Fürstin von Kaotien an deren Hof geht..." sie schweigt kurz und lächelt dann entschuldigend, "Vielleicht in der Nähe, aber nicht so ganz nah? Ginge das?" Mit einem kleinen Lächeln erklärt sie, "Ich bin mir nicht sicher, ob Marie mit der Art, wie ich leben möchte, so ganz einverstanden ist... ihr Vater ist reich, sie hatte stets alles, was sie sich nur wünschen konnte... und nun wird sie bei Hofe leben... ich weiß nicht, ob es ihr dann recht ist, wenn ich meinen Weg gehe." Ein leichtes Stirnrunzeln begleitet ihre nächsten Worte, "Bitte versteht mich nicht falsch! Ich mag meine Cousine wirklich sehr gerne und ich würde mich freuen, wenn ich sie, oder sie mich, hin und wieder besuchen würde... aber mein Gefühl rät mir, mir einen Platz zu suchen, wo ich ihr nicht ständig unter den Augen bin." Sie lächelt den Ritter vertrauensvoll an, "Habt Ihr nicht auf Eurer Burg noch Bedarf an einer tüchtigen Arbeitskraft?"

  • "Oh, ich habe keine Burg. Zumindest noch nicht. Mein Vater hat im Südosten Kaotiens ein Lehen. Aber dies wird er noch lange führen. Auch ist es ein Stückchen von Alesia weg. Aber wenn Ihr wollt, ich bin sicher man würde dort für Euch Verwendung haben. Oder wir schauen nach einer Möglichkeit, dass ihr in der Hauptstadt etwas Sinnvolles finden werdet, wenn Ihr dies denn möchtet."