Ein Dorf östlich des Kristallsees

  • Es dauerte einige Minuten da hörte sie leises rascheln. Dann einen Augenblick später sah Haku ihren Bruder.


    "Ich wußte das du kommen würdest." Er strahlte über das ganze Gesicht mit schwung nahm er neben Haku platz.


    "Und nun erzähl weiter, aber diesmal die spannenden Sachen." Er zwinkerte Haku zu.

  • Schon vor Morgengrauen war Amadahy wieder in die Nähe des Hauses gegangen, sie hatte den Vater und Hakus zwei Brüder zur Schmiede gehen sehen. Als Haku dann mal aus dem Haus kam und ins Dorf ging war es Amadahy zwar nicht möglich sie im Auge zu behalten, so machte sie sich auf das Dorf einmal zum umrunden. An dem leisen Fluss angekommen, sah sie Haku gezielt in ein Waldstück gehen. Sie folgte ihr zur der Eiche, gerade als sie sich bemerkbar machen wollte hörte sie Schritte auf sich zu kommen. So ging sie wieder in Deckung. Sie erkannte Hakus Bruder und entfernte sich wieder ein Stück. So konnte sie die beiden im Augen behalten ohne das sie etwas von dem Gespräch mit bekam.

  • "Die spannenden Sachen? Was denkst du habe ich getan während ich weg war? Drachen getötet?" Sie lacht kurz auf.


    Nein, aber du hast Recht. Ein paar Dinge habe ich Mutter nicht erzählt, damit sie sich keine Sorgen macht. Sonst würde sie mich wohl kaum wieder von hier fortgehen lassen."" sie zwinkerte ihn kurz an.
    "Hier scheint man noch nichts davon erfahren zu haben, aber es gibt ein Volk Montralurs, dass noch grausamer ist als die Nimbra. Sie nennen sich die Gouldin und sind sehr mächtige, dunkle Wesen die neuerdings ihr Unwesen treiben. Anscheinend sind sie ein altes Volk, das bisher tief unter der Erde gelebt hat, doch nun scheinen sie einen Platz an der Oberfläche zu bevorzugen. Sie verfolgen all jene, die sich nicht ihrer Macht unterwerfen wollen. Ich bin ihnen jetzt schon mehr als einmal begegnet und Brada sei Dank war ich nie allein. Ich habe gesehen wie schwer gerüstete Krieger und begabte Magier alles versucht haben, um sie in die Schranken zu weisen, aber bisher hat man kein Mittel gegen dieses Unheil gefunden."
    Hakus Stimme war ernst.


    "Du würdest dich wundern wie viele Magier man in den großen Städten antrifft. Es gibt allerlei Personen, die sich mit Magie oder Geistern auskennen. Turak, von dem ich bereits erzählte, er ist ein Schamane. Er kann mit Geistern in Kontakt treten."

  • Tiberius sah Haku mit großen Augen an, als sie von den Gouldin erzählte. Die Augen wurden noch größer als sie von den Magiern sprach.


    "Magier, ich wäre auch gern ein Magier." Seine Stimme ist von Sehnsucht durchtränkt.


    "Erzähl mir bitte mehr von den Magier und Turak." Die Gouldin interessierten ihn garnicht, das was Haku erzählte war zwar schlimm, aber keine Bedrohung. Es war ja nicht hier sonder weit weg geschehen.

  • Haku überlegte. All zu viel wusste sie über Magie nicht. Seit dem missglückten Ritual war sie zunächst aller Magie aus dem Wege gegangen.


    "Magie kann sich ganz verschieden zeigen. Ich habe Magier in Kämpfen gesehen, die über ihrer Handfläche eine Flamme entstehen lassen können, die sich zu einer Art Kugel formt. Mit dieser Kugel aus Feuer verteidigen sie sich. Während sie das sagt streckte sie ihre Hand aus und zeigte auf ihre Handfläche um das Gesagte zu unterstreichen. So recht wusste sie nämlich nicht wie sie das, was sie gesehen hatte in Worte fassen konnte. "Andere schicken dir einen Schwall reiner Luft entgegen, die dich so hart treffen kann wie ein Faustschlag. Das haut die meisten von den Füßen."
    Sie legte den Kopf schief und dachte einen Augenblick nach. "Aber die wirklich wichtigen sind solche Magier, die mit ihrer Magie Wunden verschließen können. Sie sind magische Heiler. Du glaubst gar nicht wie wichtig die sein können."


    "und die Schamanen... nun... ich glaube sie habe weniger mit Magie zu tun. Die kennen aber Wege wie du mit Geistern in Kontakt treten kannst. Es gibt wohl verschiedene Geister. Die von Verstorbenen, die noch nicht ihren Weg fort von uns gefunden haben und es gibt solche Geister, die wie Tiere in der Natur leben. Sie gehören wohl irgendwie zu dieser Welt." Das war eigentlich alles was sie über Geister wusste und bei all dem war sie sich auch nicht wirklich sicher. Sie hatte Turak zwar schon mehrmals dabei zugesehen, wie er mit den Geistern sprach, aber über die Geister selbst konnte sie kaum etwas sagen.

  • "Mensch, was ich dich beneide." Er schaut in die ferne.


    "Irgendwann gehe ich auch auf Wanderschaft und dann werde ich mich einem Magier anschließen." Es klingt als hätte er sich darum schon oft gedanken gemacht.


    Einen Moment schweigt er, träumt versonnen vor sich her. Er seufz tief.


    "Naja, irgendwann." Dann lächelt er wie immer.


    "Reist du eigentlich oft allein? Ich meine bist du den ganzen weg wieder nachhause allein gereist, machst du sowas öfter?" Sein Blick huscht von Haku wieder in die Ferne.


    "Nicht das ich dir das nicht zutraue, aber es gibt ja genug gefahren da draussen, hast du da keine Angst?"

  • "Doch. Manchmal habe ich Angst. Aber ich musste lernen, dass es sicherer und auch um einiges schöner ist mit anderen zu reisen. Amadahy hat mich hierher belgeiten. Ob du nun glauben willst, dass sie eine Suvari ist oder nicht." Haku starrte vor sich hin und lächelte.


    "Ich kenne dich Tiberius. Du wars nie wie Anmor. Du willst fort und die Welt sehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich früher von zu Hause fortgehe als du. Du bist zu wissbegierid als das du dich mit einem Leben als Schmied zufriedengeben würdest."
    "Doch wenn du hier bleibst wirst du sicher keinen Magier finden, der dir sagen kann, ob du begabt bist Magie zu wirken." sie sprang auf und stellte sich auf den Ast des Baumes. "Du könntest mich begleiten. Nur so hast du die die Chance die richtigen Leute kennenzulernen. Es ist bestimmt nicht leicht als Reisender zu leben und viele Dinge Montralurs sind vielleicht merkwürdig oder gefährlich, aber ich denke nicht, dass du es bereuen würdest." sie hockte sich wieder auf den Ast nieder. "Es hört sich vielleicht gandios an was ich euch erzählte, aber viele meiner Erlebnisse waren nicht halb so spektakulär, wie sie sich anhören. Und auf einige Erfahrungen hätte ich sicher verzichten können... Denn auch Kummer und Schmerz brachte mir das Reisen und Erleben."

  • "Sie hat dich einfach hier abgesetzt und ist weiter gereist. Schöne Freunde hast du, wußte sie den nicht das du nur zu Besuch kommst?" Dieser Gedanke ärgerte ihn und das sah man ihm auch an, Märchenwesen hin oder her, schließlich war er der größere Bruder und mußt doch auf seine kleine Schwester acht geben.


    Nach einigen Momenten als er Haku weiter zuhört wird sein ärger zu Sorge.


    "Erzähl mir davon, von deinem Kummer und Schmerz." Das Angebot mit zureisen hatte er nicht vergessen, aber seine kleine Schwester sprach von Kummer und Schmerz, welcher großer Bruder wäre er wenn er nicht seine Hilfe anbieten würde.

  • "Nein. Amadahy wartet. Sie hat sicher ganz in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen. Wir haben uns nämlich darauf geeinigt, dass ich euch allein besuche. Weil ich nicht wusste wie ihr auf sie reagieren würdet. Vielleicht hätte ich sie doch bitten sollen mich zu begleiten."


    Sie sah Tiberius mit einem milden Lächeln an. "Ach Tiberius... Mir geht es gut. Ich habe den Kummer und den Schmerz überwunden. Das sollst du zuerst einmal wissen." Sie sah ihn bestimmt an und lächelte. "Wenn du mir versprichst es niemandem zu erzählen, dann werde ich dir davon erzählen. Es gab da nämlich zwei Dinge, die mir auf der Reise bisher viel zum Nachdenken gaben."

  • "Also bitte, so wenig vertrauen hast du zu deinem großen Bruder. "Bei seinen letzten Worten schlägt er sich auf die Brust.


    "Ich werde es mit ins Grab nehmen. Versprochen!" Dabei hob er seine linke Hand, und legte die rechte auf die Brust in Herz nähe hin.

  • "Ich habe doch von meiner Reise nach Cornia erzählt. Eine Dame namens Dunja hatte mich, Amadahy und Turak dorthin eingeladen. Der Geburtstag der Dame Dunja lag anscheinend damals auf einem Tag, wo die Welt der Verstobenden, also der Geister, und die Welt dort näher zu einander rücken. Ich weiß nicht genau warum, aber anscheinend sind wir in dieser Nacht auf die andere Seite geraten. In die Welt der Geister. Wie suchten verzweifelt einen Ausweg aus dieser Welt, doch wir schienen gefangen. In diesem Moment hatte ich Angst euch nie mehr wieder zu sehen." Haku machte eine Pause. Sie hatte diese Geschichte schon einige Male erzählt, doch egal wie oft sie es noch tun würde, solch eine Geschichte ging ihr immer wieder nah. "Ich war fest entschlossen einen Weg zu finden. Egal, ob es nun Tage oder Wochen gedauert hätte. Doch die Entscheidung wurde mir entrissen. Amadahy verzweifelte an ihrer Angst auf ewig gefangen zu sein und brachte sich um." Ohne eine Pause erzählte Haku weiter, damit Tiberius sie nicht unterbrechen konnte. "Doch anscheinden brachte sie das aus der Welt der Geister heraus und in die Richtige Welt zurück! Und dennoch wollte ich das Wagnis nicht eingehen und Hand an mich legen. Ich hatte Angst. Mehr Angst zu sterben, als noch ein paar Tage, Wochen oder gar Monate zu haben, in denen ich viele andere Möglichkeiten hätte finden können dem Albtraum zu entkommen. Doch mir wurde die Entscheidung abgenommen. Turak erstach mich, obwohl er wusste, dass ich mich dagegen entschieden hatte und als der Schmerz, die Dunkelheit und diese eisige Kälte mich umfing schlug ich schon wieder die Augen auf und war dort wo ich sein sollte. In der Richtigen Welt."


    "Für diese Tat und seinen Beweggrund habe ich ihn lange gehasst und vergessen werde ich das nie, doch ich habe ihm verziehen. Er hat mich um Verzeihung gebeten."


    "Das andere Ereignis, dass ich erlebte liegt noch länger zurück. Erst wenige Wochen nachdem ich von zu Hause fort war kam ich mit zwei der Pakk und Amadahy zu einem Rastplatz. Am Abend bekam die junge Pakk Amaya hohes Fieber und schien einen inneren Kampf zu führen. Turak rief darauf die Geister und bat um Hilfe für die junge Pakk. Dabei bat er mich in den Kreis des Rituales, um Amaya beizustehen. Wieder weiß ich nicht genau warum, aber anscheinend ist eine Art Brücke zwischen unserer Welt und der Geisterwelt aufgekommen zu sein, die dazu führte, dass ein Tiergeist in unsere Welt kam, der... der... nun wie soll ich es sagen... er sprang auf mich zu und... und irgendwie ist er wohl mit meinem Innersten verschmolzen. Er ist nun ein Teil von mir." Ängstlich sah Haku zu Tiberius. Seitdem bin zwar noch ich, aber nicht als Mensch... sondern als Pakk."

  • Tiberius hörte Haku zu, eine lange Zeit schwieg er.


    "Eine Pakk...." Kommt es ihm leise von den Lippen, von dem anderen Ereigniss kam ihm nicht über die Lippen aber er wußte das er diese Nacht sicherlich von Alpträumen heimgesucht würde.


    "Das heißt du kannst deine Gestalt ändern." seine Frage klingt vorsichtig und er sieht sich nach allen Richtungen um.


    "Bitte zeige es mir, ich kann es sonst nicht wirklich glauben."

  • Haku wusste nicht, ob sie jetzt schon froh sein sollte, dass Tiberius noch nicht fortgelaufen war oder angefangen hatte sie für verrückt zu halten. Das konnte nämlich genau jetzt noch geschehen. Sie nickte. "Gut. Wie du willst." Sie schob beide Ärmel hoch und begann auf ihren Armen und im Gesicht das feine, blonde Fell wachsen zu lassen. Zuerst dachte sie es wäre besser nur ein wenig Fell wachsen zu lassen, doch das kam ihr nicht richtig vor. Er sollte sehen was sie war. Und das in vollem Maße. So ließ sie auch zu, dass sich ihr Mund zu einer Schnauze formte und die Katzenohren zwischen ihren Haaren emporsprossen. Er konnte es nicht sehen, aber selbst ihre Eckzähne wuchsen und wurden zu kleinen Fangzähnen.

  • Tiberius erschrak und sprang vom Baum.


    "Bei Bradar, was hat man dir angetan. " Mit großen Augen sah er Haku an, es dauerte eine weile bis er sich gefangen hatte und wieder auf sie zu kam. Ganz vorsichtig hob er seine Hand um ihr Fell zu berühren......


    Ein knacken eines Astes ließ ihn zusammen schrecken und dann sahen beide Anmor der vor ihnen davon lief.

  • Amadahy hatte es sich wie Haku und ihr Bruder auf einem Ast bequem gemacht und sah den beiden zu. Auch sah sie Anmor auf die beiden zugehen sie beobachtet ihn eine weile bis sie wieder zu Haku sah die gerade ihre Katzengestalt angenohmen hatte.


    Als sie Anmor bleich im Gesicht wieder fortlaufen sah, kam ihr ein leiser Fluch über die Lippen und sie eilte zu Haku hin, Bruder oder nicht das war genau das was sie befürchtet hatte.

  • Haku lächelte Tiberius milde an, als er wieder auf sie zukam. Als sie das Knacken hörte sah sie auf. Erschrocken starrte sie Anmor hinterher. "Anmor warte!"
    Sie stieg vom Ast herunter und ließ das Fell und alle anderen Anzeichen ihrer Tiergestalt verschwinden. Erschrocken blickte sie zu Tiberius. "Oh nein. Bitte lass es ihn nicht Vater erzählen."

  • "Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, das du sie weiterhin im glauben läßt das du ein Mensch bist." Fährt sie Haku an als beide Anmor hinterher sehen.


    Ihren Bruder beachtet sie nicht.


    Ein leises knurren kommt über ihre Lippen.


    "Sicher wird er zu deinen Eltern laufen, du kannst froh sein wenn er es nicht im ganzen Dorf erzählt." Immernoch funkeln ihre Augen, doch ist auch eine große Sorge in ihrem Blick zusehen.

  • Überrascht fuhr Haku herum. Sie war unvorsichtig gewesen, denn sie hatte anscheinend sowohl Anmor als auch Amadahy nicht bemerkt.


    "Bei Tiberius ist das anders. Ich vertraue ihm." Fuhr sie Amadahy an. "und nun? Wenn Anmor nur halb so viel Verständnis hätte wie Tiberius, dann wäre er nicht weggelaufen, sondern hätte wenigstens eine Erklärung abgewartet."


    Sie wandte sich an Tiberius. "Tib' das ist Amadahy."
    "Vielleicht sollten wir nach Hause gehen und schauen, was wir tun können..." Man konnte Haku ihren Widerwillen ansehen. Sie ahnte nichts Gutes. "So ein Mist..."

  • "Ich würde ja gerne lachen, Verständniss ist eine Gabe die sehr wenige Menschen haben." Sie atmet tief ein um ihre Wut unter kontrolle zu bekommen.


    "Haku, wie oft haben wir es schon erlebt, das Menschen erst töten und dann fragen stellen." Sie schüttelt bedauernd den Kopf.


    Als sie Hakus Bruder vorgestellt wird senkt sie kurz den Kopf als Begrüßen.


    "Ja schau was zu machen ist. Aber bitte sei vorsichtig......" Eindringlich sieht sie Haku an.


    "Ich bin in deiner nähe wenn irgendetwas ist schrei ich werde dann kommen." Sie legt kurz die Hand auf die Schulter schaut sie intensiv an und geht dann wieder in den Wald. Nach wenigen Augenblicken ist sie verschwunden.

  • Ein bedrückendes Gefühl überkam Haku bei Amadahys Worten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie nickte, sagte aber nichts.


    Zusammen mit Tiberius ging sie aus dem Waldstück hinaus, über die Brücke, ins Dorf. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum Haus.