Der Flußhafen

  • Die kleine Siedlung um den Warenumschlagplatz einige Meilen vom Meer aus den Caranduin hoch ist mittlerweile gewachsen. Hier stehen nicht nur der Kran am Anlegeplatz und einige Lagerschuppen, die Mühlen am Fluß und Gisberts Stall - die Außenstelle am Flußhafen- sondern auch eine anwachsende Sammlung von Häusern der Bewohner. Auch ein Stellmacher hat sich angesiedelt, Gisberts Fuhrunternehmen läuft offensichtlich gut.


    Zu genau diesem Fuhrunternehmen sind heute zwei Frauen unterwegs, Kassandra und ihre Cousine haben wenig Lust ihre Truhe zu Fuß in die Siedlung auf dem Hochplateu zu bringen.
    Ihr Ziel ist ein schon halb beladener Ochsenkarren, um den fünf Männer herumstehen und - nicht laden, nein, erregt diskutieren.


    "Am hellichten Tag, ich sags dir!"
    "Kann doch gar nicht sein. Der war besoffen und ist runtergefallen."
    "Du glaubst doch nicht daß der Ochse einfach so verschwindet. Meinste den haben die Elfen gefressen?"
    "Mit Wagen? Sei nicht albern!"
    "Ich fahr da nicht allein hoch! Fahr doch selber und laß dich verkloppen."


    "Tach, Gisbert", grüßt Kassandra den Fuhrunternehmer.
    "Jupp, Heinrich, Erno... Gustav"
    Beim letzten Namen braucht sie etwas länger, sie ist dem Mann nur einmal begegnet.
    "Lady Kassandra", erwiedert der Besitzer des Fuhrparks und versucht sich in einer Verbeugung. Die anderen beobachten diesen Versuch höhere Manieren zu zeigen mit typisch republikanischem Abstand und nicken der Frau ihres ehemaligen Katschmarek nur zur Erwiederung zu. "Tach"
    "Ich unterbrech euch ungern, aber ich bräuchte ne Fahrt in die Stadt", sagt Kassandra munter. "Wann fahrt ihr?"
    Die Männer schauen sich an.
    "Nä, also..."
    "Weißte..."
    Das die Männer sich winden und herumdrucksen trägt ihnen einen verwirrten Blick von Kassandra ein.
    "Verdammt noch mal, dann fahr ich den verdammten Karren", platzt Gisbert.
    "Erno, du holst deinen nichtsnutzigen Cousin. Sucht euch 'n Knüppel und bewegt eure feigen Hintern auf den Karren. Gustav, du nimmst deinen Bogen mit. Jupp und Heinrich, ihr haltet hier die Stellung. Meine Fre**e, was seid ihr für Mädchen!"
    Die Männer murren, doch sie gehen alle die gegebenen Aufträge erfüllen.
    Als sie fort sind fragt Kassandra den Fuhrunternehmer nach dem Grund für dieses seltsame Gebaren.
    "Torlaf ist überfallen worden, heut morgen. Ochse und Karren sind weg. Und er hat ne ordentliche Beule am Kopf..."
    Die Schankmaid läßt sich die Geschichte ausführlich erzählen und die übrigen Gesellen schmücken sie bei ihrer Rückkerh noch weiter aus, bis Gisbert sie anfährt, die Frauen nicht zu verängstigen und lieber den Wagen fertig zu beladen.

  • Als der Karren voll ist und auch die Truhe der beiden Frauen darauf Platz gefunden hat stehen die Männer etwas linkisch herum, bis sich einer traut zu fragen:
    "Lady Kassandra, ihr könnt doch zaubern... Habt ihr nicht irgendwas für uns...?"
    So verlegen klingt er, daß Kassandra sehr an sich halten muß nicht zu lachen.
    "Natürlich", sagt sie statt dessen. "Komm her und gib mir deine Hand"
    Nach einer weiteren Verzögerung - denn jetzt wollen alle Beteiligten einen Schutzzauber - begibt sich der Karren mitsamt seiner Eskorte nun endlich auf die Nordstraße in RIchtung Amonlonde Stadt.


    An Bauls Anwesen läßt Kassandra halten und schickt Gustav den Ratsherren oder falls er nicht da ist seine Frau über die Vorfälle auf der Nordstraße informieren. Als Gustav zurückkehrt setzt sich der kleine Zug wieder in Bewegung.